Beiträge von Vrania

    Nachdem einen ein PTBS Begleithund eigentlich überall begleitet

    Da diese Art von Assistenzhund keine medizinischen "Leistungsbringer" sind und von einer Krankenkasse oder sonstwo nicht anerkannt werden, begleitet einen ein solcher Hund genauso wenig oder viel wie ein normaler privater Hund. Er hat keine Befugnis überall mit dabei zu sein. Behördengänge, viele öffentliche Räume, Supermärkte usw kann er alles nicht mit.

    Es gibt in Deutschland seit 2021 (oder trat es 22 in Kraft? Ich erinnere mich nicht genau, auf jeden Fall wurde die AHundVerordnung dazu relativ spät ergänzt, denke 2023) ein Assistenzhundegesetz. Es gibt eine offizielle Prüfung, Vorschriften für die Ausbildung und eine Zertifizierung. Andere Assistenzhunde haben jetzt die gleichen Zutrittsrechte wie Blindenführhunde. Leider werden sie von den meisten Krankenkassen noch nicht bezahlt (obwohl es schon Fälle gab), aber dafür in vielen Fällen über die Eingliederungshilfe finanziert.


    Mit so viel Überzeugung Unsinn zu verbreiten ist schon ein bisschen lustig.

    Nicht unbedingt. Ich fühle mich mit Hund an meiner Seite absolut viel sicherer, auch wenn der eine komplette Kartoffel ist und niemals jemandem was tun würde. Wenn der entspannt neben mir schnarcht, weiß ich, dass da nichts ist. Wenn er in die Wohnung kommt und zu seinem Platz läuft, weiß ich, dass da niemand ist. Dann muss ich das nicht selbst 10 Mal kontrollieren und habe auch keine Angst. Aber das hat wenig mit seinem Job als Assistenzhund zu tun.

    Das Problem dabei ist, dass es da durchaus schwarze Schafe gibt, die verzweifelten Menschen unbedingt was andrehen wollen.


    Beispielsweise das DAZ bildet unter dem Namen ESAHunde Zentrum auch "emotional support dogs" aus, was einfach komplette Abzocke ist, aber vielleicht gerade für jemanden wie die TE sehr interessant klingen könnte. Oder man verkauft ihr dann doch einen der selbst"gezüchteten" Mischlingswelpen für die Assistenzhunde Fremdausbildung, wobei das Risiko dann natürlich bei der Käuferin liegt. Will sagen, man kann bei dem ganzen ziemlich auf die Nase fallen. Gerade das DAZ wirkt auf Außenstehende wahrscheinlich sehr seriös.


    Ich erkundige mich in den nächsten Tagen mal nach vernünftigen Ausbildern in der Gegend. Eine gute Kontaktmöglichkeit ist auch das ATC in Österreich. Für die TE wohl nicht erreichbar, aber beraten und vielleicht Trainertipps geben können die bestimmt. Das wäre auch die erste Adresse, wo ich nach ausgemusterten Assistenzhund Azubis als potentieller Familienhund fragen würde.

    Ja, das ist etwas, das einen bei einem Assistenzhund immer begleitet. Hier in Österreich gibt es schon seit 2014 ein ganz klares Gesetz und auch viel Aufklärungsarbeit. Trotzdem muss man in der Regel überall diskutieren, wo man nicht schon bekannt ist. Teilweise wird man auch von Verkäufern beschimpft und bedroht, man muss immer kämpfen für seine Rechte, gerade wenn man keine offensichtliche körperliche Behinderung hat. In Supermärkten geht es inzwischen je nachdem, wo man ist, besser und der eine oder andere kennt sich mit dem Thema aus. Aber Ärzte, Therapeuten, Krankenhäuser, Rehakliniken, manche Behörden,... sind da oft extrem unaufgeklärt oder kennen zwar die Gesetze, aber halten sich nicht daran.


    Auch bei Vermietern kann das ein großes Thema sein. Theoretisch dürften die zwar keinen Assistenzhund ablehnen, aber praktisch tun viele das trotzdem und bevorzugen dann halt Kandidaten ohne Hund. Ich kenne da einige, die extreme Probleme hatten. Insofern fände ich den Ansatz vielleicht einen kleineren Hund oder einen Hund einer bekannterweise "lieben" Rasse zu nehmen, auf jeden Fall sinnvoll. Die werden auch als Familienhunde immer deutlich besser toleriert als der große "böse" Schäferhund.


    Ich kann dir auch sagen, dass du mit einem als Assistenzhund gekennzeichneten Hund (was ja eigentlich für alle bedeuten sollte "ignorier mich") immer angesprochen wirst, die Leute den Hund streicheln wollen oder teilweise komplett übergriffig sind und dich und den Hund fotografieren oder filmen wollen. Das ist mir schon mehrfach passiert, die Respektlosigkeit einiger Leute ist wirklich erschreckend. Auf jeden Fall hast du damit immer alle Blicke auf dir, wenn der Hund gekennzeichnet ist.


