Was für eine schöne Idee für einen Thread! Bei all der geballten Hundeerfahrung hier im Forum (und, wie ich lese, auch hier in Thread) komme ich mir meistens ziemlich dümmlich vor. Ersthundehalter ist das Ettikett, das mich wirklich gut beschreibt :)
Wie alt wart ihr, als euer erster eigener Hund einzog?
37. Natürlich hätte ich immer gerne einen Hund gehabt, aber meine Eltern hatten darauf so gar keine Lust. Dann habe ich erst studiert und dann festangestellt in einer Branche gearbeitet, in der 8-Stunden-Tage nur auf dem Papier existieren. Später habe ich mich selbständig gemacht und gemerkt, dass ich mich und mein Leben damit gut finanzieren kann. Und anhand eines Pflegehundes und ein bisschen schlaumachen fiel mir plötzlich auf: JETZT passt ein Hund in mein Leben. Damit begann der ernstere Teil des Schlaumachens und der Hundesuche.
Hattet ihr schon viel Hundeerfahrung?
Fast gar keine, das war mir aber nicht so sehr bewusst. Ich hatte einige Male Hunde anderer Leute für ein paar Tage bei mir in Pflege. Ansonsten hatte ich Hunde einfach immer nur sehr, sehr gerne und sie bei anderen ausführlich bespaßt und ggf. geknuddelt.
Wie wenig praktische Erfahrung das wirklich war, habe ich erst ganz deutlich gemerkt, als Elvis dann da war.
Wieso habt ihr euch gerade für diese Rasse/für diesen Hund entschieden? Welpe oder erwachsener Hund? Züchter, TH, Tierschutz?
Meine Entscheidung hat sich doch noch sehr verändert, dieses Forum war daran nicht ganz unschuldig. Der eigentliche Plan war ein Whippet vom Züchter, allerdings schon etwas älter, da ich mir einen Welpen nicht zugetraut habe.
Parallel habe ich auf den Websites der Berliner Tierheime geschaut (unabhängig vom Whippet). Meine Hundesuche war trotz theoretisch besseren Wissens sehr visuell geprägt. Windhunde gefallen mir opisch und die Wesensbeschreibungen haben mich auch sehr angesprochen. Noch lieber mag ich allerdings klassische Schlappohr-Jagdhunde, ich hatte aber stets gelesen, dass sie von Züchtern nur in Jäger-Hände abgegeben werden.
Leztendlich wurde es dann Elvis, der unter dem Namen Bracco im Auslandstierschutz vermittelt wurde. Ein italienischer Jagdhundmix, der in der Tat ein 100 %iger Jäger ist. Ein Jagdgebrauchshund eben.
Nachdem ich auf den Websites des Auslandstierschutzes rumgesurft war, wollte ich keinen Hund vom Züchter mehr, das ging irgendwie nicht mehr. Schließlich hatte ich eine ellenlange Linkliste von Hunden (was sich sehr eigenartig anfühlte) und habe eine Hündin angefragt. Die Antworten der Ansprechpartnerin waren aber so seltsam, dass ich den ausführlichen Fragebogen zwar ausgefüllt, aber nicht mehr abgeschickt habe. So blöd es klingt, letztendlich habe ich dann den Hund angefragt, dessen Beschreibung mich am meisten berührt hat. Das war Bracco, der jetzt wie gesagt Elvis heißt. Die Beschreibung steht noch im Netz: http://www.streunerherzen.com/Hunde/Steckbriefe/Bracco.html
Nach der Anfrage nahm dann alles von der Vorkontrolle bis zur Abholung seinen Lauf :)
Habt ihr euch das Leben mit Hund genau so vorgestellt oder kamen viele Dinge ganz anders?
Ich habe es mir viel idealisierter und einfacher vorgestellt. Bisher kannte ich nur Hunde, die bereits mit dem Konzept Wohnung, mit Menschen zusammenarbeiten, Leinenführigkeit usw. vertraut waren. Elvis war das nicht. Anfangs war ich echt ganz schön überfordert, trotz aller Vorbereitung, und teilweise bin ich es immer noch. Es ist doch bemerkenswert, wie anstrengend es teilweise war und ist, zum Beispiel Kundentermine oder Cafebesuche mit Hund oder einfach mal in einen Laden gehen.
Ebenso habe ich die postive Seite unterschätzt bzw. sehr einseitig gesehen. Ich erwische mich selbst immer wieder, wenn ich mit Elvis unterwegs bin (um gemeinsam unterwegs zu sein, ohne dass wir wohin müssen), dass ich denke "Glücklich, wer einen Hund hat".
Wie viel mehr man vom Wetter, von der Welt und vom Hund mitbekommt, das ist wirklich etwas Besonderes. Auch wenn zu den Dingen, die man so besonders mitkriegt, eben auch das viele weggeworfenen Essen gehört, das der immergierige Hund aufspürt und die frechen Eichhörnchen und unzähligen Ratten, die der Jagdhund überall riecht.
Und ich habe komplett unterschätzt, wie superviel Spaß es macht, mit dem Hund etwas gemeinsam zu machen, das hätte ich vorher absolut nicht gedacht. Wir spielen total laienmäßig mit dem Futterbeutel und neuerdings mit Würstchenschleppfährten rum und ich mag das mindestens genauso gerne, wie Elvis es mag. Und da erwische ich mich schon, wie ich im strömenden Regen mit klammen Fingern ein halbes Würsten durch das Unterholz eines Parkes gezogen habe, mich durch lichtes Gebüsch zum wartenden Hund zurückkämpfe, nasse Blätter mir ins Gesicht schlagen und ich denke "Hehehehehe, das ist jetzt auch mein Leben!". Denn später sitze ich wieder am Schreibtisch und Herr Hund schläft, aber jetzt sind wir hier zusammen im Park, in dem sonst bei dem Wetter praktisch niemand ist und genießen genau das. Wundervoll ist das.
Gibt es Dinge, die ihr beim nächsten Hund anders machen wollt?
Das weiß ich wirklich noch nicht. Es gibt sehr viele Dinge, die ich bei diesem Hund gerne anders gemacht hätte. Im Vorfeld und als er da war. Aber ich hoffe, dass ich bis zum nächsten Hund noch sehr, sehr viel Zeit mit Elvis habe. Wir fangen ja gerade erst an.
Edit: Sieh mal einer an, es ist eine Liebeserklärung geworden. Schön!