Hey, ich bin grad auf das Thema gestoßen und hab mit Interesse alles durchgelesen.
Ich würde gern noch einen anderen Aspekt einführen: Ein Job im Besuchs/Therapie/Schul/wieauchimmeresheißt-Bereich ist für einen Hund nunmal ein Job. Und genau das ist der Grund wieso sich im Prinzip alle Hunde dafür eignen, die Bock auf Arbeit haben. Auch solche wie Aussies oder Schäferhunde, die man prinzipiell eher nicht in diesem Bereich eingliedert, weil sie nunmal nicht so treudoof und offen sind.
Diese "Expertise" kann man aber im Prinzip vielen Hunden antrainieren und dann sind diese genauso im Arbeitsmodus wie ein Hund, der Agi, Fährte oder sonstwas macht.
Natürlich ist eine gute Ausbildung und positive Herangehensweise wichtig, aber wenn man das gut hinkriegt, dann freut sich der Hund einfach auf die Arbeit (egal, wie sie nun aussehen soll).
Deswegen ist die Arbeit im Sozialbereich für einen Hund auch ebenso anstrengend wie andere Aktivitäten (obwohl es doch manchmal nur ein bisschen Streicheln ist). Denn der Hund steht nonstop in der Unterordnung, muss mit Freude sowohl dem Hundeführer als auch den Besuchten folgen und dabei bestimmte Verhaltensweisen an den Tag legen (Ablegen, sich von Fremden führen lassen, Freifolge usw), die manchmal ein klein wenig an richtiges Unterordnungstraining erinnern.
Mit einem Hund, der rassebedingt mehr Spaß dran hat als andere, ist das Training vielleicht ein wenig leichter, aber prinzipiell kann man das mit jedem Hund machen.
Ich kann da aus eigener Erfahrung sprechen. Mein Hund hat als Terriermix Pfeffer im Po, überdreht gern mal, ist manchmal ein bisschen zu aggro, mag Fremde Leute nicht sooo sehr, hört auch gern weg.... Aber sobald es das Arbeitsgeschirr und das Halstuch an gibt, ich die Utensilien hole, kommt der Hund in Arbeitsmodus. Dann hört er aufs Wort, ist vorsichtig, lässt sich alles gefallen, genießt die Streicheleinheiten, geiert nach Lob und Aufmerksamkeit. Und plötzlich ist mein Terriertier cool wie Eis, wenn er durch Spasmen fast vom Tisch fliegt oder ihn jemand plötzlich anschreit.
Mein Hund ist nach 2 Jahren ab Trainingsbeginn nun so weit, dass er eine super Arbeit als Besuchshund leistet. Er spricht Menschen durch seine großen Augen und geringe Größe an, die sich sonst nicht ran trauen. Und im Seniorenheim können wir engeren Körperkontakt bieten, der Hund darf auf Augenhöhe auf den Tisch oder ins Bett. Außerdem stehen viele größere Hunde oft auf den Hinterbeinen, das möchte ich meinem ungern antun.
Wir arbeiten aber immer im Team aus verschiedenen Hunden. Da findet jeder Besuchte seinen Favoriten und baut eine Beziehung zum Hund auf. Und bei uns ist alles vertreten, vom Minischnuff über Jagdterrier bis zum Neufundländer und Ridgeback. Jeder hat seine Nische gefunden.
Ich persönlich würde mir ganz genau überlegen, für welchen Bereich mein schon vorhandener Hund geeignet wäre und woran er Spaß haben könnte (wenn man es ehrenamtlich machen möchte). Mein Hund ist zb ein Knaller in unserem Bereich, aber bei Kindern streikt er einfach, weil er die nicht mag. Dann ist das eben so.
Und wenn es ein Welpe werden soll und man da noch freie Handhabe hat (ein Hund speziell für den Beruf), wären mir persönlich andere Dinge wichtiger als rassebedingte Offenheit oder Distanzlosigkeit (die manchmal völlig unangebracht ist), sondern ganz praktische Dinge:
- macht mein Hund andere Leute dreckig?(Sabber, viele Haare - dreckige Tiere sind beim Pflegepersonal wie bei den Muttis mit Keimphobie echt unbeliebt und man selbst muss drauf achten, dass der Hund andere nicht vollschnoddert, gerade bei viel Leckerlieeinsatz läuft vielen Hunden ja die Suppe. Deswegen würde ich persönlich nie einen Boxer nehmen oder einen Labbi, Goldie oder Schäferhund)
- soll der Hund später viel Körperkontakt haben und mehr auf den Schoß oder eher stehen, muss er evtl viel auf Hinterpfoten stehen, muss ich ihn heben können, muss er platzsparend sein odee wäre Größe von Vorteil?
- was ist das Ziel"publikum", worauf stehen die Leute mehr? Jungs mögen "Männerhunde" einfach mehr und bauen eine tiefere Beziehung zu solchen als zb zu einem Kleinpudel auf, Mädels bevorzugen hingegen wieder oft Plüschis oder Hunde mit Niedlichkeitsfaktor - ist halt so.
- aber am wichtigsten: wie soll mein Hund vor allem außerhalb der Arbeit sein, wenn er einfach nur ganz normaler Hund sein darf?
Der Einsatz als Schul/Begleit/Besuchs/Therapiehund ist so unterschiedlich wie die Menschen, deren Einsatzgebiet und die Ideen, die da kommen. Der Hund muss erstmal zum Menschen passen und vor allem Spaß an der Arbeit mit ihm haben. Alles andere lässt sich aufbauen. Das ist zumindest meine Erfahrung.