Samstag geht's los. Wobei ich glaube, dass das wird, wie in früheren gestellten Situationen in der Hundeschule: da nämlich war das gar kein Problem. Da konnten wir sogar in ganz engen Wendungen an anderen Hunden vorbeigehen, ohne dass er auch nur mit der Wimper gezückt hätte.
Da ich genau diese Übungen sowohl mit Vasco als auch Amigo beim Training selber mitgemacht habe, kann ich ganz klar eines sagen: Es wird bei diesen Übungen NICHT gelernt, an anderen Hunden eng vorbei zu gehen.
Der Fokus liegt bei dieser Übung darauf zu LERNEN, wie ICH ALS MENSCH mit meinem Hund umgehe in stark reizbelasteten Situationen: Wo platziere ich meinen Hund (auf der vom Reiz abgewandten Seite), wie bekomme und erhalte ich seine Aufmerksamkeit (durch klare Aussagen, z. B. "Fuß", und stimmliche Motivation, auch mit Leckerchen - damit der Hund lernt was er tun SOLL).
Dass der Hund scheinbar lernt, dabei an anderen Hunden vorbei zu gehen, ist ein durchaus üblicher Trugschluss ... denn genau diese Übung lasst sich nur deshalb machen, weil die anderen Übungspartner die strikte Auflage haben, sich ihrerseits auf IHREN Hund zu konzentrieren, und dafür zu sorgen, dass dessen Aufmerksamkeit bei ihren Menschen ist und sie den anderen, passierenden Hund IN RUHE LASSEN ...
Ich bekomme also das Werkzeug geliefert, wie ich in stressigeren Situationen mit MEINEM Hund umgehe, wenn ich mit ihm außerhalb des Hundeplatzes bin.
Gehe ich davon aus, mein Hund würde dort lernen, wie man an anderen Hunden vorbeigeht, und meine, dies dann auch außen so machen zu können - kann das nur in die Hose gehen.
Ein Punkt findet hierbei nämlich keine Beachtung: Auf dem Platz sorgen alle beteiligten Menschen dafür, dass KEINE KOMMUNIKATION zwischen den Hunden stattfindet.
Draußen findet aber Kommunikation statt, und je geringer die Distanz der Hunde untereinander ist, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass die bei dieser Kommunikation ausgetauschten Signale das Verhalten der Hunde bestimmt.
Damit ich also überhaupt eine Chance habe, diese Nebeneffekt des Nicht-Kommunizierens mit dem anderen Hund nach draußen zu transportieren, muss ich die Rahmenbedingungen zu Beginn so halten, dass mein Hund das auch leisten kann: Mit genügend großem Abstand! Nur dann lernt der Hund in kleinen Schritten, dass es auch draußen möglich ist NICHT auf die Kommunikationssignale des anderen Hundes einzugehen.
Oft wird der Fehler gemacht, diese Erwartungshaltung, die bei diesen Übungen in der Hundeschule entstanden ist, auch direkt mit nach draußen zu nehmen - und mensch wundert sich dann, dass es dort nicht klappt.
Statt dessen "lernt" der Hund dadurch nur Folgendes: Die Versuche des Halters, seine Aufmerksamkeit bei sich zu behalten, zu ignorieren und statt dessen die Signale des anderen Hundes zu beachten und darauf zu reagieren...
Ich schieße mir also gleich doppelt selber ins Bein: Einmal habe ich einen Hund, der an der Leine auf andere Hunde reagiert; zum Anderen mache ich mir den eigentlichen Trainingserfolg der Aufmerksamkeit des Hundes auf MICH kaputt...
Dass es in gestellten Situationen klappt - und dass es nur an der Leine schwierig ist - zeigt relativ klar, dass es an dir liegt.
Ja, denke ich auch - und warum, habe ich oben erklärt.
Fremde Hunde an der Leine versuche ich ja wie gesagt generell zu vermeiden. Manchmal sind anderer Leute Leinen allerdings ganz plötzlich viel länger, als man denkt.
Genau das ist z. B. ein Punkt, der auf dem Hundeplatz natürlich nicht vorkommt, weil die Hundehalter dort auf genau diese Sachen achten (und auch ihrerseits den Hund beschäftigen/dessen Aufmerksamkeit bei sich halten = Kommunikation der Hunde untereinander verhindern).
Dieser Aspekt der Nicht-Kooperation des anderen Hundehalters MUSS berücksichtigt werden.
Hunde sind ja nicht doof - die SEHEN auch, welchen Spielraum ein anderer Hund hat - und sie bekommen auch mit, wie der andere Hundehalter mit seinem Hund umgeht (diesen z. B. kontrolliert, oder einfach laufen lässt, vor sich lässt, den Hund nicht an der abgewandten Seite hält etc.).
Ich muss als Mensch diese Gefahrenquellen erkennen und einkalkulieren bei dem, was ich von meinem Hund verlange.
Enges Passieren im Alltag ist oft einfach zu viel verlangt.
Leider verselbständigt sich das sehr schnell, und Hunde entwickeln eine eigene Strategie, die sie als erfolgreich ansehen.
Das ist dann zumeist Pöbeln...
Aber wenn wir auf schmalem Weg aneinander vorbeimüssen, sieht das genau so aus, ja. Freeze, Zug, Riesenhantier. Und du glaubst nicht, was der Kampfzwerg für Kräfte entwickeln kann. Da ist es schwer, ihn v.a. am Geschirr auf der angewandten Seite zu halten.
Ich weiss, ist schwer vorstellbar.
Vielleicht verstehst du ja jetzt, warum ich immer wieder sage: Meide dieses enge Passieren!
Du weißt nicht, wie zuverlässig das Hund-Halter-Gespann diese Situation meistert.
Ich kehre lieber um und suche mir eine Stelle, wo ich ausweichen und den anderen Passieren lassen kann.
Im absoluten Notfall, wenn das wirklich nicht möglich ist, stelle ich mich ganz an den Rand und schirme meinen Hund mit meinem Körper ab.
Gestern bei der Gassirunde war wieder eine der souveräneren Hündinnen dabei, die es ihm echt angetan haben. Er war auch ziemlich aufdringlich. Sie hat ihn ordentlich zurechtgewiesen, aber ich musste dennoch mehrmals eingreifen.
Nur mal als Anmerkung: ich sehe da einen Hinweis auf den - völlig normalen - Entwicklungsstatus deines Hundes: Die holde Weiblichkeit interessiert ihn derzeit sehr, das kann sich bei bestimmten Hündinnen noch besonders stark zeigen.
Wie sah das Eingreifen deinerseits aus, und welchen Erfolg hast du damit erzielt?
Wenn ich sehe, dass eine Hündin dermaßen stark "magnetisch" auf einen meiner Hunde wirkt, setze ich meine Hunde diesem hormonellen Chaos nicht länger aus - und gehe.
Das passiert auch meinen, mittlerweile wirklich superleicht "führbaren" Jungs auch alle Jubeljahre mal.
Ich kann noch nicht einmal sagen, warum dann so ein Hormonflash kommt - ich nehme es einfach hin und kürze diesen Stress ab. Das ist halt Natur, und die ist manchmal trotz allen guten Handlings gewaltig - und unkontrollierbar.
Achte vielleicht noch mal auf diese Situation - mir kam der Gedanke dass du ansonsten dieses Plus von "souveräner Hündin" zumindest schmälern könntest, was sehr schade wäre.
Gut ist, dass du die Hündinnen unterstützt, und wie schon gefragt, würde mich interessieren, WIE und mit welchem Erfolg.