Beiträge von Zurimor

    Ich habe noch keinen Hund erlebt der seine Vibrissen dazu nutzt nirgends festzustecken. (Ja, Anekdotisch, klar. Dennoch, im Laufe meiner 50 Lebensjahre habe ich mit vielen, vielen Hunden zu tun gehabt. Sicher weit über 100.)

    Mal rein faktisch: Unsere Haare haben auch alle Nerven, wir spüren auch Wind damit, dennoch fühlt man sich mit Mütze nicht eingeschränkt. Schamhaare sind noch empfindsamer in Sachen Berührung als Kopfhaare, dennoch rasieren sich viele die ab ohne das es irgendwelche spürbaren Auswirkungen hat.
    Es tut weh wenn uns einer ein Haar rauszieht, aber dennoch ist das doch nix was irgendwie einschränkt.
    Nur weil man etwas spürt heißt es halt doch nicht das dieses Ding eine wirkliche Funktion hat.

    Jedes Haar hat an der Haarwurzel Nerven, Körperbeehaarung hat aber anders als Vibrissen keinen Sinus. Aus Wikipedia: "Im Unterschied zu anderen Haaren sind sie jedoch in einen speziellen Haarbalg (Follikel) eingebettet, der zwischen seiner äußeren und inneren Lage eine blutgefüllte Kapsel enthält, den sogenannten Blutsinus In der Wand liegen zahlreiche freie Nervenenden. Wird ein Tasthaar berührt, biegt es sich und bewegt das Blut in der Kapsel zur Seite. Das Blut verstärkt die Bewegung und ermöglicht den Nerven an der Basis, selbst minimale Reize wahrzunehmen. Bei manchen Säugetieren sind die Follikel der Tasthaare außerdem von Muskelgewebe umgeben, wodurch sie bewegt werden können, um die Umgebung aktiv zu erkunden."

    Funktionsweise ist also ähnlich dem Gleichgewichtssinn. Für mich steht völlig außer Frage, ob Hunde darüber Umwelteinflüsse wahrnehmen können.


    Und da kann man noch so oft „Whataboutism“ quaken, wenn wir ernsthaft dort sind dass wir bei Hunden über Scherfell und Vibrissen über Leid oder Qual reden, aber es bei Nutztieren voll ok ist wenn denen die Knochen brechen aufgrund der „Leistung“, dann ist das für mich nicht Whataboutism, sondern einfach nur noch Pervers und Dekadent.

    Ja, ist pervers und dekadent, hat mit der Thematik aber nichts zu tun. Unnötige Einschränkungen bei Hunden mit dem Leid von Nutztieren rechtfertigen zu wollen geht sich einfach nichts aus. Auch bei Nutztieren hapert es an der Umsetzung des TSchG, das kann aber ebenfalls hapernde Umsetzung bei Hunden nicht rechtfertigen. Welcher Hund muß denn sein Leben an der Leine fristen? Wäre das der Fall, wäre man als Hundehalter in der Pflicht, nach sicheren Orten für Freilauf zu schauen. Meiner kann oft genug frei laufen, es gibt Bilder davon.

    WorkingDogs Ich schrieb allerdings von "unnötigen Einschränkungen bei Hunden" nicht von "Leid". Dein Post ist dahingehend ziemlich OT. Mittlerweile gibt es auch Insektenfutter für Hunde. Was dann wiederum mit weniger Leid verbunden ist, wäre auch wieder eine philosophische Frage. Wertet man jedes Leben gleich oder nimmt man Abstufungen vor? Der Buddhismus würde diese Frage völlig anders beantworten als christliche Religionen. Und was wäre die Begründung, Abstufungen vornehmen zu dürfen? Führt hier aber zu weit.

