Es fühlt sich allerdings nicht so an, als wäre der fast fertige Bjarni ein Produkt besonders toller Erziehung oder zumindest eines großen Engagements bei derselben...er wirkt so, als wäre er nun halt zu dem geworden, der er ist.
(ist das nachvollziehbar?)
Oh ja, ich kann das (vermutlich?) gut nachvollziehen:
Jeder Hund ist individuell, und hat seine ganz eigenen Veranlagungen.
Erziehung kann nur mit diesen Veranlagungen arbeiten, die erwünschten fördern, die weniger geliebten über entsprechende Lernerfahrungen so formen, dass sie möglichst wenig Raum einnehmen.
Veranlagungen haben eine Reaktionsnorm, diese bestimmt, welcher Phänotyp sich bei unterschiedlichen Umweltfaktoren aus dem jeweiligen Genotyp letztendlich entwickelt.
Ihr kennt ja alle die - auch hier im Forum getroffene - Aussage, "dieser Hund hätte sich vermutlich bei einem kundigen Halter ganz anders entwickelt, als er es in den Händen des unkundigen Halters getan hat.".
In den Händen eines "kundigen*" Halters entwickelt sich ein Hund so, dass er sich als "gut erzogen" darstellt (wobei da sicher auch das Management des Halters eine Rolle spielt - weiß er/sie, wo die Grenzen des Hundes sind, wird er/sie darauf achten, den Hund nicht in genau die Situationen zu bringen, wo diese Grenzen überschritten werden).
Ein "unkundiger" Halter verpasst Entwicklungstendenzen, und der Hund wird durch seine Lernerfahrungen zu einem Hund geformt, der sich als "unerzogen" darstellt.
* kundig bedeutet oftmals entsprechendes Wissen, aber häufig reicht auch ein gutes Maß an Intuition, um eine gute, dem Hund und seinen Veranlagungen angepasste Erziehung zu bewerkstelligen.
Wenn man, ohne sich dessen bewusst zu sein, Veranlagungen fördert, die den Hund zu einem "guten" Hund werden lassen (was ja auch immer eine individuelle Vorstellung des Menschen ist), dann hat man schon das Gefühl, man hätte eigentlich nichts besonderes geleistet bei der Erziehung, und der Hund wäre von alleine so geworden.
Mein persönlich beliebtestes Beispiel, aus eigener Erfahrung
Immer wieder treffe ich auf Aussagen, die Rasse Golden Retriever wären "Überrollkugeln", die jeden beglücken der nicht bei Drei auf den Bäumen ist, und dabei eben oft auch körperliche Grenzen überschreiten, die für andere unangenehm bis sogar hin zu gefährlich sind (ein kranker oder auch sehr graziler Hund kann z. B. sehr großen Schaden erleiden, wenn er mit der Wucht eines +30kg-Hundes umgewalzt wird).
Ja, der Golden hat aufgrund seiner rassetypischen Fähigkeit, Nähe und Körperlichkeit als etwas Nicht-Unangenehmes einzuordnen die Tendenz, diese auch "auszuleben".
Ohne eine entsprechende Formung durch den Halter prägt sich diese Fähigkeit so aus, dass diese Hunde sich als "Überrollkugeln" in ihrer Umwelt zeigen.
Ich weiß das, und habe schon beim Welpen darauf geachtet, diese Verhaltensweise zu begrenzen.
Keiner meiner Hunde (bisher 5) hatte jemals auch nur die Tendenz zu einer Überrollkugel zu werden.