Beiträge von Quarus

    Vergleich die FCI halt mit der UN. Da sind auch unterschiedlichste Staaten versammelt mit z.T. stark divergierenden Ansichten. Trotzdem ist diese Organisation immer noch das Beste, was es gibt, und erlaubt unter ihrem Dach eben auch sinnvolle Aktionen, die sonst nicht zustande kämen.

    Ich muss mal eine Lanze für die vielen ehrenamtlichen Mitglieder in den Ortsgruppen von BUND und NABU usw. brechen. Ich arbeite ja gewissermaßen im Spannungsfeld zwischen Naturschutz und Landwirtschaft und komme mit beiden Seiten in engen Kontakt. Zumindest an der Basis, dort, wo die praktische, schweißtreibende Arbeit geleistet wird, findet man viele geerdete, pragmatische, zupackende Menschen, auf beiden Seiten, die häufig auch gut zusammenarbeiten.


    Es sind halt leider oft lautstarke, bestens vernetzte Extremisten ohne praktische Erfahrungen, die den Konflikt anheizen. Auch auf beiden Seiten.

    Wir leben nicht mehr von den Produkten der Landwirtschaft? Das wäre mir neu! Du denkst also, wenn das Problem auf andere Länder verlagert wird, können wir hier unsere hohe Moral pflegen? Wenn die Schafe nicht mehr hier leben (oder die Rinder usw.), sondern in Rumänien und dort die Konflikte ausgetragen werden, sind wir scheinbar fein raus. Davon abgesehen - Weidetiere brauchen wir trotzdem, jenseits von der Lammkeule oder dem Rindersteak. Alles schon 100fach dargelegt worden. Aber immer, in einem ewigen Kreislauf, ploppt diese naive Sichtweise wieder auf, als immer und immer wieder vorgetragenes Argument. Das ist so sinnvoll wie die Aussage "DER Strom kommt ja aus der Steckdose!". NEIN, der Strom wird erzeugt. Immer noch, irgendwo, Wunschdenken hin oder her.


    Wenn Du so überzeugt davon bist, in der Weidetierhaltung das große Geld für den Schutz tausender Wölfe zu finden, nur zu! Landwirte suchen immer engagierte Mitarbeiter, die zum Mindestlohn gern dauerhaft 12 Stunden-Arbeitstage ableisten. Aber das geht dann immer leider, leider nicht mehr... Doppelmoral eben.

    Der Wolf war damals nicht "lästig". Er war eine Lebensgefahr: zuallererst für die Nutztiere, deren Gedeihen das Überleben der Menschen sicherte, aber auch für vulnerable Gruppen von Menschen. DAS war der Grund, warum er in D ausgerottet wurde.


    Und mein Vorwurf an die "Wolfskuschler" ist nicht eine ominöse Wiederansiedlung, sondern die konsequente und hartnäckige, ideologiegetriebene Romantisierung eines hochintelligenten, anpassungsfähigen Beutegreifers. Durch rabiate Lobbyarbeit traute sich fast keiner in den Behörden und Ministerien mehr, diese Sicht zu hinterfragen. Lange, entscheidende Jahre nicht. Dieses "och-wie süß"-Syndrom verhindert seit dem Auftauchen der ersten Wölfe in D eine rationale, langfristige Beurteilung der Lage und gesteuerte Entwicklung des Bestandes hin zur langfristigen Akzeptanz. Das tut den Weidetierhaltern nicht gut, das tut der Kulturlandschaft nicht gut, das tut konfrontierten Menschen nicht gut - und ich prognostiziere, das wird den Wölfen langfristig aber sowas von nicht gut tun, dass mir ganz schwach wird. Weil ich trotz allem gern den scheuen Wolf als Bereicherung unserer ausgedünnten Fauna wieder in D hätte.

    Hasilein - und Braun. Und Grau. Und schwarz.

    Guckst du in meinen Kleiderschrank. Alles vertreten seit ich Hund hab :smiling_face_with_halo:


    Naja wenn die Menschen bereits aus Angst mit Feuerwerk im Wald laufen gehen und drohen alles abzufackeln (und dennoch da laufen gehen mit ihren Hunden obwohl bekannt ist, dass dort Rudel angesiedelt sind) bleiben wir doch erstmal dabei. Im Wald. Weiter weg von großen Städtchen und Vororten die dicht vom Menschen besiedelt sind. Wo höchstens vereinzelte Menschen wohnen.

    Wo würdest du den Wolf denn sehen?

