Beiträge von Pfeffernaserl

    Sehr gut verzichten könnte ich auf die Aggressionsthematik, die macht das Leben schon recht anstrengend.

    Und darauf, dass Carlo immer erstmal ein Drama aus allem machen muss. Erstmal vollkommen übertrieben reagieren und nach zwei, drei Sekunden merken "Oh, ist ja gar nicht schlimm."

    Nein, Herr Hund, ist es nicht. Hab ich dir auch gesagt. Da war Zuhören aber offensichtlich schon ausverkauft.

    Ernsthaft: wie geht man denn im Alltag unbefangen und souverän mit seinem Hund um, wenn man da nicht ein Grundvertrauen hat, dass der Hund gewisse Grenzen im Normalfall nicht überschreitet?

    Ich kann ja nur von uns sprechen, aber hier wurde es einfach "normal".

    Es ist normal, dass Carlo zubeißen würde, es ist normal, dass nicht geknurrt wird, es ist normal, dass nach dem Blick Zähne gegen Hände geschlagen werden.

    Man passt sich an, man lernt sehr schnell, die Körpersprache des Hundes zu lesen, man lernt, wann sich lieber zurück nimmt, wann man Situationen besser über Management löst und wann man diskutieren könnte.

    Die Souveränität kommt zurück, je besser man sich kennt, je mehr man über Hunde allgemein und den eigenen im Speziellen lernt.

    Ich weiß, dass ich meinen Hund sehr ernst nehmen muss, dass "der muss da durch" meist keine Option ist - und Carlo weiß, dass ich ihn ernst nehme. Er hat auch gelernt, dass wir ihm nix Böses wollen, dass wir manchmal unsere Körper nicht so ganz im Griff haben und dass wir mehr Zeit brauchen, um zu reagieren.


    Mit der Unbefangenheit... Puh, keine Ahnung. Hat man nicht im Normalfall auch immer ein Auge auf die Körpersprache des Hundes? Schaut man nicht auch bei "netten" Hunden darauf, dass sie sich wohl fühlen, die Grenzen nicht überschritten werden? Vielleicht achten wir auf kleinere Zeichen, aber das ist halt auch schon so drin, dass man unbewusst auf gewisse Anzeichen reagiert.

    Was sich für mich definitiv verändert hat, ist, dass ich auch bei anderen Hunden "den Blick" sehe (und darauf reagiere, auch wenn da noch hundert andere Eskalationsstufen kommen würden und es wahrscheinlich eh nie so eskalieren würde wie mit Carlo) und eigentlich immer davon ausgehe, dass ein Hund auch seine Zähne einsetzen würde.

    Ich hab hier ja so einen sitzen, der seine Zähne auch gegen seine Menschen einsetzt.


    Warum er das macht?

    Da kann ich natürlich nur raten, aber ich würde sagen, es ist eine ungute Mischung aus genetischer Disposition zu Aggression, verpasste/schlechte Sozialisierung auf den Menschen, frühen traumatischen Erfahrungen und natürlich hat er gelernt, dass er so seine Bedürfnisse durchsetzen kann/muss.


    Geknurrt wird hier nur im Spiel und als erlernter Trick, nicht als Warnung. Seine Eskalationsleiter sieht eher so aus, dass nach "dem Blick" und einer höheren Körperspannung als nächstes Zahnkontakt kommt - erst nur die Zähne gegen Hand/Bein/whatever schlagen, im nächsten Schritt wird gebissen.


    Gegen meinen Mann und mich geht er mittlerweile meistens nur noch dann, wenn wir einem zu heftigen Trigger begegnen und er in den Fight-Modus kippt. Man sieht richtig, wie der Vorhang hinter den Augen fällt und er nicht mehr denkt, sondern nur noch reagiert. Da hilft nur Management und versuchen, die Situation so schnell und sicher wie möglich zu verlassen.

    Frust gekoppelt mit höherer Erregungslage ist aber auch immer noch so ein Thema, das schnell kippen kann.

