Alles anzeigenSeh ich durchaus anders
Bis zu einem gewissen Grad ist Männerskepsis beim Galgo zb möglicherweise erblich.
Sehr viele haben gar nix schlimmes erlebt. Sie haben nur halt generellt nix erlebt, außerhalb von Zwinger, Auto fahren und Jagd.
Natürlich gibt es katastrophale Haltung auch. Zuviel davon. Aber die Superoffenheit eines Haushundes ist nicht, was sie mitbringen müssen. Es sind Nutztiere. Die in ihrem Metier so funktionieren, wie sie sind.
Es sind Zwingerhunde, Arbeitshunde. Ob die Angst vor xy haben ist auch züchterisch völlig irrelevant, solang sie jagen und rennen können.
Aber auch tatsächlich traumatisierten Hunde tut man mitunter gar nicht so gut, sie zu sehr zu bemitleiden.
Klar muss man Rücksicht auf den Status Quo des Hundes nehmen, aber es sind nicht alles immer nur arme Hascherl gewesen. Die Melancholie im Blick und den Weltschmerz hat zb mein Züchterwhippet, seit der 8 Lebenswoche bei uns, auch.
Das ist in deren Fall mehr Wesensschwäche, als Trauma. Wesenschwache Galgos zb gibt es auch reichlich, wird ja wild vermehrt - ebenso gibt es sehr resiliente.
Mag sein, dass sie unschöne Dinge erlebt, vielleicht auch überhaupt nicht. Wird man nie heraus finden. Spielt letztlich auch keine Rolle.
Jetzt ist jetzt. Man arbeitet mit dem, was der Hund anbietet, aus welcher Quelle auch immer es kommt.
Ich hab die Erfahrung gemacht, dass zu sehr mitleiden Hunde auch in ihrer Weiterentwicklung hemmen kann. Oder einen selber in einer gewissen Komfortzone verweilen lässt.
Dem kann ich nur zustimmen.
Ich habe meine Podenca ja seit einem halben Jahr bei mir. Sie ist definitiv ein ängstlicher Hund, generell eher vorsichtig.
Was in den letzten Monaten am allerbesten geholfen hat, war Sachen einfach zu machen. Natürlich angepasst auf das was sie leisten kann, aber doch immer wieder raus aus der Komfortzone und da auch ohne viel Gewese. Mehr so „Wir sind jetzt hier, leb damit. Wenn du Schutz suchst, komm gerne zu uns - aber wir veranstalten keine Show“ - das fände ich dem Hund gegenüber nicht allzu fair, permanent diese Angst zu bestätigen und darin zu verharren.
Tatsächlich war das eine der schwersten Sachen bisher: Polly hat Angst vor Männern. Bis das Eis gebrochen ist, dann ist alles tutti. Die meisten Männer in meinem Umfeld waren sehr bemüht um sie und säuselten sie die ganze Zeit an - perfekt, um sich noch weiter reinzusteigern. 🙈
Sie ist nicht mein erster TS-Hund, aber der erste, der so schissig ist. Ich kann mir gut vorstellen, dass ihr Leben früher zwar nicht so schön, aber auch nicht voller Traumata war. Ich denke eher, dass sie vieles einfach nicht kennt und das dann natürlich auch Angst macht.
Gleichzeitig ist es bei ihr definitiv auch ne Strategie. Sich auf den Rücken schmeißen, furchtbar mitleidig gucken, zurückschrecken,… - das ist für Außenstehende oft nicht leicht auseinanderzuhalten.
Kurzum: ich werde oft gefragt, was meine armen Hunde wohl alles schon so erlebt haben. Ich weiß es meistens nicht, aber es ist mir auch egal. Wir leben hier, wir leben jetzt und mit der Einstellung bin ich bisher immer ganz gut gefahren. Man darf halt keinen Zeit- & Erwartungsdruck haben - aber das ist bei Tierhaltung ja eh meist kontraproduktiv.