Beiträge von Vrania

    Es gibt definitiv Situationen, in denen Locken sinnvoller ist. Shapen ist richtig verwendet aber auch super, um dem Hund mitdenken und Kreativität beizubringen, genauso wie sich Dinge zu trauen und auszuprobieren. Vieles funktioniert auch mit Targets gut. Es gibt halt für jedes Verhalten unterschiedliche Wege es aufzubauen und es kommt auch viel auf den Hund an. Bei Enya hab ich fast alles frei geshapt, die hatte da mega Spaß dran und war Vollprofi. Lumi lernt besser und einfacher, wenn ich ihm mehr Anleitung gebe.


    Als Brückensignal würde ich den Clicker, vor allem wenn du ihn weiterhin auch als sekundären Verstärker verwenden willst, nicht benutzen. Bleib bei Click=Belohnung und verwende Markerwörter und Signale für alles andere. Für Spielbelohnung kannst du einfach ein Wort konditionieren.

    Woher kennst du das anders? In den meisten Fällen stehen Therapeuten Assistenzhunden extrem skeptisch gegenüber. Sekundärer Krankheitsgewinn, Abhängigkeit,....


    Natürlich haben Therapeuten in der Regel wenig Ahnung davon, aber vielleicht gerade mal davon gehört. Es gibt natürlich auch gut informierte Ausnahmen. Aber vorschnell rät eigentlich selten jemand dazu, allein schon, weil es ja mit immensen Kosten verbunden ist.


    Wenn das mit dem Assistenzhund ernsthaft angegangen wird, ist ein guter, erfahrener Assistenzhundetrainer der beste Ansprechpartner. Aber den muss man erstmal finden. Und in diesem Fall sehe ich halt grundsätzlich eher keinen Assistenzhund.

    Das letzte stimmt jedenfalls nicht. Ihre Therapeuten und Fachärzte haben ihr dazu geraten. Dass die da wirklich umfassend informiert sind und Wissen haben, halte ich zwar für fraglich, aber das ist keine selbstausgedachte Idee.


    Die TE hat, so wie ich es verstanden habe, eine PTBS. Die Angst rührt von Traumata her. Verhaltenstherapeutisch wurde das schon intensiv bearbeitet. Das sind eigentlich sehr klassische Bedingungen dafür, über einen Assistenzhund nachzudenken. Ich kenne sehr viele Teams und Teams in Ausbildung, auch welche, bei denen es dann mit der Prüfung nicht geklappt hat. Die Angst verschlimmert hat der Hund aber in keinem mir bekannten Fall. Zumal der Hund auch nicht die Aufgabe hat zu sagen "da könnte eine Bedrohung sein", denn in aller Regel ist da keine. Das ist ja genau das, was ein traumatisierten Gehirn nicht "versteht". Durch den Assistenzhund immer wieder die Bestätigung zu bekommen "es ist alles in Ordnung", weil der Hund einfach entspannt und ruhig bleibt, während man selbst Panik hat, ist für die meisten Betroffenen sehr hilfreich.


    In der Tat wird natürlich nur zu einem Assistenzhund geraten, wenn man schon langjährige Therapie hinter sich hat und man mit den üblichen Ansätzen nicht weiterkommt.


    Ob ein Schnellkurs Psychiatrie für ältere Patienten die richtige Grundlage ist, irgendwelche Schlüssel zu ziehen, halte ich für zumindest geringfügig fragwürdig 😁

    Nachdem einen ein PTBS Begleithund eigentlich überall begleitet

    Da diese Art von Assistenzhund keine medizinischen "Leistungsbringer" sind und von einer Krankenkasse oder sonstwo nicht anerkannt werden, begleitet einen ein solcher Hund genauso wenig oder viel wie ein normaler privater Hund. Er hat keine Befugnis überall mit dabei zu sein. Behördengänge, viele öffentliche Räume, Supermärkte usw kann er alles nicht mit.

