Beiträge von Hundundmehr

    Gruppe 9 ist nicht über Charaktereigenschaften definiert, sondern dadurch, dass sie in der Zeit ihrer Reinzucht nie für eine Arbeitsaufgabe gezüchtet wurden.

    Das ist der einzige Punkt, der Gruppe 9 definiert.

    Auch die 9er haben zB mehr oder minder starken Jagd- Schutz- und Wachtrieb. Darüber definiert sich die Gruppe nicht.

    Ja, ja und nochmal ja....

    Sollen wir mal nachzählen, wie oft das schon in dieser Diskussion genannt wurde ... und dennoch irgendwie immer noch überlesen wird? *megaseufz*

    (Die TE Hektorine hat es schon lange verstanden, und das auch so geschrieben, und sich bedankt.)

    Du, das weiß ich auch nicht bei meinem Amigo - aber wir können nun mal nicht in die Köpfe unserer Hunde schauen.

    Dafür gibt es ja vorausschauendes Handeln - und die Fähigkeit, manche Dinge eben einfach hinzunehmen und das eigene Handeln so auszurichten, dass niemand zu Schaden kommt.

    An den Bauernhöfen kann ich mit meinem Amigo total super "Zeigen und Bennen" machen - ist doch auch was! xD

    Also ich habe auch einen tollen Frisör ... xD

    Der ließ mich übrigens erblonden, weil blond und silbergrau eine wunderbare Konfluenz ergeben xD

    War nicht nur lästig, bei dunklen Haaren alle 4 Wochen den Ansatz nachzufärben, sondern auch allergieauslösend.

    Ach ja, zum eigentlichen Thema: Ich finde auch, das Galgöchen macht tolle Fortschritte!

    Zu der Kamikazejunghundkommandoaktion sach ich besser nix...

    Menschen haben ihre eigenen Vorstellungen, und ich finde es absolut nicht verwerflich, wenn jemand aufgrund von situativen Eindrücken den Wunsch hegt: "Sowas will ich auch!"

    Schlimm ist, wenn der/diejenige dann den Verstand völlig ausblendet und keinen Gedanken daran verschwendet, dass es sich bei einem Hund um ein denkendes und fühlendes Lebewesen handelt, welches seine eigenen Bedürfnisse hat.

    Wenn also jemand fragt: "Ich habe mir diese Rasse ausgeschaut - meint ihr, das passt?" oder: "Ich habe die und die Vorstellungen - was könnte dazu passen?", dann ist mir das sympathisch, weil der/diejenige sich GEDANKEN macht.

    Dann auf bestimmte Besonderheiten hinzuweisen (möglichst ohne direkt mit der Moralkeule zu kommen, das ist mMn immer kontraproduktiv) ist doch nicht verwerflich, sondern informativ und hilfreich.

    Natürlich suchen WIR uns unseren Hund aus, und nicht der Hund UNS (wobei hier mit Sicherheit einige PSV energisch widersprechen dürften, zu Recht xD) - aber nur weil wir uns alles aussuchen KÖNNEN, entbindet uns das doch nicht von der Verantwortung, die wir durch den Kauf eines Lebewesens übernehmen.

    Sich zu informieren, ist Teil dieser Verantwortung - Kompromissbereitschaft und den Willen, selber etwas zu tun, gerade dann wenn die Realität dann von den eigenen, vorherigen Vorstellungen abweicht, sind andere Teile dieser Verantwortung.

    Manchen Menschen ist das nicht klar - und genau dafür sind wir doch hier im DF: Zum Erfahrungsaustausch, um selber etwas zu erfahren, und andere an unseren ERfahrungen teilhaben zu lassen.

    Edit: PSV = Pflegestellenversager - das sind die Menschen, die einem Hund vorübergehend einen sicheren Platz geben wollten ... und ihn dann doch nicht mehr weggeben konnten

    Genau das ist mir mit meinem Amigo auch passiert, nur hat das Huhn es nicht überlebt.

    Da unser Umfeld sehr ländlich ist (wir wohnen innerhalb einer kleinen Ortschaft uns sind umgeben von Landwirtschaft und Wald) und es für die meisten Bauern nicht üblich ist, ihr Federvieh umzäunt zu halten, leine ich Amigo seitdem an, sobald wir uns auf unseren Touren solchen Bebauungen nähern.

