Beiträge von AnnetteV

    Ich finde nicht, das "dieses Geteste" immer nötiger wird. Ich freue mich, das es möglich ist!
    In meiner überaus utopischen Vorstellung einer perfekten Zucht würden nur Hunde zum Einsatz kommen, die auf Herz und Nieren von vorn bis hinten durchgetestet sind, und das am Besten schon seit Generationen und weit über das vom Verein vorgeschriebene Maß hinweg. Dazu würden die Hunde aus aller Herren Länder kommen, um den Genpool aufs Maximum zu erweitern... Ich sag ja, utopisch.

    Das ist, vorausgesetzt wir wollen mit den geschlossenen Zuchtbüchern so weitermachen wie bisher, leider tatsächlich utopisch - nicht, weil man nicht jeden Hund, der in die Zucht soll, testen könnte, sondern weil es nicht möglich ist, jede Erkrankung von vornherein auszuschliessen.


    Das Problem ist, dass die Natur für Lebewesen, die sich sexuell fortpflanzen, so enge Inzucht nicht vorgesehen hat. Wir haben uns evolutionär weiterentwickelt und sind keine Polypen mehr, die straflos auch Klone von sich erzeugen können (und selbst diese vermehren sich, wenn sie können, wieder sexuell).


    Die Natur wird also stets Wege finden, auf dieses Problem in der Zucht aufmerksam zu machen - und ein Test kann ja überhaupt erst entwickelt werden, wenn sich ein Effekt in genügend grosser Häufigkeit zeigt. Wir hinken damit den Krankheiten also immer nur einen Schritt hinterher, weil das ein dynamischer Prozess ist.


    Nochmal zum Beispiel des Toller: Du kannst jetzt schon Hunde aus aller Herren Ländern kommen lassen - es wird den Genpool absolut nicht erweitern, weil bereits alle Hunde dieser Rasse schon viel zu eng miteinander verwandt sind. Da kannst Du testen und einfliegen lassen wie Du willst - ohne Fremdblut wird sich da nichts an der momentanen Situation ändern.

    Wenn ein homozygotes Genpaar keinerlei negative Effekte hat, verursacht es keinerlei Leiden oder verkürzte Lebensdauer. Jenachdem, wofür das Gen codiert, wird da auch keine Variabilität toleriert - zB bei entscheidenden und überlebenswichtigen Stoffwechselvorgängen.

    Jein. Die Natur hat - zumindest bei Säugetieren - Homozygotie nicht vorgesehen. Was einige Gene betifft, hast Du tatsächlich recht, das gilt aber lang nicht für alle.



    Es ist auch nicht so, dass alle Wildtierpopulationen in jeder Beziehung mehr genetische Varibilität hätten - gerade, was das Aussehen betrifft, sind sie meist sehr viel homogener als die Haustierspezies - so homogen wie einzelne Rassen.

    Nein, das stimmt so nicht. Es ist zwar richtig, dass es selten einzelne, isolierte Wildtierpopulationen gibt, die keine grosse genetische Variabilität aufweisen (wobei mir auch da kein Fall bekannt ist, der nur auf zwei Gründertieren basiert). Aber diese Tiere werden zumindest dank ihrer Umwelt relativ rigoros auf Vitalität selektiert.


    Genau das passiert aber bei Rassehunden leider nicht. Nicht die vitalsten und gesündesten Individuen werden verpaart, sondern diejenigen, die der Mensch für die schönsten und 'typvollsten' hält. Bei unseren Rassehunden ist das Kind aber ja schon lange in den Brunnen gefallen und wenn wir diese Rassen wirklich retten möchten, müssen wir schnell umdenken.


    Falls Homogeneizität tatsächlich so harmlos wäre, wundere ich mich, was jeder, der Tiere auf körperliche Leistung und Fitness anstatt auf Schönheit züchtet, falsch verstanden hat, dass da so darauf geachtet wird, die Zucht immer wieder mit genügend Fremdblut zu versorgen. Bei Rindern geht das, bei Schafen, bei Hühnern, bei Pferden und selbst bei Hunden (siehe Hütehunde und Schlittenhunde - die echten, nicht die blauäugigen Showprodukte, die jedes Kind auf der Strasse als 'Husky' erkennt) - aber bei FCI-Rassehunden soll das nicht möglich sein?

