Beiträge von Hundundmehr

    Samstag geht's los. Wobei ich glaube, dass das wird, wie in früheren gestellten Situationen in der Hundeschule: da nämlich war das gar kein Problem. Da konnten wir sogar in ganz engen Wendungen an anderen Hunden vorbeigehen, ohne dass er auch nur mit der Wimper gezückt hätte.

    Da ich genau diese Übungen sowohl mit Vasco als auch Amigo beim Training selber mitgemacht habe, kann ich ganz klar eines sagen: Es wird bei diesen Übungen NICHT gelernt, an anderen Hunden eng vorbei zu gehen.

    Der Fokus liegt bei dieser Übung darauf zu LERNEN, wie ICH ALS MENSCH mit meinem Hund umgehe in stark reizbelasteten Situationen: Wo platziere ich meinen Hund (auf der vom Reiz abgewandten Seite), wie bekomme und erhalte ich seine Aufmerksamkeit (durch klare Aussagen, z. B. "Fuß", und stimmliche Motivation, auch mit Leckerchen - damit der Hund lernt was er tun SOLL).
    Dass der Hund scheinbar lernt, dabei an anderen Hunden vorbei zu gehen, ist ein durchaus üblicher Trugschluss ... denn genau diese Übung lasst sich nur deshalb machen, weil die anderen Übungspartner die strikte Auflage haben, sich ihrerseits auf IHREN Hund zu konzentrieren, und dafür zu sorgen, dass dessen Aufmerksamkeit bei ihren Menschen ist und sie den anderen, passierenden Hund IN RUHE LASSEN ...

    Ich bekomme also das Werkzeug geliefert, wie ich in stressigeren Situationen mit MEINEM Hund umgehe, wenn ich mit ihm außerhalb des Hundeplatzes bin.

    Gehe ich davon aus, mein Hund würde dort lernen, wie man an anderen Hunden vorbeigeht, und meine, dies dann auch außen so machen zu können - kann das nur in die Hose gehen.

    Ein Punkt findet hierbei nämlich keine Beachtung: Auf dem Platz sorgen alle beteiligten Menschen dafür, dass KEINE KOMMUNIKATION zwischen den Hunden stattfindet.

    Draußen findet aber Kommunikation statt, und je geringer die Distanz der Hunde untereinander ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die bei dieser Kommunikation ausgetauschten Signale das Verhalten der Hunde bestimmt.

    Damit ich also überhaupt eine Chance habe, diese Nebeneffekt des Nicht-Kommunizierens mit dem anderen Hund nach draußen zu transportieren, muss ich die Rahmenbedingungen zu Beginn so halten, dass mein Hund das auch leisten kann: Mit genügend großem Abstand! Nur dann lernt der Hund in kleinen Schritten, dass es auch draußen möglich ist NICHT auf die Kommunikationssignale des anderen Hundes einzugehen.

    Oft wird der Fehler gemacht, diese Erwartungshaltung, die bei diesen Übungen in der Hundeschule entstanden ist, auch direkt mit nach draußen zu nehmen - und mensch wundert sich dann, dass es dort nicht klappt.

    Statt dessen "lernt" der Hund dadurch nur Folgendes: Die Versuche des Halters, seine Aufmerksamkeit bei sich zu behalten, zu ignorieren und statt dessen die Signale des anderen Hundes zu beachten und darauf zu reagieren...

    Ich schieße mir also gleich doppelt selber ins Bein: Einmal habe ich einen Hund, der an der Leine auf andere Hunde reagiert; zum Anderen mache ich mir den eigentlichen Trainingserfolg der Aufmerksamkeit des Hundes auf MICH kaputt...


    Dass es in gestellten Situationen klappt - und dass es nur an der Leine schwierig ist - zeigt relativ klar, dass es an dir liegt.

    Ja, denke ich auch - und warum, habe ich oben erklärt.

    Fremde Hunde an der Leine versuche ich ja wie gesagt generell zu vermeiden. Manchmal sind anderer Leute Leinen allerdings ganz plötzlich viel länger, als man denkt.