    Für mich sind das immer gute Übungsmöglichkeiten, weiter daran zu arbeiten seinen Stresslevel gering zu halten.

    Dazu gibt es auf einer unserer Touren zwei Anlagen mit Rassegeflügel, die ich auch wunderbar für Konzentrationstraining und Desensibilisierung nutzen kann. Der (öffentliche) Weg führt unmittelbar an den Freilaufgehegen vorbei, und dort kann ich mit dem unangeleinten Amigo sowohl Fußarbeit als auch Apportiertraining machen.

    Solche äußerst hohen Ablenkungsreize unter sicheren Bedingungen (für das Federvieh) sind für mich natürlich Trainingsgeschenke, die ich auch nutze.

    Mittlerweile kann ich Amigo unmittelbar neben dem Zaun absitzen lassen und mich von ihm weg bewegen. Zwar wirft er schon mal einen kleinen Seitenblick zu dem hinter dem Zaun (ungestresst!) herumlaufenden Federvieh, lässt mich aber absolut nicht aus den Augen - um ja nicht zu verpassen, welche Aufgabe(n) ich für ihn vorbereite.

    Würde sich das Federvieh hinter dem Zaun unnötig aufregen, würde ich das allerdings lassen. Durch die Lage der Gehege scheinen sie derlei "Störungen" allerdings gewohnt zu sein, weshalb nicht in Stress geraten.

    Natürlich zeigen sie dadurch nicht das Verhalten für in freier Natur herumlaufendes Geflügel - es fehlt das Fluchtverhalten, welches ja noch mal ein zusätzlicher Trigger bei einer Jagdmotivation eines Raubieres ist.

    Ist trotzdem eine gute Übung für meinen Amigo, um mehr Resilienz für sein leicht ansprechbares sympathisches Nervensystem aufzubauen.

    Hektorine

    Die Ausgangsfrage war doch, warum es in der Gruppe der Begleithunderassen keine großen Hunde gibt.

    Eigentlich wurde diese Frage schon mehrfach beantwortet:

    - die Gruppe der Gesellschafts- und Begleithunde umfasst Rassen, die schon sehr lange als einzige Zuchtspezialisierung die Gesellschafts- und Begleithundespezialisierung haben. Das sind in der Regel kleinere und Kleinhunde.

    - sehr viele Hunderassen außerhalb dieser Gruppe weisen aber ganz hervorragende Begleithundequalitäten auf

    - auch die als Gesellschafts- und Begleithunde klassifizierten Rassen weisen an einigen Stellen Defizite in dieser Eignung auf (der jagende Pudel, der artgenossenunverträgliche Bully ... und natürlich auch die Qualzuchtmerkmale, die das Zuchtergebnis einer noch größeren Anpassung an die Vorstellung des Menschen sind.

    Die Meinungen hinsichtlich des Bedarfs an einer großen, rein als Begleithund gezüchteten Rasse klaffen sehr auseinander.

    Meiner Meinung nach wird sich hier zu sehr an den FCI-Klassifizierungen festgeklammert.

    Wenn ich mir den Berner Sennenhund z. B. ansehe - er ist bei den Schweizer Sennenhunden in der Gruppe 2 aufgelistet.

    Einfach, weil er ein Schweizer Sennenhund ist.

    Er würde auch in die Gruppe 9 der Gesellschafts- und Begleithunde passen.

    Der Labrador ist bei den Apportierhunden aufgelistet - einfach, weil er auf die jagdliche Sequenz des Apportierens spezialisiert wurde. Apport lässt sich wunderbar als Freizeitsport ausüben, auch ohne jegliche Turnierambition. Kann auch ganz wunderbar mit Kindern gemacht werden. Der ideale Familienhund, der ohne diese Spezialisierung garantiert in Gruppe 9 auftauchen würde.

    Ich kenne Schäferhund, die nichts lieber machen als mit ihrer Familie zusammen zu sein. Wunderbare Begleithunde, auch ohne den Sport. Sind nur auch nicht in der Gruppe 9 zu finden, sondern als Schäferhunde in der Gruppe 1. (Die kommen natürlich nicht von einem Züchter, der stark auf sportliche Ambitionen achtet - aber der gibt seine Hunde auch nicht an Nicht-Sportler ab. Wenn er seriös ist.)