    Bei diesem Thema, denke ich, ist es besonders wichtig, Biologie nicht mit kulturellen (und vielleicht einfach menschlichen) Assoziationen in Bezug auf 'Männlichkeit' zu verwechseln.


    Hormone haben tatsächlich einen Einfluss auf das Verhalten. Aber die Anwesenheit von Testosteron in einem Körper allein sagt noch nichts über das Verhalten aus, das dann gezeigt wird. Da spielen diverse Wechselwirkungen eine viel grössere Rolle.

    @AnnetteV Aber so krass wie das z.B. der Typ mit den Aussie-Einkreuzungen das behauptet hat sind die Verwandschaftsverhältnisse nun auch nicht...

    Nun ja. Das kommt sehr auf die persönliche Definition von 'krass' an. Wer sich den oben stehenden Link angeschaut hat, hat gelernt, dass sämtliche auf der Welt lebende Toller nunmehr dieselbe genetische 'Vielfalt' besitzen, wie Rassen sie aufweisen, die auf gerade mal 2 Gründertieren basieren.


    Also Adam und Eva, sozusagen. Nur dass letzteres nach all dem, was wir wissen, wohl eher ins Reich der Mythen gehört. Die (In-)Zucht des Tollers hingegen, ist bittere Realität.


    Ich habe mich gerade zur Toller Problematik auch schon in einem anderen Thread geäussert: Klick!

    Da ist mir dann schnell ins Auge gestochen, dass bei den Zuchthunden, bei Ahnen ab der 4. Generation "keine Daten vorhanden" vorkommt, nach der 4. Generation wird das immer häufiger und ab der 10 Generation steht fast immer nur, dass keine Daten vorliegen. Das macht die Sache mit dem Inzuchtkoeffizient (den man dort automatisch per Generationenangabe berechnen kann) wieder ziemlich undurchsichtig und unmöglich richtig zu berechnen.

    Genau das, was Du gerade erlebst, macht die reine Stammbaumrecherche so unzuverlässig. Der beste und gewissenhafteste Züchter kann keine genauen Angaben machen, wenn diese Informationen einfach fehlen.


    Deshalb sind genetische Analysen so wichtig - und zeigen dann eben auch gnadenlos auf, dass das vermeindlich fremde Importtier keineswegs so viel frisches Genmaterial in die Population eingebracht hat, wie man meinte. So kommt es dann zu Situationen, in denen Züchter Genetikern gegenüber vehement abstreiten, dass ihre Hunde derart ingezüchtet sind, denn die Ahnentafeln scheinen ja dauernd 'Fremdblut' zu suggerieren. Ohne genetische Analyse ist es praktisch unmöglich den tatsächlichen Inzuchtgrad einer Population zu bestimmen.


    Zu weiteren Daten: kennst Du das Institute of Canine Biology? Hier findest Du einige Informationen zu dieser Problematik beim Toller. Klick!


    Und weil die Frage ja aufkam: auch wenn es auf den ersten Blick nicht so aussehen mag, das Inzuchtproblem hat sehr viel mit der Qualzuchtproblematik zu tun. Die Resultate der aktuellen Zuchtpraxis fügen einer unnötig grossen Anzahl von Hunden vermeidbares Leiden zu und sorgen oft für eine stark verkürzte Lebensdauer.

    Eine mögliche Einkreuzung in den Sheltie sollte ja wirklich kein Problem darstellen: es gibt doch genügend Rassen, die man verwenden könnte: nebst dem Rough Collie gibts ja auch noch den Border und den Beardie, ausserdem auch die Corgis und den Lancashire Heeler - und mehr als genug 'Farm Collies,' die ebenfalls ihr Genmaterial beitragen könnten ohne den Typus 'Britischer Hütehund' zu verwässern.


    Natürlich würde es keinen Sinn machen nun einfach alles wild durcheinander zu mixen, nur weil man es kann. Optionen gäbe es aber gerade beim Sheltie mehr als genug.


    Schwieriger wirds z.B. bei Exoten wie dem Basenji.

    Mir ging es darum, andere Wege aufzuzeigen. Wie können vertrauensbildende Maßnahmen aussehen? Wann ist ein bisschen Zwang ("sanft nachhelfen") noch OK? Und so weiter.

