Ich denke, gerade bei dem Thema Fellpflege, ist das DF ein gutes Beispiel, wie es außerhalb der bubble auch aussieht.
Wenn jemand nach einer Hunderasse für sich fragt, verschiedene Eigenschaften nennt, die er haben möchte oder auch nicht und auch sagt, Kurzhaar Hund, weil Fellpflege zu aufwendig, da kommt IMMER das geballte Forum und macht das Gegenüber gerade nieder, dass die Fellpflege bei nem Langhaar Hund oder einer Scherrasse überhaupt nicht aufwendig ist. Alle paar Wochen mal Durchbürsten und gut ist.
Und, tut mir leid, aber das stimmt einfach nicht.
Fellpflege, gerade von Hunden mit langem Fell, ist deutlich aufwendiger. Alle paar Wochen Durchbürsten und ab und zu mal in die Dusche stecken ist das, was mein nacktmull als Fellpflege benötigt. Selbst Manni benötigt deutlich mehr und der verfilzt 0 und ist auch noch ein Kurzhaar Hund.
Und genau das wird auch außerhalb vom DF propagiert. Fellpflege ist nicht aufwendig. Ne Bürste, alle paar Wochen mal kämmen, wenn der Hund sich gewälzt hat duschen und gut ist.
Es mag sein, dass es subjektiv für die Langhaar Hundehalter, die ihre Hunde ordentlich pflegen, eigentlich nur das ist, weil vieles nebenher passiert und denen gar nicht bewusst ist, aber dennoch Zeit, vernünftiges Material und ggf auch Know-how erfordert.
Aber wenn man nicht ganz ehrlich sagt, was wirklich anfällt an Pflege, kann man sich das überhaupt nicht vorstellen und hält sich an solche Aussagen.
Mein nacktmull benötigt wirklich kaum Fellpflege, aber ich muss trotzdem, gerade bei dem Wetter aktuell, vor jedem Spaziergang einen Mantel / Pulli / Overall anziehen. Anschließend ausziehen. Gehört nicht zur Fellpflege und passiert nebenbei, ist für mich kein Aufwand, aber ehrlicherweise muss man es als Aufwand eben mit dazu zählen.
Genau so dass die Kleidung nach nem Spaziergang nass und dreckig ist. Die muss trocknen und regelmäßig gewaschen werden.
Genau so, wie die Kleidung von Siri aussieht, sieht auch das Fell von nem Hund aus, der mehr Fell hat. Aber das Fell kann man nicht mal eben in die Waschmaschine schmeißen.
Und für mich fängt eigentlich da schon ein großes Problem an.
Im Vorfeld wird schon nicht richtig aufgeklärt (unabhängig vom Forum).
Ist der Hund da, fällt eine ordentliche Beratung, egal ob es um Pflege allgemein, Gesundheit, Auslastung, ect pp geht, oft richtig Mau aus. Weil wo geht man hin, um sich für ne Bürste beraten zu lassen? Zu Fressnapf, Futterhaus und co.
Und wenn das, war der Hund, fürs individuelle ideal, schon immer nicht bekommt, sind kleinere Ausfälle, die immer passieren können, weil das Leben nun mal kein Ponyhof ist, ganz schnell ein Desaster für den Hund.
Und dazu kommt dann auch noch der eigene individuelle Standard, den man hat.
Und wenn man sich selbst zb Sachen nicht zutraut, selber unangenehm findet und sich, um den eigenen Standard halten zu können, Unterstützung holt, ist es ja super. Zb eben ein groomer, der sich um Fellpflege oder krallenschneiden kümmert.
Natürlich ist es dann unschön, wenn der Hund dann auch dieses bisschen nicht mehr erhält, wenn sein Mensch aus persönlichen Gründen selbst so einfache Termine nicht mehr ermöglichen kann. Aber das ist ein Problem in unserer menschlichen Leistungsdruck Gesellschaft und da braucht eigentlich nicht der Hund Hilfe, sondern der Mensch.
Im Pudelbeispiel, mit dem frischen Baby ist es zwar sehr schade für den Hund, dass er so schnell verfilzt, aber Hilfe und Unterstützung brauchen die frisch gebackenen eltern.weil keiner weiß, ob es vielleicht eine Wochenbett Depression gibt, ein Schreikind und die Eltern keinen Schlaf bekommen, das Baby vielleicht gesundheitlich eine Großbaustelle ist, oder die Eltern schlicht und ergreifend überfordert sind mit der Situation.
Klar ist der Hund der Leidtragende an der Geschichte. Zumindest auf den ersten Blick. Aber im Endeffekt ist es ein menschlicher Abgrund der sich auftut und ein großes Zeichen dafür, dass der Mensch dringend Unterstützung benötigt, die er in unserer Leistungsgesellschaft bekommen könnte, wenn man sich trauen würde zuzugeben, dass man etwas nicht (mehr) schafft.
Und eigene Unzulänglichkeiten zuzugeben ist noch immer ein absolutes No-Go in unserer Gesellschaft