... fast richtig. Schon wieder 
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@_laura_
Meine Erfahrung beruht auf 2 Jahre Haltung eines WSS der mit knapp 1,5 Jahren mit zahlreichen Baustellen zu mir kam, einer Reihe weiterer WSS die ich im Rahmen der Beantwortung der Frage "Was hat dieser Hund eigentlich für ein Problem?!" näher kennen lernen durfte, sowie verschiedener anderer Hunde die ich im Rahmen des Hundesports und der Suche nach einem geeigneten Herder kennen lernen durfte.
Vor dem WSS hatten wir in der Familie DSH, Rottis und einen West Highland Terrier. Allerdings waren die einfach nur da und ich hatte mit Haltung und Ausbildung nicht viel zu tun.
Der WSS polarisiert extrem und es kommt mir so vor als hätte man die Möglichkeit entweder einen tollen, lieben und auch etwas sportlichen Hund, der zwar sensibel aber nicht aggressiv ist zu bekommen ODER aber wirklich das negativste Beispiel ein angstaggressives sensibelchen das auf alles und jeden empfindlich reagiert und auch deshalb im Sport untergeht, sprich eigentlich wirklich nur das mitbringt, was man jetzt nicht unbedingt als toll bezeichnen würde.
Eigentlich trifft es das ziemlich gut, nur das mit dem Sport ist genau andersrum. Kenne auch nur die 2 Arten der Weißen.
Die ruhigen, ausgeglichenen Vertreter sind tolle Familienhunde. Für Hundesport finde ich die allesamt ungeeignet, evtl. wäre Fährtenarbeit eine Ausnahme, aber davon habe ich keine Ahnung. Im Obi will ich so einen Hund nicht führen. Da fehlt mir jegliche Dynamik, Trieb oder auch mal Eigenständigkeit, das läuft bei den mir bekannten zu 100% über Will To Please. Kann man zur Auslastung machen, hübsch finde ich das persönlich(!) nicht.
Die andere Art hat einen an der Klatsche. Sie sind jedoch nicht grundlos aggressiv, sondern setzen ihre Unsicherheit ohne Anleitung durch den Menschen nur falsch um. Mit einem Hund der andere Hunde oder Menschen überflüssig findet kann ich arbeiten, da weiß man was kommt. Bei nem unsicheren WSS ist das jedes Mal eine Überraschung.
Sensibel wird hier oft falsch benutzt in dem Zusammenhang. Das sind nicht alles zu groß geratene Mäuschen die bei nem verbalen Anschiss zusammenklappen. Das sind oftmals Hunde die einfach alles an Außenreizen das auf sie einwirkt verarbeiten wollen und nicht können. Im Idealfall suchen sie sich Hilfe bei ihrem Menschen. Lässt dieser sie alleine entscheiden gibt es ja nur die 3(4) Fs als Möglichkeit. Meine Knallschote fiddelt nicht, aber ihr die Entscheidung zwischen flight und fight zu überlassen ist ne doofe Idee.
Nicht jeder unsichere WSS beißt. Auch hier wird vorab kommuniziert. Ein unsicherer WSS der seine Unsicherheit kommuniziert ist am Ende für den unbeteiligten Dritten jedoch auch nur ein drohender Schäferhund - etwas auf das die meisten Leute verzichten können.
Bei der Einteilung in diese 2 Kategorien konnte ich persönlich keinen gravierenden Unterschied zwischen Upswürfen und Zuchtwürfen, dem Alter oder erfahrenen Haltern und unerfahrenen Haltern feststellen. Alleine deshalb ist der WSS für mich kein Anfängerhund sondern ein Glücksspiel.
Meine Knallschote kam mit folgenden Baustellen zu mir:
Hunde an "ihrem" Gartenzaun wurden verbellt und wenn sich die Gelegenheit ergab wurde auch durch den Maschendrahtzaun gebissen.
Radfahrer wurden gestellt.
Jogger wurden gestellt.
Angeleint wurden draußen keine Hunde im Umkreis von 25m geduldet.
Menschen mit Hüte und oder Nordic Walking Stöcken wurden angesprungen.
Nicht kontrollierbarer Jagdtrieb auf Sicht.
Einige Menschen wurden nicht in mein Büro gelassen.
Melden von Fremden an Orten die wir oft besuchen
Nicht leinenführig.
Unhöflich im Freilauf: keine Bögen, hohes Tempo, spätes aber immerhin rechtzeitiges Bremsen
Zwischen fröhlich und ausgelastet zu drüber und unberechenbar in wenigen Minuten
Keine Frusttoleranz, geringe Impulskontrolle
In kontrollierter Umgebung dem eigenen Menschen gegenüber absolut unterwürfig
Jede dieser Baustellen, habe ich einzeln und auch in ähnlicher Ansammlung bei anderen WSS der zweiten Art erleben können.
Luna wird im Juni 4. Es ist ausgeschlossen, dass wir jemals alle Baustellen behoben bekommen. Einiges ist weg, anderes wird bewusst nur gemanaged. Dieser Hund wird niemals einfach nur so nebenher laufen, sondern ich werde immer ein Auge drauf haben müssen.
Trotzdem kommt sie mit mir ins Büro und auch zu Außenterminen begleitet sie mich. Das ist gar kein Problem. Sie zeigt z.B. weiterhin an wenn jmd. vor meiner Bürotür(Glas) steht, aber das wird abgenickt und das Thema ist durch.
Ferner führe ich sie im Obedience. Alle unserer Hunde laufen dort frei, vom Schnauzer bis zum Podenco. Obi ist genau ihr Ding, zumindest seitdem ich ihr das Spielen mit einem Menschen beigebracht habe. Weder beim Training, noch auf Veranstaltungen mit richtig vielen Hunden (Winterlauf z.B.) gab es je ein Problem. Trotzdem muss ich zwingend ein Auge drauf haben. Erst am Donnerstag ist die Knallschote einfach so(!) durchgestartet und wollte einem am Platz vorbeifahrenden Radfahrer hinterher
Der Unterschied zwischen jetzt und vor 2 Jahren ist aber, dass ich immer und zu jeder Zeit damit rechne und ich fast nicht mehr überrascht werden kann, sowie die schlichte Tatsache, dass ein gebrülltes "Hierher!" vor 2 Jahren wohl noch als Ansporn verstanden worden wäre. Jetzt dreht die Knallschote um weil Herrchen das so möchte und wirklich viel Zeit in solche Dinge investiert hat.
Ich liebe meinen Hund, mit all ihren Macken. Natürlich könnte ich sie manchmal an die Wand nageln, aber dann schau ich wie weit wir gekommen sind und bin ein bisl Stolz.
Nur eine Sache ist mir auch klar. Nach Luna wird hier kein WSS mehr einziehen, sondern irgendwas gradliniges, egal ob nett oder arschig gradlinig.