    Ich muss es immer genau so ernst meinen wie er, bin ich unsicher, geht er nach vorne, mach ich zu viel Druck, geht er auch nach vorne. Halte ich seinen Druck, gibt er inzwischen schnell nach - wenn er noch denken kann.


    Der Maulkorb ist unser ständiger Begleiter. Verlassen wir das Haus, ist der Maulkorb drauf. Ohne gehen wir hier nicht vor die Tür. Im Haus trägt er ihn, wenn Besuch da ist oder wenn medizinische Maßnahmen anstehen, die wir noch nicht (genug) trainiert haben.

    Andere Managementmaßnahmen sind hier ebenfalls Alltag - verschlossene Türen, wenn Handwerker da sind, Schlüssel für diese Türen bei uns, nicht im Schloss oder sonst wo. Umzug in eine Gegend mit deutlich weniger Triggern, enge Führung und auch eng gesteckte Grenzen, wenn andere Menschen involviert sind. Viel, viel, verdammt viel viel Training und Fortbildungen und ein Netz an Menschen, die zuhören und Verständnis haben.


    Es war für mich schwierig, zu akzeptieren, dass mein Hund halt so ist. Bis ich mich tatsächlich auch auf ihn einlassen konnte, hats länger gedauert.

    Vor ziemlich genau einem Jahr hat er mich das erste (und hoffentlich einzige) Mal so richtig gebissen (also mit ärztlicher Versorgung und 8 Wochen lang Schmerzen und bleibenden Schäden) - im Garten, weil draußen ein fremder Hund vorbei gelaufen ist und ich halt blöderweise zu nahe an ihm dran stand. Das hängt mir tatsächlich immer noch nach. Zwar "nur" in genau dieser Situation, also Garten und draußen geht ein Hund vorbei, aber da kickt die Angst halt so richtig.


    Ich lieb ihn wirklich unglaublich, aber manchmal oft wünsch ich mir schon, dass ich nicht wüsste, wie es sich anfühlt, vom eigenen Hund gebissen zu werden.

    Kennt sich jemand mit Babesiose bei Tierschutzhunden aus?


    Louis war positiv, als er eingereist ist, und wurde behandelt. Der neue Test ist immer noch positiv, allerdings sagt die Pflegestelle, das wäre eine "andere" Art und wir müssten nicht nochmal behandeln :denker: Leider hat der Freund telefoniert und ich hab so nicht die Antworten, die ich will :tropf:

    Hier, Carlo hat kleine Babesien (B. vulpes), die auf Carbesia nicht ansprechen (hab hier auch im Gesundheitsbereich einen Thread zum Themaeröffnet). Wir haben es mir einer Therapie mit humanen Malaria-Medikamenten probiert, die mussten wir aber leider wegen der extremen Nebenwirkungen abbrechen.

    Gäbe noch ein anderes Präparat aus der Humanmedizin, das wohl weniger Nebenwirkungen hat, aber schweineteuer ist.


    Wir haben uns, in Absprache mit Tierärztin und Parasitologie, gegen weitere Therapiemaßnahmen entschieden, habens aber natürlich immer im Hinterkopf.

    Aber möchte man so ein Pferd denn reiten?

    Ich nicht, man vielleicht schon.

    Es ist leider sehr traurig, wie oft sehr wenig Rücksicht auf das Pferd genommen wird. "Der ist halt stur" "setz dich durch" "lass dich nicht verarschen" sind ganz normale Phrasen in sehr vielen Ställen.

    Wenn du nicht reitest, wirst du sehr schnell schief angeschaut, ist ja nicht normal, nur vom Boden aus mit dem Pferd zu arbeiten.


    Es tut sich was, langsam, aber immerhin.

    Für mich warens trotzdem paradiesische Zustände, als ich von den Pferden in die Hundewelt gewechselt bin...

    Aber die Aussage war ja, dass Pferde ein Trainingsende als negative Verstärkung wahrnehmen und damit ja per Definition das Training als eher unangenehm

    Ist halt wie immer: was positiv oder negativ wahrgenommen wird, entscheidet der, der es wahrnimmt.

