Auch nehme ich mit, dass ich versuchen sollte, wirklich alles unerwünschte Verhalten in gewünschtes Verhalten umzulenken, anstatt ihm ein alternativloses "Nein" zu bieten.
Das ist eine sehr wichtige Erkenntnis 
Das "nein" braucht im direkten Anschluss eine (erwünschte) Alternative; Bei manchen Hunden ist das lebenslang so (und geht einem in Fleisch und Blut über), bei vielen bewirkt aber im Laufe der Zeit ein "nein" den Abbruch des unerwünschten Verhaltens, und der Hund macht selber ein Alternativverhalten, das erwünscht ist.
Ihr lernt euch gerade erst kennen, und Vertrauen und Bindung brauchen ihre Zeit.
wie ich das gemacht habe, am Beispiel meines Leifur:
Die ersten beiden Tage haben Haus und Garten und seine neue Familie (bestehend aus Mann, zwei weiteren Hunden, und mir) völlig für den kleinen Kerl ausgereicht.
Am 3. Tag habe ich ihm dann eine Ahnung von der großen, weiten, spannenden, tollen Welt gegeben, indem ich ihn auf die Grünfläche 1-1,5 Minuten von der Haustür entfernt getragen habe. Dafür habe ich mir einen Zeitpunkt bei Tageslicht ausgesucht, wo wirklich nichts dort los war, gar nichts.
Leif hat sich erst mal hingesetzt, und diese "Weite" um sich rum mit großen Augen bestaunt, bis ich ihn motivierte, mal ein paar Schritte mit mir zu gehen - unangleint, weil das dort völlig ungefährlich für ihn war, habe ich genau diese Stelle dafür ausgesucht.
Nach 15 Minuten habe ich ihn dann wieder zurück getragen.
Am nächsten Tag war ich 2 mal dort, auch eine recht kurze Zeit, wobei ich ihn auf dem Rückweg angeleint habe, und die kurze Strecke zur Haustüre gelaufen bin.
Da konnte er aber auch noch weiter "erkunden", weil dieses Wegstück mit "Wildwuchs" begrünt ist.
Am nächsten Tag wurde er dann zusammen mit den "großen Jungs" ins Auto gepackt (für die ersten Wochen in einer Transportbox), und wir sind ins Grüne gefahren, an Stellen, wo er auch gefahrlos unangeleint laufen und die dortige Umwelt erkunden konnte, und zwar in Ruhe, ohne weitere Menschen und Hunde.
Diese "Ausflüge" haben dann recht schnell bis zu einer Stunde gedauert, wo ich da an Strecke vielleicht maximal einen Kilometer gelaufen bin.
Da ein kleiner Tipp von mir: Es gab bei diesen Ausflügen IMMER zwischendurch eine kleine Pause von mindestens 10 Minuten, in der alle Hunde einen Kausnack bekamen.
So habe ich von Beginn an bei diesen spannenden Ausflügen eine Ruhephase etabliert, wo auch der Welpe - angeregt durch das Kauen - herunterfahren konnte.
Ich habe während meiner gesamten Hundehaltung so oft Junghunde erlebt, die dieses Herunterfahren beim Spaziergang nie gelernt haben, wo die Halter dann völlig verzweifelt waren, weil sie mit einem Jahr einen Jungspund hatten, der während des Spaziergangs immer weiter aufdrehte, bis er zum Schluß völlig hohldrehte, und Zuhause dann gar nicht mehr zur Ruhe kam.
Bei mir hat sich diese von Beginn an etablierte Pause bei allen Hunden bezahlt gemacht, denn diese so eingeführte Lernerfahrung der Pause hat sich im weiteren Verlauf in alle Lebenslagen übertragen; Meine Hunde chillen überall, egal wo wir sind, wenn sie merken: Jetzt ist erst mal Pause angesagt.
Fremde Hunde haben meine Welpen alle immer sehr dosiert (die ersten Tage reichte EIN anderer Hund aus, um dem Welpen zu zeigen, dass es auch noch andere Hunde auf dieser Welt gibt, die auch noch anders aussehen als er...), und sehr sorgfältig von mir ausgesucht kennengelernt.
War ein Tag mal sehr aufregend, gab es danach mindestens einen Tag mit "Schmalspurprogramm", also ohne irgendwelche besonders aufregenden Umweltreize, damit der Welpe ausreichend Zeit hatte, den Stress dieses aufregenden Tages zu verarbeiten.
Stressresilienz kann nicht nur erlernt werden, sie muss erlernt werden, damit ein Organismus Stress angemessen mit Stress umgehen und verarbeiten kann.
Was ich nicht machen würde: Mit dem Welpen zu diesen typischen "Hundewiesen" gehen, wo sich viele Hundehalter treffen und die Hunde zumeist völlig unreglemtiert durch den Menschen "ihr Ding" machen lassen ...
Das überfordert den Welpen nicht nur, er kann da nichts lernen - außer: Wie Hunde Dinge regeln, wenn Menschen sie keine Regeln lehren...
Aber egal wo ich war - wenn ich meinte, es wird jetzt zu viel für den Welpen ... dann habe ich ihn auf den Arm genommen, und bin gegangen.
Die Welpenzeit ist unglaublich schnell vorbei, und viele Dinge die ein Welpe in der Zeit (kennen-)lernt sind prägend für sein gesamtes Leben.
Dass du zweifelst, und diese Zeit auch als sehr anstrengend empfindest ... ist übrigens genauso völlig normal, wie das Verhalten deines Welpen.
Genau dafür hat uns die Natur das Oxytocin mitgegeben - dieser "Zuckerschock" den wir beim Welpen haben, weil er "so süß" ist - das ist unsere "Nervennahrung", die uns dabei hilft, diese doch anstrengende Phase zu überleben