    Genau das ist z. B. ein Punkt, der auf dem Hundeplatz natürlich nicht vorkommt, weil die Hundehalter dort auf genau diese Sachen achten (und auch ihrerseits den Hund beschäftigen/dessen Aufmerksamkeit bei sich halten = Kommunikation der Hunde untereinander verhindern).

    Dieser Aspekt der Nicht-Kooperation des anderen Hundehalters MUSS berücksichtigt werden.

    Hunde sind ja nicht doof - die SEHEN auch, welchen Spielraum ein anderer Hund hat - und sie bekommen auch mit, wie der andere Hundehalter mit seinem Hund umgeht (diesen z. B. kontrolliert, oder einfach laufen lässt, vor sich lässt, den Hund nicht an der abgewandten Seite hält etc.).

    Ich muss als Mensch diese Gefahrenquellen erkennen und einkalkulieren bei dem, was ich von meinem Hund verlange.

    Enges Passieren im Alltag ist oft einfach zu viel verlangt.

    Leider verselbständigt sich das sehr schnell, und Hunde entwickeln eine eigene Strategie, die sie als erfolgreich ansehen.
    Das ist dann zumeist Pöbeln...


    Aber wenn wir auf schmalem Weg aneinander vorbeimüssen, sieht das genau so aus, ja. Freeze, Zug, Riesenhantier. Und du glaubst nicht, was der Kampfzwerg für Kräfte entwickeln kann. Da ist es schwer, ihn v.a. am Geschirr auf der angewandten Seite zu halten.
    Ich weiss, ist schwer vorstellbar.

    Vielleicht verstehst du ja jetzt, warum ich immer wieder sage: Meide dieses enge Passieren!
    Du weißt nicht, wie zuverlässig das Hund-Halter-Gespann diese Situation meistert.

    Ich kehre lieber um und suche mir eine Stelle, wo ich ausweichen und den anderen Passieren lassen kann.

    Im absoluten Notfall, wenn das wirklich nicht möglich ist, stelle ich mich ganz an den Rand und schirme meinen Hund mit meinem Körper ab.

    Gestern bei der Gassirunde war wieder eine der souveräneren Hündinnen dabei, die es ihm echt angetan haben. Er war auch ziemlich aufdringlich. Sie hat ihn ordentlich zurechtgewiesen, aber ich musste dennoch mehrmals eingreifen.

    Nur mal als Anmerkung: ich sehe da einen Hinweis auf den - völlig normalen - Entwicklungsstatus deines Hundes: Die holde Weiblichkeit interessiert ihn derzeit sehr, das kann sich bei bestimmten Hündinnen noch besonders stark zeigen.
    Wie sah das Eingreifen deinerseits aus, und welchen Erfolg hast du damit erzielt?

    Wenn ich sehe, dass eine Hündin dermaßen stark "magnetisch" auf einen meiner Hunde wirkt, setze ich meine Hunde diesem hormonellen Chaos nicht länger aus - und gehe.

    Das passiert auch meinen, mittlerweile wirklich superleicht "führbaren" Jungs auch alle Jubeljahre mal.
    Ich kann noch nicht einmal sagen, warum dann so ein Hormonflash kommt - ich nehme es einfach hin und kürze diesen Stress ab. Das ist halt Natur, und die ist manchmal trotz allen guten Handlings gewaltig - und unkontrollierbar.

    Achte vielleicht noch mal auf diese Situation - mir kam der Gedanke dass du ansonsten dieses Plus von "souveräner Hündin" zumindest schmälern könntest, was sehr schade wäre.
    Gut ist, dass du die Hündinnen unterstützt, und wie schon gefragt, würde mich interessieren, WIE und mit welchem Erfolg.

    Jetzt hat er gerade angefangen (und ihr seid noch ganz am Anfang), deine Strategie - ruhig und mit Distanz vorbei gehen - zu verstehen und umzusetzen, also eine neue Erfahrung zu machen, und dann willst du das plötzlich wieder ändern?

    ja, das ist verwirrend. Ich vermute, da steckt jetzt auch viel Kopfkino mit drin, welches suggeriert dass die doch gerade erfolgreiche Strategie nun geändert werden müsste.

