Mein Hund hat leider gelernt, auf "da muss der durch" mit 42 blitzweißen, messerscharfen Argumenten zu antworten. Und das ohne vorher großartig anzukündigen, was er gerade vor hat. Da kann es meiner Meinung nach auch nicht genug Gewese um gewisse Dinge sein
Ich gebs zu, ich bin Vollblut-Wattebauschwerferin und Keksausteilerin und mach deshalb auch gerne lange Umwege. Ja, jeder Hund, egal ob "Problemhund" oder "Happy-Bubble-Hund" muss zwar durch gewisse Dinge durch, aber was spricht dagegen, ihm das so angenehm wie möglich zu machen?
Von Kooperationssignalen hab ich schon vorher viel gehört und gelesen, aber erstmal auch nicht so recht gewusst, wie mächtig die eigentlich sind. Unser erstes ist aus einer gewissen Not heraus entstanden. Wie schon geschrieben, müssen wir unserem Hund den Po nach jedem Spaziergang putzen - durch die ganzen schlechten Erfahrungen ist sein Hinterteil nicht gerade eine Stelle, die er jedem freudestrahlend ins Gesicht drücken möchte, ganz im Gegenteil
Zu zweit wars schnell einfacher, einer clickt und schiebt vorne Kekse rein, der andere kümmert sich um die Waschaktion. Aber wenn man dann mal alleine ist, ists gleich nicht mehr so einfach. Mit der einen Hand vorne bekeksen, mit der anderen säubern, dabei ein Auge auf den Erfolg der Säuberung gerichtet, das andere versucht den Hund im Blick zu halten, um im Fall des Falles schnell auszuweichen (ja, natürlich haben wir es auch mit Maulkorb gemacht, aber blaue Flecken gibt das ja auch).
Irgendwann war mir das zu umständlich und mir sind die Kooperationssignale einer Freundin eingefallen. Also aus der Not heraus einen alten Strohhut platt gedrückt und als Target hingelegt (so schnell kommt der soziale Abstieg vom Festival-Hut zum Popo-putz-Hut )
Wenn die Pfote auf dem Hut gelandet ist, vorne Keks rein, andere Hand an den Hintern. Pfote runter, vorne Keks rein, andere Hand weg vom Hintern. Es hat vielleicht drei solche Durchgänge gebraucht und dem Herrn Hund war klar, dass er die Situation im Griff hatte.
Er kann so viel mehr aushalten (es ziept manchmal schon sehr, wenn eingetrocknete Dinge aus dem Fell entfernt werden müssen), ist viiiiel entspannter und hat komplett aufgehört, nach hinten zu schnappen. So weit sind wir mit der normalen Clickerei nach Monaten nicht gewesen, wie mit dem Kooperationssignal nach drei Tagen.
Aber ich ganz persönlich finde jetzt, die eine oder andere unangenehme Sache, geht kurz und knackig schneller vorbei als mit zig Unterbrechungen, wo sie noch unnötig aufgebauscht wird.
Es ist für das Tier aber etwas komplett anderes. Ohne Koop-Signal weiß das Tier natürlich, dass es nachher gelobt wird und es schon vorbei geht, aber es ist der Situation absolut ausgeliefert. Mit Koop-Signal weiß das Tier, dass es die Kontrolle hat und abgebrochen wird, wenn es eine Pause braucht. Klar, der Weg dorthin kann manchmal etwas länger und umständlicher sein. Aber was ich so von all meinen Bekannten gehört habe, die mit diesen Signalen arbeiten: die Tiere haben das Prinzip alle viel, viel schneller verstanden als gedacht.
Und das zweite, das mir alle bestätigt haben und was ich vorhin auch schon erwähnt habe: die Tiere können so viel mehr "aushalten". Nicht umsonst wird bei Zootieren sehr viel mit dieser Art von Signal gearbeitet.