Aber dennoch sind all diese Verhaltensweisen irgendwie im Hund verankert - vielleicht, weil der Hund seit ewig und drei Tagen nicht mehr im natürlich gewachsenen Familienverband lebt, sogar auf weit "lockerere" oder "schattenhaftere" Art und Weise, wo der auslösende Reiz völlig verschwimmen kann und sich statt "Reiz A - Reaktion B" mehr ein "Hmpf, da war doch mal was, ach egal, immer druff" als Zeichen der zunehmenden Domenistikation oder manchmal mag man auch denken Degeneration abspielt. Der Hund ist ja nicht der "bessere" Wolf, sondern mehr der "verbogene" Wolf, damit er uns Menschen besser in den Kram passt als das Original. Die Handlungsoptionen sind noch vorhanden, je nach züchterischem Eingriff vllt. auch nur noch rudimentär, aber das Differenzierungsvermögen ist futsch. Nur als - vollkommen unwissenschaftlicher - Gedankengang.
In dem mehr wissenschaftlicher Hintergrund steckt, als du dir hier selber bescheinigst
Vermutlich beruhen diese - deine - Gedankengänge auf so etwas wie "gesundem Menschenverstand"?
Für das im obigen Zitat fett von mir markierte gibt es ein allen bekanntes Beispiel:
Ein Wolf jagt aus Hunger (oder weil er hungrige Rudelmitglieder zu versorgen hat). Ein Wolf, der auf jeden Bewegungsreiz - wie es ja viele Haushunde tun - mit Jagdverhalten reagieren würde, hätte bald seine Energiereserven verschleudert ... und würde sterben, weil ihm die Energie für eine erfolgreiche Jagd fehlen würde.
Wurde auch schon von seriösen Wissenschaftlern belegt: Wild - das eigentlich Beute für Wölfe wäre - grast völlig unberührt weiter, weil es ein Wolfsrudel auf Wanderschaft sieht. Auf Wanderschaft - nicht auf Jagd.
Unseren Haushunden ist dieser ultimate Grund für die Jagd zum großen Teil verloren gegangen; Die Versorgung wird häufig durch den Menschen oder durch die menschliche Nähe (Abfallprodukte z. B.) abgedeckt.
Geblieben ist das Verhaltensinventar des Beutefangverhaltens - das (Säuger-)Gehirn verwirft nichts (Gerhard Roth), und das zeigt sich beim Hund durch verschiedene Sequenzen des Beutefangverhaltens, wie der Reaktion auf Geräusch- und Bewegungsreize.
Dass manche hier eine Degeneration sehen, habe ich mal gestrichen, weil es längst widerlegt ist.
Der Haushund ist einfach kein Wolf, und die diesbezüglichen Irrtümer der Wissenschaft (Zimen hat z. B. den Haushund mit einem juvenilen Wolf gleichgestellt) sind längst neuen, gesicherten Erkenntnissen gewichen.
"Haushunde werden nicht erwachsen"; "Haushunde sind dümmer als ihre Ahnen, die Wölfe" beruhten z. B. auf der Erkenntnis, dass das Gehirn von Haushunden kleiner ist als das von Wölfen.
Mittlerweile (also eigentlich schon seit ca. um 1950, gemäß Hirnuntersuchungen eines Dr. B. Klatt, aus: Aldington: Von der Seele des Hundes) weiß man aber, dass zwar ein Abbau des Gehirns im senso-motorischen Bereich statt gefunden hat; dafür ist aber der assoziative Bereich im Haushundehirn größer als beim Wolf.
Ja, und genau das - eben die durch den Einfluss der Domestikation bewirkten Änderungen - sorgt eben dafür, dass genetisches Verhaltensinventar, welches beim Urahn des Wolfens noch so klar und berechenbar vorhanden ist, bei unseren Haushunden als so "locker und schattenhaft" wahrzunehmen ist... und damit eben auch schwerer einschätzbar ist.
Da kann es durchaus passieren, dass eine Gruppendynamik eine ganze Gruppe mitreisst, vielleicht ähnlich einer "Kneipenschlägerei".
Oder ein schriller Schrei, aus Schmerz oder/und Todesangst einen Schalter umkippt und aus dem Subjekt "Artgenosse" das Objekt "Beute" macht.
Unter großem Stress ist Vieles möglich, auch beim Menschen.