Es war da mal ein unbedarftes, junges Pärchen, die beschlossen, dass sie gerne einen Hund wollen. Sie hatte noch keinen, er ist mit einer super netten Samojedin aufgewachsen.
Also wälzten sie ein paar Rassebücher und schauten, was ihnen an Rassen so gefällt und vom Typ her auch ins Leben passen würde.
Ein Allrounder sollte es sein, gern dabei, gute Nerven, gerne bereit was zu machen, aber nicht zu fordernd. Möglichst keinen Jagdtrieb. Einfach ein immer dabei Hund.
Hängen blieben sie am Wolfsspitz (in meinem Augen auch heute noch keine schlechte Waan für sich).
Daraufhin wurde sich informiert und auch brav ein VDH Züchter gewählt. Da hat augenscheinlich alles auch gepasst. Und dort wurde ein kleiner Rüde ausgewählt. Ein Welpe mit mittlerem Temperament, der beim Besuch sich auch einfach schlafen legen konnte.
Ein paar Wochen später zog der kleine Ari dann auch ein.
Abgeholt haben wir in mit den verabschiedenden Worten: "Jetzt wird es richtig ruhig hier, wenn Ari weg ist".
Tja, das war dann auch sehr prophezeiend.
Ari war ein unglaublich niedlicher kleiner Flauschball und konstant im Stress.
Der Zwerg war komplett überfordert mit der Welt. Es war nicht mal mehr wirklich ein Balanceakt ihn vorm Überdrehen zu bewahren, es war praktisch nicht möglich. Er hatte null Stressverarbeitung weil er eine miese Reizverarbeitung hatte.
Wir haben alle kaum geschlafen und alle gestresst und wir haben glaube beide den Einzug ein bisschen sehr bereut.
Ein Hauptproblem war definitiv auch, dass wir einfach noch nicht das richtige Werkzeug hatten. Heute würde uns es definitiv einfacher fallen das Zwerglein gut durch die Welt zu führen, aber damals war es wirklich, wirklich schwer.
Den Hund irgendwohin mitnehmen war fast unmöglich.
Nach der anstrengenden Welpenzeit kam die im Prinzip genauso, nur anders, anstrengende Pubertät. Generell finde ich bis heute die Welpenzeit schlimmer, aber letztendlich waren wir zur Pubertät einfach schon besser eingegrooved.
Aris praktisch nicht vorhandene Stressresistenz und Reizverarbeitung wurde im Prinzip noch schlechter. Und er hat angefangen seine Überforderung nach vorne (bzw nach hinten) umzusetzen.
Wir sind im Prinzip mit einem offen gelegten Nerven spazieren gegangen. Der teilweise bei zu viel komplett explodiert ist und komplett wie von Sinnen wild um sich gebissen hat.
Den Hund jetzt irgendwohin mitzunehmen war schlicht nicht machbar. TA und co ging nur noch mit Maulkorb.
Und zu dem Zeitpunkt kamen dann auch die ersten körperlichen Probleme bei unserem kleinen Montagsmodell dazu.
Ich hab einige Tränen vergossen und war teilweise wirklich schlicht überfordert. Aber wir Menschen haben, mit Hilfe unserer Trainerin, gelernt, gelernt, gelernt und irgendwann haben wir es geschafft den Spinner gut durchs Leben zu führen.
Und dann wurde er langsam älter. Hund Nummer 2 kam dazu (der uns gezeigt hat, wie einfach Welpen auch sein können) und Aris Fähigkeiten mit der Welt umzugehen wurden immer besser.
Er ist immer noch speziell und hat total viele seltsame Marotten, aber heute ist er eigentlich ein ziemlich toller Hund (sofern man bestimmte Regeln beachtet).
Er ist mein größter Sargnagel und bester Lehrer und mein absoluter Schatz 
Im Nachhinein bereue ich nichts, aber leicht wars nicht, es gab viel Verzweiflung und ich bin mir sicher, viele hätten irgendwann aufgegeben.
Was ich auch verstanden hätte.
Sogar unsere Trainerin hat mal gesagt, dass sie eigentlich nicht wirklich damit gerechnet hat, dass wir das komplett durchziehen. Hätten wir Kinder gehabt, wäre es zeitweise auch wirklich grenzwertig gewesen.
Auf jeden Fall kann ich sagen, wäre Ari nicht der erste Hund gewesen, hätten wir deutlich weniger über Hunde und Hundeverhalten gelernt. Wäre zuerst Cashew und dann Ari gekommen, hätte er uns vermutlich fast genauso viel abverlangt wie anders herum.
Es war auf jeden Fall alles wert 