Beiträge von Pfeffernaserl

    Ich habe ja versprochen, dass ich ein Video vom Aufbau des Kooperationssignals fürs Geschirr zeigen werde. Das Video ist ganz frisch von gerade eben und zeigt die erste Trainingssession. Ich werde die weiteren Schritte auf jeden Fall auch weiter filmen und würde - wenn Interesse da ist - "Meilensteine" auch wieder hier verlinken.

    Das Video ist ganz und gar nicht perfekt (also, jetzt nicht nur bezogen auf den furchtbaren Kamerawinkel |)), aber ich werfe mich trotzdem den Löwen hier zum Fraß vor.


    Kurze Eigenkritik:

    Ich bin Anfangs sehr konfus und nicht klar genug für den Hund (mal gibts einen Click fürs Verlassen des Targets, mal nicht). :rotekarte: Als ich mir das Video angeschaut habe, hab ich auch gesehen, wie sehr ihn das eigentlich stresst (schütteln, ausschachten) - beim Training selbst habe ich das gar nicht so mitbekommen. Memo an mich: viel, viel öfter filmen und endlich anfangen, vorher zu überlegen und einen Trainingsplan zu verfassen mit klaren Kriterien.


    Als ich mich dann mit mir selbst darauf geeinigt habe, dass es fürs Verlassen des Targets nur Keks ohne Click gibt, fluppts besser, er kann wieder mehr entspannen und schachtet auch wieder ein (so etwa ab Minute 1:28 höre ich auf, ihn zu verwirren)


    Zwischendurch bekommt er einmal das Geschirr so vor die Nase gehalten, ich war mir nicht sicher, ob er weiß, worum es mir geht. Aber jetzt so beim nochmal Anschauen, wäre das wohl nicht nötig gewesen. Er zeigt ja das gleiche Verhalten (erstmal schnell runter vom Target) auch, als ich mit der zweiten Hand zum Geschirr gehe, nach ein paar dieser Durchgänge kann er aber stehen bleiben.


    Und ein bisschen loben muss ich mich dafür, dass ich am besten Punkt auch wirklich aufhören konnte (und nicht so wie sonst unser beider Nerven überstrapaziert habe mit "einmal gehts noch!").


    Carlo und das Kooperationssignal - erste Trainingseinheit

    Montagsmodell hat das ja schon super erklärt, ich wollte nur noch ein paar Kleinigkeiten ergänzen:

    Das Signal (also dein Kommando "Umdrehen") wird erst hinzugefügt, wenn das Verhalten ausgeformt ist. Also du übst das Verhalten Umdrehen ganz kleinschrittig und ohne ablenkende Reize so lange, bis es so aussieht, wie du es haben möchtest und erst dann verknüpfst du es mit dem Signal. Wenn du von Anfang an das Signal gibst, ist es für den Hund nicht so einfach zu verstehen, welches Verhalten damit gemeint ist. Ist es der Blick zu dir? Oder ein halbes Umdrehen? Die prompte Reaktion oder die verzögerte? Gilt es immer und überall oder nur, wenn du dazu eine bestimmte Bewegung machst und nur in der Küche?


    Ich baue meine Verhalten so auf, dass sie um die 100-1000x (je nachdem, wie schwer das Verhalten ist), ohne Ablenkung abgerufen werden. Dann kommen langsam kleinere Ablenkungen dazu. Wenn das Verhalten zusammenbricht, also nicht mehr die Reaktion kommt, die ich eigentlich haben will, war ich zu schnell und habs meinem Hund nicht genau genug erklärt. Dann gehe ich einfach wieder bis dorthin zurück, wo das Verhalten noch funktioniert und baue es wieder auf.


    Wenn ich das Verhalten einmal in Anwesenheit des schlimmsten Reizes (bei euch also wohl Hunde) genutzt habe, lade ich es wieder einige zig Male unter einfacheren Bedingungen auf. Damit wir die Gefahr, dass das Signal vergiftet wird, verringert.