    Tatsächlich geht es ja nur darum, diesen Punkt des nach-Vorne-Wegpreschens, nachdem der Hund ruhig passiert wurde, jetzt noch in den Griff zu bekommen.

    Dazu bedarf es mMn aber keiner Änderung der eigentlichen Strategie (das ist Kopfkino).

    Jetzt geht es darum, aus Marley diesen "Impuls", seinen Hintern in Sicherheit bringen zu müssen, noch weg zu bekommen.

    Also ICH kann verstehen, warum es bei ihm kribbelt, sobald der Hund passiert hat.

    Deshalb wende ich mich meinem Hund zu, und behalte aus dem Augenwinkel heraus den anderen Hund im Auge.

    Ihn zu ignorieren heißt ja nicht, dass ich ihn nicht trotzdem im Auge behalte.

    .............

    Ich bin mir nicht sicher, ob es hier im Thread war wo die Anmerkung kam, dass es jetzt vielleicht doch an der Zeit wäre, mit Marley nicht mehr an JEDEM Fremdhund vorbei zu gehen (Im Zusammenhang mit: NIE zu dürfen baut auch Frust auf), sondern gut überlegte Fremdhundkontakte einzubauen. :???:

    Da finde ich diesen Hinweis gut:


    Wenn Kontakt zu Fremdhunden, dann eiserne Regel: Erst ein paar Minuten - oder ein paar Spaziergänge - parallel an der Leine, und sobald/falls beide entspannt sind, Leinen mal lösen.

    @iinas Du hast von diesen Gruppenspaziergängen berichtet (mit der neu dazugekommenen, souveränen Hündin). Ist das im Freilauf, kommt es da auch zu Kontakten mit Fremdhunden?

    Dann war er schon vor dem Gang zum Feld drüber. Sowas passiert scho mal. Wir können ja nicht in die Köpfe gucken und sehen, WAS jetzt vielleicht doch zu viel war für den kleinen Fratz.

    Ein längerer Kausnack (Rinderkopfhaut) kann da helfen.

    Selber ruhig hinsetzen, keine zusätzliche Aktion machen. Staubsaugen ist da z. B. sehr kontraproduktiv |)

    Fellpflege gemacht - Weiche Welpenbürste, auf den Boden gehockt, ein weiches Kauspielzeug parat, und dann immer wieder sanft gebürstet, dabei mit der freien Hand mit sanften, kreisenden Bewegungen gleichzeitig massiert (immer wieder unterbrochen, weil ich die Bürste vom Maul des Welpen befreien musste und statt dessen das Kauteil ins Maul bugsierte xD )

    Selber möglicht viel Ruhe ausstrahlen.

    Klappt zu Beginn nur sehr unzulänglich ... aber so ein Welpe hat ja auch sehr viel zu lernen und zu entdecken.

    Habe ich schon mal erwähnt, dass ich meine Wohnung vor Einzug des jeweiligen Welpen absolut einem Kind im Krabbelalter angepasst habe?

    Bodendeko die mir lieb und wichtig war, wurde weggepackt, das Treppengeländer mit Kaninchendraht gesichert, damit der Welpe nicht zwischen den Stäben durchflutschen konnte, jegliche Kabel entweder entfernt oder welpensicher abgedeckt, ein Kindergitter vor dem Treppenab-/aufgang. Niemals die Türe zum Arbeitszimmer auflassen - die Kabel für den PC ließen sich weder wegpacken noch sonst sichern, und jedes mal neu einstöpseln wollt ich auch nicht ... xD
    So konnte ich mir sicher sein, dass der Welpe auch bei Erkundungstouren nichts gefährliches anstellen konnte.

