Mein Mutter 75 Jahre lebt nachdem mein Vater verstorben war mit einem recht eigenwilligen Lebensgefährten zusammen, der selbst schon immer Schäferhunde hatte, mit denen es regelmäßig zu Beißunfällen kam mit Jogger, Postboten, Menschen die ihm zu nahe kamen in Regelmäßigkeit. Dieser eigenwilliger Lebensgefährte ist recht wohlhabend, für ihn waren immer die Opfer selbst schuld und regelte das jedesmal ohne Aufsehen mit der Versicherung, für Schäden an Kleidung und anderweitige Entschädigungen, klingt wie ein schlechter Scherz, ist aber leider keiner.
Hier ist also die Rede von jemandem, dem es Spass macht, wenn sein Hund Leute beisst und der sich verhält, als ob sich die Hundehaltung seit den 1950er Jahren kaum verändert hätte - einzig die Schäferhunde wurden 'modernisiert' und 'gedownsized' und durch den neumodischeren Aussie ersetzt. Nun bist Du, bzw. Dein Sohn das Opfer und merkst, dass Euch die Schuld am aggressiven Verhalten des Hundes zugeschoben wird.
So und dieser Lebensgefährte überzeugte auch meine Mum die Oma meines Kindes, sie fühlen sich beide Oma 75, der Lebensgefährte 76 so unsicher in ihrem stattlichen Anwesen, sie benötigen wieder einen Hund.
Soweit noch kein Problem.
Soweit ein riesiges Problem: Hunde sind furchtbar schlechte Beschützer und Alarmanlagen. Sie sind häufig bestechlich oder könnten vergiftet werden und die Gesellschaft erwartet, dass ein Hund, der als Haustier gehalten wird, grundsätzlich freundlich mit Mensch und Tier ist oder zumindest so gut unter Kontrolle, dass es niemandem auffällt, wenn er das nicht ist. Wer, laut Deinen Angaben 'recht wohlhabend' ist, tut besser daran, sein Haus mit Bewegungsmeldern, Kameras, elektronischen Wach- und Alarmanlagen auszustatten als sich einen Hund zu kaufen. Im Jahr 2015 gibt es wirklich geeignetere Mittel um ungewollte Eindringlinge von seinem Grundstück fernzuhalten als einen Hund. Wenn man sich in seiner eigenen Umgebung so unwohl fühlt, dass man Schutz braucht, müsste man vielleicht auch über einen Umzug in eine... nun, sagen wir, geeignetere Nachbarschaft nachdenken.
Weil mein Kleiner wieder zu seiner Oma wollte, schlug ich vor, der Hund, der nun schon einige Tage da ist, müsse auch mal das Kind kennenlernen, bin selber mit Hunden aufgwachsen und habe viele Jahre Erfahrung als Halter mit dem Wesen von Hunden, habe aktuell aber keinen aus beruflichen Gründen
Wieso bist Du der Meinung, dass der Hund das Kind kennen lernen 'muss'? Nur weil jemand bereits selber Hunde gehalten hat - bzw. mit ihnen aufgewachsen ist, muss er noch lange nicht erfahren sein. Deine Erfahrung wird Dir im jetzigen Fall wahrscheinlich wenig helfen - oder hattest Du schon öfters mit aggressiven Australian Shepherds zu tun?
Ok wir fahren zur Oma, Hund kennenlernen mein kleiner Sohn 4 Jahre tappste uns hinterher. Angekommen fragte ich durch die geschlossene Gartentür ob alles ok ist, ob wir reinkommen können?
Meine Mutter sichtlich nervös meinte, ja sie tue nur erstmal den (neuen) Hund rein.
Wir gingen in den Garten und standen da so rum (mein früheres Elternhaus) dann brachte Mutter also die Oma den Hund mal nach draußen um uns kennenzulernen.
Der Australian Sheperd sah uns verbellte uns alle erstmal sehr heftig und agressiv (soweit ok wir waren ja jemand neues auf seinem neuen Territorium) , wir standen nur da, und dann kam ein blitzschneller Angriff gegen mein Kind 4 Jahre alt, der von dem Hund am weitesten entfernt stand neben der Mutter, die den kleinen nach oben riss und der Hund weiter versuchte beißend an ihr hoch zu dem Kind zu gelangen.
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Ich selber war auch perplex, weil ich nicht kapierte warum er sofort meinen kleinen Jungen angegriffen hat, wir rangen uns aber zu einem neuen Versuch durch und der kleine gab dem Hund Leckerli aus der Hand.
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Der kleine rannte panisch schreiend ins Haus, sperrte sich ein und heulte. Ich und meine Frau waren bereits auch sichtlich angegriffen und erschrocken.