    Versteh mich nicht falsch, für mich ist ein Assistenzhund eine absolut fantastische Hilfe, aber halt damit ich draußen funktionsfähig bin. Bräuche ich beim Einkaufen, bei Ärzten oder Behörden keinen Unterstützung durch meinen Hund, dann hätte ich auch keinen Assistenzhund. Damit man sich zuhause sicherer fühlt, einen Tröster und Kuschler hat, ein paar Hilfeleistungen in der Wohnung abrufen kann und das Haus entspannter verlassen kann, tut es ein Familienhund auch.


    Was mir für dich als sinnvoll in den Kopf käme, wäre ein Hund, der aus gesundheitlichen oder Verhaltensgründen aus der Assistenzhundeausbildung ausscheidet. Wenn sich beim Röntgen zum Beispiel herausstellt, dass er leichte HD hat oder er mit der geschäftigen Innenstadt nicht klarkommt oder nicht zuverlässig anzeigt. Solche Hunde werden von den Ausbildungsstätten immer mal wieder abgegeben und sind dann in der Regel schon sehr gut erzogen und ausgebildet, aber kommen halt aus Gründen nicht für die Prüfung in Frage. Da hätte man eine solide Basis, auf der man alles andere aufbauen könnte. Alternativ vielleicht ein erwachsener Hund aus dem Tierschutz, der ein passendes Wesen und vielleicht schon eine Grunderziehung hat.

    Also ich bin ja Fan von bedürfnisorientiertem Training. Das heißt mein Ansatz wäre, zu schauen, welche Bedürfnisse von meinem Hund zu dem Verhalten führen, an dem ich arbeiten will. Und dann Wege zu finden, wie ich diese Bedürfnisse auf andere Art oder kontrollierter erfüllen kann. Ich sehe es nicht so, dass da erst eine besondere Basis da sein muss, die noch nicht vorhanden ist. Erstmal geht es darum, die Bedürfnisse zu erfüllen. Erst dann ist der Hund überhaupt in der Lage sein Verhalten zu ändern.


    In diesem Fall würde das für mich heißen:


    - Körperliche Auslastung in Form von Laufen, Radfahren oder Wandern im Zug


    - Möglichkeiten suchen, den Hund sein Jagd- und Schnüffelinteresse anderweitig auszuleben zu lassen. Zum Beispiel in Form von hochwertigen Leckerlisuchen und -jagen. Natürlich in das trivial für den Hund, aber es bietet Anreize nach dem Menschen zu gucken und festzustellen, dass der ganz cool sein kann. Dann indem Mensch sich für Entdeckungen des Hundes interessiert oder ihm selbst coole Sachen zeigt. Indem man anfängt kleine Suchspiele im Haus und im Garten zu machen, bei denen der Hund mitkriegt, dass man im Garten auch andere Dinge machen kann, als zu wachen. Auch das, trivial für den Jagdhund, aber ein Ansatz, um überhaupt mal einen Fuß in die Türe zu bekommen. Später Fährten legen, Gegenstände suchen lassen, Apportieren, das Kind im Wald verstecken lassen und suchen. Geruchsdifferenzierung kann man wunderbar im Haus machen.


    Das muss nicht alles super aufwendig und hochwertig sein, denn:


    - Auch die Bedürfnisse des Menschen sind wichtig. Wenn es nunmal nicht möglich und leistbar ist, Mantrailing oder Vereinsarbeit oder oder im Alltag mit Kind und Job unterzubringen, dann ist es völlig okay, auf einfachere Mittel zurückzugreifen.

    - Man darf sich auch Auszeiten von Hund nehmen.

    - Man muss nicht eine große Lösung finden, manchmal reicht es an mehreren kleineren Stellschrauben zu drehen. Wenn es zum Beispiel klappt, dem Hund den Garten als eine Arbeitsfläche nahezubringen, statt als zu verteidigendes Revier, stehen einem plötzlich verschiedene Möglichkeiten offen auch an Gehorsam, Unterordnung, Tricks, "Zusammenarbeit macht Spaß" zu arbeiten, statt das gleich in der schwierigsten Situation, nämlich auf dem Spaziergang anzufangen.

    Wenn ich Zeit hab, schau ich das mal durch und schick dir eine Liste mit empfehlenswerten Trainern. Vielleicht schreibst du mir mal, wo du ganz grob herkommst?


