Beiträge von Hundundmehr

    Nein, denn dann trifft es immer nur das falsche Ende der Leine.

    Ich bin wie du der Meinung, es ist richtig, Zeus nicht zu euthanasieren, aber falsch, ihn zu seinen alten Haltern zurück zu geben.

    Der neuralgische Punkt in der Hundehaltung ist der Mensch.

    Nein, damit machst du es dir gerade bei diesen Hunden zu einfach...

    Sorry dann passt das gar nicht mehr mit dem Update :see_no_evil_monkey:

    Wie meinst du den letzten Satz mit dem Update?

    Ja, mit DIESEN im Hier und Jetzt existierenden Hunden ist das keine Lösung.

    Ich habe hier zu Hause so ein schönes Schild stehen, auf dem steht:

    "Wenn das die Lösung ist, will ich mein Problem zurück!"

    Wenn Einrichtungen wie die HHF die Lösung für das existente Problem des Verbleibs verhaltensauffälliger Hunde ist - dann wird das Problem nicht an seiner Wurzel gepackt.

    Ich weiß, wir sind hier wieder bei der Gretchenfrage, warum sich so viele Menschen einen Hund zulegen, mit dem sie überhaupt nicht klar kommen.

    Ich dachte, hier würde Einigkeit in dem Fakt bestehen, es sind viele der Hunde deshalb in der HHF,, weil sie durch unkundige Haltung der Vorbesitzer erst in Situationen gekommen sind, in denen sie so auffällig wurden?

    Wobei natürlich berücksichtigt werden sollte, es gibt auch Hunde mit einer Vorgeschichte, die nicht bei den letzten Haltern verursacht wurde.

    Worauf ich hinaus will: Hundehaltung ist zu einfach, und es gibt mittlerweile zu viele Menschen, die aus unterschiedlichen Gründen einen Hund halten, obwohl sie entweder für Hundehaltung allgemein oder auch für spezielle Hunde (typen) einfach nicht geeignet sind.

    Nun gut - dass ich V.B. völlig daneben finde (in mehrerlei Hinsicht, hauptsächlich aber wegen ihrer "Umerziehungsmethoden" bei Hunden), dürfte hier zur Genüge bekannt sein.

    Trotzdem gibt es einen Aspekt, den ich positiv finde:

    Bei FB ist zu lesen, dass jetzt zum irgendwann anstehenden "Umzug" nur 7 Hunde verbleiben sollen......

    Sie behält "nur" 7 Hunde, wenn ich das richtig verstehe.

    Das ist immerhin etwas - und ich hoffe, es gibt nicht in 2 oder 3 Jahren: "Animalhoarding im Hundebootcamp bei V.B. Part III" ...

    Ergänzung: ja, mit meiner Vermutung dass es eine Vorgeschichte zu Zeus gab, liege ich wohl richtig.

    Es war nicht das erste Mal, dass Zeus sich losgerissen und dabei Schaden angerichtet hat, und die Art und Weise des Umgangs durch die Halterin, die sich sehr uneinsichtig zeigte, hat wohl zu diesen Kontroversen geführt.

    Das haben wir damals episch und kontrovers diskutiert

    Aber ich weiß nicht mehr wo? Ich denke, hier im Thread

    Ich erinnere mich schwach... gab es da nicht schon mal im Vorfeld eine ähnliche Geschichte, weshalb es zu den Kontroversen kam? Wo Zeus schon mal auffällig wurde weil er nicht gehalten werden konnte? Wo wir uns über die Uneinsichtigkeit der Halter/Halterin aufregten?

    Ich fische gerade in einer sehr trüben Suppe, erinnere mich nicht mehr wirklich :ka:

    Zumindest so wie es jetzt in dem Video dargestellt wird, war diese Tötungsanordnung ja reine Willkür der Behörde, und hatte nicht Hand und Fuß, weshalb Zeus jetzt zu Recht wieder zu seinen Besitzern zurück darf. Edit: Was bei mir das Gefühl von Einseitigkeit hervorruft, nur mal als Anmerkung.

    Außerdem fiel mir sofort ein Video ein, wo Thomas Baumann auf einer Bank in einer schönen Grünanlage sitzend ein Interview gab, mit einem liegenden Rottweiler zu Füßen, über dessen erfolgreiche "Resozialisierung" er gerade berichtete - und in diesem Video war dann zu sehen, dass der Rottweiler plötzlich aufsprang und einem Huhn hinterherjagte, und nicht mehr abrufbar war...

    Ob das dieser Zeus war, ist jetzt aber nur eine sehr waghalsige Vermutung von mir.