    Diese Liste lässt sich fortsetzen...

    Sämtliche Versuche, die fehlende FCI Klassifizierung durch das Wegzüchten von Spezialisierungen "wettzumachen", sind fehlgeschlagen, weil sie zum Nachteil der Hunde geriet. Meine Meinung.

    Dabei sind ALLE Modetrends für die jeweiligen Rassen aus den ursprünglichen, rassetypischen Hundetypen entstanden - das was da (oft medienwirksam) als "idealer Begleithund" zu sehen war ... war nicht der Typus des "idealen Begleithundes", sondern einfach das Ergebnis toller Ausbildung.

    Sieht nur keiner...

    "Ich hätte bitte gerne einen Border-Collie, aber ohne Hüteeigenschaften!"

    Das ist schlicht falsch. Natürlich ist die Reizschwelle bei den unterschiedlichen Rassen ganz unterschiedliche angesetzt. Das ist doch auch so gewünscht und über Jahrhunderte züchterisch beeinflusst.

    Möglicherweise hast du das, was ich geschrieben habe, falsch verstanden, oder ich habe das nicht klar genug ausgedrückt:

    Es ist richtig dass Reizschwellen bei unterschiedlichen Rassen auch unterschiedlich angesetzt sind.

    Reizschwellen sind aber nicht unabänderlich fest zementierte Größen, sondern variabel aufgrund von Erfahrungen/Lernen.

    Was ist eine Reizschwelle?

    Die Reizschwelle ist keine feste Größe; sie bezeichnet einen bestimmten Punkt auf der Verhaltensskala eines Individuums, bei dem die Wahrscheinlichkeit für das Auslösen eines Verhaltens wahrscheinlicher wird als das Nicht-Auslösen.

    Daran wird z. B. beim Leinenpöbeln gearbeitet.

    Was dabei genetisch vorgegeben ist, beschreibt dagegen die REAKTIONSNORM.

    Diese beschreibt das gesamte Spektrum eines Merkmals bei EINEM Individuum, also die AusprägungsMÖGLICHKEITEN bei unterschiedlicher Ontogenese (Individualentwicklung).

    Die Sichtweise der Leute zu ändern oder die der Hunde?

    Nicht die Sichtweise der Hunde zu ändern, aber die Hunde selbst.

    Da bin ich ganz auf der Seite Albert Einsteins: "Zwei Dinge sind unendlich, das Universum und die Dummheit der Menschen; beim Universum bin ich mir aber noch nicht ganz sicher."

    Sorry, manchmal kann ich mir Sarkasmus nicht verkneifen ...

    Zumal ich selber diesen quichottisch anmutenden Kampf um eine veränderte Sichtweise führe. Unermüdlich.

    Die Hoffnung stirbt zuletzt.

    Querida Im Spoiler, weil es zu rasse- und lernspezifisch wird:

    Spoiler anzeigen

    Warum ist da zuchttechnisch etwas falsch gelaufen?

    Ich vermute, dass der Versuch der Halter, dies erzieherisch zu bewältigen, von der falschen Seite angepackt wurde: Einem Hund, der begierig auf Kontakte ist - dem VERBIETET man keine Kontakte - dem ERLAUBT man das.

    Man bringt ihm "nur" bei, unter welchen Regeln das abzulaufen hat ...

    Meine Vermutung basiert dabei auf einschlägigen Erfahrungen im Reallife, und ist dementsprechend natürlich anekdotisch und nicht wissenschaftlich belegt zu sehen.

    Aber vielleicht kennt das der/die ein-oder andere auch: "Der Hund muss erst mal lernen, vernünftig an der Leine an einem anderen Hund vorbei zu gehen...!"

    Das ist bei einer schon vorhandenen Leinenaggression genauso schwierig wie bei einem Hund, der grundsätzlich an freundlicher Interaktion interessiert ist.