    Je nachdem, wie ich meine Trainingseinheit gestalte, kann das dann so oder so ausfallen.


    Ich kenne Pferde, die sehr gerne geritten werden (was sich so ausdrückt, dass sie über Startsignale ihr "OK" fürs Reiten geben und auch eigene Stopp-Signale auftrainiert wurden, mit denen das Pferd sagen kann "reicht für heute, bitte absteigen")oder Pferde, die sich als richtige Border Collies im Training zeigen - für die wäre ein Ende einer coolen Trainingseinheit auch Strafe. Da muss man auch schauen, dass man das Ende so nett wie möglich gestaltet, weils einem sonst sehr viel kaputt machen kann.


    Wenn das Reiten als eher unangenehm wahrgenommen wird, ist so ein Ende, das Erleichterung bringt, natürlich ein riesiger (negativer) Verstärker.


    Mir liegt das Thema auch sehr am Herzen, ich bin so eine Pferde-Clickertante, die alles immer so positiv wie möglich aufgebaut hat. Und es war so schön mit anzusehen, wie die Pferde darauf reagiert haben, wenn sie plötzlich auch ernst genommen wurden, wenn man als Mensch versucht hat, mit ihnen zu kommunizieren und es Mitspracherecht fürs Pferd gab :herzen1:

    Ich weiß nicht, obs erlaubt ist, es hier zu verlinken, aber es gibt ein eigenes Forum, das sich rein um positive Verstärkung mit Equiden dreht, das Clickerforum.

    Weil, was ist überhaupt dieses ominöse Bauchgefühl? Wo fängt es an, wo zieht man die Grenze? Wie kriegt man das? Oder hat man das automatisch?

    I was summoned.


    Kleiner Exkurs zum aktuellen Stand der Wissenschaft zum Thema "Intuition" und "Bauchgefühl" (weil vielleicht recherchiere ich seit ein paar Monaten sehr intensiv zu dem Thema weil ich mich vielleicht durch das auf Instagram überall aufploppende "Niemand hört mehr auf sein Bauchgefühl" "Hundehaltung geht vor die Hunde, weil kein Bauchgefühl" und ähnliches getriggert gefühlt habe und deshalb vielleicht seitdem für mich an einem Essay zu dem Thema arbeite - jeder hat so seine Hobbies, ne?).


    Kurz:

    Intuition ist kein universelles esoterisches Wissen, das nur durch Ausschalten des kognitiven Bewusstseins angezapft werden kann.

    Intuition/Bauchgefühl liegt nicht magischerweise immer richtig.

    Und das Bauchgefühl ist abhängig von so, so, so vielen Faktoren.


    Mit rein spielen erlerntes Wissen, erlebte und gemachte Erfahrungen, Mustererkennungsprozesse, was sich grad so im Kurzzeitgedächtnis befindet und der aktuelle emotionale Zustand. Wenn wir dann noch auf die Darm-Hirn-Achse schauen, kommt gleich noch ein ganzer Haufen an Faktoren dazu, die beim "Bauchgefühl" mitspielen. Darmbesiedelung, aktueller Füllzustand, Zusammensetzung der Nährstoffe.


    Eine Entscheidung, die ich heute mit "gutem Bauchgefühl" treffe, kann nach einer ausgewogenen Mahlzeit oder einer Fastenzeit ganz anders bewertet werden. Je nachdem, was ich lese, mit welchen Informationen ich mein Gehirn füttere, was ich selbst erlebe, kann ich mein Bauchgefühl auch "umtrainieren".


    Und außerdem ists ja eh auch immer ein zweischneidiges Schwert, wenn man über lange vergangene Begebenheiten spricht und die bewertet. Denn das, an was ich mich erinnere (ich hab nur nach Bauchgefühl gehandelt und es ging immer gut) ist nicht unbedingt das, was auch passiert ist.


    Ansonsten unterschreibe ich bei fliegevogel : Medienkompetenz.