Und das sind nur ein paar Dinge.
Ich kann mich da schlecht von abgrenzen, da die Tiere wirklich leiden. Aber ich sehe auch nicht die Möglichkeit da mehr zu tun. Ich bin nun mal "nur" Hundefriseur. Ich hab weder Tiermedizin studiert noch hab ich das Recht, einem Tierarzt zu sagen was richtig oder falsch ist.
Ich kann den Besitzern nur raten, zu diesem oder jenem Tierarzt zu gehen, aber kann auch verstehen, dass sie ihrem eben vertrauen.
Ohje. Dass Du da langsam an Deine Grenzen kommst, verstehe ich. Auch, dass Du helfen möchtest, Dich aber nicht befugt fühlst.
Aber: man braucht kein Tierarztstudium, sondern 'nur' das nötige Fachwissen, um festzustellen, wenn ein Tier leidet. Und das hast Du. Stell Dein Wissen, stell Deine Erfahrung nicht unter den Scheffel. Du bist gelernte, ausgebildete Fachfrau: es ist nicht nur so, dass Du das Wissen, das Du hast, haben darfst, sondern es sogar haben sollst.
Nein, es ist kein schöner Moment, wenn man Kunden, gerade besonders nette, besonders treue oder besonders bemühte, darauf hinweisen muss, dass es Dinge gibt, die sie tun sollten, um ihrem Tier das Leben leichter und angenehmer zu machen. Aber Deine Erfahrung und Kompetenz werden sich herumsprechen. Auch - oder eben vielleicht sogar gerade - wenn der oder die eine sich vielleicht auf den Schlips getreten fühlt, weil Du auf Verbesserungspotential hingewiesen hast.
Meiner Erfahrung nach ist Vieles, auch Zivicourage und Professionalität, nicht ausschliesslich eine Frage des Was, sondern des Wie. Auch Kritik kann so vorgebracht werden, dass der Gegenüber bereit ist, sie aufzunehmen, zu verarbeiten und darauf einzugehen. Leider sind sich dessen viele Leute nicht bewusst und schieben die Schuld einfach dem Gegenüber zu, wenn sich dieser verschliesst oder in eine Abwehrhaltung verfällt, anstatt zu überlegen, wie man die eigene Kommunikation verbessern könnte, um eine Botschaft zu übermitteln und um schlussendlich ein Ziel zu erreichen.
Also: weisst Du, wie Du Kritik vorbringen kannst, ohne das Gegenüber zu brüskieren? Die Leute, die zu Dir kommen, bringen ja zumindest schon einmal etwas ganz Grundlegendes mit, nämlich die Bereitschaft, in die Pflege ihres Tieres zu investieren. Wem das Wohlergehen und die Pflege seines Tieres grundsätzlich egal ist, wird sich erst gar nicht auf den Weg zu Dir machen.
Andererseits kann man sich natürlich auch einen USP erarbeiten, indem man eine ganz eigene Position (möglichst laut und deutlich) vertritt und aktiv Leute, welche dem gewünschten Kundenbild nicht entsprechen, aktiv (und möglich werbewirksam) wegschickt. Ob Du Dir diesen Luxus erlauben kannst, weiss ich nicht und den Tieren ist so natürlich auch nicht geholfen. Mein Weg wäre das wohl nicht, aber auch die 'Wer nicht hören will, soll erst gar nicht mehr kommen'-Variante ist natürlich eine Möglichkeit.
Gerade in Deiner Rolle als Expertin für Tierpflege, aber auch in Deiner Funktion als Vorsteherin eines Mehrhunde- und -katzenhaushalts darfst Du sicher diejenigen Tierärzte oder Tierkliniken empfehlen, welche Dich überzeugt haben. Vielleicht wäre ja sogar eine Zusammenarbeit mit einer Klinik oder einem Tierarzt, den Du empfehlen würdest, denkbar? Hast Du genau diese Fragestellung schon bei verschiedenen Kliniken und Praxen vorgebracht und Dich erkundigt, ob Du Kunden, deren Tiere genau diese Probleme aufweisen, an sie verweisen darfst? Dann könntest Du auch gleich mit dem Kommentar 'Haben Sie eigentlich schon einmal festgestellt, dass Fluffy zu viel Gewicht für seine Grösse mit sich trägt? Sie hier richtig zu beraten geht aber über meine Kompetenz hinaus - ich habe aber grosses Vertrauen in die Frau Doktor Soundso von der Klinik Hundepfötchen. Mit ihr habe ich sehr gute Erfahrungen gemacht. Hier ist ihre Visitenkarte. Da gehe ich auch mit meinen eigenen Tieren hin...'
Hilft das als Denkanstoss oder hast Du das alles schon in Erwägung gezogen und wieder verwerfen müssen?