Beiträge von AnnetteV

    Huhu Nightstalcer,

    Hey, keine Panik nur reines Interesse, aber ich bin ja mehr oder minder den Jagdhunden verfallen, mir liegt einfach deren Art mehr als andere Hundetypen.
    Dabei möchte ich aber eingrenzen, dass ich schon einen Hund suche, der nicht als Solo-Jäger unterwegs war bzw. ist, sondern einer, der in seiner ursprünglichen Verwendung mit dem Menschen jagt.

    Ich wundere mich ein bisschen, dass nach dieser Aussage allerlei Sorten Terrier und der Dackel empfohlen werden... das sind alles - wenn typische Rassevertreter - eigenständige, willensstarke Solo-Jäger, die ich so gar nicht bei jemandem sehe, der die Fügsamkeit und den Will to Please eines Retrievers schätzt. Da würde ich also noch einmal in mich gehen und mich fragen, ob das wirklich so meins ist. Versteh mich bitte nicht falsch, ich behaupte keineswegs, dass Du mit einem Vertreter dieser Rassen nicht glücklich werden könntest, sie passen einfach nicht zum Wunsch des 'Retrievers in klein', den ich hier herauszulesen glaube.

    Eigentlich habe ich mit den Retrievern bzw. deren Varietäten ja schon genau das gefunden, was ich suche, aber ich überlege eben, ob es evtl. solche Hunde vom Typ her auch ne Nummer kleiner gibt.
    Grade in Sachen Spaniel etc. gibt es ja doch einiges an Rassen, die evtl. passen könnten? Also Rassekenner von kleineren Jagdhunden, bitte mal Empfehlungen von euch zu mir.
    Es soll eben eher schon ein Begleithund sein, also spazieren gehen, gerne auch Dummy oder sowas wenn er Spaß dran hat oder Nasenarbeit, aber keinen Hundesport. :dafuer:

    Dass ein Terrier mal ein Dummy holt oder eine Nasenarbeit mitmacht, ist nicht aussergewöhnlich - aber mich darauf verlassen, dass er das jederzeit und mit Freude tut, würde ich nicht. Da bist Du bei den verschiedenen Spanielarten sicher besser aufgehoben.

    Die englischen Working Cocker haben es mir auch angetan und die gibts manchmal in echt winzig - 30 cm und darunter kommen durchaus vor - dabei sind die Tierchen (aus guter Linie) voller Arbeitseifer und sehr 'biddable', also gehorsam. Drei Dinge, die allerdings gegen diesen Vorschlag sprechen: es gibt sie in dieser Art nur in England, Du müsstest also bereit sein eine Reise auf Dich zu nehmen, die Registrierung in Deutschland könnte wegen der Kennel Club Papiere einen erhöhten Aufwand bedeuten und sie entsprechen dem deutschen Standard nicht. Auf einer Ausstellung würde man Dich im besten Fall auslachen, im schlechtesten mit Deinem Mischling vor die Tür setzen. Der Unterschied zwischen Working und Show Cocker ist hier (in Englisch) gut erklärt: Klick mich! Beim Working Cocker kommt ausserdem die Hibbeligkeit dazu - ein Working Cocker ist immer in Bewegung, Körper und Seele sind allzeit bereit. Sie sind keinesfalls nervös - es ist nicht die nervöse Hibbeligkeit eines Hundes mit schlechtem Nervenkostüm - sondern einfach von Natur aus sehr bewegungsfreudig. Das ist nicht jedermanns Sache. Diese Bewegungsfreude kenne ich übrigens von fast allen Spaniels. Retriever - selbst der Flat, der von den Retrievern aufgrund seines Settererbes vom Bewegungsdrang her vielleicht noch am nächsten an die Spaniels herankommt - sind normalerweise viel ruhiger und gesetzter.

    Vielleicht wäre auch der Field Spaniel etwas für Dich - eine seltene und mittlerweile vom Aussterben bedrohte Spanielrasse, die als 'Urvater' des Cockers gilt. English und Welsh Springer sind vielleicht auch gute Alternativen, gerade der Englische hat sich aber stark in Show- und Arbeitslinie aufgespalten - jedenfalls hier in England.

    Zwei winzige Spaniel, die für den Status des Quotenmini vielleicht in Frage kommen, sind der Papillon und das Phalène, wobei ich sagen muss, dass ich beide Rassen zwar mit grossem Erfolg habe in Agility laufen sehen, aber noch nie beim Dummytraining oder bei der Nasenarbeit beobachtet habe.

