Es gibt mehr Hunde. Definitiv.
Das Waldstück, in welchem ich gestern mit meiner Freundin spazieren war, ist mittlerweile hochfrequentiert besucht mit Hundehaltern.
Nahezu alle dort scheinen allerdings zu den "entspannten Tutnixhaltern" zu gehören, was ich als sehr angenehm empfinde.
Es kommt laufend zu Kontakten, die alle in einem Rahmen ablaufen der es zulässt, diese Kontakte weitestgehend ohne menschliches Management stattfinden zu lassen - ok, das gilt nicht so ganz für Leif, denn bei ihm nutze ich diese Situationen verstärkt, um ihn verinnerlichen zu lassen: Erst mal schauen, wie der andere Hund drauf ist, und dann dem Hund angepasst agieren.
Mehrfach habe ich darauf hingewiesen, dass ein Kontakt ok ist, auch mit dem Jungspund an der Schlepp. Überall hat mein Hinweis: "Pubertierling" ausgereicht als Erklärung für die Schlepp, von mehreren HH habe ich einen mitfühlenden Kommentar bekommen (ach ja, kennen wir auch, haben wir auch hinter uns), und Leif wurde für den Kontakt immer abgeleint - und ließ sich jedes Mal wieder im Anschluss völlig problemlos anleinen
(Zur Erklärung: Leif ist an der Schlepp, weil pubertierender Jagdhund und Brut und Setzzeit einfach nicht zusammenpassen - und seine genetisch bedingten Jagdambitionen, die er jetzt in der Pubertät so richtig "auspackt", nutze ich lieber für kontrolliertes Jagdtraining, und verhindere durch die Schlepp eigene "Jagderfolge". Sicher ist sicher. Mal sehen, wohin uns diese Strategie geführt hat wenn die Brut und Setzzeit vorbei ist
)
Einem Hundekontakt bin ich gestern mit Leif allerdings deutlich ausgewichen, habe mich mit Leif ins Unterholz gestellt. Ich habe den Hund und seinen Halter wiedererkannt, der Halter ist der Meinung, sein Hund ist überaus sozialverträglich - und diese Meinung teile ich nicht
Bei diesem Hund haben ich schon mehrfach (beim Erstkontakt mit Leif, und dann auch noch 2 oder 3 Mal bei anderen Hunden, wo wir in ausreichender Entfernung nur Zuschauer waren) erlebt, dass er dazu neigt speziellen Hunden gegenüber klären zu wollen, wer der Chef im Ring ist - und das passt mit meinem pubertierenden Jüngling, der einfach noch nicht souverän genug ist um solche Provokationen einfach abprallen zu lassen, nicht zusammen. Solche "Klärungen" brauche ich derzeit gar nicht in dieser "Sturm- und Drangzeit", weil sie gerade jetzt prägend sein können.
Meine Freundin hat zuerst nicht verstanden, warum ich ihr sagte: "Du, bei dem Hund da vorne will ich keinen Kontakt, ich stelle mich mit Leif da vorne ins Unterholz."
Dem HH hat mein deutliches ins Unterholz-Stellen auch ausgereicht, um seinen Hund bei sich zu halten, hat da selber dann auch eine Übung draus gemacht für seinen Hund und sich, einfach ohne Kontakt zu passieren. Hat dadurch etwas länger gedauert, aber ok, war auch für mich eine gute Übung, meinen Leif mit freundlicher Ansprache, Leckerchen und kraulendes körperliches "Einrahmen" seine Aufmerksamkeit bei mir zu halten, während der Hund passiert.
Klappte sehr gut - bis der Hund auf unserer Höhe war ... da fing der Hund dann an, Leif anzuprollen. Leifs Wunsch zu antworten konnte ich aber mit freundlicher Ansprache und kraulendem Handeinsatz schon im Ansatz umlenken.
