Beiträge von BadlyConfused

    Ich habe hier mit Naruto einen Ex-Leinenrambo sitzen. Er hat nicht nur auf sicht sondern auch auf geräusche wie zb Hundemarken-klimpern oder Flexleinen-Geräusch reagiert.
    Er ist komplett ausgerastet und von null auf 100 in der Leine gehangen.
    Er hat weder gestarrt, noch sich steif gemacht, noch geknurrt ( das hat er erst jahre später gelernt). Er konnte eh null Hundesprache, war null sozialisiert und hatte nur Angst vor anderen Hunden. Das hat sich in das ausrasten verwandelt, nachdem ein Tut-Nix ihn zwischen meinen Beinen erwischt hat und er sich vor Angst eingekotet hat.

    Es war eine sehr anstrengende und trainingsintensive Zeit, weil bei ihm da ganz viel anderes mit reingespielt hat:
    Generalisierte Angst, bei manchen Sachen auch richtige Panik, konnte schlecht zur Ruhe kommen, ständig gestresst.
    Im Grunde war er wie traumatisiert und immer im Modus dass irgendetwas schreckliches passieren konnte. Dauerfluchtmodus.
    Am Anfang habe ich sicher einige Fehler gemacht und das mit "der gewöhnt sich da schon dran" und "muss souverän geführt werden" versucht.
    Bin auch des Öfteren auf TrainerInnen gestoßen die meinten ich musste nur hart genug durchgreifen und blabla.
    Hat gar nicht geklappt, weil Naruto ein unfassbarer sensibler Hund ist und auf alles was nur minimal laut, harsch, einschüchternd etc mit Vertrauensverlust und Flucht reagiert hat.
    Aber verfressen ist er und das war super fürs Management bis er soweit war und draußen entspannt genug war und ansprechbar genug war um an irgendetwas zu trainieren.
    Wir haben erst mit Click4Blick anfangen, was die Grundstimmung ins positivere gewandelt hat. Auf Entfernung ging das gut, aber sobald Hunde näher als 10m waren, hat er nichts mehr angenommen. Also haben wir mit BAT und Begegnungstraining angefangen.
    Das war ein echter Gamechanger.
    Neben dem Training sind wir im Alltag immer Bogen gelaufen und haben viel Alternativverhalten aufgebaut, was irgendwann zu einem Abbruchsignal geworden ist.
    Ein reines Abbruchsignal hätte nichts genutzt, er brauchte die Anweisung was er stattdessen tun soll. Außerdem hilft es ihm wenn er mit der Situation abschließen darf zb durch nachschnüffeln oder durch zusammen nachschauen ob der Hund auch wirklich weg ist.

    Mit der Zeit hat er selbst gelernt abstand reinzubringen in dem er selbstständig bogen läuft oder ganz wichtig an einer Stelle schnüffelt bis der andere Hund weg ist oder er zu mir kommt und sich kuscheln oder Leckerlies abholt.
    Bei sehr nahen Begegnungen zb ein Bürgersteig und Hund kommt frontal entgegen braucht er noch Hilfe, was ich total ok finde. Dann weichen wir kurz auf die Straße aus, stellen uns in eine Parklücke, ich zeige ihm eine tolle Stell zu schnüffeln oder streue ihm Leckerlies.
    Theoretisch klappt es auch wenn ich ihn ins "bei Fuß" hole und wir schnell daran vorbeigehen, aber da ich weiß dass das nicht die entspannteste Situation für ihn ist, bestehe ich da fast nie drauf.

    Das ganze hat einige Jahre gebraucht, aber ich war auch irgendwann an einem Punkt, an dem es mir egal war ob er ein Leinenrambo bleibt oder nicht und habe Situationen immer nur gemanaged oder bin ihnen aus dem Weg gegangen.
    Wäre es anders schneller gegangen?
    Ich denke nicht.

    Mittlerweile kann er überall mit hin, er rastet nicht mehr aus, er ist einfach sehr cool geworden.
    Er kann auch Hundekontakt an der Leine händeln, auch wenn ich das zu 99% vermeide, weil ich das persönlich einfach nicht mag.

    mein Partner ist Heilerziehungspfleger und arbeitet mit Kindern/Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die ähnliches Verhalten zeigen.
    Dort wird es meist so gehandhabt, dass die Person in ihr Zimmer begleitet wird und dann dort bleibt, bis sie sich wieder beruhigt hat. Aber alles ganz ruhig mit den Worten: " Du, das tut mir weh, ich möchte das nicht. Ich bring dich auf dein Zimmer, wenn du dich beruhigt hast, kannst du wieder zu uns (mir) kommen".
    Meist klappt das wohl ganz gut, manche toben dann wohl noch etwas (oder auch länger), aber oft kommen die dann nach kurzer zeit wieder und je nach Situation und Person wird dann nochmal darüber gesprochen.

    Um zu dem Thema "der Hund hat niemals nie vorne zu laufen" zu kommen :

    Meine Laska ist immer hinter mir gelaufen, wenn sie müde war oder kein bock mehr hatte.
    Da konnte ich tausendmal sie nach vorne holen, ohne Leine ist sie immer wieder hinter mich.
    Fand ich nervig, weil ich ja null sehe was der Hund macht :tropf:

    Und um was zum Thema beizutragen:
    Würde ihn nicht in die Nähe meiner Hunde lassen, nicht mal ohne Hund würde ich mit dem reden.