    Den Epagneul Breton sähe ich sicher auch bei Dir - von den übrigen französischen Epagneul-Rassen sind viele ja viel grösser, als Du es Dir wünschst. Der kleine Münsterländer wäre die 'einheimische' Alternative zu ausländischen Spaniels. Eine Zeitlang in Mode, sieht man sieh heute wieder eher selten.

    Das Kooikerhondje kommt natürlich auch in Frage, wobei ich die Spaniels als weniger sensibel und durchgehend härter im Nehmen erlebe. Die Kooiker, die ich kenne, arbeiten zwar bei fast allem mit was man ihnen anbietet, von der Selbstbestätigung, die ein durchschnittlicher Spaniel aus der Zusammenarbeit mit dem Menschen zieht, waren sie aber immer ziemlich weit entfernt.

    Der glatthaarige Kromfohrländer sieht dem Kooiker nicht unähnlich, wobei hier nachweislich Terrier eingekreuzt wurde. Kromfohrländer habe ich als noch sensibler und uneinheitlicher wahrgenommen als die Kooiker.

    Sämtliche Toller, die ich kenne, sind übrigens angenehme Begleithunde und ihrem Besitzer gegnüber sehr 'biddable', aber nicht unbedingt mit allem und jedem verträglich und oft gezeichnet von den Gesundheitsproblemen, die die Rasse hat.

    Beagles waren Meutehunde und wurden ursprünglich nicht zur Zusammenarbeit mit dem Menschen gezüchtet.

    Das hast Du wirklich super gemacht. Der Mann (und sein Hund!) kriegen nochmal eine Chance und nun liegt es an ihm, diese wahr zu nehmen. Hoffentlich tut er es auch.

    Was mich noch wundert: warum hat Dich das Ganze Geld gekostet? Bist Du nicht über den NHS versichert, bzw. übernahmen die das nicht?

    Collies haben in Grossbritanien ähnlich an der Herde gearbeitet, wie hier in Deutschland die Altdeutschen Hütehunde.
    Sie laufen Furche.

    Der Border Collie ist eine ganz andere Nummer. Das ist ein Koppelgebrauchshund.

    Moment... Das ist aber eine sehr moderne Interpretation. Rough und Border Collie waren anfangs des neunzehnten Jahrhunderts noch ein und dasselbe. Als Queen Victoria sich ihre beiden Collies (die so überhaupt keinem der neueren Standards entsprächen) Noble und Sharp in den Palast holte, gab es den Unterschied zwischen den beiden Rassen noch nicht. Die Tiere wurden aber wenigstens eine Zeit lang ausgestellt und (selbstverständlich) prämiert. Sie wird sogar dafür verantwortlich gemacht, die Collies als Haustiere 'salonfähig' gemacht zu haben... (siehe Hilda Kean, 1998.)

    Ich antworte konkret auf den Ausgangsbeitrag, weil ich meine, dass hier schon einige Dinge durcheinander gebracht wurden.

    Die meisten Rassen sind ja nun mal nicht als "Begleithunde" gezüchtet worden, sondern für einen bestimmten Arbeitszweck.

    Ich behaupte, schon diese Aussage ist ein Fehlschluss, weil die allermeisten "Rassen", so wie wir sie kennen, tatsächlich erst ab der Mitte des neunzehnten Jahrhunderts als solche verstanden und systematisch gezüchtet wurden.

    Vorher wurden Hunde munter, aber eben häufig fast ausschliesslich innerhalb der sozialen Klasse, der ihre Besitzer angehörten, gemischt. Jagdhunde waren traditionell der oberen Schichten vorbehalten, wurden aber als Geschenke und manchmal auch über Käufe gerne ausgetauscht um das Blut aufzufrischen oder eine gewisse Eigenschaft der eigenen Meute hinzuzufügen oder zu verbessern. Andere Klassen verpaarten ihre Hunde ebenso untereinander und was nicht in den erwarteten Rahmen passte, wurde eben entsorgt. Man darf nicht vergessen, dass die Kastration von Katz und Hund eine Luxuserscheinung ist und dass Hundebesitzer vor zweihundert und mehr Jahren in den meisten Fällen weder Musse noch Lust hatten - oder einen Sinn darin sahen - ihre Tiere in den kritischen Zeiten zu überwachen. Weil die Menschen weniger mobil waren und die Arbeits- und Lebensbedingungen der Menschen sich von Region zu Region etwas unterschieden, bildeten sich aus den lokalen Hundepopulationen also innerhalb dieses geografisch halboffenen Rahmens Schläge - nicht Rassen. Ähnlich wie bei Sprachen kann auch hier manchmal noch ein Kontinuum beobachtet werden: es ist zum Beispiel kein Zufall, dass die Hunderassen, welche aus älteren Schlägen hervorgegangen sind, innerhalb eines geografischen Rahmens ähneln. Ein gutes Beispiel sind zum Beispiel heute noch die über den arabischen Sprachraum verteilten Windhunde oder die Schweizerischen Sennenhunde und der süddeutsche Rottweiler.