    Was du da beschreibst ist in erster Linie gar nichts anderes als Tricks für den Hund, abgesehen von der Sache mit dem Räume abchecken. Die meisten Assistenzleistungen sind für meinen Hund einfach genauso aufgebaut, wie man einem Hund einen Trick beibringen würde. SVV anzeigen und unterbrechen, Medis holen, Blocken, zwischen meinen Beinen sitzen, Lichtschalter bedienen und Türen öffnen und bestimmt noch diverse andere. Mehr Kenntnisse braucht man dann halt für so Sachen wie Geruchsanzeigen von Panikattacken und dergleichen oder komplexe Handlungsketten. Was ich eigentlich sagen will: man kann einem Familienhund ganz viel davon ganz einfach beibringen. Der größte Teil von der Assistenzhundeausbildung ist das korrekte Verhalten in der Öffentlichkeit, das Üben von verschiedensten Situationen, in die Familienhunde nie kommen, das Generalisieren von Anzeigen und Hilfeleistungen in Stresssituationen und die Zuverlässigkeit im Arbeitsmodus. Die kleinen Assistenzleistungen sind normalerweise echt kein Hexenwerk.


    Was die Therapie angeht, verstehe ich dich sehr sehr gut. Das war für mich auch immer ein großes Problem, vor allem, weil meine Skepsis sich in vielen Situationen als richtig erwiesen hat. Erst bei meinem jetzigen Therapeuten ist das anders, ihm vertraue ich wirklich. Höchst seltsame, aber sehr hilfreiche Erfahrung 😁


    Wobei ich den anderen aber zustimme, du wirst für einen jungen Hund auf jeden Fall einen entsprechenden Ausgleich und eine Beschäftigung brauchen. Ich finde da Retriever tatsächlich ganz easy, weil man die mit Dummytraining in Eigenregie relativ einfach glücklich machen kann.

    Zum DAZ schreibe ich dir nachher ne PN :) Aber davon würde ich definitiv ganz krass abraten, die haben einen fürchterlichen Ruf. Was die Ausbildersuche angeht, würde ich dir die Facebookgruppe "Assistenzhunde 2.0" empfehlen, da gibt es Sammelposts mit Trainerempfehlungen für die einzelnen Assistenzhundesparten.


    Also für das, was du schreibst, brauchst du meiner Ansicht nach keinen Assistenzhund. Diese ganzen Sachen in der Wohnung kann man wirklich problemlos jedem Familienhund beibringen. Ich würde da schon an einen Assistenzhundetrainer herantreten und ihn um Hilfe bitten, diese Dinge gescheit aufzubauen, aber dafür braucht es wirklich keine 2 jährige Ausbildung.


    Was die Therapie angeht: vielleicht wäre es aber doch gut, mal etwas anderes auszuprobieren? Ich habe auch lange Verhaltenstherapie gemacht, die mir maximal gar nichts gebracht hat. Dann habe ich eine personzentrierte Traumatherapie angefangen, die natürlich nicht sofort mit Traumakonfrontation startet. Erstmal werden Ressourcen aufgebaut und ganz viel stabilisiert. Das hat mich zum ersten Mal weitergebracht, obwohl von Traumakonfrontation noch keine Rede war. Und vielleicht wäre es ja sinnvoller für dich, deine finanziellen Ressourcen statt in einen Assistenzhund in eine wirklich passende, intensive Therapie zu stecken? Wenn man privat zahlt, hat man ja viel mehr Möglichkeiten, die Dinge langsam und individuell anzugehen.

    Achja, wenn man mit Assistenzhund unterwegs ist, wird man natürlich extrem viel angesprochen. Man muss auch ständig für seinen Zutritt kämpfen, neugierige bis übergriffige Fragen beantworten...


    Der Hund braucht auf jeden Fall mehrere klar definierte Assistenzleistungen. Reines Begleiten ist keine davon.

    So, dann mal ich.


    Ich habe einen PTBS Assistenzhund, selbstausgebildet in Österreich, mein Zweiter.


    In Deutschland sind die Regeln etwas anders, aber in beiden Fällen gilt:

    ein Assistenzhund darf niemals nicht, egal unter welchen Umständen, aggressiv gegen einen Menschen reagieren. Weder bei einem Einbrecher, noch bei einem körperlichen Angriff. Das ist die absolute Basis, die JEDER Assistenzhund erfüllen muss. Abgesehen von den "normalen" Konsequenzen (wie Beschlagnahmung oder sogar Einschläferung plus rechtliche Konsequenzen) schadet man damit nämlich den Rechten und dem Image aller anderen Assistenzhundeteams. Deutschland hat erst seit kurzem ein Gesetz dafür und dennoch ist man extrem auf den guten Willen und einen positiven Blick von Außen angewiesen, um seine Rechte auch wahrnehmen zu können. Ein Biss oder auch nur das Bedrohen einer Person durch einen Assistenzhund hätte katastrophale Folgen für alle.


