Beiträge von Wandelroeschen

    Ich verstehe sehr gut, dass man seinen Hund nicht in Bezug auf alles und jedes testen lassen möchte. Untersuchungen wie diejenige bezüglich HD vor allem für den Züchter und die Datenerhebung wichtig. Dem Besitzer können die Ergebnisse, sofern der Hund keine Auffälligkeiten zeigt und keine Schmerzen hat, relativ egal sein.

    Meine - ebenfalls völlig persönliche - Meinung zu MDR1 ist allerdings etwas anders gelagert. Da auch Carrier sehr unterschiedliche Reaktionen auf bestimmte Medikamente zeigen können, ist es mir schon sehr wichtig, zu wissen, was mein Hund da vererbt bekommen hat. Egal, ob ich ihn zur Zucht einsetzen möchte oder nicht. Sind sich Tierärzte der Problematik bewusst, werden sie vorsorglich MDR1-freundliche Medikamente verschreiben. Wenn nicht, bin ich als Besitzer in der Verantwortung. Kann man auf alternative Medikamente ausweichen, ist das natürlich gut. Ist das dann aber - aus welchen Gründen auch immer - plötzlich nicht möglich, hat man halt ein Problem - gerade, wenn es plötzlich sehr schnell gehen müsste und man keine Ahnung hat, ob der eigene Hund jetzt affected, carrier oder frei ist. Da bin ich lieber auf der sicheren Seite.

    Ich weiss nicht... wenn ich davon lese, wie akzeptabel es manche finden, ihren Hunden das Alleinebleiben über relativ heftige Angstreize und mittels offenbar längerfristigen Tragens von Maulkörben auszuhalten, wundere ich mich schon.

    So schwer fand ich das bisher nie, in vernünftiges und hundegerechtes Training zu investieren und die Umwelt des Hundes diesbezüglich so zu gestalten, dass das Alleinebleiben für den Hund ohne Bellkonzerte auszuhalten war und er während der Trainingsphase nichts zerstören konnte...

    Schreckreize zu setzen und adäquate Massnahmen zu ergreifen, um zu verhindern, dass andere, ich oder der Hund selbst zu Schaden kommt, halte ich in manchen Situationen durchaus für akzeptabel. Beim Trainingsziel 'Ruhig und entspannt alleine zu bleiben' jedoch dünkt mich das nicht nur unnötig, sondern sogar kontraproduktiv.

    Wieso sollten die Resultate auch nicht stimmen?

    Wenn vorausgesetzt werden kann, dass

    - eine Rasse genügend 'durchgezüchtet' (lies: homogen, schlussfolgere: ingezüchtet) ist, dass sie als das, was wir in der Hundezucht als Rasse bezeichnen, identifiziert werden kann

    - von ebendieser Rasse eine repräsentative und genügend grosse Anzahl an Proben in der Datenbank verfügbar ist, damit ein Abgleich gemacht werden kann

    - Tiere getestet werden, welche der vorhandenen Datenbank in irgend einer Form zugeordnet werden können

    und

    - die Proben durch Fremd-DNA nicht verunreinigt werden

    gibt es keinen Grund, weshalb die Resultate nicht stimmen sollten.

    Sprich: schicke ich die mit Werwolf kontaminierte Probe eines Einhorn-Vampirs in ein Labor, das nur über Minotauren-DNA verfügt und Proben auf diese hin testet, wird das Resultat wenig Aussagekraft haben. Wenn es sich bei Werwölfen und Einhorn-Vampiren um eine nicht-minotaurische Art handelt, wird man mir immerhin noch sagen können, mein angeblicher Minotaurus sei gar keiner. Schicke ich aber eine unkontaminierte Speichelprobe eines Husky x Irish Setter in ein Labor, welches diese Tests durchführen kann, sauber arbeitet und über relativ zuverlässige DNA-Proben beider Rassen verfügt, kann ich davon ausgehen, dass das Testergebnis stimmt.

    Davon abgesehen; beim Menschen kann man auch nicht alle Krankheiten voraussehen.

    Wenn macht man da verantwortlich, wenn kranke Kinder auf die Welt kommen?

    Nichts für ungut, aber das ist ein ganz dünnes Eis und wir landen im Zweifelsfall mit der Diskussion in Gewässern, die sehr unschön sind.

    Da hat Irish Terrier völlig Recht.

    Nur soviel: was in der Hundezucht passiert ist und immer noch passiert ist unter Menschen in fast allen Kulturen verboten und in praktisch allen geächtet. Was viel, viel weniger enge Inzucht als sie in der Rassehundezucht vorkommt, beim Menschen anstellt, kann man allerdings erfahren, wenn man sich in die Geschichte gewisser Adelsdynastien ansieht (z.B. gewisse 'Linien' Ägyptischer Pharaonen und manche Stämme der Habsburger).

