Beiträge von Vrania

    Nein - ich unterscheide durchaus - und zwar nicht in der Art der Tätigkeit.

    Sondern in der Anforderung. Ich finde Assistenzhunde absolut wichtig und sie machen einen tollen Job.

    Aber wirklich 24/7 gegen Ängste Arbeiten!? Bei einem Schlafbedürfnis von 16-18h?

    Immer bereit für den nächsten Einsatz. Ist jetzt wirklich eine ernstgemeinte Frage - ich bin absolut nicht tief genug im Thema - aber wann hat der Hund mal Ruhe???

    Die Hunde die ich in dem Bereich kenne haben eine Teilfunktion. Wenn ihr Mensch allein ist. Die Menschen die ICH da an der Stelle kennen haben aber Rückhalt über Familie, Partner. In der Zeit hat der Hund Pause. Der Job beschränkt sich auf gewisse Zeiten. Da frage ich mich wirklich und das absolut nicht böse - ob ein Hund diese Erwartung erfüllen kann.

    Da hast du eine schräge Vorstellung. Mein Hund ist vielleicht an 2-4 Tagen in der Woche für wenige Stunden im Dienst. Dann ist er im Arbeitsmodus und soll konzentriert und diszipliniert sein. Aber auch im Dienst hat er gelernt Ruhepausen zu nutzen und mehr oder weniger überall zu dösen. Den Rest des Tages ist er einfach nur ein ganz normaler Hund. Ja, er zeigt Panikattacken und Dissoziationen auch in Freizeit an, aber das sind ja wenige Situationen am Tag.


    Und Hunde haben kein "Schlafbedürfnis" von derart vielen Stunden, sondern ein RUHEbedürfnis. Das heißt sie schlafen den größten Teil der Zeit nicht, sondern sie dösen. In dem Zustand steht Lumi dann kurz auf, wenn ich ihn brauche und legt sich danach direkt wieder pennen.


    Beim Spazierengehen hat er Freizeit und Auslastung bekommt er natürlich wie jeder andere Hund auch.


    Wenn ich viele Termine an einem Tag habe (also mehr als 3 oder 4 Einsätze für ihn, wobei ich sowas wie "kurz in den Lidl hüpfen und ne Flasche Wasser kaufen" auch dazuzähle) nehme ich ihn nur zu ausgewählten Sachen mit. Wenn ein Tag super anstrengend war, gibt's danach nen Pausetag.


    Sogar Hunde, die wirklich mehr oder weniger ständig "im Einsatz sind" wie Epilepsie- und Diabetikerwarnhunde haben keinen erhöhten Stresslevel im Vergleich zu Familienhunden. Dazu gab es eine Studie vom Messerli Institut.


    Und natürlich, das ist für den Hund ein anstrengender Job. Aber einer, der offenbar sehr erfüllend für geeignete Hunde ist.

    Das kann ich leider nur bestätigen. Die Realität mit Assistenzhund im Dienst ist oft einfach zum Kotzem. Deswegen muss ich auch immer lachen, wenn dann Leute ankommen mit "wie schön das sein muss, den Hund immer dabei zu haben". Am Arsch. Für mich überwiegen die Vorteile, aber würde es irgendwie ohne Assistenzhund gehen, hätte ich keinen (sondern nur einen Familienhund). Und es ist auch tatsächlich so, dass ich Lumos manchmal zuhause lasse, wenn ich im Vorfeld weiß, dass es Probleme geben könnte oder ich keine Energie für Auseinandersetzungen habe.


    Was ein bisschen hilft ist sich immer per Mail anzukündigt, wenn man wohin geht, wo man noch nicht bekannt ist. Aber auch da sind Diskussionen üblich und dass man das Okay von der Chefetage hat, heißt noch lange nicht, dass Mitarbeiten sich dran halten oder überhaupt informiert wurden.


    Man muss halt wirklich abwägen, ob man das will und es einem das Leben wirklich erleichtert. Das kann natürlich jeder nur für sich selbst entscheiden, aber man muss es einfach hervorheben, weil man sich als Außenstehender kaum vorstellen kann wie widerlich die Leute in der Hinsicht sein können. Es ist nicht einfach.