    Das habe ich im anderen Thread doch bereits ausführlichst beschrieben. Ich gebe gerne Auskunft, wiederhole mich aber nur ungern. Auf ganz konkrete Fragen habe ich sicher eine Antwort, auf allgemeines Genörgel aber eher keine Lust.


    Ein Patentrezept kann ich auch nicht geben: das gibt es nicht, denn jeder Hund ist individuell. Also muss ich als Trainer auch individuell auf den Hund, seinen Besitzer und deren Umfeld eingehen. Es ist tatsächlich so, dass sehr viele Wege nach Rom führen können. Aber nicht jeder ist gleichermassen sinnvoll oder legitim.

    Danke fürs Rufen. Ehrlich gesagt weiss ich aber nicht, was ich noch weiter erläutern sollte - mich dünkt, das hätte ich im Ursprungsthread bereits relativ ausführlich getan?


    Weil ich den Hund der Posterin ja nicht kenne, beziehe ich mich nur aufs Video, das im anderen Thread verlinkt wurde. Und da sehe ich eine ganze Menge, die tierschutzrelevant ist. Ganz egal ob man jetzt 'für' oder 'gegen' eine bestimmte Methode ist: verstösst sie gegen ein in diesem Land geltendes Gesetz, ist sie unverzüglich einzustellen und sollte in schweren Fällen sogar geahndet werden.


    Man kann auch nicht damit argumentieren, dass derartige Methoden nicht funktionieren würden: sie tun es. Aber sie machen das Opfer zu einem Sklaven, der von seinem Trainer in eine psychische Abhängigkeit getrieben wurde. Das Tier hat gelernt, dass es schnell zu potentiell lebensbedrohlichen Gewalteinsätzen seitens seines 'Führers' kommen kann, wenn es nicht pariert. Das macht mit der Psyche sehr spannende Dinge und zumindest beim Menschen wissen wir, dass es dann im Rahmen des Selbstschutzes und des Überlebenswillens zu einer ganzen Reihe von erstaunlichen Phänomenen kommen kann, wobei das Stockholm-Syndrom nur gerade eines davon ist.

    Hallo charly 2802,


    Ich würde das ebenfalls als klassiche Leinenaggression sehen. Mit der Leine begrenzen wir unsere Hunde und schränken sie ein. Besteht ein Hund eigentlich auf eine grössere Individualdistanz, als wir sie ihm geben, kommen Angst und Frust auf. Das Resultat siehst Du an Deinem Hund.


    Zusätzlich würde ich behaupten, dass die 'Freude' über Begegnungen mit Artgenossen, die ihr da in das Verhalten Eures damaligen Welpen hineininterpretiert habt, gar keine war. Gerade Welpen neigen bei Stressituationen häufig zu extremem Flirten oder eben einem 'to fiddle' - also einer Herumzappelei, die schnell als Freude ausgelegt werden kann. Häufig ist das eine Reaktion auf Stress. Weil das Verhalten anderen Hunden (auch der Mutter) und Lebewesen gegenüber noch gut funktioniert, gibt es keinen Anlass, dieses zu ändern. Wird der Hund aber älter und ernsthafter, muss er seinem Bedürfnis nach Abstand anders Ausdruck verleihen, weil die alte Strategie einfach nicht oder nicht mehr funktioniert.


    Du beschreibst, dass er andere Hunde recht stürmisch begrüsst. Auch wenn sein Sozialverhalten ansonsten 'top' ist, hätte ich da ein genaues Auge drauf. Viele Hunde haben nie gelernt, dass man Kontakte mit anderen Hunden oder Menschen auch vermeiden kann und darf. Sie kennen die dazu nötigen Strategien nicht und sind mit diesen Begegnungen heillos überfordert.


    Euer Hund hat die Leine von klein auf als Begrenzung und Einschränkung erfahren. Zusätzlich steigt mit zunehmendem Alter die für einen Hund nötige Individualdistanz zu anderen Hunden. Wenn wir das nicht respektieren, lassen wir ihm keine andere Wahl als sich zur Wehr zu setzen und dem fremden Individuum mit Knurren und Bellen zu verstehen zu geben, dass er gerade im Begriff ist, den Dunstkreis eines anderen Hundes zu unterschreiten.