    Letzlich wird nur helfen, keinen Hund der entsprechenden Rasse zu kaufen, bevor die Züchter auf ihren Welpen nicht sitzen bleiben, wird sich nichts ändern.

    Das habe ich jetzt für mich so akzeptiert.

    Aber genau das ist doch Aktionismus - zum Nichtkauf aufzurufen aufgrund einer bisher wissenschaftlich nicht bestätigten Vermutung!

    Bisher gibt es deine Vermutung (und die anderer Personen), aber es existiert kein Beweis. Bis jetzt ist es Glaube und keine Wissenschaft, so hart dies klingt und so schwer das Angesichts eigener Beobachtungen sein kann.

    Natürlich existieren Studien dazu. Möglicherweise wissen das weder feenzauber noch die Züchter ihrer Hunde - das ändert die Faktenlage aber nicht. Wer weiss, was er tut - und eben Zugang hat - findet problemlos und innerhalb einiger Minuten z.B. Folgendes:

    'The breed at highest risk of DM [d.h. Diabetes Mellitus] was the Australian Terrier (odds ratio ¼ 32.1) while the Boxer breed had the lowest risk (odds ratio ¼ 0.07).' So publiziert im Veterinary Journal im Mai 2003 (https://doi.org/10.1016/S1090-0233(02)00242-3)

    Die Qualzuchtproblematik ist aber nicht allein bei FCI angehörigen Verbänden/RZVs zu finden sondern auch bei AKC/EKC und anderen Partnerorganisationen.

    Absolut. Danke, das dünkt mich eine wichtige Ergänzung.

    So oder so, es gibt nie eine Garantie. Der Ottonormal-VDH-Züchter ist leider kein Populationsgenetiker, sondern in erster Linie nur "Hundehalter mit Zuchthunden".

    Schade, kann man hier keine 'Superlikes' verteilen - Dein Beitrag hätte mehr als eines davon verdient. Den Satz oben habe ich herausgepickt, weil er für mich das Kernproblem in der ganzen Debatte herausstreicht: mangelnde Bildung. Bei Züchtern genauso wie bei Käufern.

    Ich bin optimistisch oder naiv genug zu glauben, dass die Anzahl von wirklich skrupellosen Züchtern und Käufern relativ gering ist. Häufig ist die Ursache doch eher, dass die meisten Menschen - gerade angesichts der noch nie dagewesenen Datenflut des Internets - nicht gelernt haben, Quellen selbstständig, kritisch und aufgeklärt zu überprüfen und darüber nachzudenken. Dazu würden aber eine gewisse Schulbildung oder zumindest eine ernsthafte Selbstreflexion gehören. Und selbst wenn dieses Wissen und diese Fähigkeiten vorhanden sein sollten, scheitert die eigene Aufklärung dann häufig immer noch an einem Mangel von öffentlich zugänglichen, repräsentativen und nachprüfbaren Daten.

    Auch auf die Gefahr hin, dass dieser Beitrag von manchen vielleicht wieder als Stänkern empfunden wird:

    Als wirklich schönes Beispiel dafür, wie schwierig ich es finde, sich als Laie in diesem Dschungel der Informationen zurechtzufinden, möchte ich den Passt ein Französischer Bully zu mir - Thread als Querverweis einbringen. Hier ist wirklich exemplarisch zu sehen, wie ein Laie sich informieren möchte. Weil es im VDH ja angeblich für jede*n eine passende Rasse gibt, hat man sich schlau gemacht und die Französische Bulldogge gefunden. Davon wird aber - meiner Meinung nach absolut berechtigterweise - abgeraten und eine Reihe anderer Rasse angeführt.

    Langhaarige Rassen sind offenbar nicht so das Ding der Threaderstellerin und so bleiben, zumindest laut ihrer Zusammenfassung, aktuell der Chihuahua und der Cavalier King Charles Spaniel. Tierheimhunde werden, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt, offenbar nicht in Betracht gezogen. Gesucht wird also wirklich ein Rassehund.

    Nun. Von der Französischen Bulldogge wurde ja bereits abgeraten. Was die TS wahrscheinlich nicht weiss: auch diese Rassen sind gesundheitlich sehr vorbelastet und beide Rassen tauchen öfters in Qualzuchtdiskussionen auf. Die Zucht beider Rassen ist umstritten.

    Eine weitere Rasse, die jetzt - so viel ich weiss von einer angehenden Tierärztin - vorgeschlagen wurde, ist der Chinese Crested. Nun ist es aber nicht nur so, dass die nackte Variante dieser Rasse immer wieder in Qualzuchtdebatten diskutiert wird, sondern durchs Forum weiss ich nun auch aber zufällig, dass die Rasse offenbar nicht selten massive Probleme mit der Stubenreinheit zu haben scheint.

