Beiträge von Vrania

    Bezüglich Antrag kommt das auf die Krankenversicherung an. Ist aber auf jeden Fall sinnvoll den Antrag zuerst bei der Krankenkasse zu stellen, denn die dürfen ihn, wenn sie ihn nicht bewilligen (was relativ wahrscheinlich ist) einmal weiterleiten und dann landet er bei der Eingliederungshilfe. Die dürfen ihn dann nicht mehr weiterleiten, sodass sie im Endeffekt entscheiden müssen und dort ist ein positiver Bescheid deutlich wahrscheinlicher. Macht man es umgekehrt, leitet die EGH den Antrag meist an die Krankenkasse weiter, die dann negativ entscheidet. So hat man die beste Chance. Wichtig sind auf jeden Fall entsprechende Stellungnahmen etc. von Ärzten, Therapeuten und ein eigenes Schreiben, indem du erklärst, inwiefern dir der Hund bei der sozialen Teilhabe konkret helfen kann.


    Doodle sind so ein Streitthema. Im Endeffekt sind es teuer vermarktete Mischlinge. Und oft ist es halt einfach nur Geldmacherei, denn Doodles sind voll im Trend.


    Ein Doodle hat keinen Vorteil im Vergleich zu den Ausgangsrassen. Im Gegenteil, dadurch werden die Eigenschaften in jeder Hinsicht unvorhersehbarer. Das geht über die dominanten Rasseeigenschaften, den Charakter bis hin zu dem Fell, das bei vielen Doodles einfach eine Katastrophe ist und sehr viel mehr Arbeit macht, als das Fell der Ausgangsrassen. Im blödesten Fall hat man dann einen Hund mit gelocktem Doppelfell, der haart wie Sau, dessen Fell verfilzt wie nichts Gutes und der auch noch geschoren oder getrimmt (oder beides) werden muss.


    Außerdem, und das ist viel relevanter, gibt es keinen Rassezuchtverein, der die Zucht überwacht. Es gibt keine verpflichtenden Gesundheitsüberprüfungen der Eltern, es gibt keinen Schutz für die Mutterhündin und das Zuchtwissen der Verkäufer ist oft gar nicht vorhanden, sodass völlig unpassende Hunde miteinander vermehrt werden, weil das halt die Hunde sind, die im Haushalt leben. Natürlich wird immer behauptet, dass die Hunde ja durchuntersucht sind und kerngesund. Aber es kontrolliert halt keiner. Und selbst wenn die Eltern tatsächlich gesund sind, wird es dann bei den Generationen davor schon sehr schwammig, wenn es keine überprüfbaren Ahnentafeln gibt.


    Natürlich wird das nicht so dargestellt, sondern das sind dann natürlich "liebevolle Hobbyzüchter", die mit ganz viel Liebe unkomplizierte, familientaugliche, nichthaarende, gesunde Hunde verkaufen, die perfekt geeignet als Assistenzhund oder Therapiebegleithund sind. Aber das ist halt schlicht in den allermeisten Fällen nur eine Verkaufsmasche. Und wenn jemand erzählt, dass seine Hunde besonders gut für solche Aufgaben geeignet und perfekt sind, würde ich sowieso rennen. Denn selbst bei einer wirklich durchdachten, kontrollierten Zucht sind die allermeisten Welpen eben nicht geeignet. Das merkt man dann halt erst nach 1 oder 1,5 Jahren, wenn die Untersuchungen gemacht werden und die Spezialausbildung starten soll - wenn man bereits viel Zeit, Emotion und Geld investiert hat.

    Das mit der begleiteten Selbstausbildung ist nicht richtig. Ich kenne viele Teams, bei denen der Hund aus Fremdausbildung ist. Selbstverständlich baut man zu so einem Hund genauso eine Bindung auf. Gerade im Bereich PTBS, Angststörungen ist das oft deutlich sinnvoller, gerade wenn man starke Symptome und oder nicht viel Trainingserfahrung hat. Man will ja nicht eigene Ängste und Unsicherheiten auf den Hund übertragen und muss dafür sorgen, dass eintretende Notfallsituationen für den Menschen immer positiv für den Hund gestaltet sind. Ihn zuverlässig dabei anzuleiten, während man gerade Symptome hat, ist im Zusammenleben gar nicht so einfach. Davon abgesehen liegt dann das ganze Risiko, dass der Hund doch nicht geeignet ist, beim Assistenznehmer.


    Nichts gegen Selbstausbildungen, meine Hunde sind auch selbstausgebildet, aber die TE möchte ja explizit einen Hund aus Fremdausbildung und kann ihn sich auch leisten.


    Von einem Mischling würde ich bei Selbstausbildung überhaupt Abstand nehmen, außer man will einen vorhandenen und untersuchten Hund ausbilden. Dass ein reinrassiger Hund vom guten Züchter die Gesundheitsüberprüfungen übersteht, ist deutlich wahrscheinlicher.