    Nochmal Edit: Thomas Baumann und dieses Video fiel mir deshalb spontan ein, weil in den Berichten sein Name als einer der Sachverständigen genannt wurde, die für Zeus gesprochen und sich gegen eine Tötung ausgesprochen haben (sollen).

    Die Hündin war unsicher, was ich nicht verwunderlich finde für das Alter, und weil sie 3 kalibrigen, "gestandenen" Rüden begegnete.

    Was wäre passiert, wenn ich meine 3 auf einmal, ungemanaged hingelassen hätte?

    Hätte ich machen können, meine 3 sind lieb, "die tun nix", und es wäre niemand sichtbar zu Schaden gekommen.

    Nicht sichtbar wäre dann aber die Schiene des emotionalen Furchtverhaltens, kynologisch als Aversionsverhalten bezeichnet, abgelaufen.

    Dermaßen konfrontiert mit meinen 3 Hunden auf einen Schlag wäre diese unsichere Hündin eingeschüchtert gewesen, und Einschüchterung zählt zur Emotion Furcht. Jedes Säugergehirn hat ein genetisch vorgefertigtes Verhaltensmuster, als Antwort auf furchteinflössende äußere Einflüsse, und die sind: Flucht, Erstarren und Wehr.

    Erstarren zeigt sich oft in sehr devotem Verhalten, dieses auf den Rücken schmeißen und den Bauch zeigen gehört dazu. Also kein wünschenswertes Verhalten.

    Genauso wenig wünschenswert wie Fersengeld geben und abhauen - zumal hier dazu kommt, dass ein Hund der das macht die Erfahrung macht, dass er selber für seinen Schutz sorgen muss, weil sein Halter ihm keinen bietet.

    Abwehrverhalten ist absolut verständlich, wenn ein Hund sich von 3 Rüden gleichzeitig bedrängt fühlt - und dieses Gefühl kommt (leider oftmals) schon auf, wenn sich 3 auf einen Streich annähern. Wünschenswert ist so ein Gefühl des Sich-Verteidigen-Müssens aber auch nicht.

    Wichtiger ist aber noch die Erfahrung, die ein Hund, der einfach einer solchen Situation überlassen wird, für sich daraus mitnimmt: Dieses Erlebte ist sofort wieder präsent, wenn irgendwann später wieder mal mehrere Hunde entgegenkommen.

    Dann wundert es zumindest mich nicht, wenn so mancher Hund schon auf Distanz ein "wildes Gebären und Kläffen" zeigt, wenn andere Hunde nur am Horizont auftauchen.

    Meiner Erfahrung nach fällt vielen Hundehalter sowas gar nicht auf.


    Auch bei der Hündin bin ich mir nicht sicher, ob deren zu Anfang gezeigte Unsicherheit möglicherweise das Ergebnis einschlägiger Vorerfahrungen ist.


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    Hier der detaillierte Ablauf, vielleicht wird es ja für den ein oder anderen dadurch etwas plastischer, vorstellbarer, was ich meine:

    Die Menschen kamen mir mit Hund entgegen.

    Meine Ersteinschätzung: Schlanker, annähernd gleich großer Hund wie meine, aber deutlich leichter, neugierig, aber unsicher, evtl. sogar ängstlich.

    Da waren wir noch ca. 30m entfernt, die Halter machten keine Anstalten den Hund anzuleinen. Absolut üblich in diesem Bereich, wir haben dort fast ausschließlich Kontakte zu frei laufenden Hunden.

    Mein erstes Fazit: Meine 3 doch recht kalibrigen Hunde sind zu viel auf einmal für diesen Hund. Entsprechend mein erstes Management: Hunde bei mir gehalten, die Halter gefragt ob ich anleinen soll.

    Sollte ich nicht, Kontakt war ok.

    Nächstes Management meinerseits: Geregelte Kontaktaufnahme, die ich im weiteren Verlauf noch weiter verfeinerte: Ich ließ erst EINEN Hund - meinen ältesten, Vasco, der ein wirklich feines, sehr virtuoses Verhaltensspektrum aufweist, welches er sehr subtil einsetzt, immer mit dem Ziel auf konfliktarmen, freundlichen Umgang - zu diesem Hund hin.

    Vasco ging hin, blieb auf Abstand, der Hund näherte sich, war sichtlich freundlich-neugierig, traute sich aber nicht so wirklich an Vasco heran (Der wartete tatsächlich darauf, dass dieser Hund den letzten Schritt zu ihm hin machte). Der Blick des Hundes ging ständig zu meinen anderen beiden Hunden, und gerade Leif, signalisierte begierliches "ich will dich auch kennenlernen".

