Mehrhund
Ein Elternteil von mir ist dement, und ich hatte nicht geahnt, wie schrecklich diese Krankheit ist.
Es ist nicht das sorglose Alles-Vergessen und entspanntes Verwirrtsein.
Es ist Angst in der eigenen Hilflosigkeit, das Ausgeliefert-sein, das Überblick verlieren, das nicht Erinnern an eine schöne Zeit die einem Kraft und Trost hätte geben sollen, die Einsamkeit wenn man plötzlich unter „Fremden“, die Frage wo die Lieben hin sind — und die Angst Verlassen zu werden, wenn der Mensch auch nur aus dem Zimmer geht.
Dazu dann noch Stimmungsschwankungen traurig oder zornig.
Es zerreißt mich, dass mein geliebter Mensch ertragen muss, aber meinem Hund würde ich das ersparen.
Er wird nie meinen, ich hätte ihn allein unter Fremden gelassen, nur weil er uns alle nicht mehr erkennt.
Und wenn es im Frühstadium eine Verwirrtheit ist, weil er zu wenig getrunken hat?
Klingt erst einfach, aber wie lang will ich meinem Hund Wasser und Futter aufzwingen, obwohl er selber keinen Hunger und Durst mehr spürt?
Na, echt nicht.
Der Unterschied zwischen einem Welpen/heilbaren kranken Hund und einem unheilbar kranken Hund ist die Perspektive:
Wird es irgendwann besser sein? Kann man sich durchkämpfen? Oder wird es nur noch schlimmer.