    An deiner Stelle würde ich mir überlegen, dein Markerwort fürs präszise Belohnen zu verwenden, also wie einen Clicker, und damit das Verhalten "Umdrehen" aufbauen.

    Noch mal eine Frage an die "Schönfütterer". Wenn der Hund bei Sichtung eines anderen die Leberwursttube angeboten bekommt, verstehe ich das ja noch. Aber wenn er schon in der Leine hängt und pöbelt, belohne ich ihn in diesem Moment nicht genau für dieses Verhalten?

    Wir machen das in Absprache mit unserer Trainerin so:
    Wenn der Herr Hund pöbelt, dann sollen wir uns einfach nur "Armes Würschtel, kannst grad nicht anders reagieren, hm?" denken und den Hund erstmal machen lassen. Für Carlo sind die Situationen eh so stressig, dass er gar nicht mehr mitbekommt, ob da ein Leckerchen vor der Nase ist oder nicht, ob ein Abbruchsignal gegeben wird oder nicht. Wenn ich in diesen Momenten körperlich werde, wird er das auch gegen mich, also ist das auch keine Option für uns.
    Wenn er wieder ansprechbar ist, sollen wir ihn über das Handtarget aus der Situation holen aber erst dann wieder anfangen zu clicken und zu belohnen, wenn er wieder halbwegs runter gekommen ist.
    Für Carlo ist die größte Belohnung in solchen Momenten sowieso Abstand, das macht das Pöbeln ja auch so Löschungsresistent, weil der Hund meistens ja eben dadurch belohnt wird, dass der andere auf Abstand geht.

    Deshalb ist unser oberstes Gebot: das darf nur so selten wie möglich passieren.
    Wir bemühen uns, unter der Auslösedistanz zu bleiben (und sind hier in der Gegend eh schon als die Unterholzkrabbler bekannt grinning-dog-face-w-smiling-eyes), dann raus zu gehen, wenn Hund und derjenige am anderen Ende der Leine entspannt sind und möglichst wenige Auslöser unterwegs sind, dazu Superleckerlis in rauhen Mengen dabei zu haben und schneller als der Hund zu sein.

    Ich kann dich außerdem so gut verstehen!
    Ich hatte auch schon vor jedem Spaziergang Magenschmerzen und Kopfkino mit den schlimmsten Dingen, die so passieren könnten. Aber man gewöhnt sich ans Scannen der Umgebung und das Fell wird dicker. Mittlerweile freue ich mich an manchen Tagen schon wieder über die Spaziergänge und ab und zu kann sogar entspannt werden. Du hast das Problem erkannt und willst was dagegen tun, das ist schon ein großer Schritt! Wirst sehen, mit viel Management und noch mehr Training wirds besser, nur Mut dog-face-w-one-eye-open-blowing-heart

    Wir sind gerade dran, das komplett medizinisch abzuklären, aber er hat große Probleme damit, das Becken zu stabilisieren, dadurch sind die anderen Gelenke ständig überbelastet. Der ganze Bewegungsapparat ist beeinträchtigt, dazu gibts viele freie Nervenenden und er hat wohl immer Schmerzen crying-dog-face
    Dazu dann das Kot-Problem und außerdem kann er mit anderen Hunden deutlich eingeschränkt kommunizieren.
    Da ists eh noch erstaunlich, wie fröhlich er trotzdem so ist...

    Rutenabriss am Ansatz?

    Der Hündin wurde die Rute auf die Hälfte kupiert, wie man auf den Fotos sieht.

    Das einzige, was laut Röntgenbild noch vorhanden ist, ist das Kreuzbein. Keine weiteren Wirbel mehr, keine Muskeln, keine Nerven ^^ Dort, wo der Rutenansatz sein sollte, hat er ein Loch

    Mein Hund kann wegen eines Rutenabrisses Kot nicht vollständig absetzen, da klebt dann auch immer einiges (je nach Konsistenz mal mehr, mal weniger) am Po. Wenns wirklich jedes Mal auftritt, würde ich da eine muskuläre oder neurologische Sache nicht ausschließen und abklären lassen.