    Die 5-6m Abstand, und dass ich Leif fest und bei mir hielt, reichtem dem anderen Hund nicht, um sich sicher genug zu fühlen, den Kontakt mit Vasco aufzunehmen.

    Ich bin mit Leif umgedreht und auf mehr Abstand gegangen - und noch während ich dabei war, traute der Hund sich den letzten Schritt zu Vasco zu machen.

    Dieser Kontaktaufnahme ließ ich erst mal Zeit, derweil ich meinen Leif - neben dem ich kniete - um Geduld und Warten bat (er kann Warten, aber seine Geduld ist noch ... ausbauwürdig, und ich mach das lieber mit Vorbrustkraulen, besänftigenden Worten ... und einem Leckerchen, das ihn aber nicht sonderlich in so Situationen interessiert ... aber immerhin, er wartet gemeinsam mit mir, ohne zu bellen oder sich sonst irgendwie unwirsch zu verhalten oder gar in irgendwas reinzusteigern ... also das wird :bindafür: ).

    Als das erste Kennenlernen zwischen Vasco und der - wie ich mittlerweile von den Haltern erfahren hatte - Hündin abgewickelt war, und diese ihr Interesse nun den anderen zuwandte, habe ich Vasco gebeten zu mir zu kommen, um dann Leif die Erlaubnis zur Kontaktaufnahme zu geben.

    Der machte dann einen schnellen Satz Richtung Hündin, blieb aber auf 2m Abstand stehen, um Abzuwarten, bis die Hündin zu ihm kam, was sie dann auch machte. Den Satz hatte ich genauso bei Leif erwartet (finde ich junghundtypisch, und ist auch typisch speziell für Leif), wie das anschließende auf Abstand bleiben und warten, bis der andere Hund den ersten Schritt zur Kontaktaufnahme macht. So isser - und mir gefällt das gut, so in seiner Gesamtentwicklung.

    Den Kontakt zu meinem Amigo hat die Hündin dann "mal eben nebenbei" gemacht. Amigo hat freundlich kurz zurück geschnüffelt, sich aber nicht weiter für die Hündin interessiert.

    Dafür hat sie sich dann lieber näher mit Leif befasst - spielerisch, es gab gegenseitige Vorderkörpertiefstellungen, ganz kurze Jagssequenzen, auf die Leif aber nur wenig einstieg, weil die Hündin da noch Unsicherheit zeigte (ja, das kann mein Leif schon lesen und entsprechend angemessen agieren :cuinlove: ).

    Warum ich das so und nicht anders habe ablaufen lassen, habe ich ja vor dem Spoiler erklärt :smile:

    Zumindest habe ich so der - noch vorhandenen - Neugier der Hündin einen sicheren Raum verschafft.

    Für alle eine positive Erfahrung - bei meinem Leif konnte ich das Warten-Können weiter ausbauen, die Hündin konnte ihre freundliche Neugier ausleben, und deutlich sichtbar ihre Unsicherheit ablegen.

    So - fertisch!

    Zum eigentlichen Thema; Da geht es ja um die These, nicht die ersten Lebenswochen sind entscheidend, sondern die Junghundphase.

    Das stimmt so nicht, weil hier einige unterschiedliche Aspekte durcheinandergeworfen werden, die getrennt betrachtet werden müssen:

    Meine Erfahrung geht also eher dahin, daß Hunde in ihrer Jugend nachhaltig "versaut" wurden, nicht als Welpen, nicht als bereits gefestigte ausgewachsene Hunde.

    Dem stimme ich soweit zu.

    Dem daraus gezogenen Schluss allerdings nicht:

    Meine Vermutung wäre, daß man vieles aus den ersten Wochen ausbügeln kann, daß gefestigte Hunde vieles wegstecken können und dagegen die Junghundphase eine sehr kritische Phase ist, in der viel richtig oder falsch gemacht werden kann was dann prägend für den Hund ist.

    Bestimmte Fehler in der Aufzucht können nicht ausgebügelt werden, und dabei handelt es sich um Deprivationsschäden.

    Unter den Begriffen Deprivation und Deprivationssyndrom sind mehrere Krankheitsbilder zusammengefasst, die allerdings eines gemein haben: Reizentzug.

    Unter dem Deprivationssyndrom bei einem Hund mit reizarmer Aufzucht versteht man eine Fehlentwicklung /Mangelentwicklung im Gehirn.