    Wenn dieses Beispiel nicht für sich selber spricht, weiss ich auch nicht...

    Ich muss gestehen, ich finde es spannend, dass bei jedem Problem, das bei Rassehunden auftritt, dem Züchter anscheinend per se erstmal böse Absicht unterstellt wird. Woher kommt diese Einstellung eigentlich?

    Auch Züchter sind Menschen, manche machen Fehler, manche haben auch schlicht und ergreifend Pech.

    Das ist richtig. Genauso, wie es viel zu einfach ist, Käufern Dummheit und Ignoranz vorzuwerfen, ist es nicht richtig, Züchter generell zu verteufeln. Viele Züchter, und zwar inner- und ausserhalb des VDH, versuchen, das 'Richtige' zu tun.

    Eines der grossen Probleme ist aber, dass so schwammig bleibt, was denn das 'Richtige' ist. Geht es darum, eine Rasse möglichst erbrein (lies so homozygot wie möglich) zu halten? Oder wäre es wichtiger, dass eine Rasse gesund bleibt? Oder doch lieber sehr lange lebt? Ist das Ziel, dass die Rasse als unkomplizierter Familienhund gehalten werden kann oder eben doch eher zum Sportcrack wird?

    Was mir aber grosse Bauchschmerzen bereitet, sind die auf Biegen und Brechen geschlossenen Zuchtbücher und aber vor allem die nach wie vor tolerierte enge Linienzucht. Diese Art von Zucht dünkt mich unethisch: weil sie nachweislich gesundheitlich belastetere Tiere hervorbringt, weil sie mittlerweile unnötig ist, weil sie auch zukünftige Generationen gefährdet indem der Genpool unweigerlich immer kleiner werden muss und weil wir, trotz allen besseren Wissens, immer noch genau gleich damit weitermachen. Und, um den Bogen zum Thema zu schlagen, weil Gesundheitsergebnisse und reale Verwandtschaftsgrade trotz aller Reglementierungs- und Testbemühungen nach wie vor zu intransparent und Interessierte, Halter und Züchter zu uninformiert über deren Auswirkungen auf die Population im Allgemeinen sind. Es geht dabei ja nicht um den einzelnen Hund und ob's einen selber (bzw. den eigenen Hund) erwischt hat oder nicht, sondern die Hundezucht im Allgemeinen. Inzuchtdefekte lassen sich eben nicht einfach nur an Krankheit X oder Anfälligkeit für Leiden Y festmachen. Da geht's auch um Fruchtbarkeitsprobleme, geringere Fitness, schwache Immunsysteme und Krankheitsanfälligkeit im Allgemeinen.

    Ich bin da auch persönlich in einer echten Zwickmühle. Ich ehrlich weiss nicht, was ich Leuten, die einen Hund kaufen möchten - und damit habe ich mehrfach wöchentlich zu tun - guten Gewissens anraten sollte. Soll's ein Rassehund sein, schicke auch ich die Leute trotz aller Vorbehalte meist zum VDH. Bessere Alternativen zu finden ist schwierig. Nun, die Welt ist eben leider öfters mal komplexer, als einem lieb ist.

    Das ist doch aber gerade der Vorteil, wenn man einen Hund beim Züchter kauft; man kann die Ahnentafeln bis zu den Urgroßeltern verfolgen.

    Wer es nicht macht, ist es doch selbst schuld. :ka:

    Wer auch nur einen Funken Ahnung von Zucht hat, der weiss, dass Ahnentafeln, die bis zu den Grosseltern gehen, so gerade mal gar nichts aussagen. Insbesondere nicht über eine realitätsnahe Prognose von IK und AVK. Da kann ich auch gleich in einen Glaskugel schauen.

    Damit man wirklichweiss, wie es um einen bestimmten Hund steht, müsste man sämtliche Ahnentafeln sämtlicher Vorfahren bis zu den absoluten Anfängen zurückverfolgen. Alles andere ist schlichtweg nicht aussagekräftig. Obwohl mir natürlich schon klar ist, dass das die allergrösste Mehrheit der Halter, Züchter und Experten das weder tun noch verstehen, weshalb das wichtig ist.

    Wenn die Vorfahren eines Hundes vor 10 Generationen aus, sagen wir, ausschliesslich vier Tieren bestehen, nützt es null und nichts, wenn ich mir den Stammbaum bis zur 9. Generation anschaue.

    Man muss kein Profi sein aber man muss auch entweder die richtigen Fragen stellen oder selber mal bisschen gucken welcher Rüde evtl sehr viel deckt etc..

    Was man daraus macht muss jeder für sich sehen.

    Welche sind denn die richtigen Fragen?