Mein Bongo ist mit seinen bald 13 Jahren (geb. 18.4.2011) eigentlich noch nicht wirklich "alt" für einen Chihuahua, aber ich merke, dass seine sowieso schon immer vorhandene Unsicherheit sich seit einiger Zeit verstärkt.
Er lebt erst seit Mai 2020 bei mir, also rund 3.5 Jahre. Vorher lebte er offenbar in einer Familie, die ihn mit 8 Jahren abgab an eine Pflegestelle mit damals 19 andern Hunden, u.a. mehrere Chihuahuas, 1 Mops und mehreren franz. und englischen Bulldoggen. Das heisst, er musste sich damals in einem grossen Rudel zurecht finden, was ihm offenbar nicht gelang, weil er viel zu weich und unsicher ist.
Ich übernahm ihn im Mai 2020 von dieser Pflegestelle zu meiner damals ca. 11-jährigen Smilla. Er war anfangs völlig verängstigt, getraute sich kaum zu lösen, getraute sich nicht an der Leine zu laufen und war zudem viel zu dick. Bei den ersten Hundebegegnungen rannte er laut schreiend davon. Wie mir die Pflegestelle berichtete, war er, kurz bevor ich ihn übernahm, von einem Appenzeller im Genick gepackt und fast zu Tode gebissen worden. Ich nehme an, seine enorme Angst vor andern (grossen) Hunden kam von daher und wohl auch von diesem wilden Riesenrudel, in dem er vorher ca. 1 Jahr lang lebte.
Von seiner vorherigen Besitzerfamilie weiss ich leider nichts, keine Ahnung, ob er auch schon damals so enorm ängstlich war.
In letzter Zeit fällt mir vermehrt auf, dass er immer unsicherer wird... er "hört" nicht mehr richtig, obwohl er vorher immer ein Musterschüler war beim Rückruf. Bisher genügte es, wenn ich im normalen Gesprächston zu ihm sagte "Bongo, komm her" oder "Bongo, raus aus dem Garten." Ich nehme an, dass er immer schwerhöriger wird, denn auf meinen Gesprächston reagiert er überhaupt nicht mehr. Erst wenn ich laut rufe "Ppppppongoooo, komm her!!!" schaut er sich völlig überrascht um und kommt sofort angaloppiert.
Es ist schon öfters passiert, dass er versehentlich einer Gruppe Wanderer hinterher trippelte und nicht merkte, dass ich von hinten nach ihm rief. Irgendwann schaut er sich dann um, merkt, dass er den falschen Leuten hinter her läuft und gerät in Panik. Meist rennt er dann blindlings voraus, weil er meint, ich sei schon weit vorne, dabei bin ich hinter ihm. Das gab schon einige Male brenzlige Situationen mit einem kopflos dahin rennenden Bongo, der völlig desorientiert war.
Kürzlich wurde er in solch einer Situation von einem rücksichtslosen Wanderer sozusagen "vor sich her gescheucht"... der Wanderer tauchte überraschend vor uns auf an einer unübersichtlichen Kuppe, befand sich plötzlich zwischen mir und den Buben. Bongo getraute sich nicht, an diesem Wanderer vorbei zu rennen, um zu mir zu gelangen und hopste rückwärts und seitwärts vor diesem Mann her, guckte immer zu mir und wuffte leise. Der Mann schritt völlig unbeirrt strammen Schrittes weiter vorwärts auf dem engen Weg, immer genau in der Mitte, so dass der arme Bongo keine Möglichkeit hatte, rechts oder links an ihm vorbei zu schlüpfen, um wieder zu mir zu gelangen. Der Weg war eng, rechts ging es eine Böschung hoch, links steil in den Wald runter, keine Ausweichmöglichkeit.
Ich lief hinter her (musste noch auf Taqui schauen, der zum Glück völlig problemlos ist) und rief verzweifelt nach Bongo. Er zeigte deutlich, dass er gerne zu mir kommen möchte, getraute sich aber nicht an diesem Wanderer vorbei, der völlig rücksichtslos drauflos marschierte.
Mind. 200 m weit bewegten wir uns so zügig durch den Wald, zurück Richtung Auto, ich verzweifelt, Bongo verzweifelt, der nicht zu mir gelangen konnte, der Mann trieb völlig unbeeindruckt (oder hirnlos, gedankenlos, was weiss ich...) Bongo vor sich her.
Beim Auto angelangt gab es endlich eine Ausweichmöglichkeit für Bongo, so dass er in einem grossen Bogen um den Wanderer herum laufen und zu mir gelangen konnte.
Natürlich weiss ich, dass ich jetzt meinen Senior noch viel besser schützen muss als bisher, muss ihn wohl an jeder unübersichtlichen Wegstrecke an die Leine nehmen, damit nicht wieder solch eine Situation entstehen kann. Bisher konnte ich ihn immer fast überall frei laufen lassen, weil er so stark auf mich fixiert ist und wirklich immer sehr gut rückrufbar war. Das ändert sich jetzt jedoch schleichend. Ich befürchte fast, dass er langsam immer weniger hört und weniger sieht.
Er wirkt aber überhaupt nicht wie ein alter Hund, ist fit und munter, wie gesagt, 13 Jahre sind für einen Chi eigentlich noch "kein Alter."
Hat jemand Erfahrung mit ängstlichen Senior-Hunden? Wird das immer schlimmer mit zunehmendem Alter?