Da steht als Erklärung etwas von "Statusaggression" (in den Kommentaren) ... kann mir jemand den Begriff erklären?
Das ist eine noch recht junge Worterfindung aus bestimmten Trainerkreisen, die keinerlei wissenschaftlichen, verhaltensbiologischen Hintergrund hat.
Hört sich nur gut an wenn jemand sagt: "Das ist Statusaggression" weil es suggeriert, derjenige hätte Ahnung.
. Das berechtigt Andre aber nicht dazu, meinen Hund bei eh scho räumlicher Enge (Streß für den Hund, kann ja net ausweichen!) ungebeten anzugrapschen
Wenn ich weiß, dass mein Hund bei räumlicher Enge Stress hat - warum setzte ich ihn dann diesem aus?
Selbstverständlich steigt die Wahrscheinlichkeit bei einem sowieso schon gestressten Hund enorm, ungeahnte, schädliche Verhaltensweisen zu zeigen die er ohne diesen Grundstress normalerweise nicht zeigen würde.
Nur mal um das zu veranschaulichen: Normalerweise klatsch ich keinem Mann eine runter, wenn er mich an der Schulter berührt - ich dreh mich erst mal erstaunt um und gucke wer das ist, bevor ich handel.
Hat mich allerdings unmittelbar vorher ein durch Alkohol enthemmter Mann in der Disco äußerst übergriffig angepackt, und ich habe ihm daraufhin gehörig Theater gemacht, das sich gewaschen hat ... dann kann es durchaus passieren dass ich kurze Zeit später einem guten Freund, der mir von hinten an die Schulter tippt, aus der Drehung heraus eine Ohrfeige verpasse, weil ich noch voller Adrenalin durch das vorher Erlebte bin.
Das is doch eher ne Prüfung für den Erhalt einer Zuchtgenehmigung, oder? Is halt nunmal net jeder Hund in der Straßenbahn zuchtfähig oder auch nur auf Wesensfestigkeit geprüft....
Nein, ist es nicht. Zwar bekommt in unserem Verein kein Hund eine Zuchtzulassung, der bei dieser "Feststellung der Wesensveranlagung" durchfällt, aber diese Feststellung ist weit mehr als "nur" ein Angebot für Zuchtwillige:
1. ist sie (hauptsächlich) ein Mittel für den Verein, ob die Zuchtziele des Golden Retriever in der Gesamtpopulation vorhanden sind; Fallen auffällig viele teilnehmende Hunde durch diese Feststellung durch, läuft etwas bei der Gesamtzucht schief. Bestandteile dieser "Feststellung der Wesensveranlagung" sind neben Sozialverhalten/Sicherheit im Umgang mit anderen Hunden und Menschen auch Schussfestigkeit und jagdliche Veranlagung
2. ist sie auch für den Hundehalter interessant, um festzustellen wo der eigene Hund steht. Der Hundehalter bekommt im Anschluss an diese Prüfung noch wertvolle Hinweise von den jeweiligen Prüfern, speziell für seinen Hund.
Es gibt aber auch Halter, die sich im Klaren darüber sind, dass eine Situation für den eigenen Hund herausfordernd ist, diese Situation aber trotzdem trainieren möchten, weil sie dem Hund die Chance geben möchten sich weiterzuentwickeln - oder die es gar wegen ihrer Lebensumstände müssen. Wir zum Beispiel. Ein Mindestmaß an gegenseitigem Respekt und Höflichkeit macht es einfach für alle Beteiligten leichter.
Dann werden also fremde Menschen ungefragt zu Trainingszwecken eingesetzt?
Finde ich erst mal grundsätzlich rücksichtslos.
Zum zweiten Teil, "wegen ihrer Lebensumstände" - können da andere Menschen etwas für, und müssen dann ihr Verhalten so rücksichtsvoll gestalten, damit diese ungünstigen Lebensumstände günstiger werden?
Mal als hypothetisches Beispiel: Jemand hat kein Auto und muss öffentliche Verkehrsmittel nutzen. Jetzt hat dieser Mensch aber einen Hund, der vor der Arbeit bei der Hundetagesstätte abgegeben werden muss, wo er auch nur mit öffentlichen Verkehrsmitteln hinkommt. Dieser Hund kommt aber mit Gedränge nicht klar.
Die Arbeitszeit des Menschen liegt aber so, dass er die öffentlichen Verkehrsmittel zu den Rush-Hour-Zeiten nutzen muss.
Müssen aufgrund dieser ungünstigen Lebensumstände nun alle Unbeteiligten, Fremden Rücksicht nehmen auf diesen Halter mit seinem Hund, mit dem Risiko dass die erforderliche Rücksicht nicht geleistet werden kann und es so zu unschönen, teils gefährlichen oder gar beschädigenden Situationen kommt?
Oder müsste der Hundehalter nicht aufgrund seiner eigenen ungünstigen Lebensumstände in Kauf nehmen, früher loszufahren, wenn die öffentlichen Verkehrsmittel eben nicht so voll sind, und eine gefahrlose Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel für den Hund und seinen Menschen UND für Unbeteiligte möglich ist - auch wenn das bedeutet, dass dieser Halter dann eine Stunde Leerlauf bis zu seinem Arbeitsbeginn hat?
Phonhaus Ich glaube, in diese Richtung hast du beim Schreiben deines Beitrages gar nicht gedacht, und dabei auch nicht auf dem Schirm gehabt, dass auch entsprechende Gedanken des Halters hinsichtlich "Wie kann ich das "Besondere" berücksichtigen und erträglicher für meine Umwelt machen" nötig sind, um rücksichtsvoll zu sein.
Weil Rücksicht keine Einbahnstraße ist.