"The Most Fun We Ever Had" - Claire Lombardo
Nachdem ich von Lombardos "Same As It Ever Was" ja schwer begeistert war, musste ich ihren Erstling natürlich auch unbedingt lesen. Und das hat sich auch gelohnt! Etwas besser gefallen hat mir insgesamt zwar ihr zweiter Roman, aber auch "The Most Fun..." war ein echter Lesegenuss. Wieder geht es insbesondere um Familiendynamiken - diesmal liegt der Schwerpunkt allerdings auf schwesterlichen Beziehungen sowie den Höhen und Tiefen einer insgesamt harmonischen, langjährigen Ehe.
Somit hatte Lombardo für ihren Erstling direkt die ambitionierte Idee, eine ganze Familie zu Protagonist:innen zu machen. Da ist Marilyn Sorenson, vierfache Mutter, die ihre früheren Träume von Karriere und Unabhängigkeit aufgab, um sich ganz ihrer Familie zu widmen; und da ist ihr Ehemann, David, Arz, nun seit kurzem im Ruhestand, der mit dieser Veränderung umzugehen lernen muss.
Die Sorensons haben vier Töchter, die einiges trennt und doch auch vieles verbindet - Wendy, die zynische Erstgeborene, die zwar finanziell ausgesorgt hat, aber schwere immaterielle Verluste erleiden musste; die ehrgeizige, disziplinierte Violet, die ihr erfolgreiche Anwaltskarriere an den Nagel gehängt hat, um ihren beiden kleinen Söhnen eine Vollzeit-Mama zu sein; Liza, die gerade erst eine begehrte unbefristete Stelle an der Universität bekommen hat und dann feststellt, schwanger von ihrem depressiven Langzeit-Lebensgefährten Ryan zu sein; und zu guter Letzt das Nesthäkchen, Grace, die sich bemüht, ihren Status als das Küken der Familie endlich hinter sich zu lassen und etwas aus sich zu machen, sich dabei aber in eine nicht gerade kleine Lügengeschichte verstrickt.
Die Struktur der Familie Sorenson wird jedoch völlig durcheinandergewirbelt, als in diesem Tumult auch noch Jonah auftaucht - der fünfzehnjährige Sohn, den eine der vier Schwestern nach der Geburt zur Adoption freigab...
Claire Lombardo versteht es, jedem einzelnen Familienmitglied Leben einzuhauchen und schwesterliche Beziehungen realistisch und nuanciert darzustellen. Ein wenig wünscht man sich manchmal zwar, Lombardo hätte vielleicht ein, zwei Protagonist:innen weniger gewählt, doch das ist Jammern auf relativ hohem Niveau, denn zumeist gelingt es ihr ausgezeichnet, zwischen den einzelnen Familienangehörigen hin und her zu "switchen" und die Aufmerksamkeit und das Interesse der Leserin dabei nie zu verlieren. Heraus kommt ein gelungener, lebhafter, mal humorvoller, mal durchaus berührender Familienroman, der mich sehr gut unterhalten hat.