    Es ist übrigens ein Fehlschluss, dass Begleithunde erst seit kurzem gezüchtet werden. Schon in römischen Quellen ist von Schoss-, Begleit- und Lieblingshunden die Rede, häufig gehörten diese reichen weiblichen Mitgliedern der Gesellschaft, die Zeit und Geld genug hatten um ihre Tiere nach allen Regeln der Kunst zu verwöhnen. Hunde als reine Begleiter gibt es seit Hunde domestiziert wurden. Im neunzehnten Jahrhundert hielt Königin Viktoria eine ganze Heerschar von verschiedensten Hunden - nicht nur in Schosshundgrösse.

    Geändert hat sich also nicht unbedingt der Verwendungszweck der Hunde, sondern die Anforderungen und Erwartungen, die unsere Gesellschaft an einen bestimmten Hund stellt. Dass dieser gleichzeitig ein guter Wachhund und trotzdem verträglich mit allem und jedem sein soll, ist aber eben schwierig umsetzbar.

    dann frag ich mich schon, wer schaut eigentlich noch auf das, was eine Rasse eigentlich ursprünglich mitgebracht hat und wer will das wirklich noch im Alltag? Wer sucht den Hund wirklich noch nach Wesen/Arbeitseigenschaften aus und nicht nach verliebt-aus-dem-Tierschutz oder Hübsch!!! + Klischees + Rasseeigenschaften schön geredet und man erwischt bestimmt die Ausnahme.

    Ich glaube, das passiert viel häufiger, als der durchschnittliche Dogforum-User das hier glauben mag. Viele Hundebesitzer sind sich schon bewusst, wofür ihr Hund ursprünglich gezüchtet wurde - nur wissen manche eben nicht was das in ihrem Alltag dann bedeuten könnte, sollte der betreffende Hund dann auch Anzeichen ebendieser Anlagen zeigen.

    Aber wer will und braucht das wirklich noch: Jagdtrieb, Wachtrieb, Reizempfänglichkeit, Reserviertheit, Arbeitswille?
    Auch die Frage ist nicht neu: Die Rassen einfach möglichst weg von den Arbeitseigenschaften züchten, Hauptsache nervenstark, anpassungsfähig und Alltagtauglich? Manchmal hab ich den Eindruck, eigentlich geht es bloß um die Optik und dass man Grundgedanken in der Richtung "aktiv" (= will nicht nur den Garten sehen) oder "ruhig" bedient.

    Ich glaube, sehr viel mehr Menschen wollen von ihrem Hund all das, was Du oben beschreibst - sogar mehr noch, als das in den Anfangszeiten der Fall war: aber heute wird viel weniger grausam selektiert (lies: ausgemerzt) als das früher noch der Fall war, man hat generell deutlich mehr Skrupel einen Hund für 'untauglich' zu erklären und sucht den Fehler in der Erziehung. Selbst die Sporthunde sind keine 'Arbeitshunde' in dem Sinn mehr, sondern ebenfür den Sport, also eine Freizeitbeschäftigung da. Mein Urgrossvater führte sein Leben lang als Nachtwächter scharfe Hunde und war darauf angewiesen, dass die Tiere ihn im Notfall beschützten. Jeder seiner Hunde lief im Fuss, aber ging auch nur ansatzweise so eine Unterordnung wie das z.B. nach einer heutigen IPO verlangt wird - das empfand man weder als nötig noch als sinnvoll und hatte auch keine Zeit, für so etwas stundenlang auf irgend einem Platz zu stehen.

