Beiträge von Wandelroeschen

    Davon abgesehen; beim Menschen kann man auch nicht alle Krankheiten voraussehen.

    Wenn macht man da verantwortlich, wenn kranke Kinder auf die Welt kommen?

    Nichts für ungut, aber das ist ein ganz dünnes Eis und wir landen im Zweifelsfall mit der Diskussion in Gewässern, die sehr unschön sind.

    Da hat Irish Terrier völlig Recht.


    Nur soviel: was in der Hundezucht passiert ist und immer noch passiert ist unter Menschen in fast allen Kulturen verboten und in praktisch allen geächtet. Was viel, viel weniger enge Inzucht als sie in der Rassehundezucht vorkommt, beim Menschen anstellt, kann man allerdings erfahren, wenn man sich in die Geschichte gewisser Adelsdynastien ansieht (z.B. gewisse 'Linien' Ägyptischer Pharaonen und manche Stämme der Habsburger).

    Letzlich wird nur helfen, keinen Hund der entsprechenden Rasse zu kaufen, bevor die Züchter auf ihren Welpen nicht sitzen bleiben, wird sich nichts ändern.

    Das habe ich jetzt für mich so akzeptiert.

    Aber genau das ist doch Aktionismus - zum Nichtkauf aufzurufen aufgrund einer bisher wissenschaftlich nicht bestätigten Vermutung!


    Bisher gibt es deine Vermutung (und die anderer Personen), aber es existiert kein Beweis. Bis jetzt ist es Glaube und keine Wissenschaft, so hart dies klingt und so schwer das Angesichts eigener Beobachtungen sein kann.

    Natürlich existieren Studien dazu. Möglicherweise wissen das weder feenzauber noch die Züchter ihrer Hunde - das ändert die Faktenlage aber nicht. Wer weiss, was er tut - und eben Zugang hat - findet problemlos und innerhalb einiger Minuten z.B. Folgendes:


    'The breed at highest risk of DM [d.h. Diabetes Mellitus] was the Australian Terrier (odds ratio ¼ 32.1) while the Boxer breed had the lowest risk (odds ratio ¼ 0.07).' So publiziert im Veterinary Journal im Mai 2003 (https://doi.org/10.1016/S1090-0233(02)00242-3)

    Die Qualzuchtproblematik ist aber nicht allein bei FCI angehörigen Verbänden/RZVs zu finden sondern auch bei AKC/EKC und anderen Partnerorganisationen.

    Absolut. Danke, das dünkt mich eine wichtige Ergänzung.

    So oder so, es gibt nie eine Garantie. Der Ottonormal-VDH-Züchter ist leider kein Populationsgenetiker, sondern in erster Linie nur "Hundehalter mit Zuchthunden".

    Schade, kann man hier keine 'Superlikes' verteilen - Dein Beitrag hätte mehr als eines davon verdient. Den Satz oben habe ich herausgepickt, weil er für mich das Kernproblem in der ganzen Debatte herausstreicht: mangelnde Bildung. Bei Züchtern genauso wie bei Käufern.


    Ich bin optimistisch oder naiv genug zu glauben, dass die Anzahl von wirklich skrupellosen Züchtern und Käufern relativ gering ist. Häufig ist die Ursache doch eher, dass die meisten Menschen - gerade angesichts der noch nie dagewesenen Datenflut des Internets - nicht gelernt haben, Quellen selbstständig, kritisch und aufgeklärt zu überprüfen und darüber nachzudenken. Dazu würden aber eine gewisse Schulbildung oder zumindest eine ernsthafte Selbstreflexion gehören. Und selbst wenn dieses Wissen und diese Fähigkeiten vorhanden sein sollten, scheitert die eigene Aufklärung dann häufig immer noch an einem Mangel von öffentlich zugänglichen, repräsentativen und nachprüfbaren Daten.

    Auch auf die Gefahr hin, dass dieser Beitrag von manchen vielleicht wieder als Stänkern empfunden wird:


    Als wirklich schönes Beispiel dafür, wie schwierig ich es finde, sich als Laie in diesem Dschungel der Informationen zurechtzufinden, möchte ich den Passt ein Französischer Bully zu mir - Thread als Querverweis einbringen. Hier ist wirklich exemplarisch zu sehen, wie ein Laie sich informieren möchte. Weil es im VDH ja angeblich für jede*n eine passende Rasse gibt, hat man sich schlau gemacht und die Französische Bulldogge gefunden. Davon wird aber - meiner Meinung nach absolut berechtigterweise - abgeraten und eine Reihe anderer Rasse angeführt.


    Langhaarige Rassen sind offenbar nicht so das Ding der Threaderstellerin und so bleiben, zumindest laut ihrer Zusammenfassung, aktuell der Chihuahua und der Cavalier King Charles Spaniel. Tierheimhunde werden, zumindest zum aktuellen Zeitpunkt, offenbar nicht in Betracht gezogen. Gesucht wird also wirklich ein Rassehund.