    Manchmal habe ich mich auch auf der Couch in Sicherheit gebracht, wenn der Welpe seine dollen 5 Minuten hatte. Vor Allem bei Welpe Nr. 2 und 3 - die hatten nämlich einen "Althund" mit im Haus, und wenn der gemeinsam mit dem Welpen durch die Bude fetzte, war es besser, NICHT im Weg zu stehen ... :flucht:

    Geht vorbei, alle meine Jungs sind sehr ruhig im Haus, Aktion ist draußen. Innen ist chillen angesagt, manchmal auch Suchspiele.

    (einen spielenden Hunde abrufen ist vermutlich aber auch schon sehr anspruchsvoll?)

    Jep - und MIR persönlich auch zu anspruchsvoll, weil ich es unsinnig finde.

    Ich lasse meine Hunde nicht in eine Interaktion mit anderen Hunden, wo sie SELBER entscheiden sollen, mit welcher Verhaltensweise sie am besten klarkommen - um ihnen diese Entscheidungsfreiheit wieder abzunehmen indem ich Gehorsam abfrage ... was soll der Hund denn davon halten? "Erst darf ich - und dann doch nicht???"

    Sehe ich zumindest so, das ist wohl auch eine Einstellungssache.

    Meine Hunde bekommen mich aber MIT, wenn ich etwas sage.
    Wenn es dringend ist (und das ist dann an meinem Tonfall zu hören) kommen sie auch. Sie lassen aber nicht alles stehen und liegen - und müssen das auch bei mir nicht.

    Wenn ich dich z. B. gesehen hätte, wie du da mit angeleintem Hund kommst und möglichst viel Abstand hälst - dann hätte ich meine Jungs zu mir gerufen ("Kommt ihr mal bitte zu mir?!).
    Meine Hunde wären nicht an deinen dran gekommen - wenn ich dich zeitig genug sehe.

    Ich mag Halter, die sich bemerkbar machen wenn sie feststellen, dass ich sie nicht sehe. Wenn sie mir dann sagen was sie brauchen,um möglichst ohne Terz an uns vorbeizukommen, mache ich das gerne.

    das kann ich mir gerade irgendwie nicht vorstellen Gibts da irgendwie Bilder oder Videos wo man sich das mal anschauen kann?

    Hab ich mir gedacht |) xD
    Du stellst dir das zu kompliziert vor, ist auch nicht leicht das in Schriftform zu erklären. Finde ich.

    Stell dich mal rechts neben deinen Hund. Jetzt wende dich mit deinem Oberkörper zu ihm. Gib ihm aus der Position mal ein Leckerchen, Gleichzeitig streckst du den linken Arm etwas aus, die Hand geht dabei Richtung Kruppe. Versuche erst gar nicht, an die Kruppe ran zu kommen, der Arm soll den Hund nicht berühren, nur ein wenig abschirmen.

    Mit Leine ist das etwas komplizierter, weil du erst mal ein Gefühl dafür brauchst, welche Länge die Leine dann haben muss. Zu kurz - dann ziehst du den Hund, weil du ja mit dem Leckerchen an sein Maul gehen willst; Zu lang, dann stolpert ihr da drüber, oder dein Hund hat zu viel Spielraum für plötzliche Bewegungen (zum anderen Hund z. B.).

    Ich habe da kein Video von |)

    Eigentlich ist dieses mit-den-Armen-abschirmen ein völlig natürliche Körperbewegung, mit der wir uns räumlich breiter machen.
    Beim Hund fällt sie einem aber nicht ein, weil man in der einen Hand die Leine, in der anderen das Leckerchen hat. Beides wird VORNE am Hund benötigt - weshalb wir auf diese Art des Größer-Machens gar nicht kommen.

    ... und weil ich es vergessen habe:

    Ich BLOCKE den anderen Hund - mit meiner deutlichen, freundlichen Ansprache. Ich lenke dessen Aufmerksamkeit auf mich und positioniere mich VOR meinem Hund. Wenn Marley jetzt sowieso seitlich HINTER dich geht, bist du mit einem kleinen Seitwärtsschritt sofort VOR deinem Hund.

    Anschreien kann ich immer noch ...

    Es geht darum, den eigenen Hund BEIM PASSIEREN so zu beschäftigen, dass sein Fokus möglichst wenig beim anderen, gerade passierendem Hund ist.

