Beiträge von Hundundmehr

    Warum will man überhaupt einen Hund?

    Wie stellt man sich das Leben mit Hund vor?

    Weiß derjenige, welche Kosten auf ihn zukommen?

    Was ist, wenn die Kosten durch gesundheitliche Komplikationen mal höher sind?

    Welche Erwartungen - auch hinsichtlich Arbeits- und Zeitaufwand - hat derjenige an den Welpen?

    Gibt es Unterstützung bei der Haltung, auch einen Plan B wenn einem selber mal die Zeit fehlt?

    Welcher Zeitaufwand wird einkalkuliert?

    Weiß derjenige, welche rassetypischen Eigenschaften ihn erwarten, und wie hat er vor, diese zu berücksichtigen?

    Meine erste Züchterin hatte z. B. starke Bedenken bei unserem ersten Telefonat, und hat das auch klar geäußert: Alleinerziehend mit 6-jährigem Sohn - und 400 km Entfernung.

    Sie hat mir überlassen, ob ich den Aufwand zu einem persönlichen Kennenlernen auf mich nehmen will, auch auf die Gefahr hin dass ich keine Garantie auf eine Zusage bekomme.

    Erst beim zweiten Besuch hat sie mir in dessen Verlauf gesagt, dass sie sich vorstellen kann mir einen ihrer Welpen anzuvertrauen.

    Beim dritten Besuch hat sie mir dann gesagt, welchen Rüden sie sich vorgestellt hat für meinen Sohn und mich.

    Der vierte Besuch war dann die Abholung, bei der auch alle Verkaufsformalitäten erledigt wurden.

    Ich weiß nicht mehr, was sie mich alles gefragt hat bei den stundenlangen Aufenthalten, die ich dort hatte. Sie hat sich sehr viel Zeit für mich genommen, die lange Fahrt sollte sich ja auch für mich lohnen.

    Viele ihrer Fragen gingen nicht in persönliche Details, sondern dienten dazu mir Gedanken darüber zu machen, wie meine Zukunft mit Hund aussieht und wie ich das bewältigen kann.

    Die Chemie hat gepasst - und ja, im Verlaufe dieser Gespräche hat sich eine Vertrauensbasis auf Gegenseitigkeit entwickelt.

    Auch wenn der Kontakt aufgrund der Entfernung sehr beschränkt ist, war sie immer eine zuverlässige und vertrauenswürdige Ansprechpartnerin, die sich für jeden ihrer Welpen interessierte über die Abgabe hinaus.

    Aber es ist genausowenig verwerflich, dass Tierschutzvereine sagen: das können wir nicht liefern.

    Wobei wir uns da aber genau wieder im Kreis drehen, denn:

    Derzeit ist es ja so, dass es genau bei dieser Argumentation: "Das können wir nicht liefern!" anfängt, zu menscheln.

    Warum kann das nicht "geliefert" werden?

    Hatten wir doch hier, bei Gammur : Da wurde nicht gesagt, es gibt derzeit keinen Hund der die Kriterien erfüllt UND mit einem 1,80 hohen Zaun und Wild, welches bis an den Zaun heran kommt, klar käme ... sondern (unterschwellig? Zumindest deutlich wahrnehmbar): "Sie wollen den Hund nur im Garten halten!" als Absagebegründung angegeben wurde.

    Ich frage noch mal: Welche Standardisierung wäre denn möglich, die den vermittelten HUNDEN zugute käme?


    P.S.: Es ist ja nicht so, dass es in Deutschland keine Möglichkeiten der Qualitätskontrolle für Tierschutzvereine gäbe. Den Deutschen Tierschutzbund z. B. - auch, wenn das keine Garantie dafür ist, es würde tatsächlich ALLES gerade laufen; auch der DTB ist nicht perfekt... aber ein guter Beginn.

    Läuft nur auf freiwilliger Basis... und da gibt es immer noch viel zu viele, die sich dem einfach nicht anschließen wollen.

    Bei so wenig Selbstreflexion sind Vorkontrollen natürlich ein Witz.