    Nun. Von der Französischen Bulldogge wurde ja bereits abgeraten. Was die TS wahrscheinlich nicht weiss: auch diese Rassen sind gesundheitlich sehr vorbelastet und beide Rassen tauchen öfters in Qualzuchtdiskussionen auf. Die Zucht beider Rassen ist umstritten.


    Eine weitere Rasse, die jetzt - so viel ich weiss von einer angehenden Tierärztin - vorgeschlagen wurde, ist der Chinese Crested. Nun ist es aber nicht nur so, dass die nackte Variante dieser Rasse immer wieder in Qualzuchtdebatten diskutiert wird, sondern durchs Forum weiss ich nun auch aber zufällig, dass die Rasse offenbar nicht selten massive Probleme mit der Stubenreinheit zu haben scheint.


    Wenn dieses Beispiel nicht für sich selber spricht, weiss ich auch nicht...

    Ich muss gestehen, ich finde es spannend, dass bei jedem Problem, das bei Rassehunden auftritt, dem Züchter anscheinend per se erstmal böse Absicht unterstellt wird. Woher kommt diese Einstellung eigentlich?


    Auch Züchter sind Menschen, manche machen Fehler, manche haben auch schlicht und ergreifend Pech.

    Das ist richtig. Genauso, wie es viel zu einfach ist, Käufern Dummheit und Ignoranz vorzuwerfen, ist es nicht richtig, Züchter generell zu verteufeln. Viele Züchter, und zwar inner- und ausserhalb des VDH, versuchen, das 'Richtige' zu tun.


    Eines der grossen Probleme ist aber, dass so schwammig bleibt, was denn das 'Richtige' ist. Geht es darum, eine Rasse möglichst erbrein (lies so homozygot wie möglich) zu halten? Oder wäre es wichtiger, dass eine Rasse gesund bleibt? Oder doch lieber sehr lange lebt? Ist das Ziel, dass die Rasse als unkomplizierter Familienhund gehalten werden kann oder eben doch eher zum Sportcrack wird?


    Was mir aber grosse Bauchschmerzen bereitet, sind die auf Biegen und Brechen geschlossenen Zuchtbücher und aber vor allem die nach wie vor tolerierte enge Linienzucht. Diese Art von Zucht dünkt mich unethisch: weil sie nachweislich gesundheitlich belastetere Tiere hervorbringt, weil sie mittlerweile unnötig ist, weil sie auch zukünftige Generationen gefährdet indem der Genpool unweigerlich immer kleiner werden muss und weil wir, trotz allen besseren Wissens, immer noch genau gleich damit weitermachen. Und, um den Bogen zum Thema zu schlagen, weil Gesundheitsergebnisse und reale Verwandtschaftsgrade trotz aller Reglementierungs- und Testbemühungen nach wie vor zu intransparent und Interessierte, Halter und Züchter zu uninformiert über deren Auswirkungen auf die Population im Allgemeinen sind. Es geht dabei ja nicht um den einzelnen Hund und ob's einen selber (bzw. den eigenen Hund) erwischt hat oder nicht, sondern die Hundezucht im Allgemeinen. Inzuchtdefekte lassen sich eben nicht einfach nur an Krankheit X oder Anfälligkeit für Leiden Y festmachen. Da geht's auch um Fruchtbarkeitsprobleme, geringere Fitness, schwache Immunsysteme und Krankheitsanfälligkeit im Allgemeinen.


    Ich bin da auch persönlich in einer echten Zwickmühle. Ich ehrlich weiss nicht, was ich Leuten, die einen Hund kaufen möchten - und damit habe ich mehrfach wöchentlich zu tun - guten Gewissens anraten sollte. Soll's ein Rassehund sein, schicke auch ich die Leute trotz aller Vorbehalte meist zum VDH. Bessere Alternativen zu finden ist schwierig. Nun, die Welt ist eben leider öfters mal komplexer, als einem lieb ist.

    Das ist doch aber gerade der Vorteil, wenn man einen Hund beim Züchter kauft; man kann die Ahnentafeln bis zu den Urgroßeltern verfolgen.

    Wer es nicht macht, ist es doch selbst schuld. :ka:

    Wer auch nur einen Funken Ahnung von Zucht hat, der weiss, dass Ahnentafeln, die bis zu den Grosseltern gehen, so gerade mal gar nichts aussagen. Insbesondere nicht über eine realitätsnahe Prognose von IK und AVK. Da kann ich auch gleich in einen Glaskugel schauen.


