Hier wird so getan als wäre das einzige Ziel vom Gassi den Freilauf zu erreichen.
Ich finde Freilauf (ich verstehe da fast grenzenloser Radius >20m) keineswegs erstrebenswert.
Speziell wenn die Pubertät kommt und man sich wundert, dass der Hund 50-100 meter weg ist hat man den Salat.
Ich würde generell mit Leine laufen und diese ab und zu mal fallen lassen bzw. ab und wieder dran machen und den Freilauf für den Gehorsam nutzen.
Ich tue nicht so als ob. Für mich ist völlig unbestritten, dass ein junger Welpe sich möglichst viel frei bewegen können muss. Frei von der Leine, die ihn behindert - wer einen Blick hat für Bewegungsabläufe, kann sehen, wie Welpen koordinierte Bewegungsabläufe erst noch lernen und üben müssen. Frei bewegen in der Wohnung reicht da nicht.
Ich finde es grenzwertig, einen Welpen von 8 - 10 Wochen ständig an der Leine zu führen, das ist eine gnadenlose Überforderung, falls es sich um eine normale Führleine handelt. Und auch eine leichte Schlepp ist eine massive Behinderung für den Welpen. Ich muss, weil uns die Wege zum Flusshang wegen Bauarbeiten versperrt sind, meinem aktuellen Welpen schon oft eine Schnur dranmachen, und empfinde das echt als Handicap.
Beim Freilauf geizig sein, sodass dieser garnicht die Normalität ist, zahlt sich mMn. später aus, wenn es für den Hund dann normal ist in der Nähe zu bleiben.
Freilauf hat ein breites Definitionsspektrum, ich meine damit „der Hund läuft mit viel Abstand ohne viel Einwirkungsmöglichkeit rum“ und das finde ich wie gesagt nicht erstrebenswert.
Wenn Freilauf bedeutet „im 5 Meter Radius bleiben“ dann ist das nämlich was ganz anderes.
5 m Radius ist kein Freilauf, das ist "Laufen ohne Leine im Dauerkommando". Kann man zu Trainingszwecken machen, ist aber super anstrenend und stressig für den Hund. Aber dass der Hund sehr weit weg sein MUSS und man nur geringe Einwirkungsmöglichkeit hat ist, gelinde gesagt, ene sehr eigenartige Definition von Freilauf, die ich so noch nirgends angetroffen habe.
Ab welcher Distanz ich kaum noch Einwirkungsmöglichkeit habe ist abhängig vom Trainingsstand des individuellen Hundes, da ist zwischen 5 - 200 m alles drin. Das Problem hab ich mit einem jungen auf Menschen geprägten Welpen aber gar nicht, der geht nicht einfach so stiften, der läuft höchstens andern Menschen (oder Hunden) nach. Gerade wenn ich eine Einwirkung über mehr als 10 m Distanz haben möchte, ist der frühe Freilauf sehr wichtig.
Welpenabruf aus dem Freilauf ist nicht nur eine recht einfache Übung, sondern eine der dankbarsten überhaupt. Es etabliert beidseitiges Vertrauen, und grundiert das Herkommen für den Welpen als extrem lustvoll - was sich auch später in der Pubertätsphase auszahlt.
Für die allermeisten Welpen ist es völlig normal, in der Nähe zu bleiben, sofern der HH sich nicht völlig ausklinkt. Die braucht man nicht fesseln.... Freilauf heisst nicht, Hund abmachen und danach aufs Handy starren oder mit Freunden quatschen. Dann programmiert man natürlich das, was du so sehr fürchtest.
Schleppleine hat durchaus ihre Berechtigung in der Junghundeerziehung. Wer hingegen seinen frisch eingezogenen Welpen ständig an der kurzen (2 m) Führleine hat, überfordert den Zwerg gnadenlos und schadet auch der körperlichen Entwicklung. Und auch Welpenschleppis sind alles andere als ideal, und können dem lebhaften Welpen schaden.
Von daher nochmals ganz klipp und klar: freie Bewegung ist für die Entwicklung des Welpen sowohl physisch wie psychisch ein Muss!