    Ich mache das mit freundlichen, aufmunternden Worten, und dazu noch Leckerchen vor der Nase.

    Auch wenn er es nicht nehmen würde - es geht um den zusätzlichen Duftanreiz, der die Motivation zur Aufmerksamkeit bei DIR aufrechterhalten und vielleicht sogar verstärken soll.

    Die Stimme finde ich dabei aber wichtiger, und natürlich deine 100%ige Aufmerksamkeit für deinen Hund.
    Also KEIN Blick, keine körperliche Orientierung zu dem anderen Hund - der interessiert dich nicht die Bohne.

    Wähle den Abstand für das Passieren möglichst groß.
    Wenn du zu nah bist, hätte ich als Hund auch Angst um meinen Hintern - denn du deckst mit deinem Körper ja nur die Seite ab, und sobald der andere Hund diese passiert hat, ist dein Körper kein Schutz mehr für deinen Hund.
    Überlege mal, wie weit die Hinterhand deines Hundes angreifbar ist, wenn dein Rücken schon aufhört.

    Hm - wenn du den Hund links hast, kannst du deine linke Hand/den linken Arm dazu nutzen, körperlich etwas mehr "Raum" einzunehmen. Dein Öberkörper ist dabei deinem Hund zugewandt. die linke Hand geht Richtung Hinterhand deines Hundes.

    Dazu musst du aber die Leine UND auch das Leckerchen in der rechten Hand halten.

    Vorteil: die Leine kann dann gar nicht auf Zug kommen. Nachteil: Das musst du üben, damit dir dieses Handling IN einer solchen Situation auch gelingt. Die Leine ist dabei auch kürzer/muss kürzer gefasst werden, als wenn du parallel neben deinem Hund läufst.

    Hast du ein Stimmsignal "Weiter"?

    Ach so - ja, das Leckerchen erst dann, wenn das Passieren gelungen ist.

    Meine Hunde sind ja total gierig auf Hähnchenherzen, k. A. ob das was für deinen wäre?

    dass sich meine Antihaltung in dem Moment überträgt und er direkt schlechtgestimmt auf den Hund zugeht.

    Das ist genau immer meine größte Besorgnis, gerade bei einem Hund der sowieso gerne dazu neigt, nach Vorne zu gehen.

    Ich diene in dem Moment als Vorbild für meinen Hund - und ich kann nicht mehr zählen, wie oft ich da schon ein: "Ja, aber ..." gehört habe.

    Die Spiegelung eines Verhaltens durch Schutzbefohlene/in der Obhut befindliche/zu Erziehende ist NACHWEISLICH in der Psychologie belegt; hier hat schon Gerhard Roth ausführlich dargestellt, dass ein Großteil der wegen Gewalttaten bestraften Täter in einem Umfeld aufgewachsen ist, welches durch Vorbild eine erhöhte Gewaltbereitschaft geformt hat.

    jetzt stell dir vor, das ist tatsächlich ein Tut-Nix, der ja auch noch unbemerkt von uns möglicherweise Tut-Nix-Signale sendet - WIR ignorieren diese Signale, Was lernt der Hund daraus?

    AUCH diese Signale zu ignorieren, alle heranpreschenden Hunde über einen Kamm zu scheren ... und vehement abzuwehren.

    Ich habe auch Angst vor Hundebegegnungen, insofern dass IMMER die Möglichkeit besteht, hier an ein Ausnahmeexemplar zu geraten welches tatsächlich mit starker Beschädigungsabsicht (sorry - ich mag jetzt nicht von Tötugsabsicht schreiben, aber starke Beschädigung reicht ja schon aus für ein Traumata - bei Hund UND Halter).

    Ich hatte das noch nie... und ich hoffe sehr, dass meinen Hunden (und damit auch mir) eine solche Begegnung auch zukünftig erspart bleibt.