    Dazu muss man wissen, dass - genau wie beim Menschen - das Gehirn eines Hundes bei der Geburt noch unvollständig entwickelt ist. Sowohl die Sinne, als auch die sozialen Fähigkeiten sind bei der Geburt im Gehirn zwar angelegt, benötigen aber für deren Entwicklung äußere Reize.

    Fehlen diese, gesamt oder auch in einzelnen Bereichen, werden Nervenzellen im Gehirn nicht entwickelt, es entstehen keine Verbindungen zu anderen Nervenzellen, sie werden verworfen (sterben ab).

    Das lässt sich nicht reparieren.

    Mittlerweile weiß man aber aus der Neurologie, dass das Gehirn ein ganz fantastischer Organismus ist, der so manche Fehlentwicklung/traumatische Einwirkung über "andere Kanäle" überbrücken und so zum Teil oder gar ganz ersetzen kann. Das macht man sich z. B. bei Schlaganfallpatienten zunutze.

    Ein bekanntes Deprivationssyndrom ist z. B. die mangelnde Lernfähigkeit: Einem Hund bringt man immer und immer wieder etwas bei - und beim nächsten Mal fängt man wieder bei Null an.

    Das ist auch nicht immer durch Deprivation verursacht, sondern kann auch genetische Ursachen haben.

    Aber auch die Bewegungsmöglichkeiten müssen der Entwicklung der Welpen angepasst werden; Sind sie in der ersten Zeit noch sehr wenig mobil und müssen durch räumliche Einengung davor geschützt werden, sich zu weit von ihren Geschwistern und dem Muttertier zu entfernen, so muss mit wachsendem Alter auch die Bewegungsmöglichkeit und auch die Umwelterfahrung entsprechend ausgeweitet werden, um sowohl Mobilität als auch die anderen Sinne zu fordern und zu Fördern. Ohne das entwickelt sich nichts, und das Gehirn "verkümmert" in diesen Bereichen. Auch das ist größtenteils irreversibel.

    Gerade im sozialen Bereich zeigen sich Defizite bei einem Reizentzug von sozialen Kontakten (Stichwort: Kaspar-Hauser-Syndrom) durch fehlende Fähigkeiten im sozialen Miteinander.

    Der soziale Umgang mit der Mutter und die Interaktionen mit Geschwistern sind deshalb sehr wichtig für den Welpen, damit dieser Bereich im Gehirn entwickelt WIRD.

    Ein Einzelwelpe, dessen Mutter bei der Geburt stirbt, und statt dessen in liebevoller, fürsorglicher Handaufzucht durch Menschen aufgezogen wird, erfährt aber auch das soziale Miteinander, welches wichtig für seine Hirnentwicklung ist.

    Spoiler anzeigen

    Ich denke mir immer meinen Teil, wenn mir jemand als Grund für seinen verhaltensoriginellen Hund eine "Schlechte Aufzucht" angibt, weil der "im Stall auf einem Hof" aufgewachsen, und deshalb "depriviert" ist .... ich habe dann immer so Bilder im Kopf von einer Hündin in einer schön warm mit Stroh ausgepolsterten Box, wo die Welpen rumkraxeln, und dann mit wachsender Mobilität einen Stall erkunden (mit Kühen, oder Pferden, oder Schweinen, mit deren Geruch und Geräuschen), dann auf dem Hof rumlaufen, immer mal wieder die Versorgung (und auch streichelnden Hände) von Menschen erfahren, die Traktorengeräusche hören und auch sehen, wo das herkommt und was diese Geräusche macht, den ersten Mäusen und auch Katzen begegnen ...

    Da stelle ich die (oft selbstgestellte) "Diagnose" eines durch Reizentzug an einem aufzuchtbedingten Deprivationsschaden leidenden Hund doch sehr in Frage ...

    Da bereitet mir mehr Sorge die Frage nach der Auswahl der Elterntiere, ob bei denen die gesundheitlichen und auch charakterlichen Eigenschaften so sorgfältig geprüft wurden, wie ich es mir für eine verantwortungsvolle Zucht vorstelle.

    Zumeist hat man ja bei diesem Hintergrund doch nur "mal eben einen Rüden drüberhüpfen lassen", weil es grad passte ...

    Dieses, durch einen Mangel an notwendigen Reizen zur Hirnentwicklung verursachte Deprivationssyndrom ist nicht zu verwechseln mit dem - besser unter dem Begriff "Hospitalisierungssyndrom" bezeichnete - Deprivationssyndrom, welches durch Isolation verursacht wird, und auch in späteren Lebensjahren auftreten kann.