    Die grundsätzliche Frage ist doch, ob man unnötige Einschränkungen bei Hunden aufgrund persönlicher Präferenzen hinnehmen will oder nicht. Ich zumindest will das nicht. Eigentlich ist auch das TSchG da relativ klar, es mangelt halt an der konsequenten Umsetzung. Daraus leite ich für mich nicht ab, daß ich mich dann auch nicht danach richten sollte. Wenn andere das anders so sehen wollen, fein, aber "not my cup of tea".

    Wofür Hunde in welchem Umfang und in welchen Situationen ihre Vibrissen nutzen.
    Tasten sie wirklich damit, was und wann? Oder werden eher Umwelteinflüsse wie Wind damit besser wahrgenommen? Ich wüsste nicht, dass diese Fragen abschließen geklärt sind. Aber sie wären mMn Grundlage dafür, um zu sagen, ob Vibrissen nun überflüssig sind oder nicht.

    Warum sollte ein Sinnesorgan, dessen Funktion bei Katzen und Pferden bestätigt ist, und das beim Hund ziemlich baugleich ist, ausgerechnet bei Hunden "überflüssig" sein? Da darf man aufgrund der Baugleichheit getrost davon ausgehen, daß sie auch beim Hund ihre Funktion haben und wenn überhaupt müßte der Beweis erbracht werden, daß sie bei manchen Rassen überproportional häufig keine Funktion mehr haben. Wäre dem so, dürften diese Rassen allerdings auch folgerichtig ("Inkaufnehmen von Funktionsausfällen an Sinnesorganen durch Zucht ist verboten") nicht mehr gezüchtet werden. Mein Hund nutzt seine Vibrissen jedenfalls regelmäßig und ich gehe davon aus, daß die Nutzung für mich als Mensch die meiste Zeit über gar nicht wahrnehmbar ist. Wie soll ich als Mensch denn auch erkennen, ob mein Hund gerade einen Luftzug an den Vibrissen 1b-5c auf der rechten Maulseite spürt und darüber schließt, wie seine Umgebung gestaltet ist?

    Durch Whataboutism. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Whataboutism

    Sieht man in diesem Thread recht regelmäßig, daß etwa Möpse als "Gegenargument" herangezogen werden, ist ja auch viel schlimmer, und wenn das geduldet wird - was bei Weitem nicht mehr so ist -, müssen auch eingeschränkte Sinnesleistungen geduldet werden. So zumindest die "Argumentationslogik".

    Also ich weiss von keinem generellen Zuchtverbot für Mops und Französische Bulldoggen etc. Eine Züchterin hat ein Zuchtverbot bekommen aber sonst ? Wird das sehr wohl noch geduldet.Und solange dem so ist, sehe ich die Vibrissen-Geschichte als Ablenkungsmanäver an . Am Ende hat man Pudel und Merle-Hunde verboten aber Mops und französische Bulldoggen dürfen weiter leiden

    Niederlande.

    https://qualzucht-datenbank.eu/verbot-zucht-b…n-niederlanden/

    Es wird längst nicht mehr einfach geduldet, die Niederlande hat die Zucht nun komplett verboten. Und es ist doch sehr zu hoffen, daß weitere Länder dem Beispiel folgen. Außerdem nehmen Krankenversicherungen höhere Beiträge, schließen diesbezügliche Eingriffe von der Erstattung aus, auch da wird es nicht einfach hingenommen. Und nein, die Vibrissen-Geschichte ist deswegen kein Ablenkungsmanöver. Im Gegenteil, mit dem Leid von Französischen Bulldoggen eine nicht vorhandene oder eingeschränkte Funktionalität eines Sinnesorgans rechtfertigen zu wollen, ⁠⁠⁠⁠⁠⁠⁠das ist ein Ablenkungsmanöver. Whataboutism eben. Mir ist es tatsächlich wichtig, daß mein Hund so gesund wie möglich ist, was sich auch in meiner Rassewahl ausdrückt. Beim Malamute gibt es abgesehen von AMPN und Zinc-responsive Dermatosis keine großartigen rassebedingte Erkrankungen (die nicht auch andere Rassen betreffen können).

