Beiträge von Hundundmehr

    Was meinst du mit Wehrmotivation Hundundmehr ?

    (Ab-)Wehr ist Bestandteil des Aversionsverhaltens, welches aus Meiden (bis hin zur Flucht) als der einen, aus (Ab-)Wehren als der anderen Seite besteht.

    Verhaltensbiologisch steht dabei der Aspekt der Unversehrtheit und der Lebenserhaltung im Vordergrund. Auch bei Lebewesen ein und derselben Art gibt es dabei das Spektrum von "eher zur Flucht/zum Meiden" bis "eher zur Wehr" neigend.

    Durch gezielte Selektion lässt sich also züchten, dass auf das Merkmal "Wehr" selektierte Nachkommen eine sehr geringe bis keine Tendenz zur Flucht mehr zeigen, und dafür die Komponente "Wehr" in vielen Situationen zum Vorschein kommt.

    Wehrmotivation ist das, was beim IPO im Schutzdienst zum Einsatz gelangt.

    Motivaton deshalb, weil das Merkmal "Wehr" in der Theorie immer einzeln betrachtet werden kann, in der Praxis aber viele Merkmale mit ein- und zusammenfließen (Körperbau, Nerventätigkeit, Aggressionsmotivationen, Entwicklung, um nur mal ein paar zu nennen.)

    Solange ein Hund genug "raus" kommt und auch mal neue Gegenden und neue Situationen erkunden darf, bin ich nicht der Ansicht, dass ein "stinknormaler" Hund eine extra "Auslastung" braucht.

    Ja, das ist der Normalfall für Hunde mit weniger oder gar keiner ausgeprägten Spezialisierung. Das dürfte auch auf einen Großteil der Hunde zutreffen. Aber auch bei Spezialisierungen reicht oftmals ein im Gesamtbild geringes Bedienen dieses Bedürfnisses aus, um diesen Bedarf abzudecken.

    Hundebesitzer, die mindestens 3mal am Tag jeweils mindestens 1 Stunde mit dem Hund raus gehen und durchgehend Bällchen werfen.

    Das fördert Sucht, erzeugt diese auch oft.

    Mir ging es eher darum ob sich der Entzug nicht aber wieder auch auf den eigentlichen Charakter zurück führen lässt. Sprich ein Hund der von vornherein Auslastung in diese Richtung braucht wird vermutlich auch beim Entzug größere Probleme haben als ein Hund der vom grundchatakter „genügsamer“ ist.

    Ja, aber das ist doch auch nur natürlich und nachvollziehbar. Wenn genetisch etwas in die Wiege gelegt wird, bei dem genau dieser Dopaminausstoß mit 100%iger Wahrscheinlichkeit erfolgt, dann ist es doch sehr wahrscheinlich dass sich genau diese genetisch angelegten Merkmale einen Weg SUCHEN. Kommt dann von Außen ein Reiz, der ein oder auch mehrere Merkmale beinhaltet, die diese genetischen Merkmale ansprechen - dann wird dieses Verhalten auch bevorzugt gezeigt.

    Hier hilft vielleicht der bildhafte Vergleich mit einem Marathonläufer; Dieser wird mit Freude einen 1000m-Lauf machen, und dabei auch ein gewisses Maß an Dopamin erhalten. Da wird ein Teil seiner Fähigkeiten angesprochen und bedient. Hat also auch was.

    Sein wirkliches Glück wird er aber nur empfinden, wenn er seine GANZEN Qualitäten als Läufer einsetzen kann - und das kann er nur bei einem Marathon.

    Es gibt Hunde, die sind Marathonläufer, oder kommen sehr nah daran.

    Das dürfte allerdings genauso selten auftreten (auf die gesamte Hundepopulation bezogen), wie bei den Menschen.

    Murmelchen 's Kalle scheint da schon in Richtung Marathonläufer zu gehen. Dessen Vater scheint ein guter Vererber zu sein.

    Die 2 brauchen diese Auslastung tatsaechlich. Faehrte, UO, Gassi, am Rad/vor dem Rad/vor dem Bauchgurt laufen, usw. das ist alles toll. Das macht ihnen Spass, sie machen es gerne. Aber es ersetzt bei diesen beiden Hunden einfach nicht das, wofuer sie brennen. Ich bekomme sie beide ohne diese Abteilung nicht so ausgeglichen, wie mit.