    Auch hier wird durch den dauerhaften Entzug von Reizen eine Veränderung im Gehirn bewirkt, ähnlich der Wirkung von traumatischen Ereignissen. Nur dass diese Veränderung sich über einen längeren Zeitraum entwickelt, während traumatische Ereignisse "nahezu unmittelbar eine Blockade von bis dahin üblichen, normalen Verarbeitungswegen im Gehirn" verursachen (in Anführungszeichen, weil das eine sehr laienhafte Beschreibung dessen ist, was Traumata im Gehirn verursachen, und auch nur unzulänglich das Leiden für Betroffene beschreiben kann).

    Damit zum Junghund.

    Ein in Wallung befindliches Hormonsystem ist kennzeichnend für diese Entwicklungsphase des Hundes. Besonders starkem "Hormonchaos" ist der Junghund in der Pubertät ausgesetzt, und wie er dann welche Umweltreize verarbeitet, ist oftmals von der Tagesform des Hundes abhängig - und die kann an besonders schlimmen Tagen auch mehrfach wechseln ...

    Ja, dann kann unglaublich viel schiefgehen, und wenn der Hund in dieser Phase nicht besonders sorgfältig beobachtet und behandelt wird, "prägen" sich Erfahrungen und Erlebnisse "fürs Leben" ein.

    Oft erlebe ich dann Menschen, die einfach nur genervt sind von dieser Phase und sich wünschen, sie wäre bald vorbei.

    Ja, es ist nervig und unglaublich anstrengend, wenn man einen Hund, den man bis dahin als verlässlich im Einschätzen seines Verhaltens und auch umgänglich und gut händelbar erlebt hat, auf einmal gar nicht mehr so verlässlich und händelbar ist.

    Hunde benötigen aber in dieser Phase keinen genervten Menschen, der diese Phase aussitzt und darauf wartet, dass diese Phase endlich vorbei geht.

    Sie benötigen einen "Fels in der Brandung", einen immer verlässlichen, mit Gleichmut, Nachsicht und liebevoller Konsequenz agierenden Menschen, der ihnen Halt und Orientierung gibt, ein sicherer Hafen ist wenn sie Schutz suchen oder brauchen, der im Blick hat was dieser Hund in dieser Phase verarbeiten und leisten kann - und ihn davor bewahrt, Fehler zu machen die weitreichende Konsequenzen für das weitere Leben dieses Hundes haben könnten.

    Sonst können für einen altersentsprechend noch ungefestigten Hund bestimmte Ereignisse prägend fürs Leben sein, und einen entsprechend hohen, unbequemen oder gar stark einschränkenden Umgang in der Haltung/dem Umgang für den Rest des Lebens nach sich ziehen.

    Zusammenfassend:

    Scheinbare Aufzuchtdefizite im Welpenalter halte ich eher seltener für die Ursache von Verhaltensauffälligkeiten im weiteren Verlauf des Lebens eines Hundes.

    Hier ist eher der Umgang mit diesem Welpen verantwortlich, welche Erfahrungen er durch den Besitzerwechsel und damit verbundenem Umfeldwechsel macht.

    Ein Hund, der auf einem Bauernhof aufgezogen wurde, ist nicht depriviert aufgrund der Tatsache, dass er keine typischen Großstadtumweltreize in seiner Welpenzeit kennenlernen durfte. Er wird schlicht reizüberflutet durch unkundige Halter, die ihn diesen für den Welpen bisher unbekannten Großstadtumweltreizen ungefiltert aussetzen. Auch das macht etwas mit dem Gehirn eines Welpen, denn bei einer Reizüberflutung hat das Gehirn keine Möglichkeit, einzelne Reize genügend zu verarbeiten, und das Gehirn legt sich dann eigene, nicht beeinflussbare "Umgangsweisen" mit diesen Reizen zurecht, die nur schwer wieder zu beeinflussen sind, wenn sie sich einmal etabliert haben.

    Beim Junghund werden dagegen oftmals Fehler gemacht, die sich lebenslang auswirken, und schwer wieder zu korrigieren sind.

    Passend dazu eine Begegnung, die ich erst gestern hatte:

    Eine unsichere Junghündin, 21 Monate alt, kam uns mit ihren Menschen entgegen, Kontakt war erlaubt. Ich habe die Begegnung so gemanaged, dass die Hündin meine Hunde einzeln kennenlernen durfte, eine detaillierte Beschreibung des Ablaufs findet ihr im Spoiler.

    Wichtiger ist der Grund: ... und den gibt es im nächsten post, weil ich jetzt zum ersten Mal beim Abschicken die Mitteilung bekam: Deine Nachricht ist zu lang ... :shocked: