Irgendwie war mir/uns schon klar, dass Ärzte auch noch anderes zu tun haben als sich um die verständlicherweise besorgten Angehörigen zu kümmern.
Wir Geschwister haben also eine Whatsappgruppe eingerichtet und Aufgabenteilung gemacht.
Ich war zuständig für die Gespräche mit den Ärzten, weil ich einfach die Zeit hatte, bei meiner Mutter im Krankenhaus aufzuschlagen UND die Zeit aufzubringen, auf den Arzt zu warten bis er die Gelegenheit hat um ein Gespräch zu führen.
Meine Mutter brauchte als Patientin einfache Erklärungen und Regeln - für die "komplexen" Zusammenhänge war ich zuständig, und auch für deren Weiterleitung an die anderen Angehörigen. Das wusste auch sowohl das Pflegepersonal als auch die Ärzte.
Der Vormittag ist gespickt mit OP-Terminen, Visite, Betreuung/Versorgung der Problemfälle mit höherem medizinischem Aufwand - da hat kein Arzt die Zeit und Nerven für ein Gespräch mit einem Patientenangehörigen.
Nachtmittags hat so ein Arzt auch immer mal Anspruch auf seinen Feierabend - den er nicht durch ein ellenlanges Informationsgespräch mit einem Patientenangehörigen ellenlang nach hinten hinaus schieben will. Auch Ärzte sind Menschen und brauchen mal Pause.
Also bin ich immer am späten Vormittag erschienen, habe mich beim Pflegepersonal angemeldet und gesagt, wenn ich einen Arzt sprechen wollte - und dann habe ich gewartet.
Wenn ich mit meiner Mutter dann mal raus wollte, habe ich auch Bescheid gesagt, und entweder ein "okay" oder aber die Info "der Arzt ist unterwegs zur Station, wir sprechen ihn dann an" oder Ähnliches gesagt bekommen.
Das hat ganz wunderbar funktioniert, und viele Sachen konnte ich auch mit dem Pflegepersonal klären; Fragen zu den Medikamenten, Pflegeversorgung (meine Mutter konnte nur sehr eingeschränkt der Körperpflege nachgehen, wollte aber dem Pflegepersonal "nicht zur Last fallen"
- da habe ich dann vermitteln können), aber auch die Gabe eines Abführmittels - da brauchte ich doch kein Arztgespräch für...
Nach 2,5 Wochen und einer schweren - leider erfolglosen - OP strebte meine Mutter einem Krankenhauskoller zu, und die sehr nette Stationsärztin, welch (mit tatkräftiger Unterstützung des Pflegepersonals
) noch im Krankenhaus für eine Einstufung des Pflegegrades gesorgt hatte, legte mir dann dringend ans Herz, meine Mutter schnellstmöglich aus dem Krankenhaus zu holen.
"Schnellstmöglich" hieß aber, ich hätte für einige Tage die ca.25cm lange und mehrere cm tiefe OP-Wunde selber versorgen müssen 
Damit war ich als ahnungsloser Laie völlig überfordert - und die Stationsärztin bot mir an, am nächsten Tag die Versorgung unter ihrer fachkundigen Anleitung "zu erlernen".
"Sie schaffen das, Sie sind eine starke Frau!" ... ich hatte da zwar so meine Zweifel ... aber ich habe es tatsächlich geschafft 
Auch das Pflegepersonal war UNGLAUBLICH
In meiner Verzweiflung habe ich mich an sie am Tag vor dem Termin mit dem medizinischen Dienst gewandt und ihnen gesagt: "Wenn meine Mutter sich morgen bei dem Termin so verhält wie sie es jetzt sagt - dann bekommt sie nicht nur KEINE Einstufung in eine Pflegestufe - sie wird dann zur Pflege der anderen Patienten hier auf der Station eingesetz
"
Das Pflegepersonal versprach mir, mit meiner Mutter zu reden ... und sie haben mehr als nur ein "ernstes Wort" mit ihr geredet, so dass sie sofort in die (damalige) Stufe II eingestuft wurde.
Diese war zu dem Zeitpunkt noch nicht nötig, aber es war absehbar, dass sie wahrscheinlich bald nötig wird - und dank der "tatkräftigen" Mitarbeit meiner Mutter während der Einschätzung wurde diese auch genehmigt.
2 Wochen später war sie dann nötig ... und weitere 4 Wochen darauf verstarb meine Mutti...
Eine kleine Krankenhausanedote zum Abschluss meiner sehr positiven damaligen Erfahrung:
Nach der OP war meine Mutter nur noch sehr eingeschränkt mobil, so konnte sie zwar laufen, aber nur noch kurze Wege.
Ich wollte mir ihr in den Außenbereich der Cafeteria, und wegen des schönen Wetters dazu den Außenweg nutzen. Also habe ich einen komfortablen Rollstuhl organisiert und meine Mutter geschoben (inclusive kurzer Ralley im riesigen Foyer im Eingangsbereich mit Ferrari-Motorengeräuschen
). Leider stellte ich erst Außen fest, dass ich zwar einen höchst komfortabeln, aber wenig geländegeeigneten Rollstuhl organisiert hatte - und als ich meine Mutter mit dem Rollstuhl um die Ecke des schadhaften, etwas abschüssigen Gehweges zu manövrieren versuchte, habe ich das nur mit tatkräftiger Mithilfe eines zufälligerweise dort vorbeigehenden Passanten geschafft, ohne "das Schiff" kentern zu lassen 
Und - habt ihr noch den zweiten Satz dieser kleinen Anekdote in Erinnerung???? 
Als wir auf der Terrasse der Cafeteria saßen und unseren Kaffee bestellt hatten, habe ich meine Mutter mit treuen Augen angesehen und sie - ohne einen Muskel im Gesicht zu verziehen - gefragt: "Mutti - warum bist du an der Ecke eigentlich nicht mal eben kurz aufgestanden, damit ich den Rollstuhl ohne dich da rum bekomme?"
Wir haben uns angesehen - und losgeprustet vor Lachen 