    Nein - ich unterscheide durchaus - und zwar nicht in der Art der Tätigkeit.

    Sondern in der Anforderung. Ich finde Assistenzhunde absolut wichtig und sie machen einen tollen Job.

    Aber wirklich 24/7 gegen Ängste Arbeiten!? Bei einem Schlafbedürfnis von 16-18h?

    Immer bereit für den nächsten Einsatz. Ist jetzt wirklich eine ernstgemeinte Frage - ich bin absolut nicht tief genug im Thema - aber wann hat der Hund mal Ruhe???

    Die Hunde die ich in dem Bereich kenne haben eine Teilfunktion. Wenn ihr Mensch allein ist. Die Menschen die ICH da an der Stelle kennen haben aber Rückhalt über Familie, Partner. In der Zeit hat der Hund Pause. Der Job beschränkt sich auf gewisse Zeiten. Da frage ich mich wirklich und das absolut nicht böse - ob ein Hund diese Erwartung erfüllen kann.

    Da hast du eine schräge Vorstellung. Mein Hund ist vielleicht an 2-4 Tagen in der Woche für wenige Stunden im Dienst. Dann ist er im Arbeitsmodus und soll konzentriert und diszipliniert sein. Aber auch im Dienst hat er gelernt Ruhepausen zu nutzen und mehr oder weniger überall zu dösen. Den Rest des Tages ist er einfach nur ein ganz normaler Hund. Ja, er zeigt Panikattacken und Dissoziationen auch in Freizeit an, aber das sind ja wenige Situationen am Tag.


    Und Hunde haben kein "Schlafbedürfnis" von derart vielen Stunden, sondern ein RUHEbedürfnis. Das heißt sie schlafen den größten Teil der Zeit nicht, sondern sie dösen. In dem Zustand steht Lumi dann kurz auf, wenn ich ihn brauche und legt sich danach direkt wieder pennen.


    Beim Spazierengehen hat er Freizeit und Auslastung bekommt er natürlich wie jeder andere Hund auch.


    Wenn ich viele Termine an einem Tag habe (also mehr als 3 oder 4 Einsätze für ihn, wobei ich sowas wie "kurz in den Lidl hüpfen und ne Flasche Wasser kaufen" auch dazuzähle) nehme ich ihn nur zu ausgewählten Sachen mit. Wenn ein Tag super anstrengend war, gibt's danach nen Pausetag.


    Sogar Hunde, die wirklich mehr oder weniger ständig "im Einsatz sind" wie Epilepsie- und Diabetikerwarnhunde haben keinen erhöhten Stresslevel im Vergleich zu Familienhunden. Dazu gab es eine Studie vom Messerli Institut.


    Und natürlich, das ist für den Hund ein anstrengender Job. Aber einer, der offenbar sehr erfüllend für geeignete Hunde ist.

    Das kann ich leider nur bestätigen. Die Realität mit Assistenzhund im Dienst ist oft einfach zum Kotzem. Deswegen muss ich auch immer lachen, wenn dann Leute ankommen mit "wie schön das sein muss, den Hund immer dabei zu haben". Am Arsch. Für mich überwiegen die Vorteile, aber würde es irgendwie ohne Assistenzhund gehen, hätte ich keinen (sondern nur einen Familienhund). Und es ist auch tatsächlich so, dass ich Lumos manchmal zuhause lasse, wenn ich im Vorfeld weiß, dass es Probleme geben könnte oder ich keine Energie für Auseinandersetzungen habe.


    Was ein bisschen hilft ist sich immer per Mail anzukündigt, wenn man wohin geht, wo man noch nicht bekannt ist. Aber auch da sind Diskussionen üblich und dass man das Okay von der Chefetage hat, heißt noch lange nicht, dass Mitarbeiten sich dran halten oder überhaupt informiert wurden.


    Man muss halt wirklich abwägen, ob man das will und es einem das Leben wirklich erleichtert. Das kann natürlich jeder nur für sich selbst entscheiden, aber man muss es einfach hervorheben, weil man sich als Außenstehender kaum vorstellen kann wie widerlich die Leute in der Hinsicht sein können. Es ist nicht einfach.

    Okay, dieser Post rückt es für mich ein bisschen gerade. Bisher hatte ich den falschen Eindruck, dass es dir wirklich vor allem um Dinge in der Wohnung oder beim Spaziergang geht. Dafür ist ein Assistenzhund dann einfach ein bisschen overkill, weil das die meisten gut ausgebildeten Familienhunde auch können.


    Wenn es dir auch helfen würde, wenn der Hund dich in der Öffentlichkeit und bei Terminen begleitet, trotz der Diskussionen, dann ist es natürlich wenn man die entsprechenden Mittel hat, völlig sinnvoll einen fremdausgebildeten Assistenzhund zu erwerben. Da muss man selbst nicht alles mühsam auftrainieren, sondern bekommt wirklich einen körperlich und charakterlich geeigneten Hund mit toller Ausbildung.