    Wobei ich hier mal anbringe, manche Vereine sind tatsächlich so abgezockt, so etwas als scheinbares "Qualitätsmerkmal" anzubringen ("WIR!!! machen VORKONTROLLE!"), um dem Klientel Seriosität vorzugaukeln.

    Ich habe tatsächlich mal einen Verein erlebt, dem man anhand der von ihm auf der HP veröffentlichen Daten nachweisen konnte, dass er als reiner Vermittler von Auslandshunden im großen Stil fungierte - und dann plötzlich ein "Gütesiegel" auf der HP hatte: "Wir werden kontrolliert von: (Logo einer mit klangvollem Namen versehenen Stiftung)" ....

    .... und sich bei der Recherche nach dieser "Stiftung" herausstellte, dass diese vom Vereinsvorsitzenden des "Auslandshundimportes" ins Leben gerufen wurde ... und sie ist bis HEUTE nicht genehmigt.

    Manche fühlen sich moralisch unterlegen sozusagen und dann wird eben lieber gegen den TS geheizt als zu sagen "Ja, ich wollte halt lieber einen Welpen mit gut untersuchten Eltern und ner ordentlichen nachvollziehbaren Prägung"

    Nun ja - und das bezieht sich jetzt nicht auf dich, straalster , das ist nur eine allgemeine Erfahrung die ich persönlich gemacht habe - genau diese "moralische Unterlegenheit" wird gerne als Pseudoargument genutzt bei Menschen, die sich einen Hund aus guter Zucht holen wollen oder schon geholt haben.

    Genau mit diesem "Argument":

    Fällt halt leichter, etwas auf andere zu schieben als sich eventuell dem "Wie kannst du nur kaufen, anstatt zu retten" zu stellen.

    Wieso sollte ich etwas auf andere schieben wollen?

    Ich hole mir einen Hund vom Züchter mit genau dieser Argumentation:

    "Ja, ich wollte halt lieber einen Welpen mit gut untersuchten Eltern und ner ordentlichen nachvollziehbaren Prägung"

    Weil ich genau DAS unterstützen will: Seriöse Zucht.

    Weil nur seriöse Zucht das bietet, was jeder Hund meiner Meinung nach verdient: Den bestmöglichen Start ins Leben.

    Dabei nehme auch ich eine Kontrolle hin, denn nur ein seriöser Züchter wählt aus, wem er seine Welpen gibt.

    Anders will ich es auch nicht.

    In gewissen Lebens und umfeldsituationen fehlt einem einfach der Spielraum, jeden Hund toll, süß, passend zu finden.

    Deine konkreten Vorgaben gefallen mir sehr gut. Sie sind klar, überlegt - und gewährleisten eine Lebensstellung für den Hund.

    Auch bei mir ist es dabei so, dass ich - einmal zu einem Hund "Ja" gesagt - ALLES tue, um diesem Hund ein möglichst gutes Leben an meiner Seite bis zu dessen Lebensende zu ermöglichen. Dabei gibt es keine Garantie auf lebenslange Gesundheit.

    Ich persönlich empfinde es als unsinnig, mir von Beginn an einen Hund ins Haus zu holen bei dem ich wüsste, dass er meine Lebenssituation komplett über den Haufen werfen würde. Das lasse ich mir auch nicht von anderen "aufdrücken".

    Entwickelt sich das aber im Verlauf des Lebens bei einem Hund so, dann trage ich diese Verantwortung. Ein Hund ist für mich keine Sache, die ich durch etwas anderes ersetze, wenn sie ihre "Funktion" nicht mehr erfüllt.

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    Was mich an dieser Diskussion jetzt interessiert:

    Wie KÖNNTEN denn standardisierte Abläufe bei der Vermittlung von Hunden aus dem Tierschutz aussehen?

    Die Wahrscheinlichkeiten sind einfach höher, dass der Hund die für seine Zukunft geplanten Aufgaben leichter erlernt und seine Arbeit erfolgreich erledigt, wenn die Rasse mit den Eigenschaften für den jeweiligen Bereich schon seit Jahrhunderten in diese Richtung gezüchtet wurde.