    Das klingt wieder so, als ob der wichtigste Punkt wäre, dass die Wölfe keine Großstädter belästigen. Aufm Land, "wo höchstens einzelne Menschen wohnen" - man sagt Dorf dazu - ist es dann egal? HIER ist aber die Weidetierhaltung, HIER sind die Menschen in der Feldflur oder im Wald unterwegs, weil es nix anderes gibt. Ich wohne z.B. im Mittelgebirge, 70 bis 80 % Wald (Forsten!), Rest Wiesen/Weiden, paar Prozente Siedlungsfläche und Straße. Das ist keine kanadische, unendliche Wildnis, das ist Kulturlandschaft von vorn bis hinten, und der Nutzungsdruck ist auch ohne den Anspruch der Wölfe enorm. Das Thema hatten wir aber schon mehrfach.


    Ich habe schon vor 10 Jahren befürchtet, es wird böse enden mit der Blauäugigkeit, mit der Wölfen begegnet wurde. Für jeden übergriffigen und auffälligen Wolf, der vor 10 Jahren als sakrosankt erklärt und nicht geschossen wurde, werden über kurz oder lang wahrscheinlich Dutzende, eher Hunderte Wölfe langfristig ihr Leben verlieren, wenn die Stimmung endgültig kippt. Weil wir es uns geleistet haben, es besser wissen zu wollen als Länder, die seit vielen Jahrzehnten Erfahrung mit Wolfsmanagement haben.

    In den letzten 4 Wochen hat unser neues Wolfsrudel sich maximal unbeliebt gemacht:


    - Mufflongehege ausgeräumt (13 Tiere)

    - Damwildgehege ausgeräumt (17 Tiere)

    - Konik-Fohlen aus einer Herde zur Landschaftspflege gerissen (Luftlinie von mir 200 m)

    - diverse Schafe und Ziegen von Hobbyhaltern


    Hier gibt es Rotwild, Schwarzwild und Rehwild satt. Aber leider wissen die Wölfe nun, Nutztiere sind leichter erreichbar. Immerhin ist der neue Thüringer Umweltminister selbst Tierhalter und hat signalisiert, eine Eskalation verhindern zu wollen.


    Nun, garantiert ist Wolfsnachwuchs vorhanden. Und da fällt mir keine Lösung ein, mit der ein gangbarer Kompromiss möglich ist. Die vielen Herden, die in der Landschaftspflege eingesetzt werden, wie Fort Knox mit Megazäunen unter Strom zu sichern, ist jedenfalls unmöglich. Und man kann auch auf 10 Mutterkühe keine 2 Herdenschutzhunde finanzieren. Die adulten Wölfe abzuschießen, bei vorhandenen Welpen - da blutete mir aber auch das Herz. Es wird nur Verlierer geben.

    Ich kann da leider nur einmal danke sagen.... aber das ist es doch - danke, danke, danke - wir dürfen uns nicht so am schwarz und weiß festbeißen, sondern Möglichkeiten schaffen, mit denen eine Koexistenz möglich ist!!

    Genau das ist das Problem, was ich in den sozialen Medien sehe: 2 extreme Lager.


    Bzgl. Herdenschutz muss meiner Meinung nach auch bei vielen Tierhaltern noch ankommen, dass sie auch selber etwa tun müssen dafür. In NRW gibt es z.b. die Wikiwolves. Die unterstützen mit Manpower beim Zaunbau. Hier bei uns im Kreis hat das bisher nur ein einziger Schafhalter genutzt. Jetzt mal unabhängig von der Diskussion, wie sicher solch eine Umzäunung ist. Aber ich persönlich finde, wenn man nichts selber dafür tut, seine Weidetiere besser zu schützen, dann muss man sich dann auch nicht wundern, wenn die eigenen Tiere gerissen werden. Vor kurzem gab es noch irgendwo den Fall, da waren Tiere gerissen worden. Ein paar Wochen später passierte dann wieder das gleiche. Das Zaunmaterial lag unbenutzt auf dem Hof. Da kann ich dann nicht wirklich Mitleid mit dem Halter haben. Wenn mir ein Tier gerissen wird, würde ich meine Tiere nicht mehr rauslassen, bis ich die Zäune verbessert habe. Einfach dann nichts tun ist ein Unding für mich. Wenn mir doch schon mal ein Tier gerissen wurde, muss ich doch davon ausgehen, dass der Wolf wieder kommt. Geht mir das am Popo vorbei, dann brauche ich beim nächsten Riss nicht jammern.

    Hast Du mit dem Landwirt gesprochen, WARUM er bisher keinen effektiven Herdenschutz umgesetzt hat? Vielleicht gibt es ja Gründe, die Dir nicht bewusst sind? Oder sind Dir die betriebswirtschaftlichen Abläufe auf diesem Hof so bekannt, dass Du sicher weißt, der Landwirt und seine Angestellten sitzen ab 12 Uhr vor dem TV und wissen nicht, wie sie die Zeit bis zum Abendessen totschlagen sollen?