    Ich denke, du meinst hier als Auslastung das Bedienen der hoch angelegten Wehrmotivation, die bedient werden MUSS, um dem Hund eine innere Balance überhaupt zu ermöglichen? Siehe vor - der Marathonläufer.

    Ich finde das alles ein sehr komplexes Thema

    Ja, das ist es.

    Maßgeblicher Faktor dabei ist auch der Wille des Menschen.

    Ich finde es absolut vernünftig, einen Hund auch in dem Sport zu bewegen, für den man ihn sorgfältig ausgesucht hat - warum sollte ein Mensch ihm das verwehren, wenn doch die Wahrscheinlichkeit, dass BEIDE daran Spaß haben, sehr groß ist?

    Vernünftig (im Sinne von vernunftgesteuert) ist dabei nur, eben auch im Blick zu halten, dass so eine Spezialisierung schnell zur Einbahnstraße werden KANN, wenn nicht auf ein gutes Maß an Ausgleich geachtet wird.

    Murmelchen hat, wenn ich es richtig gelesen habe, ja auch von einem dauerhaften Entzug JEGLICHER Aktivitäten geschrieben, darunter fielen dann auch jegliche sonstigen Ausgleichsangebote.

    Das ist als ob ein Mensch, der täglichen Sport gewohnt ist, aufgrund eines Unfalls auf einmal 3 Monate im Rollstuhl verbringen muss ... irgendwann ist der auch Fernsehen, Sudoku und Computerspielchen über und bekommt Frust.

    Verstehst du was ich meine? Ich kann das nicht so richtig beschreiben.

    Doch, das kannst du, da bin ich von überzeugt :D

    Bestimmte Sachen machst du mit Sicherheit besonders gerne... wenn die dir aufgrund äußerer Umstände nun eine Zeit lang nicht möglich sind - bist du dann kreuzunglücklich, haderst mit deinem Schicksal, und sitzt nur noch deprimiert da?

    Als Kinder haben wir das sicher so erlebt, und solche Momente gehabt (und auch später noch, Liebeskummer fällt auch in diese Sparte des besonderen Erlebens...) - aber es gehört zur Lebenserfahrung dazu, auch mit "den Unbilden des Lebens" zurecht zu kommen und zu lernen, dass Alles eben seine Zeit hat. Manchmal muss man auch warten (können).

    Hm .... :denker: manchmal habe ich das Gefühl (und das ist jetzt in gar keinem Fall auf dich, oder auch jemand anderen hier bezogen!), dass das eigene Mangelempfinden oder auch idealisierte Vorstellungen von einer "glücklichen Welt" dazu führen, für das eigene Tier ein Leben zu erschaffen, welches einem selbst verwehrt ist ...

    Das wird gerne im Zusammenhang mit Gewaltablehnung oder auch mit "Trieberfüllung" auf die Spitze getrieben und als einziges erstrebenswertes Ziel propagiert (in einigen Kreisen), und hat meiner Meinung nach zur Folge, dass manche Menschen* (siehe Edit) dadurch den Fokus mehr auf die Frage: "Wie mache ich meinen Hund glücklich?" legen, und dabei völlig aus den Augen verlieren, was den Hund seinen Siegeszug als erfolgreichstes Haustier erst ermöglicht hat: Seine ANPASSUNGSFÄHIGKEIT!

    Diese bewirkt, dass es nicht eben nur "das Beste vom Besten" für den Hund sein muss; Es reicht tatsächlich für ein lebenswertes Leben aus, manchmal ein Stück des "Bestem vom Besten" zu erhaschen, überwiegend aber "Normales, aber auch gut" zu bekommen ... und sich nicht runterreißen zu lassen, wenn das Leben einem auch mal Zitronen reicht (machen wir halt Limonade raus, ne? xD).

    Edit: *"manche Menschen: Damit sind genau diejenigen AUSSERHALB dieser Kreise gemeint, die das permanente Propagieren solcher Extreme nachdenklich macht. Die dann ihre eigene Haltung/Einstellung gegenüber dem Hund in Frage stellen.

    Was mich ernsthaft interessiert ist die Frage, was passiert, wenn Hunde mit denen sehr intensiv, ersnsthaft und oft gearbeitet wird (3 - 4 mal die Woche Training), diese Auslastung plötzlich nicht mehr bekommen?

