tja ... da war er: Der Rütter, wie ich ihn nicht mag.
Dabei fand ich nicht grundsätzlich mies, was er da gemacht hat.
Die grundsätzliche Botschaft: "Leute - TRAUT euch doch auch mal, euren Hunden etwas zu SAGEN!", finde ich richtig.
Das Leben ist kein Ponyhof, und es ist nicht immer alles nett - auch ICH nicht.
Ich bin es aber grundsätzlich (und, falls das nicht deutlich genug rüberkommt: Grundsätzlich heißt, es gibt eben auch Ausnahmen, da bin ich nicht nett. Grundsätzlich heißt aber auch, dass man sich darauf verlassen KANN).
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Kennt ihr den Hundeerziehungsansatz:
Erst GRENZEN setzen,
dann BESCHÄFTIGUNG
und erst dann ZUWENDUNG
und zwar in genau dieser Reihenfolge?
Begegnet mir sehr oft bei Trainingsmethoden.
Finde ich schxxxx, weil hier der Hierarchieanspruch im Vordergrund steht. Da ist kein Platz für Empathie, also das Einlassen auf mein Gegenüber.
Bei mir ist es genau umgekehrt:
ZUWENDUNG ist die Basis,
über (überlegte) Beschäftigung baue ich Beziehung und Bindung auf
und GRENZEN werden dadurch oft gar nicht erst überschritten, weshalb ich sehr selten in die Situation gelange, eine Grenze setzen zu müssen.
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Warum dieser kurze "Ausflug"?
Bei beiden Hunden in dieser aktuellen Folge war ZUWENDUNG die Basis im Zusammenleben.
Es gab ein Grundvertrauen zwischen Hunden und deren Menschen als festzementierte Basis.
Damit zu den Einzelfällen:
Penni:
Die Analyse von Penni war treffend: Angriff ist die beste Verteidigung, der territoriale Aspekt floss da verstärkend mit ein.
Hier hat sich Rütter allerdings selber wiedersprochen: Er sagte zu Beginn über den darauf folgenden Einsatz der Wasserflasche, diese Korrektur müsse EIN MAL richtig sitzen, vielleicht auch 2, maximal 3 mal - und dann müsste aber bei Penni klar sein, dass ihr bis dahin gezeigtes Verhalten unerwünscht ist.
Im weiteren Verlauf hat er den Haltern aber die Aufgabe gegeben, zukünftig MIT Wasserflasche spazieren zu gehen und diese weiter zu nutzen - UND damit dann auch noch ein Signalwort/Kommando zu verknüpfen, welches im weiteren Verlauf den Einsatz der Wasserflasche überflüssig machen sollte.
Das ist dann aversive Konditionierung, weil ein Schreckreiz (der bei Penni ja sehr deutlich sichtbar einen Meidereflex bewirkte) mit einem zuvor neutralen Reiz (dem Signalwort/Markerwort/Kommando) verknüpft wird, und durch die Konditionierung im weiteren Verlauf das Meideverhalten allein durch dieses Wort abgerufen wird.
Diese aversive Hemmung unterdrückt allerdings das unerwünschte Verhalten nur, der Hund lernt nicht, anders mit der Situation umzugehen.
Mein Ansatz für Penni wäre ein anderer gewesen, ich hätte erst mal mit mehr Abstand als Alternativverhalten begonnen.
Die Elohündin Bella: Ich gehe davon aus, M.R. hat noch über weitere Informationen verfügt für seine Analyse eines schlecht sozialisierten Hundes aufgrund schlechter Aufzuchtbedingungen.
Hier hätte ich mir schon gewünscht, M.R. hätte von einem Vermehrer und nicht von einem Züchter gesprochen.
Auch hier eine treffende Analyse, ein unsicherer Hund, bei dem aber die Disposition zu Territorialverhalten zum gezeigten Verhaltensmuster führte.
Sehr schön fand ich hier
1. den Ansatz der Gegenkonditionierung: Die Klingel sollte nicht mehr mit der Botschaft "gruselige Besucher" sondern mit der Botschaft "Oh- Besucher!!! Leckerchen
" verknüpft werden.
2. dass er selber den Fokus mehr auf die Verhaltensänderung der Hündin Menschen gegenüber wichtiger fand, als das Ursprungsproblem, für das er überhaupt kontaktiert wurde.
Warum, um Gottes Willen, hat er damit nicht WEITER gemacht
Die Hündin wurde doch immer sicherer Menschen gegenüber...
Ich fand es nicht falsch, dass die Halterin ab einem gewissen Punkt auch mal ein "Machtwort" sprechen sollte, zumal in genau diesem Fall tatsächlich das gezeigte Verhalten mit dem "Machtwort" von der Hündin verknüpft wurde - ihr war der Zusammenhang KLAR.
Was ihr - auch hier, genau so wie bei Penni - allerdings NICHT klar war: Was soll sie denn STATT DESSEN tun?????
Was statt dessen im weiteren Verlauf zu sehen war: Die Halterin musste immer wieder ein "Machtwort" äußern - und das ist doch ätzend!
Genau DAS bringt mich als Mensch doch in die Spirale, immer mehr und mehr "Machtworte" anzuwenden, und birgt damit die Gefahr, unbemerkt diese "Machtworte" immer mehr Raum in der alltäglichen Beziehung, und dieser damit eine andere Qualität zu geben.
Mögliche Alternativen:
1. Macht die Hündin trotz des Machtwortes WEITER, kein Machtwort mehr sprechen, sondern direkt die Konsequenz "Ab ins Körbchen" folgen lassen.
2. Einen Kurzführer ans Halsband, mich nach dem (mittlerweile ja sehr kurzen) Bellen bei der Hündin bedanken - und sie dann freundlich aber bestimmt zur Tür mit nehmen (eben in der ersten Zeit mit Hilfe des Kurzführers), sie an der Türe ein wenig seitlich HINTER mir ins Sitz bringen - und dann dem Besuch öffnen. Alles schön mit Leckerchen gestützt, um - wenn nötig - jedes erwünschte Verhalten zu verstärken.
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Insgesamt empfinde ich diese Folge als ziemlich schrecklich, weil sie mehr dazu führt, das dort gezeigte "Training" einfach mal "nachzumachen", ohne Sinn und Verstand, und Empathie für den individuellen Hund.