MMn ist die große Falle, in die gerade Ersthundehalter tappen, dieser Anspruch was alles klappen muss, möglichst noch innerhalb eines Zeitrahmens.
Dann wird krampfhaft versucht, sich an bestimmten Vorgaben und Zielen festhaltend, diesen Ansprüchen gerecht zu werden.
Dabei geht das "Bauchgefühl" dem Lebewesen gegenüber verloren.
Ich glaube, genau das ist bei Selinchen passiert
Dazu noch der Glaube, gut ausgerüstet zu sein mit dieser Mappe von der Züchterin, haben sie und ihr Mann sich zu sehr an einen "Rahmen" geklammert - und bei diesem Anspruchsdenken übersehen, dass sie ein völlig unbedarftes Hundebaby vor sich haben, welches sich noch an gar keine Anleitungen (Regeln) hält, halten kann, weil es diese noch gar nicht kennt und begreifen kann.
Möglicherweise ist diese "Mappe" gar nicht so wahnsinnig verkehrt, wird nur zu "starr", dogmatisch aufgefasst?
Dazu kommt ja noch diese "Idealvorstellung" des knuddeligen Welpen, der zum besten Freund der Tochter wird
Selinchen Du kennst den Unterschied zwischen Bauchgefühl und Intuition?
Bauchgefühl bezieht sich rein auf das eigene Gefühl, welches der jeweilige Mensch situativ hat.
Intuition ist Gefühl und Wissen, welches unbewusst gefühlsmäßiges Handeln anleitet - eben intuitiv.
Was du bei deinem Welpen wissen solltest:
Molly ist ein Baby, ein Hundebaby zwar, aber ganz klar ein Baby - und das kann noch nichts, kennt noch nichts, und es ist deine große Aufgabe, dieses Baby bereit zu machen, um die große weite Welt kennen zu lernen und damit klar zu kommen.
Welpen haben ein sehr großes "Kaubedürfnis", sie nutzen sehr, sehr stark ihr Maul bei Aktivitäten mit anderen Lebewesen - egal ob auf 4 oder 2 Beinen. Bei der Beschäftigung mit Hunden ist der dabei gezeigte Einsatz der Zähne anders dosiert, weil die Hundehaut geschützter ist. Sie ist nicht zu vergleichen mit der zarten Haut des Menschen (und erst Recht nicht mit der zarten Haut eines Kleinkindes).
Seinen Zahneinsatz dem Menschen gegenüber anders zu dosieren - eben "zarter" - als einem anderen Hund gegenüber, kann der Welpe noch nicht, und muss es erst lernen.
In eurem Umgang hat Molly aber "gelernt", ihr Zähne noch mehr einzusetzen, ihr habt sie regelrecht dazu aufgefordert; "Wegschubsen" ist tatsächlich das Signal für: "mach weiter, erneuter Angriff, jippieh!", und dieser Tipp, durch ein "Au!!!" zu signalisieren, dass es euch weh tut, kam tatsächlich als Aufforderung "Mehr! Mach weiter! Jajaja!" bei Molly an...
Wasserspritze, Maul zuhalten, einen Klapps geben - all das hat Molly nur signalisiert, sich noch mehr reinzusteigern in dieses "Spiel", was ihr da mit ihr macht.
Was Molly jetzt braucht: Die Lernerfahrung, ihre Zähne in etwas anderes als den Menschen reinzuhacken, wenn der Mensch sich mit ihr befasst.
Dazu kam der Vorschlag des Zergelns.
Da hast du geschrieben: Kann sie nicht, interessiert sie nicht.
Ich habe den Eindruck, du hast schon die Idee, etwas anderes auszuprobieren, legst das ad acta.
Ich sage dir: Bleibe da am Ball, du brauchst Geduld, mache es für Molly interessant. Sie kennt es bisher noch nicht, das Spiel, in euch reinzuhacken ist alles was sie bisher kennt, und das macht Spaß ...
Vielleicht bist du zu heftig mit dem Zergel, vielleicht ist es zu hart/zu klein/zu wenig plüschig/zu groß/wird von dir zu viel oder zu wenig bewegt ...
Ich weiß es nicht, ich bin nicht dabei.
Ich weiß nur: Jeder Hund zergelt, und es macht ihm dann Spaß, wenn sein Gegenüber auch Spaß dabei hat.
Lass dir etwas einfallen, werde kreativ - denn nur, wenn Molly lernt dass sie in etwas anderes hacken KANN, wenn ihr euch mit ihr beschäftigt, kann sie auch lernen dass sie nicht in eure Hände/euren Körper hacken soll.
So lange Molly das noch nicht kann, darf sie sich mit eurer Tochter nicht befassen ...
Als persönlicher Tipp, nimm ihn als Spielball, mit dem Gedanken wie du dich schützen kannst, was du brauchst:
Es tut weh, wenn so Welpenzähne ungebremst in Menschenhaut reinhacken, und Schmerz macht ärgerlich. Ärger hindert mich aber daran, das zu sein was ich jetzt eigentlich brauche, nämlich: Geduldig.
Deshalb würde ich meine Hände im Spiel mit Molly derzeit schützen, durch ein paar alte Lederhandschuhe z. B.
Zum Schluss noch etwas zum Mutmachen: Die nächsten Wochen werden anstrengend, brauchen viel Geduld und Durchhaltevermögen. Das wird nicht leicht, zumal ihr dabei niemals vergessen dürft, Molly gegenüber freundlich und nachsichtig zu sein - sie ist noch ein Baby!
Aber: Hunde lernen schnell, und sie entwickeln sich schneller als Menschenbabies - und mit der nötigen Geduld, Nachsicht und dem notwendigen Einfühlungsvermögen sieht eure Welt in 3 Wochen schon ganz anders aus.
(Nein, Molly ist dann immer noch nicht erwachsen, und diese Kuschelrosawolkewelt gibt es auch nicht; Aber sie wird dann die notwendige Beißhemmung - noch nicht perfekt, aber nahe dran - gelernt haben, und das ist schon mal ein wichtiger Schritt in ein schönes, familiäres Miteinander).
Eure Tochter wird sich übrigens langsamer entwickeln (logisch, ist ein Menschenbaby), und ein freies Spielen mit Molly wird erst in ca. einem Jahr möglich sein - wenn Molly den Verstand hat zu begreifen, dass sie ein menschliches Kleinkind als Spielpartner hat, bei dem sie mit besonderer Umsicht und auch Nachsicht agieren muss. Denn eure Tochter wird diesen "Verstand" noch einige Jahre nicht haben, haben können.