Meine Freundin wusste dann, warum ich diesem Hund mit Leif ausgewichen bin
Dann war da noch die quirlige, 2-jährige Mopsdame, die meinem Jüngling deutlich und frühzeitig erklärt hat, dass sie über ihren Hintern bestimmt - was Leif anstandslos akzeptiert hat. Ihre Halterin war übrigens die erste Besitzerin eines brachycephalen Hundes, die meinen Hinweis auf Atemprobleme (nicht stark, aber doch hörbar) nicht mit einem: "Ach, das ist für diese Rasse normal, das hat gar nichts zu sagen." abgetan hat, sondern sofort sagte, ja, es würde auch eine OP anstehen zur Erweiterung der Nasenlöcher, obwohl ihr Hund schon mehr Nase hat weil er aus einer Retrozucht kommt.
Zumindest verschloss sie die Augen nicht vor dem Problem, weshalb ich mir einen Kommentar, die maximal 1cm Erhebung vor dem Gesicht könne man ja wohl nicht als Nase bezeichnen, verkniffen habe. Sie tun mir leid, Hund und Halterin.
Oder der Schäferhund, der unangeleint beim Passieren zwar einen - nicht unfreundlichen - Blick zu meinen Jungs rüberwarf, aber ansonsten signalisierte dass er an mehr nicht interessiert ist (stellt euch das ungefähr so vor: Ihr seid in der Stadt unterwegs, da kommt jemand den ihr kennt, grüßt im Vorbeigehen freundlich mit dem Kopf nickend, geht aber ansonsten einfach weiter). Nicht nur meine beiden Großen, sondern auch Leif gingen einfach weiter Er lernt
Oder die 8-monatige Podencomixhündin, die zwar durchaus neugierig, aber sehr unsicher und deshalb auch sehr scheu war - auch die hat mein Leif nicht bedrängt, und bei meinem Vasco hat sie sich sogar ganz kurz eine Analkontrolle erlaubt. Den Kontakt haben wir kurz gehalten, weil ich der Ansicht bin dass für solche Hunde kurze, positiv verlaufende Interaktionen schon viel zu verarbeiten sind und ein (für mein Empfinden) "erzwungenes" Ausdehnen kontraproduktiv wirkt.
Dem winzigen Plüschi, der an ausgefahrener Flex schon dreißig Meter vor uns aufgeregt bellend einfach nur unbeschadet an uns vorbei wollte, und noch 30m hinter uns aufgeregt am Bellen war, wurde auch nur ein freundlicher Blick zugeworfen, und ansonsten einfach vorbei gelassen.
Dann noch die vielen Kontakte zu anderen, freilaufenden Hunden unterschiedlicher Größe, die deshalb stattfinden konnten weil keiner der Halter irgendwelche Signale zum Anleinen gab (was ich selbstverständlich gemacht hätte) - alles in allem war das ein sehr schöner, entspannter Spaziergang, bei dem Leif sogar im letzten Drittel komplett frei laufen durfte, weil es in dem Bereich einfach kein Wild, noch nichtmals Hasen gibt.
Wozu ich leider nicht komme: Bilder oder sogar Videos
Recht humorig am Rande: Ich habe ja eine recht "eigene" Handhabung der Schlepp, lasse die ständig durch meine Hände gleiten bzw. verkürze sie, den Abstand zu Leif angepasst. Das Ende lasse ich einfach hinter mir hergleiten - und die Schlepp hat eine Gesamtlänge von 20m, weil ich sie auch oft für Apportiereinheiten dranlasse (am Geschirr befestigt, selbstverständlich).
Da kommt es dann durchaus zu so witzigen Momenten, wo ich den Anfang der Schlepp in der Hand haltend weiterschlendere, ohne Hund dran ... und dafür habe ich so manches Grinsen gestern kassiert, weil es so aussieht als wäre ich an der Schlepp ..
Nachher lernt mein Mann das erste Mal die Schlepp kennen.