    Was Du nun tun kannst? Deinem Hund das Vertrauen zurück zu geben, dass Du sein Problem respektierst. Das tust Du nicht, indem Du mit ihm schimpfst, sondern ihm zeigst, dass Du die Situation für ihn regelst. Dabei würde ich mich vom Gedanken lösen, dass es sich bei Deinem Hund um einen 'harmlosen' Labrador handelt, der freundlich sein 'muss'. Auch Hunde sind Individuen, denen oft keiner ihren Rassestandard vorgelesen hat. Rassestandards sind von Menschen geschaffene, ideale Konstrukte - mit dem Wesen eines echten, lebendigen Hundes haben sie oft nur wenig zu tun.


    Erste Massnahme bei leinenaggressiven Hunden ist ein 'Lass uns weggehen' Signal, mit dem Du die Distanz vergrösserst. So einfach es klingen mag, es fällt vielen Hundebesitzern furchtbar schwer, einfach weg zu gehen. Dein Hund schreit nach Abstand: gönn ihn ihm. Das ist der erste Schritt, dass Dein Hund Dir wieder vertrauen lernt und merkt, dass Du sein Problem wahrnimmst und vor allem auch lösen kannst.


    Weiterhin sind Übungen wie 'berühr meine Hand', 'schau mir in die Augen Kleiner,' 'folge dem Keks' und 'finde die Kekse auf dem Boden' sehr hilfreich, wenn man den Hund kurzfristig von einem Reiz ablenken muss. Das sind aber alles Tricks, die man langsam aufbauen muss und nicht auf Anhieb funktionieren werden. Was auch immer Du übst, bau es zuerst in der Wohnung und dann erst draussen auf. Wenn der Hund die Übung in wenig ablenkender Umgebung kann, darfst Du beginnen, die Anforderungen zu steigern. Und: das sind alles Notmassnahmen, die mit eigentlichem Training nichts zu tun haben. Daran würde ich zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht denken. Im Moment geht es darum, das Feuer zu löschen. Den Feuermelder und restlichen Brandschutz installierst Du erst, nachdem Du das jetzt lodernde Feuer gelöscht hast.


    Manchen Hunden hilft es, wenn sie sitzen bleiben und den fremden Hund vorbeigehen sehen können. Andere finden es einfacher, in Bewegung zu bleiben. Das musst Du ausprobieren. Vermeide es, frontal auf andere Hunde zuzugehen und lauf Bögen.


    Was ich nicht machen würde, ist den Hund zusätzlich mit Begegnungen zu stressen. Ich würde mich auch nicht darauf versteifen, dem Hund beibrigen zu wollen, dass andere Hunde toll sind, selbst wenn er an der Leine ist. Der Schlüssel ist, dass er lernt, sie zu ignorieren und dass er merkt, dass sie ihm nichts tun. Noch besser ist es, wenn Du Deinem Hund zeigen kannst, dass er durch sein eigenes Verhalten (ich ignoriere andere Hunde einfach) dasjenige der fremden Hunde beeinflussen kann.


    Vielleicht wäre auch Grisha Stewart's BAT Training etwas für Euch. Social Walks würde ich persönlich meiden wie der Teufel das Weihwasser.

    Mein Freund und ich sind auf der Suche nach einem großen Hund, der nicht oder wenig haart und keinen bis wenig/kontrollierbaren Jagdtrieb hat. Irgendwie fällt mir da gar nichts ein. Hat jemand ne Idee? :)

    Rauhhaarige Hunde, die regelmässig getrimmt und gepflegt werden, haaren häufig relativ wenig. Doodles aus bestimmten Verpaarungen (zum Beispiel F1b, also Rückkreuzungen mit einem Pudel) haaren oft ebenfalls gar nicht oder wenig - sind dafür sonst sehr pflegeaufwändig im Fell.


    Grosspudel, Curly Coated Retriever, Irish Water Spaniels und einige der Wasserhunde haaren nicht, bzw. sehr wenig, aber auch die müssen intensiv gepflegt werden.


    Wenns in Extreme gehen soll: Mexikanische und Peruanische Nackthunde haaren praktisch gar nicht und sind ebenfalls mittelgross. Komondor haaren ebenfalls praktisch nicht und sind ziemlich gross. Das Fell neigt dafür zum Verfilzen.