    Mein Naruto war zu anfangs auch sehr ängstlich.
    Hier gab und gibt es zwar keine Kinder aber da es um "wie kann ich es allgemein einfacher gestalten" geht:
    - dem Hund einen eigenen Rückzugsort bieten, am besten was, was nicht von anderen genutzt wird (also eher kein Tisch) und trotzdem mit dabei ist. Vllt eine Box, wenn sie sich gern versteckt.
    - nicht aus der Hand füttern, damit sie nicht in einen Zwiespalt gerät weil sie einerseits gerne das Futter/Leckerlie hätte, andererseits aber Angst hat. Ich habe Naruto zb Kaustangen über den Boden zugerollt/ zu ihm hingeschoben.
    - sich von dem Gedanken verabschieden dass es zeitlich irgendwie eingrenzbar ist, wann der Hund angekommen ist ( 14 Tage schon mal nicht)

    Sie muss sich an 5 neue Menschen gewöhnen, die immer in irgendeiner Form präsent sind.
    Das wäre auch ohne die komplett neue Umgebung eine große Herausforderung.

    Wie alt ist sie den? Hat sie davor "richtig" auf der Straße gewohnt oder in einem Shelter und hatte regelmäßig Menschenkontakt?

    Ich schreibe "Angst" weil ein "nur" unsicherer Hund meiner Meinung nach nicht beißt. Das ist der letzte Ausweg nach zig anderen Kommunikationsmöglichkeiten.
    (kann sein das der Hund allgemein eher unsicher im Kontakt zu anderen Hunden ist, aber in dem Moment in dem der Hund beißt ist das doch mehr als unsicherheit.)

    Ich nehme mir das mal raus. Ich glaube ehrlich nicht, dass dort überwiegend Angstbeisser sitzen. Diese Hunde beissen aus ganz anderen Gründen. Insofern ist die ganze Diskussion dazu überflüssig, weil das, egal ob sinnvoll oder nicht, überhaupt nicht zu den Hunden dort passt.

    Damit gehe ich d'accord.

    Ich habe den Begriff genutzt, weil es das ist was theoretisch passieren soll: Hund wird in eine Situation gezwungen, die er als negativ auffasst und soll aber was positives durchaushalten lernen.

    Ich hab nicht den Eindruck, dass es das ist, was man bei HFF erreichen will.

    Nach deren Aussagen soll der Hund dort hündisch kommunizieren lernen und "Hund sein" dürfen.

    Ich glaube nicht, dass die behaupten würden, dass sie den Hund in eine negative wahrgenommene Situation bringen.

    Naja, es wurde hier geschrieben, dass es schon "unsicheren Hunden zeigen soll dass sie mit Artgenossen auch Spaß haben können". Das klingt für mich schon eher danach dass es dort sehr wohl bewusst ist, dass Hunde das scheiße finden (können).

    Kurzer Einschub:
    Ich habe den Begriff "flooding" genutzt, weder hhf noch beastmaster hat den begriff genutzt.
    Ich habe den Begriff genutzt, weil es das ist was theoretisch passieren soll: Hund wird in eine Situation gezwungen, die er als negativ auffasst und soll aber was positives durchaushalten lernen.
    Dass das, was dort gemacht wird, kein echtes Flooding ist, ist mir klar.
    Das wird, wie jetzt mehrmals erklärt, sehr engmaschig begleitet und aufgebaut und ist im Hhf Setting nicht das was passiert.
    Es wird aber als "Resozialisierungsmaßnahme" gelabelt und sich irgendwie fachlich hingeschwurbelt.
    Eine Desensibilisierung ist es auch nicht, weil das kleinschrittig aufgebaut wird. Also kein "Hund wird von 0 auf 100 mit der Situation konfrontiert".
    Ich schreibe "Angst" weil ein "nur" unsicherer Hund meiner Meinung nach nicht beißt. Das ist der letzte Ausweg nach zig anderen Kommunikationsmöglichkeiten.
    (kann sein das der Hund allgemein eher unsicher im Kontakt zu anderen Hunden ist, aber in dem Moment in dem der Hund beißt ist das doch mehr als unsicherheit.)

    Wie auch schon geschrieben wurde, dass ganze ist auch in der Humanpsychologie umstritten und kann wenn falsch gemacht oder auch einfach nur zufällig was blödes passiert eher verschlimmernd wirken.
    Das ganze mit ungesicherten Hunden ( also ohne MK) zu veranstalten hat für mich eher was von Gladiatorenkampf und survival of the strongest ( wenn man bedenkt dass einige Hunde dort schon Beißvorfälle mit Artgenossen haben).

    Deswegen schrieb ich "Angst".
    Wenn der Hund Angst hat, ist es flooding.
    Wird sicher nicht jeder Hund dort haben, selbst dann ist die Erfolgschance sehr gering.
    [Dort ist absolut keine fachlich richtige Durchführung von flooding möglich]