    Okay, dieser Post rückt es für mich ein bisschen gerade. Bisher hatte ich den falschen Eindruck, dass es dir wirklich vor allem um Dinge in der Wohnung oder beim Spaziergang geht. Dafür ist ein Assistenzhund dann einfach ein bisschen overkill, weil das die meisten gut ausgebildeten Familienhunde auch können.


    Wenn es dir auch helfen würde, wenn der Hund dich in der Öffentlichkeit und bei Terminen begleitet, trotz der Diskussionen, dann ist es natürlich wenn man die entsprechenden Mittel hat, völlig sinnvoll einen fremdausgebildeten Assistenzhund zu erwerben. Da muss man selbst nicht alles mühsam auftrainieren, sondern bekommt wirklich einen körperlich und charakterlich geeigneten Hund mit toller Ausbildung.


    Für mich war glaub ich der Hauptaspekt zu einem "Familienhund plus", dass ich außer deinen ersten Ansätzen mit "beschützen", kuscheln, skin picking und Personen im Haus anzeigen, verstanden habe, dass du keine ständige Begleitung oder komplexere Assistenzleistungen brauchst. Das war mein Fehler. Sicher hat man da am Anfang noch gar nicht so viele Ideen, was überhaupt möglich oder sinnvoll sein könnte.


    Lumi hat beispielsweise diese Aufgaben:

    -Panikattacken und hohen Stress frühzeitig anzeigen, sodass ich noch reagieren kann

    -mir auf verschiedene Arten helfen, mich zu beruhigen (auf dem Schoß liegen, Hände oder Gesicht ablecken, Kontaktliegen)

    -Blocken (sich zwischen mich und andere Menschen stellen auf Signal) im Supermarkt am Regal, an der Kasse, in Warteschlangen, am Geldautomaten,...

    -zwischen meinen Beinen sitzen mit Blick nach vorne oder hinten

    -SVV unterbrechen

    -Medikamente bringen

    -Dinge aufheben

    -Dissoziationen unterbrechen


    Wenn du denkst, dass du von solcheb Dingen profitierst und du mit deinem Hund gerne Zutrittsrechte haben möchtest, dann ist ein Assistenzhund natürlich sinnvoll.


    Ich hab übrigens nicht vergessen dir ne Nachricht zu schreiben, ich bin nur noch nicht dazu gekommen :)

    Lumis Züchterin war großartig. Wir haben beim ersten Gespräch Kaffee getrunken und ein paar Stunden über die Hunde gequatscht, sie hat von der Zucht und ihrer Rasse erzählt, wir haben von unseren Hunden erzählt und selbstverständlich konnten wir alles fragen und ganz normal über alles reden. Wir haben nach wie vor Kontakt und besuchen sie immer mal wieder.


    Wenn sich ein Züchter von völlig normalen Fragen (hey, die meisten Käufer sind ganz normale Familien, die mit Glück schonmal gehört haben, dass man besser beim VDH Züchter kauft und natürlich nicht alle Vorschriften kennen) genervt ist, dann wäre das für mich ein klarer Grund, dort nicht zu kaufen. Ja, vielleicht sind solche Fragen irritierend, wenn man den 5. krassen Mali für den Sport kauft, aber es geht hier um einen ganz normalen Familienhund.


    Die Frage nach der Sozialisierung ist übrigens auch nicht blöd. Lumis Züchterin hat teilweise Zwingerhaltung und das ist natürlich völlig im Rahmen dessen, was der ÖKV erlaubt. Aber zwischen nur Zwingerhaltung und "die Hunde sind im Haus aufgewachsen, haben alles mögliche kennengelernt und sehr engen Familienanschluss" können halt Welten liegen.

    Wow, ich denke nicht dass hier irgendjemand beurteilen kann, in wie fern die TE dazu berechtigt ist einen Hund zu halten. Ich kenne arbeitsunfähige, schwerbehinderte, da führen die Hunde (ja, Mehrzahl!, ebenfalls als Assistenzhund) ein besseres Leben als bei der Hochglanz-Familie mit Eigenheim.


    Für mich klingt das bislang alles nicht schlecht durchdacht und ist doch eh noch Zukunftsmusik, alles weitere wird ja auch der Ausbilder einschätzen und ins rechte Licht rücken.

    Absolut. Ich kenne in der absoluten Mehrzahl (es gibt natürlich 1 oder 2 traurige Ausnahmen) Leute, bei denen der Assistenzhund immer zuerst kommt, die sich extrem gut kümmern und dafür sorgen, alle Bedürfnisse des Hundes zu erfüllen, egal wie es ihnen selber geht. Das Gleiche gilt für die Familienhunde von Schwerbehinderten.