    Obwohl ich um diese Gefahr weiß, versuche ich, einerseits durch umsichtiges, vorausschauendes Handeln die Gefahr einer solchen Begegnung zu verkleinern - ich gehe z. B. IMMER aus dem Weg, wenn ich das Gefühl habe, es könnten Löcher entstehen.
    Das ist MEIN Schutz für MEINE Hunde.
    Andererseits darf ich mich durch solche Ängste nicht selber blockieren - denn das ist, neben dem Verlust an Lebensqualität - eben genau der Hauptaspekt, der dazu führt dass meine Befürchtungen auch eintreffen: Solche Gedanken beeinflussen meine Handlungsfähigkeit, oft unbemerkt in der Situation; Die Körperhaltung wird anders (versteift sich, nimmt abwehrende oder sogar bedrohliche Formen an), die Körpersprache verändert sich, die Mimik ist anders (angespannt, auf Abwehr), die Stimmlage wird beeinflusst ... und auch meine Denkfähigkeit gerät in einen Tunnel, bei dem ich den Blick auf möglicherweise viel effektivere Maßnahmen VERLIERE.

    Gleichzeitig ist MEINE Wirkung auf die Umwelt/mein Gegenüber eine andere: Überlege mal, wie du wohl bei den anderen Hundehaltern ankommst, wenn du statt eines (übertrieben) freundlichen: "Ja hi - wer bist DUUUU denn?" ein barsches, lautes: "Hau ab, du Töle!" mit noch bedrohlicher Körperhaltung anwendest?

    Und ja, jetzt kommt mit Sicherheit wieder der Einwand: "Mir doch egal was die anderen von mir halten."
    Kann ich verstehen - aber: MIR ist das nicht egal, die gehen nämlich mit meinen Hunden im Ernstfall genauso um, wie ich mit deren Hund. Außerdem bringen sie in eine sowieso schon prickelnde Situation mit Sicherheit keine freundliche Stimmung rein, wenn ich schon so unfreundlich zu ihrem Hund bin, möglicherweise sogar nach diesem trete ...

    Ich brauche aber deren Kooperation im weiteren Verlauf - um MEINES HUNDES WILLEN.

    Das ist mein Ziel.

    Soweit sind wir im Training noch nicht.

    Sicher?
    Schau mal - das hier hast du im Eingangspost geschrieben:


    Als sie eingesammelt waren hat sich Marley noch aus seinem Halsband gewunden (wurde direkt mal enger gemacht) und ist 5-6 Meter auf die Wiesen gelaufen mit eingezogenem Schwanz und hat gepieselt.

    5-6m - also auch wenn die Hunde da schon eingesammelt waren, und diese "Flucht" evtl. auch damit in Zusammenhang steht, dass DU SELBER sehr fertig warst und vermutlich nicht ganz so souverän agiert hast in der Zeit ...

    Klar zählt "Abstand nehmen" zur Meide-/Fluchttendenz beim Aversionsverhalten - aber hier hat das Flüchten bei "etwas Abstand nehmen" aufgehört...

    Ich finde, dieses Verhalten Marleys ist zumindest ein wichtiger Punkt, den du dir merken und deiner Trainerin mitteilen solltest :smile:

    Er lässt sich derzeit noch zu sehr von uns anstacheln.

    Ich denke auch, dass deine gesamte Aufregung IN der Situation irgend etwas bei Marley anstachelt. Ruhiger wird er sicher nicht, wenn "sein" Mensch selber total aufgeregt ist.

    Das macht Marley auch seit er bei uns ist und das hab ich auch immer schön belohnt und mich gekümmert (obwohl auch hier Stimmen im Umkreis gesagt haben er soll es selbst regeln lernen). Ich war froh, dass er nicht mit Bissigkeit selbst versucht hat seinen willen durchzusetzen.

    Wie gut dass du diese Stimmen ignoriert hast :bussi: Damit hast du schon mal EINEN tollen Baustein - den dein Hund dir angeboten hat, und den DU angenommen und gefestigt hast.

    Ich finde, das hört sich bei euch gar nicht so katastrophal an, wie du es immer empfindest.

    Kann es sein, dass du ein wenig den Blick verloren hast auf diese guten Ansätze, die ja nicht nur von mir hier gesehen werden?

