Alles anzeigenIch werf mal was in den Raum. Mag sein, dass das hier schon totdiskutiert wurde. Es ist eine persönliche Beobachtung mit keinem Anspruch auf knallharte Objektivität:
Ich liebe sie ja wirklich, die Retriever....allesamt. Jedem Vertreter kann ich etwas abgewinnen. Prinzipiell.
Je mehr Labradore ich allerdings kennenlerne, desto mehr kristallisiert sich ein bestimmtes Bild für mich heraus. Mehr als 90 Prozent aller Labs, die ich kenne, sind aus mehr oder weniger hirnlosen "Zuchten".
Ein überwältigender Anteil dieser Tiere zeigt aus meiner Sicht Verhaltensweisen, die ich nicht recht einordnen kann. Ganz vorne dabei ist eine starke Reaktivität. Dazu kommt eine so gut wie nicht vorhandene Frust-Toleranz, ein Unvermögen, sich angemessen (auch altersangemessen) zu konzentrieren.
Viele Hunde wirken auf mich regelrecht verzweifelt bei dem Versuch, den Spagat zwischen gefallen wollen und einer "nervlichen Dekompensation" hinzukriegen.Ich finds schrecklich.
Ich finde auch, dass diese Tiere sich häufen.Desweiteren habe ich NICHT den Eindruck, dass man diese Wesenszüge mit fehlender oder unpassender Erziehung abtun kann.
Mich würde mal interessieren, wie euer Eindruck diesbezüglich ist.
Wie gesagt: Falls das Thema schonmal wiedergekäut wurde, tut es mir leid.
Erstmal Glückwunsch zum Zweitlabbi! :)
Was deinen Text betrifft, kann ich dem, was uns betrifft, nur zustimmen. Ich kann natürlich nicht 100%ig sagen, ob es Veranlagung ist, aber Fakt ist, dass wir insgesamt fünf Hundeschulen (teilweise auch über längere Zeiträume) besucht haben und niemand langfristig helfen konnte. Es werden zwar anfangs immer Ideen in Richtung "richtige Auslastung" laut, aber effektiv ist diese kaum umsetzbar bei meinem Hund. Ruby ist stets übermotiviert, weiß mit ihrer Energie nicht wohin und hat absolute Probleme sich zu konzentrieren. Versuche, diese Zeit heraus zu zögern und ihre Frusttoleranz und Impulskontrolle zu erhöhen, haben wenig bis keine Erfolge erzielt. Ich weiß, es klingt wahrscheinlich sehr dramatisch, aber ich habe natürlich sehr lange mit mir selber gerungen, weil ich eben dachte, es liegt an mir und der falschen Erziehung. Bis dann letzten Sommer der Groschen fiel und mir meine Tierärztin sagte, ich solle (aufgrund der Hitze) alle Programme runter fahren und NICHTS mehr mit meinem Hund machen. Bis dato hatten wir Beschäftigungen so ziemlich aller Art durch. Aber Ruby hat einfach ein Problem mit vielen Reizen (und das kann auch schon der Grashalm, der im Wind weht sein) und das kann ich ihr, selbst direkt vor unserer Haustür, nicht abgewöhnen. Einzig innerhalb von Wohnräumen kommt sie zur Ruhe, zuhause mittlerweile (als Welpe auch nur sehr schwer) wunderbar. Die wöchentlichen Hundeschulbesuche waren jedes Mal für uns beide ein Graus. Wir konnten selten bis niemals Übungen mitmachen, weil Ruby null Konzentration hatte. Sie wollte zu den anderen Hunden, aber wollte auch alles richtig machen und mir gefallen. Genauso wie du beschreibst. Und egal, wie viel Zeit ich mir nahm und mit wie viel Ruhe ich an sie heran gegangen bin, ihre Hibbeligkeit hat alles "kaputt gemacht".
Heute akzeptiere ich, dass sie so ist. Und siehe da: Seitdem ich diesen Anspruch an einen "normalen" Hund nicht mehr habe, empfinde ich ihre Art auch gar nicht mehr als so anstrengend. Ein großer Teil liegt, wie ich mir denke, allein darin begründet, da sie gemerkt hat, dass ich diese Ansprüche nicht mehr habe und sie dadurch einfach nicht mehr so viel anbieten muss. Ich hoffe, man versteht was ich meine. Ich schreibe manchmal etwas wirr, obwohl es eigentlich ganz einfach ist. Ich glaube einfach, dass sie dadurch, dass wir jetzt einfach nur noch ganz "normale" Sachen machen, weder Hundesport noch andere "aufregende" Dinge, ein bisschen zur Ruhe finden konnte.
Für viele Außenstehende ist und bleibt sie aber der kleine Hibbel, denn im Vergleich zu anderen Hunden ist sie das auch einfach. Ich kann also als Rat an andere mit solch extremen Hibbelhunden nur sagen, dass sie versuchen sollten, den Druck rauszunehmen. Das ist (für mich) das einzige Hilfsmittel gewesen. Erziehungsmaßnahmen, egal welcher Art, waren irrelevant. Ruby kann ja doch nichts aufnehmen, wenn sie in ihrem Wahn ist.
Ruby kommt natürlich auch aus keiner Zucht. Die meisten Labbis, die ich kenne, sind aus privaten Würfen (Vermehrer oder aus dem Tierschutz) und diese sind Ruby alle recht ähnlich, wenn auch nicht ganz so extrem.