Für die Zucht von Hunden einer Rasse ist also das Risiko eines auftretenden Gendefekts vergleichbar mit dem Risiko, das sich aus der Paarung zweier Braunbären in freier Natur ergibt? Das möchte ich doch arg bezweifeln.
Ich nehme mal an, due meinst nicht irgendeinen Gendefekt (die haben wie gesagt alle Lebewesen, also auch die Braunbären), sondern das Risiko, dass sich eine genetisch bedingte Krankheit manifestiert, das Tier also krank wird? Das hängt natürlich von der betrachteten Krankheit und der Rasse ab. Wie oft sich Gendefekte bei Wildtieren manifestieren, ist schwierig abzuschätzen - oft stirbt ja die Frucht bereits vor der geburt ab, oder das Jungtier überlebt nicht. Bei einer isolierten Population von Braunbären wirst du aber ein sehr hohes Inzuchtrisiko haben.
Was du zu verkennen scheinst ist, dass man bei ausschliesslicher Fokussierung auf EINE genetisch (mit)bedingte Krankheit sich meist ganz viele andere Probleme ins Haus holt. So funktioniert auch die natürliche Auslese bei Braunbären nicht - wenn eine Jungbärin wegen HD oder wasauchimmer nicht zur Fortpflanzung kommt, wird deshalb ihre gesunde Schwester nicht ohne Nachkommen bleiben. Obwohl sie mit hoher Wahrscheinlichkeit auch diese Gendefekte trägt und weitergibt. Natürliche Auslese kann nur auf der Ebene der allgemeinen Fitness funktionieren, es wird nur das nicht Lebensfähige ausgemerzt. Das reicht in den meisten Fällen, aber mit Gentests und Untersuchung von symptomfreien Tieren kann der Mensch da viel schärfer auslesen. Wenn man sich da drin verliert und den Blick auf das gesamte Lebewesen verliert, landet man bei deiner "Bankrotterklärung" - weil es unmöglich ist, das genetisch perfekte Tier zu züchten ud man dann eben keine Zuchttiere mehr hat.
Die Natur macht es sich einfacher. Was bei Erreichen der Fortpflanzungsfähigkeit einigermassen gesund ist, pflanzt sich fort. Ausgemerzt wird dann hauptsächlich auf der Stufe der Nachkommen - aber nur beim Individuum, nicht bei den Geschwistern oder Tanten.