@Scherben
Ich glaube du verstehst gerade nicht genau was ich meine.
Meiner Ansicht nach, ist es ein ganz ganz großer Unterschied, ob ich etwas fördere und dann nur in gewissen Situationen zulasse, oder ob ich etwas generell nicht will und das immer versucht habe zu unterbinden.
Mal ein Beispiel weg von der Jagd: Zwei Beutetriebige Hunde.
Hund 1 schaut zu, wie ein paar Kinder mit einem Ball spielen und wird gelobt, sobald er Anstalten macht sich den Ball zu schnappen, bzw es tut. Hund 2 hat die gleiche Ausgangssituation, aber bekommt wenn er den Ball möchte ein Nein oder wird sonstwie daran gehindert.
Ob du das nun verbieten oder umleiten nennst ist völlig egal.
Im Zweifelsfall wird es um ein vielfaches einfacher sein, Hund 2 davon zu überzeugen das der Ball immer tabu ist, als Hund 1 davon, manchmal den Ball in Ruhe zu lassen. Noch schwieriger würde es mit Hund 1 werden, wenn man verlangen würde sich kurz vor dem Einbeissen hinzulegen , umzukehren, etc. Diese Situation hat man aber mit Hund 2 garnicht, einfach weil man diese Handlungen bereits von vornherein unterbindet.
Zitat
Ich sehe da keinerlei Unterschied! Glaubst du ein triebhafter Jagdhund, auch wenn er nicht jagdlich geführt wird, den würden Stachel und Gestrüpp abhalten?
Der Unterschied ist immernoch da, denn ich denke, das viele Hunde, die einer Jagdhunderasse angehören im Punkto Wildschärfe kaum mit auf Leistung selektierten, einsatzfähigen Jagdhunden mithalten können.
Ausserdem muss ich mir doch als Privathalter, wenn mein Hund zum Hetzen und direktem Wildkontakt kommt, schoneinmal die Frage stellen, warum es so weit kommt?
Das ist im Privatbereich ganz oft einfach Unfähigkeit vorrausschauend zu handeln! Da wird der junge Hund dann ersteinmal frei gelassen und wenn er dann das erste mal ab in den Wald ist, fällt einem dann ein, "ups, hat ja doch Jagdtrieb.." und hat bereits den ersten Jagderfolg.
Bei einem Jagdhund kann ich diesen Kontakt aber garnicht vermeiden!
Zitat
Ich denke der Unterschied ist nicht das sie nicht so hoch im Trieb stehen, sondern das es BEWUSST gefördert wird das sie es sind um eben die absoluten Höchstleistungen zu erlangen.
Man denke an Adrenalin als Stresshormon was zu höchsten Körperlichen Fähigkeiten "befähigt".
Das bewusste Fördern sorgt aber dafür, das die Hunde viel höher im Trieb stehen.
Du fragst doch oft nach dem Warum in deinen Postings...das habe ich nicht nur auf der ersten Seite bereits erklärt, sondern auch viele andere in anderen Threads.
Wenn ein "Familienhund" hetzt (was ja grundsätzlich garnicht passieren sollte), dann ist der Ablauf doch meistens so, oder so ähnlich: Besitzer geht mit dem Hund raus, über kurz oder lang hoppelt etwas über die Bildfläche (oder hinterlässt eine Spur), Hund gibt Gas und verfolgt und kommt irgendwann wieder zurück. Das ist meistens ein relativ kurzer Akt (im Vergleich zur Jagd).
Hier muss der Hund teilweise Stundenlang warten und dann geht alles ganz schnell. Er muss den Stress einer Jagd überstehen, ohne eingeschüchtert zu werden und das letzte Stück Wild noch genauso entschlossen packen (und ggf. töten) wie das erste 5 Stunden zuvor. Das Alles mit Gehorsam dazwischen. Diese Umstände muss ein Hund auch erstmal nervlich überstehen! Wenn das Hundi XY von Nebenan ohne weiteres könnte (wie du es hier sugerierst wenn ich das richtig verstehe), dann bräuchte man keine jagdliche Leistungszucht!
Zitat
Der Familienhund oft gar nicht bzw. in eine andere Richtung. Vielleicht darf dieser seinen Trieb in Form von "Bällchenwerfen" auslassen.
Vielleicht passieren genau DESHALB so viele Unfälle weil die Hunde unter Stress geraten und mit diesem gar nicht umgehen gelernt haben.