    Das passiert, jedem (mal mehr, mal weniger), weil es eine menschliche Neigung ist, diesen Blick zu verlieren und sich zu sehr auf die Probleme zu fokussieren.

    Ich zumindest finde, ihr seid auf einem guten Weg (wozu auch deine Nachfrage im Jagdthread gehört; Ist vielleicht sogar ganz sinnvoll, etwas in dieser Richtung zu machen, weil das auch noch mal eine andere Perspektive für deinen Hund und dich bringt. Frag deine Trainerin mal :smile: )

    Das hier:

    Im Gegenteil habe da eher drauf geachtet, dass wenn mal ein Ball geworfen wird (was selten passiert, weil er da völlig abdreht) nicht einfach nachgerannt wird sondern immer nur auf Freigabe.

    widerspricht aber dem:


    Ich hatte bisher das Gefühl, dass ihn Bewegungsreize nicht allzu sehr anfixen

    insofern, dass dein Hund Bewegungsreize wohl sehr differenziert betrachtet und stark diskriminiert: Interessant und lohnenswert (gleich=nachjagen), und uninteressant und nicht lohnenswert (= wird bemerkt und abgehakt).

    Gut, dass du bei dem Ball schon Impulskontrolle machst; Ich persönlich halte einen Ball für so ziemlich das ungeeignetste Arbeitsgerät zum Etablieren von intrinsischer Impulskontrolle (also einer eigenen, innerlichen Kontrolle des Impulses für NACHJAGEN des Hundes). Lieber ein Apportel nehmen, welches nicht so viel Bewegungsreiz bietet, und zumeist genau an der Stelle liegenbleibt wo es landet.
    Gerade beim Einsatz von Bällen sehe ich oft, dass die Kontrolle des Hundes dabei von Außen ausgeübt werden muss.
    Beim Ball habe ich aber von Beginn an die Kontrolle darüber, WANN ich ihn werfe und WOHIN ich ihn werfe. Ich kann meinem Hund also schon VORHER sagen, was er zu tun hat - nämlich WARTEN.
    Über rennendes Wild habe ich aber keine Kontrolle - das kommt plötzlich, und der Hund folgt schon seinem Impuls. In diese Bewegung hinein ist eine Kontrolle des Hundes ungleich schwerer, als wenn ich schon VOR dem Bewegungsreiz eine Anweisung gebe.

    Mal ganz abgesehen von dem Hinweis von @flying-paws, dass bei HSH durchaus ein größeres Potential für jagdliche Ambitionen vorliegt, würde ich bei JEDEM Hund zumindest einen Teil der Auslastung immer mit jagdlicher (Jagdersatz-) Ausbildung abdecken.

    Auch wenn bei manchen Rassen (vornehmlich Begleithunde, mal als Beispiel) die jagdlichen Verhaltensweisen kaum ausgeprägt sind, sind die Sequenzen des Beutefangverhaltens im Gehirn eines jeden Hundes veranlagt.
    Das würde ich mir bei jedem Hund zunutze machen, weil ich damit ein Bedürfnis des Hundes abdecke, mit viel Freude und Erfolgserlebnissen für den Hund. Außerdem ist es Kopfarbeit, neben der Bewegung, die noch dabei rausspringt.


    hört sich plausibel an. Wie setzt man das denn in der Praxis um?

    Indem du MIT dem Hund arbeitest :smile:
    Im Idealfall lernt der Hund dann von Beginn an, dass Jagen eine Gemeinschaftssache ist, die in Zusammenarbeit mit dem Menschen stattfindet.

    Lernt er, dass er da IMMER seinen Dopaminkick erhält, während er bei selbständigen Jagdausflügen gar nicht zu diesem beglückenden Erleben kommt, dann geht ein Hund begeistert auf die Angebote seines Menschen ein ... und lässt andere Umweltangebote liegen.

    Das ist die Theorie ... in der Praxis, je nach Hund, ist die Erfolgsquote ziemlich breit zwischen "wenig" bis "fast 100%" angelegt xD