Hatte jetzt nochmal zwei Trainertermine (das ist jetzt Vor-Ort-Trainerin Nr. 3). Ihren Ansatz finde ich grundsätzlich nachvollziehbar. Wenn wir drinnen schon miteinander diskutieren, warum sollte er mich dann draußen ernst nehmen? Wir sollen mit klarer Platzzuweisung arbeiten, Aron jederzeit aus unserem Dunstkreis oder auf die Decke schicken können. Er diskutiert echt jeden einzelnen Schritt aus. Ich schicke ihn 3 Schritte körpersprachlich zurück, er setzt die Pfoten wieder 2 Schritte vor, sobald ich weiche. Schicke ich ihn nachdrücklicher zurück, fällt er ins Beschwichtigen, macht sich klein und bewegt sich keinen Schritt. Ich schicke ihn auf die Decke, er schmeißt sich beschwichtigend vor mich auf den Boden. Er lässt sich dann an der Hausleine problemlos hinführen, so ist es nicht. Aber es immer und immer wieder das gleiche. Das meidige Verhalten ist mittlerweile für ihn zu einer richtigen Strategie geworden glaube ich.
Er treibt mich damit in den Wahnsinn. Ich habe das Gefühl, wir haben einfach nix mehr schönes miteinander. Gestern wollte ich wenigstens mal wieder mit ihm drinnen tricksen, um mal wieder etwas positives miteinander zu machen. Da hat er nur die Ohren runtergeklappt und mich mit einem ,,Was will sie denn jetzt schon wieder von mir''-Blick angesehen. Ich glaube mittlerweile, dass ich es einfach richtig verkackt habe. Aber ich habe auch keine Ahnung, wie wir da wieder rauskommen sollen. Wenn man den Text so liest, könnte man meinen, ich würde Aron nicht mögen. Das stimmt nicht, ich mag ihn. Bei der Vorstellung ihn abzugeben könnte ich heulen und ich hätte mega Angst davor, es zu bereuen. Gleichzeitig habe ich aber auch das Gefühl, dass wir nicht richtig zusammenpassen. Wir beide haben aktuell nichts, woran wir beide Freude haben. Mein Partner (der aber nur am Wochenende Zuhause ist) geht unregelmäßig mit Aron im Zuggeschirr laufen. Das findet Aron mega, da konzentriert er sich dann auch richtig. Ich habe dafür aber schlicht nicht die Kondition. Ihn vor ein Fahrrad zu spannend wäre aber lebensgefährlich, wenn dann eben doch ein Reh oder so aufspringt würde ich mich nie drauf verlassen, dass ihm das Rennen auch dann wichtiger ist. Wenn ich mit ihm im Zuggeschirr spazieren gehe, um einfach mal die Seele baumen lassen zu können, ist auch das oft einfach nur irre anstrengend, weil ich dann permanent die 20kg ausbremsen muss, weil er sich da so reinschmeißt. Klar, dafür ist es ja auch grundsätzlich gedacht..
Im Garten tricksen oder mal ein bisschen Unterordnung üben funktioniert nur eingeschränkt, da er ständig guckt, ob nicht vielleicht die Nachbarshunde ne Runde zum Pöbeln an den Zaun kommen, da ist ihm die Zusammenarbeit mit mir nicht wichtig genug. Wir wohnen einfach strategisch so ungünstig, dass ich mir nicht vorstellen kann, dass es jemals entspannt wird. Das klassische „wir üben gewünschtes Verhalten erstmal Zuhause ein und tasten uns dann Schritt für Schritt vor“ funktioniert hier nicht. In dem Moment, wo wir die Haus-oder Gartentür öffnen, sind wir von 0 auf 100 und Aron kann nicht ansatzweise das leisten, was ich von ihm erwarte. Wenn ich aber mal nur ein Mü inkonsequent bin hab ich das Gefühl, dass wir jedes Mal 3 Schritte zurück machen und Aron direkt wieder austestet, ob gewisse Regeln dann jetzt aufgehoben sind.
Jetzt werdet ihr natürlich nachvollziehbar sagen – gib ihn ab. Aber mal ernsthaft, wer will den denn habe? Einen Hund, der
-Jagt (mit allen Nachteilen, die das dann mit sich bringt) und niemals von der Leine kann, dabei aber auch noch nicht konsequent leinenführig ist oder sich nur entspannt im Schleppleinenradius bewegt
-Ein Leinenpöbler ist
-Territorial veranlagt ist
-Gesundheitlich vorbelastet ist
-Nur gekochtes Futter verträgt
-Nicht guten Gewissens zu Kindern vermittelt werden kann – mit meinem Sohn klappt es soweit, aber bei Besuchskindern habe ich IMMER ein Auge drauf, weil er von Kindern nicht angefasst werden möchte
-Bei dem Kleinigkeiten schon schwierig sind – zB. Pfoten abtrocknen, was ich mir mit viel Geduld erarbeiten musste und wo ein neuer Besitzer wahrscheinlich bei 0 anfangen müsste
Wenn also Abgabe keine reelle Option ist – wie lebt man mit so einem Hund? Wie macht man für beide Seiten das Beste draus? An den Lebensbedingungen kann ich ja nichts ändern..