    Ich behaupte, dass mit dem Durchschnittshund heute viel mehr gemacht wird, als noch vor fünfzig Jahren. Die Anforderungen haben sich enorm geändert und sind um ein Vielfaches gestiegen. Manchmal frage ich mich, wie es die Leute früher schafften, Hunde zu halten, als man noch keine so prall gefüllten Geldbeutel, kein Internet, keine 'Hundeprofis' und so viel Freizeit hatte wie heute.

    Ausserdem glaube ich auch, dass viele der Halter, über die wir uns hier im Dogforum die Mäuler zerreissen, und die mit ihren Australian Shepherds, Border Collies, Dobermännern und Weimaranern doch ach so überfordert sind, (oder es aus unserer Sicht sein müssten...) ihre Situation ganz anders beurteilen als wir 'Experten' das hier so gerne tun. Nur allzu gerne kreieren wir um eine Rasse einen Dunstkreis, in den bitte nur ganz besonders Eingeweihte/Erfahrene/Gesinnte einzutreten haben.

    Und was das Optische betrifft: mir würde es im Leben nicht in den Sinn kommen, mir einen Hund zu kaufen, der mir optisch so gar nicht zusagt. Es ist sicher keine gute Entscheidung, rein nach der Optik zu gehen - aber häufig wären die Kandidaten, die sich einen Hund wirklich nur aus optischen Gründen geholt haben, auch mit einem anderen Hund nicht glücklicher geworden.


    Lucy_Lou schrieb:

    Wolltet ihr Wachsamkeit, Jagdtrieb etc? Wenn eure Rasse das mitbringt, obwohl ihr das nicht wolltet, warum habt ihr euch dann dafür entschieden? Seid ihr der Meinung, man kann sich das schon irgendwie hinbiegen? Was war euch wirklich wichtig bei der Rasse/Hundewahl?


    Ich war mir bei allen meinen Hunden - den rassereinen und den Mischlingen - vorbereitet, welche Eigenschaften sie mit grosser Wahrscheinlichkeit zeigen würden. Ich stehe auf keine besondere Rasse, aber nehme gerne alles, was mit dem Menschen zusammenarbeiten möchte und eine Befriedigung daraus zieht. Ich suche einen Hund, der arbeiten will und muss, bin aber ziemlich flexibel in der Art der Auslastung, die er braucht. Am liebsten sind mir fleissige Allrounder, die mit mir ein Team sein wollen und die irgendwann mit möglichst jeder Situation, in die ich sie werfe, klar kommen und denen diese Herausforderung genauso viel Spass macht wie mir.

    Es gab und gibt bei jedem meiner Hunde Dinge, die ich mehr schätze, und andere, auf die ich verzichten könnte - das Schlüsselwort hier heisst Erziehung. Ich nehme allerdings auch keinen Bolonka auf und gehe dann davon aus, ihm den Arbeitswillen eines Schäferhundes anerziehen zu können.


    Ich war bei der Polizei und die kommen morgen mittag bei uns zu Hause vorbei um alles persoenlich aufzunehmen. Kenne mich da nicht so aus- scheint aber hier in England wohl gaengig zu sein?


    Gut zu hören, dass es Dir besser geht!

    Ja, das ist hier so üblich, habe bisher auch immer nur Hausbesuche erlebt. Weiterhin gute Besserung! :winken:

    Als ich noch jung und naiv war hätte ich für meinen Flat Coated Retriever Rüden die Hand ins Feuer gelegt, dass der nichts Lebendiges jagt. Ich war felsenfest davon überzeugt, dass er ausschliesslich auf Bälle, Stöcke, etc. ging (und das dafür mehr als hirnlos). Mit anderen Hunden verstand er sich sowieso eher nur mittelprächtig bis gar nicht und so war ich mir sicher, dass er sich selbst im Falle des Falles da nicht mitreissen lassen würde...

    Bis an dem einen schönen Sommertag, als ich mit einer Gruppe von Gleichgesinnten und ihren Hunden unterwegs war und einer aus der Gruppe ausbrach und wie ein Pfeil auf eine im Feld sitzende Katze zuhetzte. Da setzten innerhalb von Sekundenbruchteilen auch bei sämtlichen anderen Hunden die Sicherungen aus - inklusive meinem - und hätte die Katze das Gelände nicht gekannt und sich sofort in Sicherheit gebracht, wäre sie wohl nicht mit dem Leben davon gekommen.