Euer Kind war bei dieser einzigen Tragödie, die ihr hier als 'erfahrene Hundehalter' veranstaltet, diejenige Person mit dem meisten Verstand - oder Selbsterhaltungstrieb. Hier ist ja nun alles schief gelaufen, was schief hätte laufen können: der Hund, der explizit als Wachhund angeschafft und als solcher verkauft wurde, sieht, wie jemand fremdes sich dem Grundstück nähert. Im kritischen Moment wird er weggebracht und als er wieder zurück in den Garten gelassen wird, stehen die Eindringlinge da in seinem Garten. Wieso gehen vier erwachsene Menschen davon aus, dass der 'Wachhund' heute eine Ausnahme macht und ihm völlig fremde Menschen in sein Revier lässt? Anstatt dass ihr aus Eurem wirklich unnötigen Fehler gelernt hättet und der Hund bis zu Eurem Verlassen des Grundstücks weggesperrt worden wäre, setzt ihr noch eins drauf.
Ihr bringt Futter ins Spiel. Futter ist für manche Hunde eine wertvolle Ressource, die sie vehement verteidigen. Ein Hund kennt den Unterschied zwischen Hundefutter und Menschenessen nicht und die Chance ist gross, dass er, wenn er auf Kinder sowieso nicht gut zu sprechen ist, diese als Konkurrenz betrachtet und ihnen die Ressource Futter streitig machen wird. Das ist - für den Hund - vollkommen natürliches Verhalten - der Hund handelt nicht abnormal oder abartig, aber wenn hier von menschlicher Seite die Situation nicht sorgfältig gehandhabt und Kind und Hund sicher voneinander getrennt werden, ist die Situation brandgefährlich.
Sie ist eine sehr erfahrene Hundeführerin jahrelange mit allen Scheinen, Preisen usw. auch sehr angesehen. Ich schilderte ihr was passiert ist, sie kenne ja den Hund.
Sie sagte mir sofort das überrascht sie nicht, sie hat meine Mutter mehrmals gewarnt, der Hund "kennt keine Kinder" ihr ist auch auf dem Hundeplatz aufgefallen wie der Hund auf Kinder geht und habe ihm schon mehrmals "ein paar geschossen" Sie frage sich wo meine Mutter diesen Hund her hat. Scheinbar haben die sich da auch schon gewundert.
Weiterhin sagte sie zu mir, auch mit Training usw, sie kann für diesen Hund für die Sicherheit bei Kindern nicht bürgen, der wird nicht locker lassen gegenüber Kindern, sie wollte auch schon die Vorbesitzerin sprechen, die aber jeden Kontakt verweigert, mehr könne sie auch nicht tun als zu warnen.
Sie meinte wenn ich mit meinem KLeinen raus zur Oma fahre müsse die ihn wegsperren aber der Hund merkt das natürlich, wenn er dann immer weggesperrt wird und wird meinen Kleinen noch mehr hassen.
So etwas wie als Hundetrainer 'alle Scheine' haben, gibt es in Deutschland nicht: es ist kein anerkannter Beruf und der Begriff nicht geschützt - jeder kann sich Hundetrainer nennen, wenn er das möchte (siehe, zum Beispiel https://de.wikipedia.org/wiki/Hundetrainer). Preise gewonnen zu haben (welche? wann? in welcher Sparte? mit welchem Hund?) sagt ebenfalls nichts über das Können als Hundetrainer aus. Jemand, der einem Hund 'mehrmals eine geschossen' hat und meint, das würde irgend ein Problem lösen, ist als Hundetrainer inakzeptabel. Flying Paws hat ganz recht: Gewalt muss sich kein Hund gefallen lassen.
Vielleicht fällt Dir der Widerspruch in der Aussage der Trainerin ja selbst auf: einerseits behauptet sie, der Hund kenne keine Kinder und andererseits schlägt sie ihn dafür, dass er sich ihnen gegenüber so benimmt wie er es tut. Wenn der Hund Kinder nicht mag, weil ihm nie jemand den Umgang mit ihnen beigebracht hat, meinst Du, Schläge würden ihn davon überzeugen, dass Kinder harmlos, nett und freundlich sind? Schläge, abgesehen davon, dass sie tierschutzrelevant sind, zeigen dem Hund nicht, wie er sich das nächste Mal richtig verhält, sondern machen seine Unsicherheit und Aggression nur noch schlimmer.
So das ist jetzt etwas lang geworden, weiß jemand irgendeinen Rat, was man in so einer Angelegenheit machen kann, im übrigen reagiert der Hund auf alle Kinder so auch auf das kleine nachbarskind das er jeden Tag versucht am Zaun zu stellen aber nicht ran kommt, so daß der Vater sich überlegt einen Holzzaun zu bauen, damit sich Hund und Kind nehr mehr sehen können?
Ich an Deiner Stelle würde darauf bestehen, dass der Hund während der gesamten Zeit, in der ihr anwesend seid, weggesperrt wird. Kind und Hund verbringen auch nicht nur eine einzige Sekunde im gleichen Raum. Kann oder will das nicht befolgt werden, müssten sich die Grosseltern eben - ohne Hund - zu mir nach Hause bequemen, um ihren Enkel zu sehen. Da wäre ich kompromisslos. Dem Familienfrieden zuliebe die Gesundheit meines Kindes aufs Spiel zu setzen wäre für mich keine Option.