    Eine sehr gute Frage, finde ich.

    Viele Sportler, die ein sehr intensives sportliches Training mit ihrem Hund betreiben, haben ihren Hund als "Gesamtkonzept" im Blick - und sorgen und achten akribisch für einen "Ausgleich" beim Hund.

    Im von mir verlinkten Riepe-Artikel wird beschrieben, wie von Außen der Fokus eines Hundes sehr, sehr eng manipuliert wird, und damit die Bedürfniserfüllung auf bestimmte Handlungen reduziert wird.

    Bei diesen Handlungen wird Dopamin produziert, wenn diese Dopaminproduktion nur auf bestimmte Handlungen reduziert wird, findet eine Verknüpfung von Dopaminausstoß (= Glücksgefühle) mit der damit verbundenen Handlung statt. Der Hund wird süchtig nach diesen Handlungen, weil eben nur diese ihm die Glücksgefühle bescheren.

    Das ist ein Teufelskreis.

    Der Ausgleich, den ich oben erwähnt habe, und der von vielen Hundesportlern auch betrieben wird, besteht eben genau darin, NEBEN den sportlichen Aktivitäten den Hund auch zu lehren (erleben zu lassen), dass diese Welt auch andere, durchaus beglückende Beschäftigungen bietet, bei denen es auch zu diesem Dopamin-Erleben kommt.

    Das können z. B. ausgedehnte Spaziergänge sein, in für (aus Hundesicht) interessanten Arealen; Aber auch andere nette "Hobbies" (Tricks lernen als Kopfarbeit, z. B.), oder auch nette Hundekontakte - also dem Hund auch andere Sachen bieten, als Ausgleich eben.

    Hier ist mal ein ganz netter Überblick über die Hormone:

    https://www.eurapon.de/blog/4-botenstoffe-des-gluecks/

    Edit: Jetzt habe ich ja die eigentliche Frage gar nicht beantwortet :ugly:

    Also: Auch ein sportlich intensiv gearbeiteter Hund wird - sofern er eben diesen Ausgleich auch kennt - nicht sofort "hohldrehen", wenn dieses sportliche Angebot dann mal wegfällt. Dopamin wird dann auch in anderen Lebenssituationen produziert, es entsteht kein eklatanter Mangel.

    Natürlich wird für den jeweiligen Hund der Sport immer ein Highlight sein - aber Zufriedenheit kann dann durchaus durch andere Beschäftigungen erzeugt werden.

    "ich habe jetzt auch so ein Gerät, das mir anzeigt, ob ich heute schon genügend Schritte gemacht habe.

    Wenn ich es einen Tag nicht schaffe, bellt es und kackt mir in die Wohnung."

    (Aus fb, "Das ist schmutzig, falsch und moralisch höchst verwerflich. Bin dabei")

    Ich muss schon ein wenig schmunzeln, wenn ich hier so mitlese bei den Fachsimpeleien über Triebe, wo doch in der Verhaltensbiologie schon lange Einigkeit darüber herrscht, dass die Triebtheorien und der Triebbegriff an sich nur völlig unzureichend und auch irreführend sind, und Handlungen und Handlungsbereitschaften in ihrer Komplexität weit über das hinaus gehen, was genetisch verankert ist und deshalb besser mit Motivationen beschrieben werden kann und sollte.

    Ein netter Artikel zu "triebigen Hunden":

    https://klartexthund.blogspot.com/2016/03/die-sa…gen-hunden.html


    Der Hund ist ein Raubtier, und damit auch ein Jäger.

    Das Jagdverhalten ist artspezifisch, und besteht aus verschiedenen Sequenzen, die nicht zwingend als Handlungskette gezeigt werden, sondern auch einzeln gezeigt werden können.

    Zu dieser Handlungskette gehört auch das Erlegen von Beute.

    Der Mensch hat sich die Eigenschaften des Haushundes zunutze gemacht und durch künstliche Selektion (Spezialisierungen; Zucht) bestimmte Merkmale des Haustieres Hund geformt und verstärkt herausgebildet.

    Bei manchen Hunden ist es das Wehrverhalten, bei anderen das Hetzverhalten (Gruppenhetzen z. B., oder das Hüten als besonders ausgeprägte Form des Hetzens), bei anderen das Erlegen von Beute.

