Aber ich glaube auch nicht, dass wirklich für viele das Ziel der Sozialisation ein "Hundewiesen- alle Hunde sind meine Kumpel"- Hund ist.
Das ist, glaub ich, regional teilweise echt stark verschieden. Hier bei uns auf dem Dorf treff ich z.B. max. 'ne Handvoll Hunde pro Woche und es ist absolut unüblich, dass sich fremde Hunde im Freilauf begegnen – wenn man einen anderen Hund sieht, wird angeleint, sich ggf. abgesprochen, und erst dann haben die Hunde Kontakt zueinander; ansonsten geht man halt einfach grüßend aneinander vorbei.
Wenn man jemanden trifft, der den Hund einfach so hinlaufen lässt und ganz dringend Kontakt möchte, sind das im Moment idR 'Wochenend-Touris', die extra rausfahren, weil hier der Leinenzwang zur BuS nicht so stark kontrolliert wird, und die auf der Suche nach "Spielpartnern" für ihre Hunde sind – um die mache ich dann einen groooßen Bogen , weil da genau die klischeehaften Sprüche kommen, die man nicht braucht: "Aber die müssen doch Sozialkontakte haben!", "Warum darf Ihrer nicht spielen, ist der böse?", "Meiner will nur mal Hallo sagen!"
Für die Art von Hundehalter ist der Aspekt von "mein Hund soll mit ganz vielen Hunden ganz viel Kontakt haben und immer lieb sein" schon irgendwie wichtig, ist so mein Eindruck.
Wenn da zwei Hundehalter mit der gleichen Mentalität und den passenden Hunden aufeinandertreffen, ist das ja auch alles dufte, aber manchmal fehlt mir da ein bisschen das Verständnis dafür, dass Hunde eben verschieden sind, und solche Begegnungen für manche Hunde keine Bereicherung sind, ganz im Gegenteil.
Im Endeffekt finde ich's wichtig, dass man sich den passenden Hund für's passende Umfeld und passend zu den eigenen Bedürfnissen anschafft. Also ganz platt gesagt – wenn ich selbst total kommunikativ bin und gerne unter vielen Menschen und in der Innenstadt einer Großstadt wohne, sollte ich mir wahrscheinlich besser keinen American-Akita-Rüden anschaffen. Und wenn ich eher introvertiert bin und auch mal gerne für mich unterwegs und nicht so der überschwängliche, auf fremde Leute zugehende Typ, ist eine Labbihündin vielleicht nicht ideal.
Im besten Fall arbeite ich eben auch bei den Sozialkontakten und der Sozialisierung mit dem, was der Hund genetisch und rassetypisch mitbringt, und nicht gegen diese Anlagen an, sonst wird langfristig wahrscheinlich weder Mensch noch Hund im Zusammenleben glücklich.