So, dann mal ich.
Ich habe einen PTBS Assistenzhund, selbstausgebildet in Österreich, mein Zweiter.
In Deutschland sind die Regeln etwas anders, aber in beiden Fällen gilt:
ein Assistenzhund darf niemals nicht, egal unter welchen Umständen, aggressiv gegen einen Menschen reagieren. Weder bei einem Einbrecher, noch bei einem körperlichen Angriff. Das ist die absolute Basis, die JEDER Assistenzhund erfüllen muss. Abgesehen von den "normalen" Konsequenzen (wie Beschlagnahmung oder sogar Einschläferung plus rechtliche Konsequenzen) schadet man damit nämlich den Rechten und dem Image aller anderen Assistenzhundeteams. Deutschland hat erst seit kurzem ein Gesetz dafür und dennoch ist man extrem auf den guten Willen und einen positiven Blick von Außen angewiesen, um seine Rechte auch wahrnehmen zu können. Ein Biss oder auch nur das Bedrohen einer Person durch einen Assistenzhund hätte katastrophale Folgen für alle.
Deswegen scheidet jeder Hund mit Schutzverhalten absolut aus. Es gibt mehrere Wesensüberprüfungen, in denen beurteilt wird, dass der Hund in allen Situationen Menschen gegenüber offen und freundlich ist. Du sagst, du willst, dass er einen Einbrecher nicht freundlich begrüßt oder ignoriert. Was soll er sonst tun? Alles was über ignorieren hinausgeht, ist zuviel. Natürlich kann er lernen, Räume abzusuchen und dir Personen anzuzeigen, aber auch das ist ein lustiges Spiel für den Hund, bei dem das Ziel nie ist, dass er eine Person dann irgendwie in Schach hält.
PTBS Assistenzhunde laufen in Deutschland unter dem Label "PSB Assistenzhund", worunter alle AH zusammengefasst sind, die bei psychosozialen Beeinträchtigungen eingesetzt werden. Die Kosten für einen Hund in Fremdausbildung liegen definitiv DEUTLICH über 10000€. Sogar für eine begleitete Selbstausbildung wird man damit nicht hinkommen. In Österreich kann man so mit 25000€ rechnen und da wird es in Deutschland definitiv teurer werden, sobald die Ausbildungsstätten zertifiziert werden können und für diese Zertifizierung zahlen müssen. Ausbilder ohne Zertifizierung dürfen dann nicht mehr ausbilden - wobei das Problem momentan ist, dass es keine Zertifizierungsstelle gibt und noch gar nicht klar ist, wer dann weiter ausbilden darf. Wovon ich dir definitiv abraten kann, ist das DAZ (Deutsches Assistenzhundezentrum), die sind absolut nicht seriös als Einrichtung (auch wenn es darunter den einen oder anderen guten Trainer geben mag).
Insgesamt verstehe ich noch nicht so ganz, was du dir von einem Assistenzhund erhoffst. Nur dass er dir zuhause Sicherheit gibt und dich beschützt, wenn dich jemand angreift? Dann ist ein Assistenzhund nicht das Richtige. Kleine Aufgaben wie SVV unterbrechen kann absolut jeder Familienhund lernen.
Ist denn das Thema 'passt im Notfall auf mich auf' und 'Assistenzhund' überhaupt irgendwie unter einen Hut zu kriegen?
Was ich halt nur möchte, ist dass ich im absoluten Notfall, sollte doch mal wirklich ein Einbrecher kommen, ich überfallen werden, whatever, dass ich dann weiß, dass der Hund da wäre.
Nein, absolut gar nicht. Das ist exakt das Gegenteil von der Aufgabe eines Assistenzhundes.
Die Sache, die den Assistenzhund einzigartig macht, ist ja, dass er dich mehr oder weniger überall in der Öffentlichkeit begleiten kann. Aber du schreibst ja auch, dass du draußen eigentlich klarkommst und deinem Hund sogar Schutz geben kannst und die Situation immer im Griff hast. Vielleicht verstehe ich das aber auch falsch.
Nur: wenn dein Ziel ist, einen Hund mit Präsenz zu haben, der wacht und im Notfall Angreifer bedroht, dann nimm dafür bitte keinen Assistenzhund. Das schadet allen Beteiligten.
Was Rassen angeht, hat es wirklich Gründe, warum meistens Retriever oder Pudel ausgebildet werden. Die sind da wirklich gut geeignet... Gerade weil sie grundsätzlich erstmal nett zu allem sind und gerne zusammenarbeiten. Ich kenne sonst auch Wasserhunde, Border Collies (würde ich bei PTBS aber nicht unbedingt empfehlen), Collies und ein paar Mischlinge aus dem Tierschutz. Schäferhunde, Dobermänner sieht man vor allem in den USA, aber dort gibt es halt auch keine Prüfung, keinen Wesenstest und es wird fast immer mit Starkzwangmitteln gearbeitet. Ich persönlich habe einen Husky, der rassebedingt natürlich absolut freundlich zu allen ist, aber der sicher schwieriger zu trainieren ist, als ein Hund, der dafür lebt, seinem Menschen zu gefallen (oder für dessen Leckerli :D).
Es gibt schon unterschiedliche Hundetypen, die dafür geeignet sind, aber alle sind grundsätzlich freundlich und wählen nicht Fight, als bevorzugte Konfliktlösungsstrategie.
Ich hab bestimmt die Hälfte von dem vergessen, was ich sagen wollte. Vielleicht schreibst du einfach mal, welche Assistenzleistungen du dir vorstellen würdest, die nicht beinhalten, dass dein Hund dich verteidigt.