    Es gibt in Deutschland seit 2021 (oder trat es 22 in Kraft? Ich erinnere mich nicht genau, auf jeden Fall wurde die AHundVerordnung dazu relativ spät ergänzt, denke 2023) ein Assistenzhundegesetz. Es gibt eine offizielle Prüfung, Vorschriften für die Ausbildung und eine Zertifizierung. Andere Assistenzhunde haben jetzt die gleichen Zutrittsrechte wie Blindenführhunde. Leider werden sie von den meisten Krankenkassen noch nicht bezahlt (obwohl es schon Fälle gab), aber dafür in vielen Fällen über die Eingliederungshilfe finanziert.


    Mit so viel Überzeugung Unsinn zu verbreiten ist schon ein bisschen lustig.

    Nicht unbedingt. Ich fühle mich mit Hund an meiner Seite absolut viel sicherer, auch wenn der eine komplette Kartoffel ist und niemals jemandem was tun würde. Wenn der entspannt neben mir schnarcht, weiß ich, dass da nichts ist. Wenn er in die Wohnung kommt und zu seinem Platz läuft, weiß ich, dass da niemand ist. Dann muss ich das nicht selbst 10 Mal kontrollieren und habe auch keine Angst. Aber das hat wenig mit seinem Job als Assistenzhund zu tun.

    Das Problem dabei ist, dass es da durchaus schwarze Schafe gibt, die verzweifelten Menschen unbedingt was andrehen wollen.


    Beispielsweise das DAZ bildet unter dem Namen ESAHunde Zentrum auch "emotional support dogs" aus, was einfach komplette Abzocke ist, aber vielleicht gerade für jemanden wie die TE sehr interessant klingen könnte. Oder man verkauft ihr dann doch einen der selbst"gezüchteten" Mischlingswelpen für die Assistenzhunde Fremdausbildung, wobei das Risiko dann natürlich bei der Käuferin liegt. Will sagen, man kann bei dem ganzen ziemlich auf die Nase fallen. Gerade das DAZ wirkt auf Außenstehende wahrscheinlich sehr seriös.


    Ich erkundige mich in den nächsten Tagen mal nach vernünftigen Ausbildern in der Gegend. Eine gute Kontaktmöglichkeit ist auch das ATC in Österreich. Für die TE wohl nicht erreichbar, aber beraten und vielleicht Trainertipps geben können die bestimmt. Das wäre auch die erste Adresse, wo ich nach ausgemusterten Assistenzhund Azubis als potentieller Familienhund fragen würde.

    Ja, das ist etwas, das einen bei einem Assistenzhund immer begleitet. Hier in Österreich gibt es schon seit 2014 ein ganz klares Gesetz und auch viel Aufklärungsarbeit. Trotzdem muss man in der Regel überall diskutieren, wo man nicht schon bekannt ist. Teilweise wird man auch von Verkäufern beschimpft und bedroht, man muss immer kämpfen für seine Rechte, gerade wenn man keine offensichtliche körperliche Behinderung hat. In Supermärkten geht es inzwischen je nachdem, wo man ist, besser und der eine oder andere kennt sich mit dem Thema aus. Aber Ärzte, Therapeuten, Krankenhäuser, Rehakliniken, manche Behörden,... sind da oft extrem unaufgeklärt oder kennen zwar die Gesetze, aber halten sich nicht daran.


    Auch bei Vermietern kann das ein großes Thema sein. Theoretisch dürften die zwar keinen Assistenzhund ablehnen, aber praktisch tun viele das trotzdem und bevorzugen dann halt Kandidaten ohne Hund. Ich kenne da einige, die extreme Probleme hatten. Insofern fände ich den Ansatz vielleicht einen kleineren Hund oder einen Hund einer bekannterweise "lieben" Rasse zu nehmen, auf jeden Fall sinnvoll. Die werden auch als Familienhunde immer deutlich besser toleriert als der große "böse" Schäferhund.


    Ich kann dir auch sagen, dass du mit einem als Assistenzhund gekennzeichneten Hund (was ja eigentlich für alle bedeuten sollte "ignorier mich") immer angesprochen wirst, die Leute den Hund streicheln wollen oder teilweise komplett übergriffig sind und dich und den Hund fotografieren oder filmen wollen. Das ist mir schon mehrfach passiert, die Respektlosigkeit einiger Leute ist wirklich erschreckend. Auf jeden Fall hast du damit immer alle Blicke auf dir, wenn der Hund gekennzeichnet ist.