    Nur sehe ich nicht, wie dadurch (mögliche) Probleme bei Haustieren relativert werden.

    Durch Whataboutism. https://de.m.wikipedia.org/wiki/Whataboutism

    Sieht man in diesem Thread recht regelmäßig, daß etwa Möpse als "Gegenargument" herangezogen werden, ist ja auch viel schlimmer, und wenn das geduldet wird - was bei Weitem nicht mehr so ist -, müssen auch eingeschränkte Sinnesleistungen geduldet werden. So zumindest die "Argumentationslogik".

    Wenn sich der Körper nicht mehr runterkühlen kann, ist das eine Qual, man leidet. Es kann bis zum Tod führen.

    Aber wenn man etwas schlechter tasten kann, quält man sich doch nicht. Man ist eingeschränkt, aber nicht gequält. Finde ich kein gutes Argument, dass Scherrassen Qualzuchten sind.

    Gequält wären Scherrassen, wenn man sie nicht ordentlich pflegt, sie dadurch nur aus Filz bestehen, Schmerzen haben und sich nicht ordentlich bewegen können.

    Es geht bei Qualzucht nicht darum, daß ein Hund "sich quälen" muß, sondern um Schmerzen, Leiden, Schäden oder Verhaltensstörungen. Mal die Definition der österreichischen Qualzuchtkomission (die statt "Verhaltensstörungen" den Begriff "Angst" verwendet):

    https://www.qualzuchtkommission.at/qualzucht/

    Ja, damit würden wohl viele Begleithunderassen bei konsequenter Umsetzung wegfallen. Allein durch Schäden "Die in § 5 Abs. 2 TSchG angeführten Symptome sind durchwegs auf Schäden zurückzuführen, z.B. Fehlbildungen des Bewegungsapparates bzw. der Körperformen (Gebiss, Kiefer, Schnabel etc.) sowie Missbildungen von Organen (Augen, Ohren, Haut etc.)." wären sämtliche extrem brachycephale Rassen, Rassen mit vorstehenden Augen aufgrund höherer Wahrscheinlichkeit trockener Hornhaut und damit verbundener Schmerzen, Rassen mit extremen Mißverhältnis von Beinläge zu Rückgratlänge wie Dackel und Beagle, Dalmatiner, Deutsche Dogge, Boxer... wegen vererbbarer Taubheit, Merle, u. a. raus. Es blieben aber noch genügend "gesündere" Rassen ohne deratige vererbbare Problematiken. Für mich sollte das das Hauptziel der Hundezucht sein.


    P.S.: Wie ich außerdem weiter oben schon zitiert hatte, ist "das Inkaufnehmen von Funktionsausfällen an Sinnesorganen durch Zucht verboten" , und das wäre, gibt es solche Funktionsausfälle, ein sehr gutes Argument gegen Scherrassen.

    Ja, natürlich, die Quelle muß nicht seriös sein wenn es nicht zur eigenen Erfahrung/Meinung paßt.

    Seriös genug? https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rstb.2015.0488

    Zitat

    Because this form of hairlessness is by necessity heterozygous, there are always coated dogs born as littermates to the hairless pups. This variety is known as ‘powderpuff’ in the Chinese crested. Studies aimed at understanding the phenotypic differences in hair between the hairless Chinese crested and powderpuffs report that the hairless dogs have only simple primary hair follicles compared with the compound follicles of the powderpuffs and other coated breeds. Based on these findings in dogs, the role of FOXI3 in hair follicle development has been further studied in mouse models where it has been shown to play a role in stem cell activation affecting post-natal hair growth and hair regeneration. In addition to hairlessness, the dogs with FOXI3 mutations often have problems with dentition, such as missing teeth, and less commonly, malformations of the ear. This latter, secondary phenotype led to the identification of a rare human mutation involving the deletion of the FOXI3 gene in a child with microtia, an underdeveloped outer ear