    Deswegen scheidet jeder Hund mit Schutzverhalten absolut aus. Es gibt mehrere Wesensüberprüfungen, in denen beurteilt wird, dass der Hund in allen Situationen Menschen gegenüber offen und freundlich ist. Du sagst, du willst, dass er einen Einbrecher nicht freundlich begrüßt oder ignoriert. Was soll er sonst tun? Alles was über ignorieren hinausgeht, ist zuviel. Natürlich kann er lernen, Räume abzusuchen und dir Personen anzuzeigen, aber auch das ist ein lustiges Spiel für den Hund, bei dem das Ziel nie ist, dass er eine Person dann irgendwie in Schach hält.


    PTBS Assistenzhunde laufen in Deutschland unter dem Label "PSB Assistenzhund", worunter alle AH zusammengefasst sind, die bei psychosozialen Beeinträchtigungen eingesetzt werden. Die Kosten für einen Hund in Fremdausbildung liegen definitiv DEUTLICH über 10000€. Sogar für eine begleitete Selbstausbildung wird man damit nicht hinkommen. In Österreich kann man so mit 25000€ rechnen und da wird es in Deutschland definitiv teurer werden, sobald die Ausbildungsstätten zertifiziert werden können und für diese Zertifizierung zahlen müssen. Ausbilder ohne Zertifizierung dürfen dann nicht mehr ausbilden - wobei das Problem momentan ist, dass es keine Zertifizierungsstelle gibt und noch gar nicht klar ist, wer dann weiter ausbilden darf. Wovon ich dir definitiv abraten kann, ist das DAZ (Deutsches Assistenzhundezentrum), die sind absolut nicht seriös als Einrichtung (auch wenn es darunter den einen oder anderen guten Trainer geben mag).


    Insgesamt verstehe ich noch nicht so ganz, was du dir von einem Assistenzhund erhoffst. Nur dass er dir zuhause Sicherheit gibt und dich beschützt, wenn dich jemand angreift? Dann ist ein Assistenzhund nicht das Richtige. Kleine Aufgaben wie SVV unterbrechen kann absolut jeder Familienhund lernen.


    Ist denn das Thema 'passt im Notfall auf mich auf' und 'Assistenzhund' überhaupt irgendwie unter einen Hut zu kriegen?

    Was ich halt nur möchte, ist dass ich im absoluten Notfall, sollte doch mal wirklich ein Einbrecher kommen, ich überfallen werden, whatever, dass ich dann weiß, dass der Hund da wäre.

    Nein, absolut gar nicht. Das ist exakt das Gegenteil von der Aufgabe eines Assistenzhundes.



    Die Sache, die den Assistenzhund einzigartig macht, ist ja, dass er dich mehr oder weniger überall in der Öffentlichkeit begleiten kann. Aber du schreibst ja auch, dass du draußen eigentlich klarkommst und deinem Hund sogar Schutz geben kannst und die Situation immer im Griff hast. Vielleicht verstehe ich das aber auch falsch.


    Nur: wenn dein Ziel ist, einen Hund mit Präsenz zu haben, der wacht und im Notfall Angreifer bedroht, dann nimm dafür bitte keinen Assistenzhund. Das schadet allen Beteiligten.




    Was Rassen angeht, hat es wirklich Gründe, warum meistens Retriever oder Pudel ausgebildet werden. Die sind da wirklich gut geeignet... Gerade weil sie grundsätzlich erstmal nett zu allem sind und gerne zusammenarbeiten. Ich kenne sonst auch Wasserhunde, Border Collies (würde ich bei PTBS aber nicht unbedingt empfehlen), Collies und ein paar Mischlinge aus dem Tierschutz. Schäferhunde, Dobermänner sieht man vor allem in den USA, aber dort gibt es halt auch keine Prüfung, keinen Wesenstest und es wird fast immer mit Starkzwangmitteln gearbeitet. Ich persönlich habe einen Husky, der rassebedingt natürlich absolut freundlich zu allen ist, aber der sicher schwieriger zu trainieren ist, als ein Hund, der dafür lebt, seinem Menschen zu gefallen (oder für dessen Leckerli :D).


    Es gibt schon unterschiedliche Hundetypen, die dafür geeignet sind, aber alle sind grundsätzlich freundlich und wählen nicht Fight, als bevorzugte Konfliktlösungsstrategie.


    Ich hab bestimmt die Hälfte von dem vergessen, was ich sagen wollte. Vielleicht schreibst du einfach mal, welche Assistenzleistungen du dir vorstellen würdest, die nicht beinhalten, dass dein Hund dich verteidigt.