Ob man es als Zwang definiert oder nicht - die wichtige Aussage für mich ist, dass Hunde und Wölfe ein komplett unterschiedliches Leben führen.
Deswegen tu ich mich auch schwer damit, wölfische Verhaltensweisen als Basis (und Wertemaßstab) zu nehmen.
Es geht bei Hunden um deren Fähigkeiten, insbesondere um die sozialen Fähigkeiten, denn genau diese ermöglichen Haushunden die Anpassung in eine Lebensweise, die sich gravierend vom Leben der in Freiheit lebenden Wölfe unterscheidet.
Hohe Hundedichte, Einschränkungen in ihrem Flucht- und Wehrverhalten, Orientierung/Ausrichtung ihres Handelns an einem Lebewesen, welches nicht zu ihrer Spezies gehört, nämlich dem Menschen - all das sind doch die Umfeldbedingungen, an die Hunde sich anpassen müssen.
Was sie dafür bekommen: Ein sicheres Zuhause, welches sie nicht mehr gegenüber Eindringlingen verteidigen müssen, weil ihnen das niemand wegnehmen kann. Versorgung der existenziellen Bedürfnisse durch den Menschen. Auch darum braucht der Hund sich nicht mehr kümmern.
Welchen Grund sollte er denn haben, Abwandern zu wollen?
All das können sie nur deshalb, weil sie die dafür nötige Basis von ihren Urahnen, den Wölfen, mitbekommen haben.
Dazu gehört eben auch die Fähigkeit, Schwächere, Unterlegenere nicht unangemessen drastisch zu "bestrafen" - denn mit einem solchen Verhalten würde die soziale Gemeinschaft geschwächt.
Genau diese Fähigkeit angemessenen Umgangs mit Schwächeren, Unterlegeneren besitzen auch Hunde.
Wie ausgeprägt das beim individuellen Hund ist, kommt sowohl auf dessen genetische Veranlagung an (wenn durch menschliche Selektion z. B. Aggression, oder gar Artgenossenaggression gezielt verstärkt wurde) und auf die Lernerfahrungen (wenn ein Hund schon von Welpe an erfahren musste, dass er immer "Opfer" ist, z. B.).
Von den "Überrollkugeln" - hier ganz klischeehaft die "Labratonne", nur um dem Ganzen mal ein Bild zu geben - ganz zu schweigen; Diese durften einfach nie lernen, ein Gespür für Schwäche, Zartheit im Körperbau oder eben auch Altersschwäche beim Gegenüber zu entwickeln.
Wenn wir schon die genetische Basis nicht verstehen - wie sollen wir dann das Verhalten unserer Hunde verstehen lernen?