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Auch Rassehunde ohne Papiere sind interessanterweise per Def. Mischlinge.
Aber nun zur Frage: Ich finde, man sollte Hunde generell nicht ohne langfähriges und grundlegendes Wissen über Zucht, Genetik, Abstammung und Gesundheit der Elterntiere usw. verpaaren, ob nun in einem Zuchtverband oder außerhalb.
Darüberhinaus sollte man zwei verschiede Rassen nur miteinander kreuzen, falls es der Verbesserung einer Rasse dient wie z.B. beim Retro-Mops.
Beim wilden Mischen kommt es sonst leider dazu, dass sich Gendefekte und andere gesundheitliche Probleme eher immer stärker durchsetzen wie z.B. HD, wo bei Rassezuchten gezielt versucht wird, die Anfälligkeit zu senken oder zumindest nicht noch zu steigern, und die sich bei Mischlingen leider immer mehr durchsetzt (soweit zum Slogan "Mischlinge sind gesünder!", der sich immer noch in vielen Köpfen hält). Auf der anderen Seite können z.B. Hunde entstehen, deren den Charakter eines Arbeitstieres entspricht, die aber leider nicht die die körperlichen Eigenschaften dazu mitbekommen haben. Und schon hat der Besitzer und auch der Hund ein Problem.
Das trifft, wie ich finde, absolut ins Schwarze. Den wie so oft, liegt das Übel manchmal im Detail. In "Krankheiten" und Anlagen, die man einem offensichtlichen Hund auf den ersten Blick und die "normale" Untersuchung gar nicht ansieht.
Bestes Beispiel ist bei den Cocker eine Augenkrankheit die erst seit ca. 2 Jahren durch den Optigentest verläßlich nachgewiesen werden kann. Hierbei gibt es Hunde die Optigen A sind, d.h. sie sind frei, Optigen B, d.h. sie sind Träger und Optigen C, d.h. diese Hunde sind nicht nur Träger sondern werden auch mit ziemlicher Sicherheit in einem Alter so ab ca. 7 Jahren erblinden.
Mit diesem Wissen ausgerüstet muß ein Züchter mit einer Hündin, die zB. Optigen B ist, möglichst darauf achten, daß sie nur von Rüden gedeckt wird, die A sind. So daß die Welpen keinesfalls C sein können und nur ein geringer Anteil evtl. B ist. Auch ein Rüde mit B wäre möglich, wodurch allerdings mehr Hunde mit Optigen B im Wurf sein können.
Für einen C-Hund kommt immer nur ein Hund mit A in Frage, weil bei einer Verpaarung mit B + C auch immer Hunde im Wurf sein können, bei denen die Krankheit ausbricht und das sollte ein absolutes NOGO für den Züchter sein. (Ich schreibe "sollte", denn es gibt auch Züchter, die all das ignorieren).
Jetzt fragt sich vielleicht der geneigte Leser, warum man dann nicht einfach nur mit A-Hunden züchtet. Das wiederum wäre auch fatal, den es würde den sowieso nicht so üppigen Genpool zu sehr einschränken und zu Inzuchten führen, die wieder andere Probleme nach sich ziehen.
Und das ist nur ein kleiner Teil der Dinge, die ein Züchter so wissen muß und die er beachten muß. Man sieht also, die Beschäftigung mit diesem Thema ist nicht nur hoch interessant, sondern auch sehr vielfältig und macht deutlich, wieviel Verantwortung so ein Züchter eigentlich trägt.
Verantwortungsvolle Züchter kennen diese Problematik "Ihrer" Rasse. Sie beschäftigen sich lange mit Genetik bevor sie sich ans züchterische Werk machen. Sie versuchen "Ihre" Rasse zu verbessern. Das muß, wie bei den erwähnten Retro-Möpsen, nicht immer was mit einem Verband zu tun haben, aber oftmals zwingen die Verbände ihrer Mitglieder zu bestimmten Untersuchungen.
Ich persönlich habe nach 3 Mischlingen und einem papierlosen Rassepudel, heute einen papierlosen Rassecocker (TH-Hund) und einen Cocker mit Papieren (kam vom Welpenkäufer zum Züchter zurück und dann zu mir).
Früher war ich auch der Meinung, ich müßte gaga sein, wenn ich einem Züchter hunderte von DM in den Rachen werfen würde, um einen Hund zu kaufen. Durch den Kontakt zur Züchterin meiner Velvet habe ich diese Meinung revidiert, denn mit einer wirklich verantwortungsvollen Zucht ist kein Geld zu verdienen.
Durch diesen Kontakt habe ich aber auch gelernt, daß es für den Welpenkäufer einen verantwortlichen Teil gibt, nämlich sich im Vorfeld "schlau" zu machen, worauf man bei "seiner" Rasse achten muß. Nach was man einen Züchter fragen muß. Wo die Knackpunkte bei der Rasse liegen, die man sich auserkoren hat. Nur so ist man in der Lage, auch einen Züchter zu finden, der wirklich verantwortungsvoll ist und der nicht auf's Geld aus ist und seine Welpen über den "Ach-wie-süß"-Faktor verscherbbelt. Denn schwarze Schafe gibt es leider immer und überall.