    Dass bei bestimmten Rassen der selektive Fokus auf "freundliche Zuwendung" das Ganze noch verstärkt, halte ich für wahrscheinlich. Das ist aber kein Zuchtfehler, der ursächlich für das Fehlverhalten verantwortlich ist, sondern eben nur ein weiterer Faktor, der eine Fehlentwicklung im Verhalten leichter entstehen lässt.

    Das wird nur von vielen nicht gesehen, weil die eingschlägige Beurteilung "leichtführig, familienfreundlich, artgenossenfreundlich" ausreicht, um davon auszugehen dass der Hund quasi "von selbst" diese gewünschte Entwicklung zeigt.

    Eines der Beispiele, bei denen mir jedes Mal das Herz blutet, wenn ich das sehe...

    Ich denke nur immer, dass diese vielen Rassen, die wir heute haben, genauso aus egoistischen menschlichen Vorstellungen entstanden sind. Heute liegt der Anspruch halt meistens im Alltag begründet oder im Hundesport.

    Ja, die hohe Anpassungsfähigkeit des Canis Familiaris ist sein Segen und Fluch zugleich.

    Er ist entstanden als nahezu eigene Spezies, WEIL er sich so leicht nach menschlichen Vorstellungen formen ließ.

    Ich würde dann lieber von Grund auf sagen, ich will eine neue Rasse machen, als diese vielen Rassen dem heutigen Anspruch so anzupassen.

    Siehst du - das sehe ich aus einem anderen Fokus.

    Ich finde: Es ist GENUG!

    Es ist genug der Anpassungen, und Ansprüche und Formungen des Haushundes.

    Es wird Zeit, dass der Mensch einmal sein eigenes Anspruchsdenken unter die Lupe nimmt und erkennt, was der Hund IST: Ein denkendes und fühlendes Säugetier, mit dem Erbe eines Wolfes, welches sich nicht mehr weiter formen lässt, ohne deformiert zu werden.

    Ich habe null gegen Begleithunde, ganz im Gegenteil: Ich liebe die Eigenschaft von Hunden, ein fantastischer Alltagsbegleiter des Menschen zu sein!

    Es gibt kein Tier welches das so sehr kann wie der Hund!

    Wenn man mal die Augen öffnet, dann sieht man ganz viele Hunde (nicht nur Rassehunde, sondern auch Mischlinge, die keiner Rasse mehr zugeordnet werden können), die einen ganz großen Teil der Anforderungen erfüllen, die an einen Gesellschafts- und Begleithund gestellt werden.

    Teilweise sogar noch besser, als die in der Kategorisierung des FCI aufgeführten Gesellschafts- und Begleithunde.

    Ich denke da zum Beispiel an die immer häufiger auftretende Artgenossenunverträglichkeit bei den Bullies, wenn sie erwachsen sind ... das passt doch absolut nicht zu den Vorstellungen eines Gesellschafts- und Begleithundes!

    Es ist eine KATEGORISIERUNG, und kein idealer Standard, der 1:1 die Realität trifft.

    Wenn man es mal ganz genau betrachtet, dann reicht auch vielen diese Einordnung als Gesellschafts- und Begleithund nicht aus, und es muss NOCH MEHR daran herumgeformt werden, um den Vorstellungen des Menschen zu entsprechen... Puppygesicht und Handtaschengröße sind dabei nur zwei Beispiele für ...

    Aber auch der Bully, der einen so übermäßig ausgeprägten Brustkorb hat, dass seine Vorderläufe von Geburt an deformiert sind ... NUR damit er dieses "imposante" bulldoggenartige Aussehen hat, aber dabei noch in "handlicher" Größe bleibt ... zum :kotz:

    Oder übermäßige Ängstlichkeit, die oft mit Zwergenwuchs und geringer körperlicher Robustheit einhergeht - ja Leute, wenn auf mich ein Koloss zuwalzt, dann würde ich es auch mit der Angst kriegen, ob der rechtzeitig stoppen kann und mich nicht plattwalzt ... wenn er mich überhaupt wahrnimmt... :wallbash:

    Vieles liegt darin begründet, dass Hundehaltung heute einfach leichter ist - leichter zu bekommen, leichter zu versorgen, leichter erlaubt zu halten (bezieht sich jetzt auf die Haltungserlaubnis wohntechnisch gesehen).

    Was leicht zu bekommen ist ... wird auch leichter angeschafft.