    Weder vorher, noch nachher hat mein Hund jemals wieder irgend ein Lebewesen gehetzt oder auch nur Anzeichen davon gezeigt. Er war zu diesem Zeitpunkt zehn Jahre alt und noch topfit. Wir waren seit seiner Jugend täglich in wildreichem Gebiet unterwegs und hatten sehr häufige Begegnungen mit Katzen, Rehen, Kaninchen und anderem Getier. Das war mir eine gehörige Lehre und ich behaupte seither nicht mehr, für diesen oder jenen Hund die Hand ins Feuer zu legen... ;)


    Es hat mich nur wirklich interessiert, da ich als kinderloser Erwachsener es nicht so ganz nachvollziehen konnte, dass der kleine direkt Angst vor allen Hunden hat.


    Starke Reaktionen, sprich, die plötzliche Anwesenheit von grossen Ängsten nach einem schlechten Erlebnis beschränken sich noch nicht einmal auf Kinder. Auch gesunde, gestandene, "charakterstarke", selbstbewusste Erwachsene können auf solche Vorkommnisse mit grosser Unsicherheit reagieren - so stark sogar, dass sich ihre frühere, einst grundsolide Persönlichkeit ändert. Du kannst jahrelang sorglos Fahrrad gefahren sein, aber nach einem völlig unerwarteten Unfall bereits beim Anblick eines Drahtesels ein Leben lang Schweissausbrüche kriegen. Rational sind solche Ängst nicht - da laufen Dinge auf einem so tiefliegenden "ursprünglichen" Level in unserem Gehirn ab, die wir mit blossem Verstand nicht erreichen können.

    Es spielt überhaupt keine Rolle, wie User x oder y auf den einen oder anderen Hundebiss in der Kindheit reagiert hat. Bei Hunden bedienen wir uns doch noch so gerne des Individualitätsbonus - unsere Menschenskinder sollen andererseits aber bitte allesamt in die gleiche Form passen?

    Fakt ist, dass das Kind sich ängstigt. Ob einige von uns das jetzt als "normal" abstempeln oder nicht, ist kein konstruktiver Lösungsansatz und hilft weder dem Jungen, noch seiner Familie. Mit dieser Haltung macht man ein Opfer im Übrigen auch ganz einfach zum Täter, denn von der Behauptung, dass das Kind in erster Linie wohl gar nicht angegriffen worden wäre, wenn es sich "normal" und nicht "überängstlich" verhalten hätte, sind wir dann nicht mehr so weit entfernt.

    Die Sache ist aber die, dass es überhaupt nicht wichtig ist, wie das Kind auf den Hund gewirkt hat: ein Hund hat um Kinder herum einfach jederzeit so gesichert zu sein, dass die Möglichkeit eines Zwischenfalls möglichst nahe bei Null liegt. Egal, ob die Kinder rennen, schreien, ängstlich sind oder voller Zuversicht auf einen fremden Hund zugehen. Dass das für Hundehalter nicht selten echt schwierig ist, muss mir keiner erklären - aber wir halten in den allermeisten Fällen unsere Hunde völlig freiwillig und sollten uns deshalb unserer zusätzlichen Verantwortung dem Hund und der Gesellschaft gegenüber bewusst sein und sie wahrnehmen.

    Das Foto der Verletzung des Kindes zeigt ausserdem mehr als nur eine kleine, harmlose Schramme. Nur weil es noch schlimmer hätte kommen können, bedeutet das nicht, dass die jetzige Verletzung nicht schon schlimm genug ist.

    Hallo Ella123,

    Das es normal is dass unser Knödl( sein Spitzname XD) ein Freudenlacki macht wenn einer von uns nachhause kommt ist ja eh normal, und das stört uns überhaupt nicht,

    Ihr mögt das als normal empfinden, das ist es aber nicht. Ich glaube nicht, dass Euer Hund ein Stubenreinheitsproblem hat, sondern, dass er sich vor Euch fürchtet. Oder gibt es etwa andere Anhaltspunkte, die Dich zum Schluss kommen lassen, dass er noch nicht stubenrein ist?

    aber was uns stört ist dass er, sobald er sein Brüstgeschirr oda die Leine sieht ein Gesicht macht wie als ob er verbrügelt wird und dann zum pinkeln anfängt.
    Er senkt den Kopf und am liebsten würde er seine Ohren nach innen stülpen :tropf:

    Der Hund versucht mit allen möglichen Mitteln zu beschwichtigen. Ich habe auch gerade so einen Kandidaten, dem das Brustgeschirr auf irgend eine Weise ordentlich vergällt wurde und der zwar nicht gerade pinkelte, aber wich, wenn man es nur in die Hand nahm. Die Leine war ihm egal und auch das Halsband machte ihm nichts aus. Meine erste Massnahme war es deshalb, erst einmal vollständig auf das Geschirr zu verzichten um den Hund nicht weiter zu quälen. Zusätzlich haben wir uns über gezieltes Clickertraining gegenseitiges Vertrauen erarbeitet. Heute ist das Geschirr kein Problem mehr.

