Ich bin auch in Vollzeit berufstätig und lebe allein mit meinem Hund. Das war zwar so nie geplant, aber jetzt ist es so und es funktioniert :) Ursprünglich war ich nur ehrenamtliche Gassigeherin im Tierheim, weil ich ja selbst keinen eigenen Hund halten konnte... und dann kam Candy. Über 2 Jahre habe ich sie betreut, sie ausgebildet, bin mit ihr jede Woche in die Hundeschule gegangen und jeden Tag(!) nach der Arbeit zu ihr ins Tierheim gefahren, um mich um sie zu kümmern. Nach 2 gescheiterten Fast-Vermittlungen in 2 Jahren war dann irgendwann klar, dass sie nicht mehr ewig auf den perfekten Platz warten kann - und dass wir einfach zusammen gehören.
Ich hatte immer große Sorge, ob ich ihr wirklich gerecht werden kann, weil sie kein ganz einfacher Hund ist und viel Aufmerksamkeit und geistige Auslastung braucht. Wir regeln es jetzt so, dass sie 3 Tage/Woche in Tagesbetreuung in ihrem Tierheim ist. Das ist ein sehr kleines, familiäres Tierheim, wo sie das Team gut kennt und wo sie sich in den 2 Jahren eigentlich wie zu Hause gefühlt hat - sie kannte auch nichts anderes und hatte vorher noch nie in einem Haushalt gelebt. An den anderen 2 Tagen bleibt sie allein zu Hause, und über Mittag kommt für ca. 2 Stunden eine Gassigeherin, die mit ihr läuft und sich ein bisschen mit ihr beschäftigt.
Meine Freizeit gehört zu 95% dem Hund - dessen muss man sich schon bewusst sein. Unter der Woche gehe ich abends nicht mehr weg, weil ich sie dann nicht mehr allein lassen möchte. Sie bleibt zum Glück von Anfang an total problemlos alleine, aber ich will das eben nicht überstrapazieren. Die Zeit nach der Arbeit gehört uns, wir gehen spazieren, trainieren und liegen dann gemeinsam gemütlich auf der Couch. Am Wochenende gehen wir auf den Hundeplatz und zum Mantrailing, machen Ausflüge und Wanderungen, und wenn wir den ganzen Tag zusammen verbracht haben, kann ich auch abends mal guten Gewissens ausgehen.
Es ist vielleicht nicht die perfekte Situation für einen Hund (ich bin sicher, jemand "Fremdes" hätte den Hund mit vergleichbaren Lebensumständen vom Tierheim nicht vermittelt bekommen), aber ich bin immer wieder erstaunt, wie gut sie sich damit arrangiert - und ich habe auch nicht das Gefühl, dass es ihr an etwas fehlt.
Ich möchte dir damit Mut machen, einfach über alle möglichen Alternativen nachzudenken. Meine Vorstellung vom idealen und perfekten Hundeleben hat mich lange davon abgehalten, auf mein Herz zu hören und hat mir die Entscheidung, sie zu mir zu nehmen, unfassbar schwer gemacht - weil ich immer dachte, ich nehme ihr damit die Chance auf ein "besseres" Leben. Mittlerweile weiß ich, dass diese Entscheidung unumgänglich und absolut richtig war, und dass es für uns beide gar keinen anderen Weg gegeben hätte :)