    Versteh mich nicht falsch, für mich ist ein Assistenzhund eine absolut fantastische Hilfe, aber halt damit ich draußen funktionsfähig bin. Bräuche ich beim Einkaufen, bei Ärzten oder Behörden keinen Unterstützung durch meinen Hund, dann hätte ich auch keinen Assistenzhund. Damit man sich zuhause sicherer fühlt, einen Tröster und Kuschler hat, ein paar Hilfeleistungen in der Wohnung abrufen kann und das Haus entspannter verlassen kann, tut es ein Familienhund auch.


    Was mir für dich als sinnvoll in den Kopf käme, wäre ein Hund, der aus gesundheitlichen oder Verhaltensgründen aus der Assistenzhundeausbildung ausscheidet. Wenn sich beim Röntgen zum Beispiel herausstellt, dass er leichte HD hat oder er mit der geschäftigen Innenstadt nicht klarkommt oder nicht zuverlässig anzeigt. Solche Hunde werden von den Ausbildungsstätten immer mal wieder abgegeben und sind dann in der Regel schon sehr gut erzogen und ausgebildet, aber kommen halt aus Gründen nicht für die Prüfung in Frage. Da hätte man eine solide Basis, auf der man alles andere aufbauen könnte. Alternativ vielleicht ein erwachsener Hund aus dem Tierschutz, der ein passendes Wesen und vielleicht schon eine Grunderziehung hat.

    Also ich bin ja Fan von bedürfnisorientiertem Training. Das heißt mein Ansatz wäre, zu schauen, welche Bedürfnisse von meinem Hund zu dem Verhalten führen, an dem ich arbeiten will. Und dann Wege zu finden, wie ich diese Bedürfnisse auf andere Art oder kontrollierter erfüllen kann. Ich sehe es nicht so, dass da erst eine besondere Basis da sein muss, die noch nicht vorhanden ist. Erstmal geht es darum, die Bedürfnisse zu erfüllen. Erst dann ist der Hund überhaupt in der Lage sein Verhalten zu ändern.


    In diesem Fall würde das für mich heißen:


    - Körperliche Auslastung in Form von Laufen, Radfahren oder Wandern im Zug


    - Möglichkeiten suchen, den Hund sein Jagd- und Schnüffelinteresse anderweitig auszuleben zu lassen. Zum Beispiel in Form von hochwertigen Leckerlisuchen und -jagen. Natürlich in das trivial für den Hund, aber es bietet Anreize nach dem Menschen zu gucken und festzustellen, dass der ganz cool sein kann. Dann indem Mensch sich für Entdeckungen des Hundes interessiert oder ihm selbst coole Sachen zeigt. Indem man anfängt kleine Suchspiele im Haus und im Garten zu machen, bei denen der Hund mitkriegt, dass man im Garten auch andere Dinge machen kann, als zu wachen. Auch das, trivial für den Jagdhund, aber ein Ansatz, um überhaupt mal einen Fuß in die Türe zu bekommen. Später Fährten legen, Gegenstände suchen lassen, Apportieren, das Kind im Wald verstecken lassen und suchen. Geruchsdifferenzierung kann man wunderbar im Haus machen.


    Das muss nicht alles super aufwendig und hochwertig sein, denn:


    - Auch die Bedürfnisse des Menschen sind wichtig. Wenn es nunmal nicht möglich und leistbar ist, Mantrailing oder Vereinsarbeit oder oder im Alltag mit Kind und Job unterzubringen, dann ist es völlig okay, auf einfachere Mittel zurückzugreifen.

    - Man darf sich auch Auszeiten von Hund nehmen.

    - Man muss nicht eine große Lösung finden, manchmal reicht es an mehreren kleineren Stellschrauben zu drehen. Wenn es zum Beispiel klappt, dem Hund den Garten als eine Arbeitsfläche nahezubringen, statt als zu verteidigendes Revier, stehen einem plötzlich verschiedene Möglichkeiten offen auch an Gehorsam, Unterordnung, Tricks, "Zusammenarbeit macht Spaß" zu arbeiten, statt das gleich in der schwierigsten Situation, nämlich auf dem Spaziergang anzufangen.