Also, wenn ich RafiLe nun richtig verstanden, funktioniert ihr Hund mit und ohne Leine, wenn kein spannender Hund am Horizont auftaucht.
Auch in der HuSchu auf Hundeausstellungen usw. Wobei das vermutlich hauptsächlich damit zusammenhängt, dass der Hund ganz genau weiß, er kommt jetzt eh nicht von der Leine - also spielen und toben ist garantiert nicht drin. Und genau das müsste man sich zunutze machen ... dazu schreib ich dann was zum Schluss.
Wie bei RafiLe ist das ja bei uns auch. Und andere Halter kontaktfreudiger jüngerer Hunde berichten ähnliches. Wenn ein Hund eben von Welpe an die Lust am Spiel mit Artgenossen oft oder gar täglich kennenlernen durfte, ist das eben ein sehr wichtiger Teil seines Lebens. Spiel, Spaß, Spannung - klingt ja auch logisch, wer will schon darauf verzichten?
Ich hab eben dann keinen Hund, mit dem ich von Anfang an ernsthaft "gearbeitet" hab - ihn in den Dienst stellte, jagen ging oder ähnliches - ich sein absoluter Mittelpunkt war - sondern einen alltagstauglichen "Begleithund", der offen ist für Mensch und Tier. Den ich ruhig meist von der Leine lassen kann, ohne Angst zu haben, dass er jeden und alles anfällt. Oder aggressiv wird, wenn ein anderer Hund/Mensch zu nahe kommt.
Ich denke mittlerweile, man kann einem sehr sozialen und verspielten Hund die Freude über und das Interesse an Hundebegegnungen einfach nicht wirklich abgewöhnen. Erst recht dann, wenn man ihm dann doch recht oft Gelegenheit gab/gibt, mit Artgenossen frei zu aggieren und diese Erlebnisse für ihn dazu noch sehr positiv sind. Da ist Erwartungshaltung des Hundes einfach logisch, wenn in der Ferne ein Hund entdeckt wird - erst recht dann, wenn ihm dann gelegentlich auch die Möglichkeit gegeben wurde/wird, dass dann tatsächlich (nach Absprache mit dem anderen Halter) ein lustvoller Freilaufkontakt stattfindet.
Klar, dass er unter Spannung steht ... und seine Konzentration dann eben nicht bei mir liegt.
Mich als Halter für den Hund dann einfach interessanter zu machen, als das in Aussicht stehende Spiel mit einem Artgenossen, halte ich für recht mühsam und funktioniert, jedenfalls bei Charly, auch nicht wirklich. Klar guckt er mich mit seinen treuen Augen an, wenn ich in der Jacke nach einem Leckerli krame - aber sobald ers hat, ist die Aufmerksamkeit wieder beim anderen Hund. Auch ein Spielzeug in meiner Hand ist dann für ihn - höchstens ganz kurz - spannend. Seine Pläne sind nach wie vor: spielen mit dem anderen Hund.
Das einzige was ich mir, für uns jedenfalls, realistisch vorstellen kann, ist, dass der Hund durch praktische Erfahrung lernt, dass ein Freilaufkontakt jetzt eben nicht drin ist. Hat er ja auch in der Hundeschule gelernt, als die Zeiten der Welpenspielstunden zu Ende waren - oder beispielsweise in der Stadt oder auf Hundeausstellungen und ähnlich reizvollen Umgebungen können sich Hunde irgendwann ganz einwandfrei benehmen, spätestens mit drei, vier Jahren werden sie ja automatisch gelassener und ruhiger. Da wird sich kaum für andere Hunde interessiert: weil, hund weiß ja, Frauchen/Herrchen wird jetzt mir mit weitertappen und bleibt garantiert nicht stehen und ich kann irgendwann mit einem Hund spielen. Und selbst wenn sie stehen bleibt, ich komm nicht von der Leine und Spielen mit dem anderen Hund ist nicht.
Als zusätzliches Zeichen, dass jetzt nix spannendes in Richtung Hundebegegnung stattfindet, haben wir das Geschirr. Wenn das Ding dran ist, behält Charly zu 99% die Nerven und die Leinenführigkeit ist im großen und ganzen in Ordnung.
Zusammengefasst sehe ich also nur die Möglichkeit stresslos für alle durch die Welt zu kommen, indem ich den Hund konsequent in allen Situationen, in denen ich garantiert keine Freilaufhundebegegnung möchte, ihm diese auch niemals zu ermöglichen.
Und allen anderen Situationen, wo es halt "mal" grad nicht geht, aber manchmal eben schon, muss ich damit leben, dass mein Hund eben an der Leine zieht in der Hoffnung auf Hundekontakt. Und natürlich darauf hoffen, dass sich das mit zunehmendem Alter langsam legt und es dann irgendwann einfach genügt zu sagen: "Komm Charly, jetzt nicht, wir gehen weiter."
Im übrigen ist uns in den letzten zwei Jahren im Freilauf noch kein "Gebrauchshund" begegnet, also wenn, bleibt der Hund an der Leine, wo er auch ordentlich bleibt. Wird ein Hund in den "Dienst/Sport" gestellt, wird normalerweise auf ausgiebige Sozialkontakte im Freilauf auch recht wenig Wert gelegt, sie werden scheinbar extra vermieden. Vermutlich nicht umsonst, der Hund soll seinen Mittelpunkt und seine volle Konzentration beim Hundeführer haben und nicht sonstwo in der Umwelt.