Ich habe es extra in "" gesetzt, weil ich keine Ahnung habe, was für den Hund selbst angemessen ist und was unter nicht von Menschen moderierten Hunden angemessen wäre.
Es geht nicht um das, was für den Hund selbst angemessen ist, weil die genetische Grundlagen minimalste Variationen zeigen, die den Genotyp bestimmen.
Dazu kommt Erfahrungslernen, woraus sich dann der Phänotyp entwickelt.
GIbt es überhaupt "objektiv angemessen"?
Worauf bezieht sich hier "objektiv"?
Meine Frage war: Was ist angemessenes Verhalten, und gibt es das beim Hund? (Moral lasse ich jetzt mal außen vor).
Angemessenheit lässt sich definieren: Eine Reaktion ist dann angemessen, wenn sie das Ergebnis, welches die Aktion hervorrufen würde oder auch hervorgerufen hat, nicht übermäßig überschreitet.
Wenn mich jemand im Gedränge schubst, evtl. sogar unbeabsichtigt, dann ist es sicher unangemessen, wenn ich mir eine Flasche nehme und diesem über den Schädel haue.
Die Frage ist dann: Existiert eine solche Angemessenheit im Handeln auch in der Vorstellung von Hunden?
Dazu hatte ich Beißhemmung und Drohverhalten beim Hund angeführt; Alleine die Tatsache, dass es diese Möglichkeiten der Dosierung mit dem Ziel der Schadensbegrenzung bei Hunden gibt, ist ein Nachweis dafür, dass eine Vorstellung von Angemessenheit im Verhalten genetisch veranlagt ist.
Weiterführend habe ich angeführt, dass dieses Verhalten der Schadensbegrenzung - welches ursächlich zum Erhalt der eigenen Unversehrheit dient - im speziellen bei Haushunden, als genetisches Erbe ihrer Wolfvorfahren, mit Gefühlen und der Fähigkeit zur Empathie verbunden ist.
Grund dafür ist die typische Veranlagung des Wolfes, in familiären Verbänden zu leben, wobei diese hochentwickelte Fähigkeit auch in sehr hohem Maße ermöglicht, familienfremde Wölfe in diesen familiären Verband aufzunehmen.
Die Domestikation hat bei Haushunden zu einer Veränderung im Gehirn geführt; Zwar hat sich der senso-motorische Bereich verkleinert, dafür ist der assoziative Bereich größer geworden.
Dieser assoziative Bereich ermöglicht mehr Handlungsspielraum im eigenen Verhalten, führt also weiter weg von den genetisch verankerten Handlungen der Triebe.
Gerade das hat dazu geführt, dass Hunde eben keinen eigenen, speziellen Hundelebensraum haben, sondern ihr "natürlicher" Lebensraum die Menschenwelt ist.
Ihre Fähigkeit, in einem so engen Sozialverband mit einer anderen Spezies zu leben, der einem Familienverband gleichkommt, beruht auf der genetischen Grundlage von Wölfen, die grundsätzlich in einem hochsozialen Familienverband (Rudel) leben.
Diese Angemessenheit im Verhalten bei Wölfen im Rudel zeigt sich aber auch rudelfremden Artgenossen gegenüber.
Beim Aufeinandertreffen mit rudelfremden Artgenossen wird abgewägt, ob diese eine tatsächliche Bedrohung darstellen, die groß genug ist dass die eigene Unversehrtheit (wozu eben auch die Interessen des eigenen Rudels zählen können) außer acht gelassen wird.
Dieses Fehlen von Artgenossenaggression ist die Grundlage dafür, dass Haushunde lernen können, sich ihre Umwelt mit fremden Hunden zu teilen, ohne direkt aufeinander los zu gehen. Sie kommen in der Regel als "unbeschriebenes Blatt" ohne eine Disposition für ein Feindbild gegenüber Artgenossen auf die Welt.
Das kann durchaus verändert werden durch den selektiven Eingriff des Menschen ...
Für mich auch ein Grund dafür, warum es keine Zuchten mit artgenossenaggressiven Hunden geben dürfte.
All das - und noch vieles mehr - bringt mich zu der Aussage:
Das massive Attackieren eines Klein(st)hundes von einem Großhund ist ein unangemessenes Verhalten.
Btw: Artgenossen (Klein'st'hunde) als Beute zu erkennen, wird nicht umsonst als "fehlgeleitetes Beutefangverhalten" bezeichnet - denn Artgenossen sind grundsätzlich keine Beute.