Das ist sogar ziemlich sicher (auch wissenschaftlich belegt) ein großer Grund des Übels. Da mischen sich dann grundsätzliche Wesensmängel (die sonst garnicht so sehr auffallen) mit einer rosaroten Plüschwelt für Hundi und in dem Moment ist der Hund der Situation nicht mehr gewachsen. Dazu dann noch teilst unfähigste Hundhalter die ihren Hund nicht oder auch falsch lesen und das Desaster ist perfekt.
Zitat
Genauso halte ich es für bedenklich wenn ich manche VPG Sportler arbeiten sehe...und dann deren Hunde im Alltag. Oft geht nichts ohne Beißkorb, sie sind kaum zu führen. Aggressiv ohne Ende hilft es manchmal NUR die sie am Stachler so hoch gehoben werden das sie mit den Pfoten in der Luft hängen.
Hier laufen bisweilen auch viele Hunde. Manches von dem was du sagst kann ich bestätigen. Die Hunde preschen teilweise Kilometer von ihren Besitzern durch den Wald, keifen, hetzen und provozieren und hängen gerade an der Leine lautstark in der Selbigen (da musst du dich nur mal durch den Anfängerbereich wühlen.. ganz viel Leinenagression, aber alles Privathunde), sodass es Sonntag Nachmittag echt keinen Spaß mehr macht in den Wald zu gehen.
Unterschied zu deiner Aussage: es sind gerade die sogenannten Familienhunde, die ach so positiv, bzw größtenteils garnicht ausgebildet werden.
Die meisten VPG Hunde die ich kenne (und ich führe auch selbst..), liegen bei Hundebegegnungen neben ihrem Besitzer im Platz und verhalten sich ruhig. Und sollte das einmal nicht der Fall sein.. wo ist das große Problem? Ein Großteil der Hundewelt benimmt sich daneben ohne Ende, sodass man jeden versteht der eine Hundephobie bekommt, aber bei den bösen VPG-Hunden liegts dann an der ach so schlimmen VPG Ausbildung wenn er mal eine gewisse Leinenagression zeigt? Ausserdem finde ich es um ein vielfaches verantwortungsvoller seinen Hund an die Leine zu nehmen wenn man weiss, es klappt nicht so 100% , als ihn einfach laufen zu lassen und zu hoffen, das schon nichts passieren wird..
Zitat
Mir geht es nur um die IDEE die dahinter steckt einen Hund vielleicht nicht durch Stresshormone zu absolute Höchstleistungen anzuspornen, sondern den Hund auf niedrigerer Schwelle zu arbeiten, dafür aber kontrollierbarer und sicherer.
Siehe oben, du wirst Probleme haben, das der Hund sich in Grenzsituationen noch durchsetzt, bzw er wird sich in dieser Situation höchstwahrscheinlich so hochziehen, das es aus ist mit der Ruhe.
Beispiel Raubzeugbegegnung: Da kann der Hund vorher noch so ruhig sein.. wenn sich das Tier umdreht und auf den Hund losgeht, gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder er geht, oder er wehrt sich. Bei letzterem kannst du dir ziemlich sicher sein, das er ab dem Zeitpunkt um einiges schneller und extremer reagieren wird und bei ersterem kannst du dir überlegen, wo du nun einen neuen brauchbaren Jagdhund herbekommst.
Zitat
Ich denke das manche Hunde auch schon einschüchternd wirken können nur durch ihre imposante Erscheinung und wenn sie dann auch noch eine Menschen verfolgen und Stellen können.
Und ich kenne Hunde die genau das auch ohne die Ausbildung tun...
Verbellen in die Enge treiben und stellen, verfolgen in die Enge Treiben und stellen, z.B.
Ohne Ausbildung, von ganz alleine auf dem eigenen Grundstück.
Genau das aber finde ich extrem bedenklich!
Ein Hund der zu solchen Handlungen wirklich gut und weitsichtig ausgebildet wird, der lernt, sich auf Kommando zurückzuziehen und auch wie er sich in Grenzbereichen (z.B. extreme Bedrohung durch Eindringlinge) zu verhalten hat und wird dementsprechend souverän reagieren. Tut er das aus Wesensmängeln heraus nicht, sieht man das bereits in der Ausbildung und kann aussortieren.
Der Verzicht auf diese Selektion bedeutet dann ein Würfelspiel. Der Hund "kann" das gewünschte Verhalten zeigen, oder auch nicht, er kann zu extrem reagieren, oder auch nicht und ist im Zweifelsfall nicht mehr zu kontrollieren.
Da ist mir Fall 1 schon bedeutend lieber.