Ich würde Dir auch zu einem erwachsenen Hund raten aus dem Tierschutz, z.B. ein "Scheidungs-Opfer", der im Tierheim sitzt oder sogar Auslands-Hund.
Einem Welpen würde ich den Büro-Alltag nicht zumuten, wäre auch mir selber zuviel Stress. Das kann zu bösem Blut führen, wenn Du dauernd abgelenkt wirst durch den Welpen und dauernd mit ihm nach draussen gehen musst. Auch wohlwollende Kollegen können mit der Zeit sauer werden, wenn Du nicht mehr so "produktiv" bist bzw. dauernd störst.
Ich habe das Thema Büro-Hund gleich dreimal durchgeführt in den vergangenen Jahren, immer mit umwerfendem Erfolg.
Mein Vorgehen war wie folgt:
1. Alle Kollegen im Büro fragen, ob jemand was gegen ein Hund hat, Angst, Allergie, generell gegen Hunde. Wenn das abgehakt ist, kommt Punkt 2:
2. Mit der Geschäftsleitung und dem Personalbüro besprechen, genaue Regeln festlegen und sich eine schriftliche Genehmigung geben lassen
3. Plan B (und C) abklären, sprich Hunde-Sitter, Betreuung. Wer nimmt den Hund, wenn Du eine Ganztages-Sitzung hast oder wenn der Hund krank ist? Was ist, wenn Du die Stelle wechseln musst oder willst, die Firma umstrukturiert wird, Dein Arbeitsplatz plötzlich irgendwo anders ist?
4. Im stillen Kämmerlein den gesamten Büro-Alltag gedanklich durchspielen und sich alles mit Hund vorstellen (z.B. so "simple" Aktionen wie aufs WC gehen oder sich einen Kaffee holen)
5. Augen auf beim Kauf, welcher Typ Hund darf es sein? Für mich war klar, dass nur ein kleiner, "handlicher", ruhiger, älterer Hund in Frage kam. Ich fand meine souveräne, gelassene Chi-Hündin Morelka im Auslands-Tierschutz, eine Entscheidung, die ich nie bereute. Als ich sie nahm, arbeitete ich nur noch 80% und hatte die Pensionierung vor Augen. Trotzdem war es manchmal stressig, weil ich lange Sitzungen hatte oder 2 - 3 Tage auf Geschäftsreise weg musste. Mein Plan B war also enorm wichtig!
Ich trieb den Büro-Hund sogar auf die Spitze, indem ich noch einen zweiten Chi aufnahm, Smilla, ein Notfall. Niemand hatte etwas dagegen, solange sie sich gleich benahm wie Morelka. Ausserdem reduzierte ich damals die letzten 12 Monate vor meiner Pensionierung auf nur noch 50%, wovon 1 Tag Home-Office war. Ich war also höchstens 2 Tage im Büro mit 2 Hunden.
Als Morelka starb
nahm ich wieder eine Zweithündin auf, Vicky. Auch das klappte problemlos.
Insgesamt waren meine Erfahrungen durchwegs positiv, aber ich hatte erleichternde Faktoren, war nur noch 4 Jahre von meiner Pensionierung entfernt, als ich den Büro-Hund realisierte.
Ehrlich gesagt hätte ich das niemals gewagt, wenn ich noch 20 Jahre jünger wäre, denn es können im Laufe eines Berufslebens viel zu viele Unwägbarkeiten eintreten, die dann auf Kosten des Hundes gehen.
Grad kürzlich war hier doch ein Thread mit einem Büro-Welpen, der Hals-über-Kopf abgegeben oder fremdbetreut werden musste.
An Deiner Stelle würde ich mir das seeeehr gut überlegen. In der heutigen Zeit ist es eher unwahrscheinlich, dass man mind. 14 Jahre lang immer an derselben Stelle sitzt und sich keine Änderung im Berufs- oder Privatleben ergibt.
Viel Glück!