    Dem stimme ich zu, wobei ja nicht jeder Mensch jetzt zwingend eine Planung haben muss, was er mit dem Hund an Zielen erreichen will.

    Es erleichtert aber ungemein das Zusammenleben, wenn der Mensch weiß was ihn erwartet und er sich vorstellen kann, diese Erwartung eben auch in seinem Alltag unterzubringen.

    "Was haltet ihr von Vor- und Nachkontrollen?"

    Ich halte da sehr viel von.

    Für mich ist es unabdingbar, dass der Mensch/die Menschen, die ein Tier vermitteln, sih sorgen und dafür interessieren WO und bei WEM dieses Tier landet.

    Da steht nicht die Fragwürdigkeit oder auch Mündigkeit des Interessenten im Mittelpunkt, sondern alleine der Fokus auf das Tier.

    Es geht um dessen Wohl, und vor Allem darum, dass das neue Zuhause auch gleichzeitig die Lebensstellung dieses Tieres ist.

    Von Menschen, die ein Tier einfach nur verschachern, die es nicht interessiert wo das Tier hingeht, würde ich kein Tier haben wollen. Weil ich damit genau dieses Verschachern unterstütze, und damit weiteres Tierelend.

    Dass dabei auch einiges - moderat ausgedrückt - "schräg" läuft - ohne Zweifel.

    Da hat Helfstyna - Stichwort Kompetenzen z. B. - ja genaueres zu gesagt.

    Aber: Menschen LÜGEN. Weil sie sich damit Vorteile verschaffen können.

    Oder sie überschätzen sich. Oder unterschätzen sich und die Probleme.

    Ein Tier ist keine Sache.

    vieleicht will ich auch zuviel von der kleinen...... sie wird ja nicht jagdlich geführt... wir brauchen es also nicht zwingend als lebensversicherung für den hund......war halt immer ein wunsch von mir....

    Wenn du etwas konditionierst, dann arbeitest du damit nicht gegen eine Motivation.

    Die Motivation wird bei der Konditionierung überhaupt nicht berührt, weil sie ein von Motivation losgelöster Lernprozess ist, an dessen Ende eine verinnerlichte, reflexartig erfolgende Aktion steht, die durch einen äußeren Reiz "abgerufen" wird.

    Ich persönlich stelle mir immer die Frage, ob der Aufwand, den ich betreiben muss um etwas perfekt zu konditionieren, in einem vernünftigen Verhältnis zu dem steht, was ich eigentlich will - und brauche.

    Mein perfektionistischer Anspruch relativiert sich dabei ziemlich schnell xD

    Ich brauche keinen perfekten Hund an meiner Seite - ich brauche einen verlässlichen Hund, den ich sicher durch diese Welt bringe.

    Arbeit mit Aversivreizen hätte bei meinem Amigo übrigens die Kooperationsbereitschaft und Bringfreude kaputt gemacht. Er macht nämlich genau das, was Aversion bewirkt - und zwar MEIDEN. MICH.

    Ich habe nun Aversivreize nicht als "non plus Ultra" bezeichnet..... aber sowas passiert schon an den hund angepasst und so, dass er es nicht mit dem Halter, sondern mit der Situation verknüpft... und nein, ich dachte dabei nicht ans TT

    Ich habe dir auch keinen Vorwurf gemacht :bussi:

    Wenn das so bei dir angekommen sein sollte - das habe ich in keinem Fall so gemeint.

    Amigo hat sich schon sehr früh - als Welpe! - entzogen, sobald ER den Eindruck bekam, ich würde einschüchternd WIRKEN. Also auch dann, wenn ich es gar nicht so meinte.

    Bei ihm musste ich sehr auf meine Körpersprache achten LERNEN, denn ich war verwöhnt von meinen beiden anderen Hunden, die so menschliche Aktionen wie frontales auf sie Zugehen und Drüberbeugen erst gar nicht als "bedrohlich" vom Menschen einstuften.

    Amigo war da etwas ... anders :roll:

    HEUTE kann ich ihm auch meine "Meinung" sagen, ohne dass er sich von mir bedroht fühlt.