    Für mich war glaub ich der Hauptaspekt zu einem "Familienhund plus", dass ich außer deinen ersten Ansätzen mit "beschützen", kuscheln, skin picking und Personen im Haus anzeigen, verstanden habe, dass du keine ständige Begleitung oder komplexere Assistenzleistungen brauchst. Das war mein Fehler. Sicher hat man da am Anfang noch gar nicht so viele Ideen, was überhaupt möglich oder sinnvoll sein könnte.


    Lumi hat beispielsweise diese Aufgaben:

    -Panikattacken und hohen Stress frühzeitig anzeigen, sodass ich noch reagieren kann

    -mir auf verschiedene Arten helfen, mich zu beruhigen (auf dem Schoß liegen, Hände oder Gesicht ablecken, Kontaktliegen)

    -Blocken (sich zwischen mich und andere Menschen stellen auf Signal) im Supermarkt am Regal, an der Kasse, in Warteschlangen, am Geldautomaten,...

    -zwischen meinen Beinen sitzen mit Blick nach vorne oder hinten

    -SVV unterbrechen

    -Medikamente bringen

    -Dinge aufheben

    -Dissoziationen unterbrechen


    Wenn du denkst, dass du von solcheb Dingen profitierst und du mit deinem Hund gerne Zutrittsrechte haben möchtest, dann ist ein Assistenzhund natürlich sinnvoll.


    Ich hab übrigens nicht vergessen dir ne Nachricht zu schreiben, ich bin nur noch nicht dazu gekommen :)

    Lumis Züchterin war großartig. Wir haben beim ersten Gespräch Kaffee getrunken und ein paar Stunden über die Hunde gequatscht, sie hat von der Zucht und ihrer Rasse erzählt, wir haben von unseren Hunden erzählt und selbstverständlich konnten wir alles fragen und ganz normal über alles reden. Wir haben nach wie vor Kontakt und besuchen sie immer mal wieder.


    Wenn sich ein Züchter von völlig normalen Fragen (hey, die meisten Käufer sind ganz normale Familien, die mit Glück schonmal gehört haben, dass man besser beim VDH Züchter kauft und natürlich nicht alle Vorschriften kennen) genervt ist, dann wäre das für mich ein klarer Grund, dort nicht zu kaufen. Ja, vielleicht sind solche Fragen irritierend, wenn man den 5. krassen Mali für den Sport kauft, aber es geht hier um einen ganz normalen Familienhund.


    Die Frage nach der Sozialisierung ist übrigens auch nicht blöd. Lumis Züchterin hat teilweise Zwingerhaltung und das ist natürlich völlig im Rahmen dessen, was der ÖKV erlaubt. Aber zwischen nur Zwingerhaltung und "die Hunde sind im Haus aufgewachsen, haben alles mögliche kennengelernt und sehr engen Familienanschluss" können halt Welten liegen.

    Wow, ich denke nicht dass hier irgendjemand beurteilen kann, in wie fern die TE dazu berechtigt ist einen Hund zu halten. Ich kenne arbeitsunfähige, schwerbehinderte, da führen die Hunde (ja, Mehrzahl!, ebenfalls als Assistenzhund) ein besseres Leben als bei der Hochglanz-Familie mit Eigenheim.


    Für mich klingt das bislang alles nicht schlecht durchdacht und ist doch eh noch Zukunftsmusik, alles weitere wird ja auch der Ausbilder einschätzen und ins rechte Licht rücken.

    Absolut. Ich kenne in der absoluten Mehrzahl (es gibt natürlich 1 oder 2 traurige Ausnahmen) Leute, bei denen der Assistenzhund immer zuerst kommt, die sich extrem gut kümmern und dafür sorgen, alle Bedürfnisse des Hundes zu erfüllen, egal wie es ihnen selber geht. Das Gleiche gilt für die Familienhunde von Schwerbehinderten.


    Aus irgendeinem Grund wird da immer wieder eine Parallele gezogen zu Leuten, die auf Grund von hohem Alter, Demenz oder erstmaligen akuten psychischen Krisen momentan nicht in der Lage sind, sich angemessen zu kümmern und die Hunde verwahrlosen lassen. Bei letzteren liegt es aber imo daran, dass sie (noch) nicht entsprechend professionell begleitet und unterstützt werden. Bei jemandem, der seine eigenen Erkrankungen und deren Symptome kennt, schon lange in Behandlung ist und weiß, wo er sich hinwenden sollte, ist diese Gefahr eher vernachlässigbar. Zumal ich zum Beispiel auch in den schlimmsten Krisen immer noch in der Lage bin, mich um meine Hunde zu kümmern.