    Dass ein Spezialist für das Erlegen von Beute auch Furchtlosigkeit für diese Spezialisierung mitbringen muss, liegt auf den Hand - denn ein furchtsamer Jäger hätte wohl kaum (den vom Menschen gewünschten!) Erfolg, gerade wenn es um durchaus wehrsame Beute geht.

    Dass sich diese Furchtlosigkeit eben nicht nur auf das Jagdverhalten beschränkt, sondern in etlichen anderen Lebenssituationen (Konfrontationen mit durchaus stärkeren Artgenossen z. B., oder anderen eigentlich eindeutig überlegenen Lebewesen, die als Gegner angesehen werden) zeigt, ist auch nachvollziehbar.

    Das kann durchaus als Wahnsinn bezeichnet werden - was aus menschlicher Sicht durchaus nachvollziehbar ist, denn: Welches normal denkende Lebewesen würde denn immer und überall seinen Überlebenswillen dermaßen ausblenden können, dass es jederzeit unter Einsatz seines Lebens Handlungen vornehmen würde?

    Wahnsinn beschreibt einen pathologischen (krankhaften) Zustand des Gehirns...

    Neid ist für mich immer negativ.

    Und schaut man sich die Bedeutung des Wortes im Duden an, ist es nicht sehr positiv.


    "Empfindung, Haltung, bei der jemand einem andern dessen Besitz oder Erfolg nicht gönnt und selbst haben möchte"


    https://www.duden.de/rechtschreibung/Neid

    Richtig. Neid ist eine EMPFINDUNG, ein Gefühl. Dazu noch kein schönes, vor Allem für den Neider.

    Die Duden-Definition trifft es dabei nicht ganz, weil Neid nicht immer diesen Aspekt des "Nicht-Gönnens" enthält. Dieser Aspekt der MISSGUNST KANN, muss aber nicht Bestandteil des als Neid umschriebenen Gefühls sein.

    Wichtiger sind allerdings die Folgen dieses völlig natürlichen Gefühls, also was dieses auslöst und mit dem Neider selbst, oder auch mit den Beneideten, macht.

    Ich finde es in diesem Artikel besser beschrieben:

    https://www.spektrum.de/news/psycholog…ch-sind/1571020

    Thema Neid:

    Neid ist immer was positives. Etwas das man genießen kann und sollte. Zumindest wenn man der Beneidete ist :p

    xD

    :bindafür:

    Eine Möglichkeit, dem durchaus üblichen Meinungsbild zur Emotion "Neid" die Schärfe zu nehmen, ist etwas Humor. Gefällt mir.

    Mal zum Eingangspost:

    Auslastung hat für mich sehr viel damit zu tun, den grauen Zellen im Hirn des Hundes Futter zu geben.

    Das hat nix mit Kreuzworträtseln oder Vokabeln lernen zu tun... xD

    Vielmehr geht es darum, das Umweltinteresse eines Hundes zu bedienen.

    Dazu gehört natürlich auch die körperliche Bewegung (Hunde sind Lauftiere), aber auch unterschiedliche Umwelteindrücke. Oft bekannte, immer wiederkehrende, aber auch mal Neues.

    Spezielle Auslastung ist dann spezielle Beschäftigung. Diese ist dann zwingend, wenn der Hund auch ein Spezialist ist. Mit dieser speziellen Beschäftigung holt man den Hund bei seinem speziellen Interesse ab und bedient Körper und Geist noch mal auf besondere Art.

    Deshalb müsste jemand, der mit meinem Amigo geht, eine Gebrauchsanleitung haben. Und einen gefüllten Dummyrucksack xD Oder er wird halt nur an der Leine gehalten. Freilauf geht mit ihm nicht, wenn derjenige nicht selber Begeisterung für etwas Apportierarbeit aufbringt.

    Vasco nimmt Rücksicht auf alles, wenn man ihm dies rechtzeitig sagt. Verpasst man den Moment, setzt er einmal gefasste Entschlüsse auch durch.

    Weiß jemand um diese Eigenheiten bei meinen Hunden, sind sie absolut unkompliziert.

    Da das aber im Normalfall niemand vom ersten Moment an weiß, gebe ich sie nicht in andere Hände.

    Auslastung ist mir als Begriff oft viel zu sehr an menschliche Vorstellungen gebunden.

    Es geht bei Auslastung aber darum, was der Hund benötigt, um geistig und körperlich fit zu bleiben.