    Natürlich werden wir zum Hund etwas lauter wenn er zum pinkeln anfängt .

    Und je lauter wir werden umso mehr pinkelt er dann , is klar .
    Dann versuchn wir es mit ruhiger Stimme und er pinkelt.
    Selbst wenn wir nicht mit ihm spazieren gehn und ihn nur mit "hoher baby stimme " zu uns locken damit wir ihn streicheln können mach er eine Lacke hin.

    Dieses erste 'natürlich' sollte keines sein. Ihr habt Euch in einen wunderbaren Teufelskreis hineingeritten: der Hund sieht Euch, fürchtet sich und beschwichtigt nach allen Regeln der Kunst. Ihr schimpft ihn und das einzige, was der Hund dabei lernen kann ist: ich kann so viel beschwichtigen wie ich will, ich krieg immer noch eins drauf. Das führt dazu, dass er sein Vertrauen in Euch verliert und die Situation immer schlimmer, anstatt besser wird. Der Hund versucht völlig sauber mit Euch zu kommunizieren, aber ihr verhält Euch so, dass er immer unsicherer wird. Dass der Hund bereits beschwichtigt, wenn ihr ihn nur ansprecht, zeigt welch grosse Angst das Tier bereits vor Euch hat. Je mehr Druck ihr aufsetzt - d.h. je mehr ihr dem Hund Eure Wünsche und Nähe aufdrängt, desto schlimmer wird seine Angst werden.

    Mein Freund und ich denken schon die ganze Zeit darüber nach ob wir am anfang als wir ihm das Stubenrein beigebracht haben , etwas falsch gemacht haben.
    Naürlich ist es bei jeder Rasse anderst, denke ich mir , weil ja jeder Hund einen anderen Carakter hat.

    Ihr habt Euch nicht nur zu Beginn falsch verhalten, sondern tut es jetzt noch. Euer Problem hat nichts, aber auch gar nichts mit der Rasse oder dem Geschlecht des Hundes zu tun. Allererste Priorität ist es, aus diesem Teufelskreis heraus zu kommen und Situationen zu vermeiden in denen der Hund sich vor Euch fürchten muss. Euer Hund wird dann aufhören zu pinkeln, wenn er nicht mehr das Gefühl haben muss, sich derart 'klein' machen zu müssen vor Euch.

    Reagiert er nur auf das Geschirr so stark oder tut er es auch wenn er die Leine sieht? Falls es nur das Geschirr ist, gibt es die Möglichkeit, den Hund kontrolliert, aber ohne Leine in den Garten, bzw. vor die Tür zu bringen und ihn erst da anzuleinen und das Geschirr erst einmal wegzulassen? Eine Alternative wäre eine dünne Hausleine, die der Hund ab sofort immer trägt. Gibt es Situationen, in denen der Hund freudig zu Euch kommt? Belohnt diese, wenn immer es geht, mit Futter und zeigt dem Hund, dass er Euch vertrauen kann. Das wird er aber nur lernen, wenn Euer Handeln für den Hund vorhersehbar, klar und fair ist.

    Hallo CanisNivis,

    Ich würde den Vorfall auch melden. Es nicht zu tun, nur weil der Hund einer bestimmten Rasse angehört ist eine Schonungstaktik, die weder auf das Verhalten des betroffenen Hundehalters, noch das seines Hundes Bezug nimmt.

    Gerade weil ich weiss, dass Hunde in England fast immer nur gehalten und eben nicht geführt werden, halte ich die Gefahr, die von einem Hund, der auf andere so reagiert, für beträchtlich. Das Spitalpersonal hat recht: melde den Vorfall, und zwar so schnell wie möglich. Späte Meldungen haben oft einen merkwürdigen Nachgeschmack. In Deinem Fall würde ich das Geschehene unbedingt melden.

    Gute Besserung!