    Das Vertrauen, es stürzt nicht die gesamte Welt ein wenn ich mal sauer auf ihn bin, habe ich mir bei ihm hart erarbeiten müssen.

    Uns zu verlieren führt bei ihr auch schnell zu Panik. Ich hab das genau einmal gemacht, umgedreht und hinter einer Wegbiegung verschwunden. Blöde Idee. Vespa war danach komplett durch

    auch wenn dieses "sich verstecken" weit verbreitet ist als Tip, um beim Hund zu etablieren, von sich aus den Kontakt zur Gemeinschaft nicht zu verlieren, birgt dieser "Tip" zwei Gefahren:

    - der Hund könnte tatsächlich Panik bekommen; Angst ist KEIN guter Motivator, um einen positiven Gemeinschaftssinn zu etablieren. Nicht, wenn man einen selbstsicheren, souveränen Hund haben will.

    - Wenn man den Hund suchen lässt, bis er einen gefunden hat (und dann sogar noch möglichst Party feiert, wenn er einen gefunden hat ...) - dann lernt er genau DAS daraus: Wenn meine Menschen mal "weg" sind - macht nix, ICH finde die ja wieder.... also kann ich jetzt auch erst mal das machen, worauf ich Bock habe, weil: Meine Menschen finde ich, und dann freuen die sich ...

    Viel besser ist - wenn man denn mal kurzzeitig außer Sicht gerät - dem schon suchenden Hund entgegen gehen, ihm vermitteln: "WIR/ICH habe/n gemerkt dass du weg warst, und deshalb sind wir/bin ich zurück gekommen." Wenn ich einen Hund will, der die Gemeinschaft mit mir wertschätzt, dann muss ich sie selber wertschätzen und dem Hund das auch vermitteln.

    Dann ignorieren solange sie sich nicht hochspult?

    Für erfahrene Halter sind das sicher dumme Fragen. Ich will nur vermeiden, dass ich zu viel erwarte von Lola.

    Die hört (an der Leine, ohne wäre es nochmal interessant) und nimmt sich schön zurück. Allerdings ist uns noch nicht wieder ein Reh vor der Nase weg durchgestartet. Letztens die sind ruhig gegangen.

    Es gibt nur dumme Antworten:bussi:, keine dummen Fragen.

    Es ist sehr positiv, wenn ein Hund von sich aus (intrinsisch) nicht mehr so hochspult.

    Du kannst weder die Nase des Hundes, noch die jagdlichen Umweltreize ausschalten.

    Was du gerade mit deinem Hund lernst ist: Die Welt steckt voller jagdlicher Reize - aber sie sind nicht lohnenswert.

    Was du derzeit bei deiner Lola sehen kannst: Ihre Entwicklung ist tatsächlich so, dass diese jagdlichen Reize für sie an Attraktivität verlieren; Sie sind "normal", gehören zu ihrer Umwelt, katapultieren sie aber nicht mehr zwangsläufig in den JagdTUNNEL.

    Das ist eine sehr schöne Entwicklung!

    Von deinen Beschreibungen her habe ich den Eindruck, du kannst es dir durchaus erlauben, einige Situationen laufen zu lassen, ohne lenkend einzuwirken.

    Begründung: Lola erkennt einige Reize als Jagdreize, kommt aber selber wieder aus dem Jagdverhalten raus und wendet sich anderen Dingen zu. Sie "bewertet" nach "lohnenswert" und "nicht lohnenswert".

    Da, wo sie selber rauskommt aus dem Jagdtunnel, würde ich mich still und heimlich freuen.

    Da wo sie es noch nicht selber schafft, würde ich aktiv werden und ihr helfen, wieder von dem Fokus auf den Reiz weg zu kommen.

    Das kann sowohl eine kurze Gehorsamsübung als auch ein Alternativangebot sein, bis dieser Reiz (das Reh z. B.) wieder aus ihrem Kopf raus ist.

    Arbeit mit Aversivreizen hätte bei meinem Amigo übrigens die Kooperationsbereitschaft und Bringfreude kaputt gemacht. Er macht nämlich genau das, was Aversion bewirkt - und zwar MEIDEN. MICH.