Vorweg: Ich hatte noch nie einen Welpen und antworte bloß mit angelesenem Forumswissen und knapp 10 Jahren Erfahrung mit meinem Hund, den ich übernommen habe, als er 3 war.
Nach dem Spazieren bekommt er sein Fressen , dann trainieren wir bisschen Sitz und seinen Namen und nach kurzer Ruhe wird er hyperaktiv.
Bei uns ist hyperaktiv werden ein Zeichen von Überforderung, auch und gerade, wenn sie zeitlich versetzt auftritt. Früher hatte Elvis das oft abends, wenn der Tag zu heftig war. Gerade waren wir verreist und ich habe z. T. unterschätzt, wie anstrengend das für den alten Mann ist, da trat es mehrfach nach dem Gassi auf (das ich zu lang gestaltet habe, weil ich da so Bock drauf hatte - mea culpa).
Wäre es mein Welpe, würde ich das Sitz erstmal streichen und den Namen im Alltag trainieren, erstmal nicht als eigene Trainingssession.
Sobald er draußen war dreht er zuhause am Rad. Dazu gehören, den Tannenbaum auseinandernehmen, Deko durch die Bude tragen, alles anknabbern (Kabel, Sofa etc.), auf der Couch buddeln, in sein Körbchen beißen und schütteln, seine Box zerbeißen und schütteln. Wir haben genug Spielsachen, Kauartikel und auch ein Schnüffelteppich.
Auch hier wäre das bei uns ein Zeichen von Überforderung. Bei uns wäre dann ein Ruhetag dran. Wäre es mein Welpe, würde ich eher an eine Ruhewoche denken. Wie hier vielfach geschrieben, das Kleinkind hat heftige 2 Wochen voller Umbrüche und Veränderungen hinter sich, die man als Mensch gar nicht so auf dem Zettel hat.
Vor einiger Zeit hatte ich diesen Artikel dazu gelesen und habe ihn als hilfreich in Erinnerung:
https://flyingpaws263650978.wo…r_umzug_ins_neue_zuhause/
Die typische Ruhigstellung mit zwischen den Beinen und die Brust festhalten funktioniert nicht da rastet er komplett aus fängt an zu knurren, sich loszureißen und zu beißen.
Nur um das zu sagen, habt ihr wahrscheinlich selbst schon raus: dann macht das nicht! Es hilft nicht nur nichts, es bereitet eurem Welpen zusätzlichen Stress, das braucht er und ihr gerade wirklich nicht.
Wir haben ihn dann wenn er wirklich über die Strenge schlägt in sein Welpenzimmer gepackt wo ein weiteres Körbchen und seine Box ist. Diese nimmt er dann auseinander mit seinen Zähnen (von vorn herein hat er immer in die Box und sein Körbchen gebissen und es hin und her geschleudert) und fängt auch an auf Kissen vermutlich vor Stress aufzureiten. Er jault, bellt und kratzt an der Tür. Von Ruhe keine Sicht.
So wie sich das liest, stresst diese Situation den Welpen enorm. So wie er aufgewachsen ist, kennt er es nicht, alleine in einem Zimmer zu sein. Dass er – ziemlich verzweifelt – aus dem Zimmer wieder rauswill ist deutlich. Anstatt von Ruhe erzeugt diese Situation bei ihm Stress und lässt ihn damit komplett alleine (so klingt es zumindest).
Wir wissen das man mit ihm Ruhe trainieren muss. Es funktioniert einfach nicht, da er sich immer losreißt.
Das sagt sich jetzt sehr leicht, aber für mich klingt es, als müsse aktuell die gesamte Eingewöhnung entstresst werden, damit dem Welpen Ruhe auch punktuell möglich ist.
Er lebt momentan inmitten eines Tornados an auf ihn einhagelnden neuen Eindrücken, auf die ihn sein bisheriges Leben im Welpenzimmer eines abgelegenen Hofes null vorbereitet hat. Plus, wie schon von anderen geschrieben, erlebt er den Verlust von allem und allen, die er sein kurzes Leben lang kannte. Ich kann nachvollziehen, dass festgehalten werden ihn da nicht zur Ruhe bringt.
Wäre es mein Welpe, würde ich jetzt erstmal wirklich nur das Nötigste machen, um ihm langsam, langsam seine neue Welt zu zeigen. Und genau darauf achten, wann es ihm zu viel wird. Das merkt ihr dann auch bald schon in den Situationen, nicht erst danach, wenn er überdreht.
Auch das Wort „Nein“ müssen wir trainieren. vorallem weil er nun auch angefangen hat auf den Couchtisch zu springen und alles runterzureissen. Aber er ist auch garnicht Leckerliegeil und schnell abgelenkt, was das Training angeht.
Auch hier im Alltag machen und nicht unbedingt als extra Trainingssession.
Er ist auch sehr distanziert zu fremden Menschen, Hunden und Kindern.
Ist doch gut, oder nicht? Er wird ja später ein großer Hund werden, da werden es wohl die meisten angenehm finden, wenn er eher Distanz wahrt.
Ich würde das daher mindestens respektieren, eher sogar loben und den Kleinen ganz in Ruhe im Wohlfühlabstand schauen und einordnen lassen. Oh, und den Wohlfühlabstand selbst einhalten, nicht den Welpen in Nahsituationen bringen, von denen ihr wisst, dass sie ihn aktuell überfordern.
Andere Menschen hocken sich mal hin draußen, weil sie den Welpen kennenlernen wollen und halten ihm ein Leckerlie hin. Da knurrt er nur und bleibt auf Distanz.
Wenn möglich, verhindert, dass er knurren muss. Ihr kennt ihn ja nun schon ein bisschen, verhindert die Situation. Haltet die Menschen fern, Kennenlernen geht jetzt gerade nicht.
Stellt euch zwischen die Menschen und euren Welpen. Stoppt die Menschen nicht nur mit Worten (da wird wieder x-mal nachgefragt und dabei kommen die immer näher), sondern mit dem universellen STOPP!-Signal: streckt den Arm vor, Hand erhoben, die Handfläche zum Menschen, den ihr stoppen wollt. Lasst den Arm so lange in der Luft bis der Mensch stoppt. Geht so evtl. 1, 2 Schritte auf den Menschen zu, um ihn abzufangen.
Und das mit dem Leckerlie finde ich unmöglich, liegt aber vielleicht an meinem verfressenen Hund.
Wir selbst erwarten Ende Mai unser erstes Kind und haben Angst, dass er auch hier sich so verhält und vielleicht sogar zuschnappt.
Dass er seine Individualdistanz möchte, ist doch nachvollziehbar und wird sich denke ich nicht wegtrainieren lassen. Ggf. seid ihr da mit gutem Management gefragt, darußen und drinnen, dass euer Hund seinen Wunsch nach Distanz nicht selbst durchsetzen muss.
Wir hatten beide schonmal Hunde und so extrem kennen wir das absolut nicht
Das waren vielleicht auch andere Umstände. Wie gesagt, euer jetziger Hund hat echt einen schweren Start. Ist aber ja genau gut, dass er jetzt so deutlich reagiert, so merkt ihr, dass ihr euch stärker auf ihn einstellen müsst und er aktuell nicht mit euren anderen Hunden vergleichbar ist.
Wir wissen nicht ob er unterfordert oder überfordert ist - dabei machen wir nicht viel mit ihm.
Für mich klingt er überfordert. Ich wäre es an seiner Stelle auch. Ich wünsche euch eine kräftige Portion Ruhe und ein gutes Eingrooven.