    Mich würde mal interessieren, wie ihr das mit euren ähnlich gestrickten "Modellen" in den Griff bekommen habt bzw. es versucht.

    Bei mir war eine der wichtigsten Erkenntnisse, dass es nicht mein Hund ist, der das Problem ist, sondern dass es "nur" sein Verhalten in diesen Situationen ist. Er zeigt das, weil diese Strategie ihm Erfolg bringt (Abstand, der andere Hund verschwindet, er darf zum anderen Hund, Aufmerksamkeit, ...). Und das Gute ist: Verhalten kann man ändern. Ich muss ihm lediglich eine mindestens ebenso lohnenswerte Alternative beibringen.


    Wir haben angefangen mit ausweichen, ausweichen, ausweichen. Anfangs lag seine Auslösedistanz bei etwa 100m, wir sind oft nur früh morgens oder spät nachts raus gegangen, damit wir keine schlechten Begegnungen "sammeln". Den großen Durchbruch hat uns Click für Blick gebracht. Jedes ansehen eines Auslösers bringt sofort einen Click und einen (hochwertigen) Keks. Und das so lange, bis wir den Auslöser nicht mehr sehen können und es für den Hund in Ordnung ist, weiter zu gehen. Dazu deeskalierendes Sitzen, um uns für andere Hunde gleich mal uninteressant zu machen, U-Turn, um möglichst positiv aus Situationen zu fliehen, in denen ein anderes Ausweichen nicht möglich ist, Zug an der Leine als Umorientierungssignal, damit er aus seinem nach-vorne-springen-und-fixieren positiv rauskommt. Geschirrgriff war für uns keine gute Option, da der Herr eh Probleme mit dem Anfassen hat und in seinem Stress auch nach hinten beißt, mit Zeigen und Benennen fangen wir langsam mit nicht ganz so schrecklichen Auslösern an (aktuell Autos und Radfahrer).


    Es ist anstrengend und jeder Spaziergang erfordert absolute Konzentration, viele Kekse und ganz viel inneren Frieden ;)
    Aber dranbleiben zahlt sich aus!
    Wir arbeiten jetzt seit zwei Monaten sehr intensiv an der Aggressionsproblematik und mittlerweile können an den richtig guten Tagen Hunde im Abstand von etwa 5m an uns vorbei gehen. Solange die kleiner sind, sich nicht für uns interessieren und es nicht gerade der Erzfeind ist.



    Gestern waren wir bei unserem ersten Social Walk dabei. Hab ich schon erwähnt, wie toll unsere Trainerin ist? grinning-dog-face-w-smiling-eyes
    Die Strecke war perfekt, sehr weit einsichtig, breite Wege, links und rechts brach liegende Felder zum Ausweichen. Es waren nur 6 andere Hunde, zwei davon kannten wir schon vom normalen Begegnungstraining. Wir durften mit Carlo ganz hinten laufen und den Abstand halten, den er braucht. Nach der Hälfte der Strecke warens zum Vorderhund nur noch so 10m Abstand und wir konnten ganz gechillt nachtraben, mal hier, mal da schnüffeln, mal die anderen Hunde anschauen (dafür natürlich Kekse kassieren). Nach den 45 Minuten war Herr Hund aber total platt und froh, im Auto schlafen zu dürfen.
    So langsam wird dann der Schwierigkeitsgrad gesteigert, mit Richtungswechseln, mal an anderen Positionen laufen, später auch kreuzen und nebeneinander laufen dog-face-screaming-in-fear
    Hach!
    Die Nachwirkungen haben wir dann heute früh gleich gemerkt, als beim Morgengassi plötzlich 10m vor uns eine Erzfeindin stand. Er hat wirklich lange überlegt, sich auch einmal so toll abwenden können und hat erst losgeballert, als sie einen Schritt nach vorne gemacht hat. Bis vor kurzem kaum denkbar, da hats gereicht, wenn sie am Horizont zu sehen war...