    Aus irgendeinem Grund wird da immer wieder eine Parallele gezogen zu Leuten, die auf Grund von hohem Alter, Demenz oder erstmaligen akuten psychischen Krisen momentan nicht in der Lage sind, sich angemessen zu kümmern und die Hunde verwahrlosen lassen. Bei letzteren liegt es aber imo daran, dass sie (noch) nicht entsprechend professionell begleitet und unterstützt werden. Bei jemandem, der seine eigenen Erkrankungen und deren Symptome kennt, schon lange in Behandlung ist und weiß, wo er sich hinwenden sollte, ist diese Gefahr eher vernachlässigbar. Zumal ich zum Beispiel auch in den schlimmsten Krisen immer noch in der Lage bin, mich um meine Hunde zu kümmern.

    Es gibt definitiv Situationen, in denen Locken sinnvoller ist. Shapen ist richtig verwendet aber auch super, um dem Hund mitdenken und Kreativität beizubringen, genauso wie sich Dinge zu trauen und auszuprobieren. Vieles funktioniert auch mit Targets gut. Es gibt halt für jedes Verhalten unterschiedliche Wege es aufzubauen und es kommt auch viel auf den Hund an. Bei Enya hab ich fast alles frei geshapt, die hatte da mega Spaß dran und war Vollprofi. Lumi lernt besser und einfacher, wenn ich ihm mehr Anleitung gebe.


    Als Brückensignal würde ich den Clicker, vor allem wenn du ihn weiterhin auch als sekundären Verstärker verwenden willst, nicht benutzen. Bleib bei Click=Belohnung und verwende Markerwörter und Signale für alles andere. Für Spielbelohnung kannst du einfach ein Wort konditionieren.

    Woher kennst du das anders? In den meisten Fällen stehen Therapeuten Assistenzhunden extrem skeptisch gegenüber. Sekundärer Krankheitsgewinn, Abhängigkeit,....


    Natürlich haben Therapeuten in der Regel wenig Ahnung davon, aber vielleicht gerade mal davon gehört. Es gibt natürlich auch gut informierte Ausnahmen. Aber vorschnell rät eigentlich selten jemand dazu, allein schon, weil es ja mit immensen Kosten verbunden ist.


    Wenn das mit dem Assistenzhund ernsthaft angegangen wird, ist ein guter, erfahrener Assistenzhundetrainer der beste Ansprechpartner. Aber den muss man erstmal finden. Und in diesem Fall sehe ich halt grundsätzlich eher keinen Assistenzhund.

    Das letzte stimmt jedenfalls nicht. Ihre Therapeuten und Fachärzte haben ihr dazu geraten. Dass die da wirklich umfassend informiert sind und Wissen haben, halte ich zwar für fraglich, aber das ist keine selbstausgedachte Idee.


    Die TE hat, so wie ich es verstanden habe, eine PTBS. Die Angst rührt von Traumata her. Verhaltenstherapeutisch wurde das schon intensiv bearbeitet. Das sind eigentlich sehr klassische Bedingungen dafür, über einen Assistenzhund nachzudenken. Ich kenne sehr viele Teams und Teams in Ausbildung, auch welche, bei denen es dann mit der Prüfung nicht geklappt hat. Die Angst verschlimmert hat der Hund aber in keinem mir bekannten Fall. Zumal der Hund auch nicht die Aufgabe hat zu sagen "da könnte eine Bedrohung sein", denn in aller Regel ist da keine. Das ist ja genau das, was ein traumatisierten Gehirn nicht "versteht". Durch den Assistenzhund immer wieder die Bestätigung zu bekommen "es ist alles in Ordnung", weil der Hund einfach entspannt und ruhig bleibt, während man selbst Panik hat, ist für die meisten Betroffenen sehr hilfreich.


    In der Tat wird natürlich nur zu einem Assistenzhund geraten, wenn man schon langjährige Therapie hinter sich hat und man mit den üblichen Ansätzen nicht weiterkommt.


    Ob ein Schnellkurs Psychiatrie für ältere Patienten die richtige Grundlage ist, irgendwelche Schlüssel zu ziehen, halte ich für zumindest geringfügig fragwürdig 😁