Viele Rassen sind inzwischen "infantilisiert" (= ewiges "Kleinkind")gezüchtet und kennen keine Individualdistanz mehr. Deren Besitzer sehen das als "sozial" an, ernsthaftere Hundetypen hingegen empfinden das als Frechheit/Übergriffigkeit und somit asozial.
Ernsthafte/ursprünglichere Hunde können dennoch überaus sozial sein... im eigenen Rudel.
Ist bei meinen Hunden ja auch so: Spielen zusammen (sogar gemeinsam mit 1 Spielzeug), fressen zusammen, schlafen mit Körperkontakt zueinander, sind extrem harmonisch miteinander - auf Fremdhunde und aufgezwungenen Kontakt haben sie allerdings überhaupt keine Lust und würden Aufdringlichkeit abstrafen (daher lasse ich keinen Nahkontakt zu).
Aus meiner Sicht ist dieses "Hallo-sagen" nicht normal. Wölfe treffen sich nicht mit Fremdrudeln zum Spielen, (normale) erwachsene Menschen quatschen auch nicht jeden Fremden an und wollen den anfassen und kennenlernen...
Ja, das war zu erwarten, dass sowas kommt, und natürlich auch mit dem extrem abwertenden Beigeschmack.
Aber mal zur Klarstellung: jeder Haushund (auch die "ernsthaften" Gebrauchshunde) ist "infantilisiert", das ist ein Merkmal der Domestkation. Wo und wie genau sich das ausdrückt, ist sehr differenziert - etwas, was ich in deinem Beitrag völlig vermisse.
Du redest davon, dass alle ausser "ernsthaften" Hunden gar keine Individualdistanz mehr kennen würden - da kann ich dir echt nur empfehlen, mal genauer hinzuschauen. In Distanz abbremsen, Bogen laufen, wegschauen - das sind alles Signale, die in Respektierung der Individualdistanz von sehr vielen, durchaus auch typisch "netten" Rassen und Mixen gezeigt werden.
Vorausgesetzt, dass man sie a) lässt, und sie b) die Möglichkeit hatten, die Knigge zu lernen, möglichst auch in verschiedenenen Dialekten. Was natürlich auch auf sie "ernsthaften" Rassen zutreffen würde, aber da scheint derzeit noch zu oft ein Credo auf Abschottung ab Welpenkiste vorzuherrschen. Mit den Folgen (von manchen gewünscht) der selbsterfüllenden Prophezeiung.
Ich kenne mittlerweile genug Vertreter "ernsthafter" Hunde um zu wissen, dass auch diese mit entsprechender Aufzucht/Erfahrung zu differenziertem Verhalten fähig sein können und nicht alles zerlegen müssen, was in ihrem Dunstkreis erscheint. "Mögen" oder gar "spielen" verlangt dabei niemand- ein halbwegs höfliches "du bist nicht mein Typ, bleib weg!!" reicht völlig.
Ach ja, und da immer wieder der Wolf bemüht wird, um zu veranschaulichen, wie degeneriert doch "freundliche" Hunde sind, und wieviel wolfsnäher doch die "unfreundlichen" Gebrauchshunde: bei keinem Wolfswurf ist es notwendig, die Welpen mit spätestens 8 Wochen von Mutter und Geschwistern zu trennen, um ernstliches Blutvergiessen zu vermeiden! Wölfe mit solcher innerartlicher Aggression haben schlicht keine Überlebenschancen. Dies ist ein Resultat künstlicher (möglicherweise unbeabsichtigter bezgl. dieser Folgen) Selektion auf übersteigertes Aggressionsverhalten bei Haushunden, und ist genauso unnatürlich wie eine fehlende Individualdistanz.