Ich habe tatsächlich kein Problem damit, wenn jemand sagt, mein Hund ist in einer bestimmten Situation oder auch in vielen verschiedenen Situationen "lieb" (nach menschlichen Moralvorstellungen),
Wieso nur nach menschlichen Moralvorstellungen?
Weil die Bezeichnung "lieb" für mich erstmal nur eine menschliche Bewertung eines hündischen Verhaltens ist. Der Hund verhält sich nicht aggressiv oder vermeidend, sondern freundlich aufgeschlossen oder je nach Situation angemessen zurückhaltend in einer Situation oder gegenüber einem anderen Lebewesen. Dabei spielt es mMn für das Attribut "lieb" erstmal keine Rolle, ob das Verhalten aus hündischer Sicht "logisch" ist oder typischen hündischen Verhaltensweisen entspricht. "Lieb" beschreibt für mich also erstmal nur einen Zustand, in dem der Hund ein Verhalten zeigt, das von einem Menschen als "lieb" wahrgenommen wird.
Deswegen auch mein Beispiel mit dem Meerschweinchen. Es gibt durchaus Hunde, die sich gegenüber einem Meerschweinchen oder auch anderen Beutetieren freundlich verhalten. Ein Verhalten, das von Menschen dann als "lieb" bezeichnet wird, obwohl es für Hunde in der Regel eher untypisch ist.
Zitat
Hast du noch nie erlebt, dass ein Hund nach anfänglichem Misstrauen für sich feststellt: "Oh, der ist ja lieb!", und dann doch zunächst vorsichtig und im Verlauf dann immer unbefangener mit dem anderen Hund interagiert?
Ich würde hier nicht das Wort "lieb" verwenden, sondern eher von einer freundlichen, einladenden Kommunikation sprechen, die dann vom anderen Hund erkannt und mit wachsender Sicherheit dann erwidert wurde.
Zitat
Mit meinem Vasco HATTE ich einen Hund, der im gesamten einfach nur als "lieb" (im Sinne von: Tut niemandem etwas Böses, hält Regeln ein), und das war in keinster Weise ihm gegenüber unfair.
Unfair ist es mMn, wenn man einen "lieben" Hund erwartet, obwohl der Hund ein normales und angemessenes hündisches Verhalten zeigt, das aber vom Menschen nicht als "lieb" wahrgenommen wird. Mir ging es nicht darum, auszusagen, dass ein in sehr sehr vielen, vllt sogar allen, Situationen lieber Hund unfair behandelt wird, sondern dass es unfair ist, die Kategorie "lieb" auf den Charakter eines Hundes im Gesamten anzuwenden, denn das ist mMn keine Kategorie in der Hunde denken. Ein Hund ist ja nicht lieb oder nicht. Er verhält sich und wir nehmen das dann als lieb oder eben nicht lieb wahr. Wenn also ein Hund bei einem Meerschweinchen eine jagdliche Motivation zeigt, dann ist das kein Makel und sagt auch nichts darüber aus, wie "lieb" er in anderen Situationen des Lebens ist. Deswegen finde ich es schwierig, wenn "immer lieb" ein Anspruch ist. Ehrlicher fände ich ein "lieb in den Situationen, die bei mir und meinem Hund relevant sind".