    Damit man wirklichweiss, wie es um einen bestimmten Hund steht, müsste man sämtliche Ahnentafeln sämtlicher Vorfahren bis zu den absoluten Anfängen zurückverfolgen. Alles andere ist schlichtweg nicht aussagekräftig. Obwohl mir natürlich schon klar ist, dass das die allergrösste Mehrheit der Halter, Züchter und Experten das weder tun noch verstehen, weshalb das wichtig ist.


    Wenn die Vorfahren eines Hundes vor 10 Generationen aus, sagen wir, ausschliesslich vier Tieren bestehen, nützt es null und nichts, wenn ich mir den Stammbaum bis zur 9. Generation anschaue.


    Man muss kein Profi sein aber man muss auch entweder die richtigen Fragen stellen oder selber mal bisschen gucken welcher Rüde evtl sehr viel deckt etc..

    Was man daraus macht muss jeder für sich sehen.

    Welche sind denn die richtigen Fragen?

    Sorrry, aber das hättest du alles schon aus den Ahnentafeln der Eltern deiner Hündin ersehen können.

    Das ist dann Fehler des Käufers, wenn er sich nicht richtig informiert!

    So als Metakommentar:


    Hier im Forum wird häufig zum Rassehund vom VDH geraten. Auch Leuten, die einfach einen netten, unkomplizierten Begleithund wollen und keine besondere Ansprüche an ihr zukünftiges Haustier haben.

    Gleichzeitig scheint dann aber von denselben Leuten erwartet zu werden, dass sie Ahnentafeln studieren, sich mit Begriffen wie IK, AVK etc. auseinandersetzen und regelrechte Profis in Bezug auf die Rasse, deren Historie, die Hundehaltung und Erziehung allgemein werden. Man schickt die Leute also zum VDH, weil da 'seriös' gezüchtet wird und wirft den Käufern aber im Nachhinein vor, sie hätten sich nicht richtig informiert, wenn trotzdem Probleme auftreten und doch nicht alles Gold ist, was glänzt.


    Dass sich jeder zum Profi macht, bevor er einen Hund kauft, dünkt mich unrealistisch. Zumal natürlich jeder noch eine andere Vorstellung davon hat, was einen Profi denn ausmacht. Die Ansprüche, die hier an Laien gestellt werden, sind völlig übersteigert. Dann einfach die Schuld auf die Käufer abzuschieben, finde ich viel zu einfach. Aber es ist natürlich bequemer, den einzelnen Käufern Dummheit vorzuwerfen, als Fehler im System zu erkennen und dafür zu kämpfen, dass diese verbessert werden.

    Dankeschön für Eure Berichte. Das ist ja wirklich sehr spannend! Ich muss da mal experimentieren: die Futterdepots klingen ab und zu klingen gut, das könnte eine Lösung fürs manchmal hohe Tempo sein.


    Besonders mein Kleiner hat auch begriffen, dass es vor allem um die Gegenstände geht. Er ist bei der Fährte oft nur so semi-genau und überläuft dann halt Winkel. Er findet sich zwar sehr schön zurück und arbeitet problemlos weiter, nur ist das weder energieschonend noch hinterlässt es bei den Richtern den gewollten Eindruck. :hust:

    Danke Euch, das hilft mir wirklich sehr. Ihr bestätigt meine eigene Intuition. Genau diese Überlegung - dass der Hund bitte bereits beim ersten Mal ordentlich suchen soll und es keine 'zweite Chance' gibt - habe ich auch gemacht. Ich bin mit dieser Einstellung hier aber leider die Einzige und hab die Hunde deshalb bisher immer nochmals drauf gelassen. Und es ist jetzt nicht so, dass ich mit völligen Anfängern zu tun hätte. Ich trainiere mit Leuten, welche erfolgreich die FH2 abgelegt haben...


    Das Hinlassen werde ich allerdings ab sofort ändern, weil ich eben auch den Eindruck hatte, dass das erste Mal dann mehr so nach dem Motto 'ach, nachher, wenn die Leine dann endlich ab ist, mach' ich das ganze nochmal langsam und gründlich' gesucht wurde.

    Die Motivation meiner Hunde zu fährten ist sehr hoch, das ist nicht das Problem. Ich muss eher an der Langsamkeit und Detailtreue arbeiten und finde es schwierig, da eine gute Methode zu finden, die den Hund zwar verlangsamt, aber nicht frustriert. Falls ihr dazu Tipps habt, bin ich auch da dankbare Abnehmerin. :winken:

    Eine kurze Frage zum Fährten:


    Lasst ihr, nachdem ihr die Fährte beendet habt, den Hund noch 'nachsuchen'? Ich habe mich schon öfters gefragt, wie sinnvoll es ist, den Hund, nachdem die Fährte abgeschlossen wurde, frei zu lassen und ihn nochmals hin zu lassen. Tut ihr das? Und wenn ja, weshalb? Weshalb nicht?